Diskussion:Normalisierungsprinzip

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Das ist die Literatur und die HP die ich zum erstellen dieses Artikels benutzt habe:

Das Normalisierungsprinzip

Vor über 40 Jahren wurde das Normalisierungsprinzip als zentrale Maxime im Umgang mit geistig behinderten erwachsenen Menschen entwickelt. Zunächst war es als Leitlinie für die Gestaltung sozialer Dienste ausgearbeitet. In eine Kurzform gebracht besagt die Normalisierungsformel, dass das Leben geistig behinderter (erwachsener) Menschen in allen Phasen so normal wie möglich zu gestalten ist.

Das Normalisierungsprinzip ist nur eines der zentralen Maximen und Prinzipien im professionellen und alltäglichen Umgang mit geistig behinderten Menschen. Weitere Zielvorgaben sind ein angemessenes Menschenbild, Integration, Partizipation, Empowerment und Inclusion. Letztlich greifen alle diese Prinzipien ineinander über und finden sich teilweise im Normalisierungsprinzip wieder.

Entwickelt wurde dieses Normalisierungskonzept in den 50er Jahren von dem Dänen Bank-Mikkelsen. Der Schwede Nirje arbeitete dieses Normalisierungsprinzip weiter aus, und strebte durch konkrete Zielsetzungen die Umsetzung in die Praxis an. Wolfensberger entwickelte es in den 60er Jahren in den USA und Kanada weiter. In Deutschland gilt Thimm als der Verfechter für das Normalisierungsprinzip.

Nach Nirje sollte das Normalisierungskonzept Auswirkungen auf folgende acht Bereiche haben:

Normaler Tagesrhythmus

Normaler Wochenrhythmus

Normaler Jahresrhythmus

Normale Erfahrungen im Ablauf des Lebenszyklus

Normalen Respekt vor dem Individuum und dessen Recht auf Selbstbestimmung

Normale sexuelle Lebensmuster ihrer Kultur

Normale ökonomische Lebensmuster und Rechte im Rahmen gesellschaftlicher Gegebenheiten

Normale Umweltmuster und –standards innerhalb der Gemeinschaft.

(vgl. Nirje 1994, 13)

"Normalisierung ist also ein Prozess, der sich auf verschiedenen Ebenen vollzieht" (Thimm 1995, 21) und zwar auf sozialpolitischer, sozialadministrativer und sozialpädagogischer Ebene und "anthropologische, ethische und pragmatische Dimensionen"" (Gröschke 1998, 365) beinhaltet, mit der Zielsetzung der Normalisierung der Lebensbedingungen behinderter Menschen.

Gerade unter Berücksichtigung und Anwendung des Art. 3 GG muss das Normalisierungsprinzip eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein. Die Anerkennung des Rechts auf Leben und die Berücksichtigung der Würde des Menschen lässt das Normalisierungsprinzip als Selbstverständlichkeit erscheinen. Wie weit unsere Realität von den im Grundgesetz festgeschriebenen Normen entfernt ist, zeigt sich dadurch, welch hohes Maß an Aufmerksamkeit dem Normalisierungsprinzip entgegengebracht wird, obwohl es selbstverständlich sein müsste. Die Inhalte des Normalisierungsprinzips müssten aufgrund unserer Verfassung eigentlich normaler Alltag sein. Dies zu verwirklichen ist Ziel des Normalisierungsprinzips.

Es bleibt jedoch festzustellen, dass eine Erschwernis dieser Normalisierungsformel in dem Ästhetizismus vieler Menschen liegt. Es besteht die Neigung jeden Makel, jeden Mangel abzulehnen oder abzuwehren. Auch die Angst des Einzelnen vor eigener Unzulänglichkeit und dem Wunsch des Individuums nach "Heil-sein" spielt hier hinein. Durch ein Schwarz-Weiß-Denken wird das eigene Leben erleichtert. Die "Nicht-Heilen" sind schwarz. Ich selber bin dadurch weiß und gut. So wird die Abgrenzung zu und Herabsetzung von den "Aussätzigen" der Gesellschaft verständlich.

Normalisierung darf nicht nur ein Schlagwort sein. Normalisierung muss internalisiert werden und zwar bei dem einzelnen Individuum und von diesem ausgehend auf das soziale Umfeld und letztlich auf das Makro-System (und auch umgekehrt).

Normalisierung, oder die Normalität der Individualität, darf nicht nur Theorie sein, sondern muss akzeptiert und gelebt werden. Das Normalisierungsprinzip muss letztlich praktisches Leben sein.

Die Adressaten des Normalisierungsprinzips (Drei Systemstufen) sind nach dem amerikanischen Behindertenpädagogen und -psychologen Wolfensberger:

die einzelne Person mit geistiger Behinderung (= Primär- oder Mikro-System)

die Institutionen (Meso- oder mittleres System)

die Gesellschaft (Makro- oder größeres System)

Wolfensberger unterteilt diese Adressatenkreise noch in die Handlungsdimensionen Interaktion und Interpretation. Daraus wird deutlich, dass sich die Normalisierung nicht nur auf die Handlungen bezieht, sondern auch auf die Art und Weise, in der Menschen mit geistiger Behinderung "nach außen" dargestellt werden, wie sie der Umwelt symbolisch repräsentiert werden.

Mit der Handlungsdimension der Interpretation auf den drei Systemstufen macht Wolfensberger auf die immer noch geistig verankerten Vor- und Werturteile in der Gesellschaft aufmerksam.

Später wurde von Wolfensberger der Begriff "social role valorization" eingebracht. Dadurch wollte er noch einmal explizit darstellen, dass es bei dem Normalisierungsprinzip nicht um eine Normalisierung im Sinne einer Anpassung des mit Behinderung lebenden Menschen an die Gesellschaft geht, sondern eine Rollenaufwertung angestrebt wird, bei der die Einstellung und die Sichtweise der Gesellschaft entscheidend ist. (vgl. Wolfensberger 1986)

"Immerhin wirken Betroffenen-Verbände, Institutionen, Publizistik und Medien (Aktion Sorgenkind) auf Einstellungsveränderungen hin, und Menschen mit Behinderungen müssen heute ihre Heimatregion in der Regel nicht mehr verlassen, um an einem entlegenen Ort wohnen und Förderung, Bildung oder Therapie erhalten zu können." (Klauß 1996, 56)


Mittlerweile ist die Thematisierung eines mit Behinderung lebenden Kindes sogar in der "Lindenstraße" erfolgt, und von Behinderung betroffene Schauspieler treten in Filmen auf, und selbst im Kino wird im Film "Ganz normal verliebt" die Geschichte zweier Menschen, bei denen Geistige Behinderung diagnostiziert wurde, erzählt. Ein weiterer Schritt vorwärts ist auch die Verleihung der Goldenen Palme von Cannes für den belgischen Schauspieler (mit Down-Syndrom) Pascal Duquenne (Kinofilm: Am Achten Tag).

Ein Punkt, der mir besonders wichtig für eine Vereinfachung der Normalisierungs-Bestrebungen erscheint ist, dass nicht-behinderte Menschen in Kontakt mit Menschen mit Behinderung stehen. Dass der von Behinderung betroffene Mensch nicht mehr separiert wird. Dass so Blockaden überwunden und Einstellungen verändert werden können.

"Anstelle der Heime und Institutionen wurden und werden in den Gemeinden Dienstleistungsangebote für betroffene Menschen geschaffen, z.B. Familienunterstützungsdienste, Frühfördergrogramme, integrierte Vorschulen, Schulungsmöglichkeiten für alle Kinder, auch für jene mit schweren und schwersten Beeinträchtigungen, Berufsbildungs- und Beschäftigungsprogramme, kleine Wohngruppen, unterstütztes Wohnen, Transportdienste, Erwachsenenbildungs- und Freizeitprogramme usw. Die Schaffung all dieser verschiedenen Angebote ermöglicht den geistig behinderten Menschen eine vermehrte Teilnahme am sozialen und politischen Leben ihrer Gemeinschaft." (Nirje 1994, 16)

"Das Normalisierungsprinzip hat als Reformkonzept wie keine andere Zielformulierung das System der Hilfen und die Lebensbedingungen für behinderte Menschen verändert. Im Bereich der Hilfen für Menschen mit geistiger Behinderung kann es als die wichtigste internationale Leitidee überhaupt bezeichnet werden." (Beck, 1996, 20 in Gröschke 1998, 366)


Das Normalisierungsprinzip beinhaltet auch die Normalisierung der Lebensbedingungen von Menschen mit Schwerstbehinderung. In der Realität ist die Umsetzung bisher erst sehr langsam vorangekommen; z.B. wohnen in gemeindenahen Wohngemeinschaften oft nur "weniger schwer behinderte Menschen". Gaedt (1992) weist auf die Gefahr der fehlenden Einbeziehung der mit Schwerstbehinderung lebenden Menschen in den Normalisierungsprozess und die Gefahr der Aussonderung dieser Gruppe in "Schwerbehindertenzentren" hin.

Es ist also erkennbar, daß das Normalisierungsprinzip seine Wirkungen zeigt, dass es zwar auf dem Weg ist, dass das Ziel jedoch noch nicht erreicht ist.

"Besonderer Handlungsbedarf besteht aber nach wie vor bei den Hilfen für Menschen mit schwerer Behinderung. Die Entwicklungen der jüngsten Zeit geben Anlass zur Sorge, dass das hier Erreichte in Zeiten knapper Kassen und wieder auflebenden verstärkten Kosten-Nutzen-Denkens gefährdet ist." (Seifert 1997,247)


In den letzten Jahren lassen sich vermehrt Tendenzen zu einer gewissen Behindertenfeindlichkeit erkennen, die sich sowohl in verschiedenen Gerichtsurteilen (z.B. das sogenannte "Maulkorb-Urteil" des OLG Köln, Jan. 1998 oder das Urteil des Arbeitsgerichts Gießen, Aug. 1999, in dem es erlaubt wird alte, pflegebedürftige Menschen ein "bisschen" zu schlagen) als auch in Übergriffen auf Behinderte zeigen. Dies ist leider ein deutliches Zeichen fehlender Akzeptanz, bzw. ein ablehnendes Verhalten und läuft den Zielen des Normalisierungsprinzips entgegen.

"Bei differenzierter Sichtweise ist demgegenüber zu erkennen, dass es einen erreichten Stand zu verteidigen gilt, der eine Zunahme an Toleranz in der Breite und darüber hinaus wohl bei einzelnen auch ein echtes Engagement umfasst. Es ist alles daranzusetzen, einen Stimmungswandel in der Richtung zu vermeiden, dass offene Ablehnung - ... – ohne heftigen Widerstand öffentlich geäußert werden können." (Klauß 1996, 66)


Diese Form der von Klauß geäußerten Verteidigung des Erreichten würde jedoch die Beibehaltung eines Status-Quo bedeuten, der dem Prozess und dem Ziel des Normalisierungsprinzips nicht entspräche. Vielmehr gilt es das Erreichte beizubehalten und die Ziele des Normalisierungsprinzips weiter zu forcieren, auch wenn starker "Gegenwind" die Bestrebungen sehr erschwert.

Es bleibt zusammenfassend festzustellen, dass das Normalisierungsprinzip eine große Bereicherung für die Behinderten selber, aber auch für unser aller Leben darstellt.

Das ist die Internet Quelle:

http://www.ricardas-homepage.de/Dorothee/Diplom/Diplom-Wolf-St/Kapitel%205/5-1.htm (20.03.04)

Das die benutzte Literatur der Diplomarbeit:

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Williams, Donna (1993): Ich könnte verschwinden, wenn du mich berührst

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Windisch, Matthias (1997): Mehr Lust statt Frust in der Behindertenbetreuung?

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--Bibliophage 17:46, 20. Mär 2004 (CET)

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