Diskussion:Orotukan

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Archipel GULAG

Hallo,

vielleicht könnte man erwähnen, dass Orotukan während der Stalinzeit ein bedeutender Straflagerpunkt des Archipel GULAG war. Dazu im Buch „Der Archipel GULAG“:

„Hier zur Auswahl ein weiteres Untersuchungsgefängnis: der Straflagerpunkt Orotukan an der Kolyma, 506 Kilometer von Magadan entfernt. Es ist der Winter 1937/38. 'Holzzeltsiedlung' wird das genannt, man verstehe es so, dass die gleichen, allerdings mit Holzlatten verschalten, zerrissenen Zelte dort stehen. Die eingelieferte neue Häftlingsgruppe, ein Schub von Gezeichneten, denen eine neue Verhörrunde bevorsteht, sieht, noch ehe sie über die Schwelle tritt, dass jedes Zelt in der Siedlung an drei Seiten, die Tür ausgenommen, von STAPELN ERSTARRTER LEICHEN eingefasst ist. (Mitnichten zur Abschreckung. War bloß kein anderer Ausweg zu finden: Die Leute sterben wie Fliegen, der Schnee ist zwei Meter hoch, außerdem liegt ewiger Frostboden darunter.) Danach folgt das tödliche Warten. Die Zeltbewohner müssen warten, bis sie zur Vernehmung in das Blockhaus des Gefängnisses überstellt werden. Der Einzugsbereich ist indes zu groß, zu viele Karnickel sind aus der gesamten Kolyma-Region zusammengetrieben worden, den Untersuchungsrichtern wächst die Arbeit über den Kopf, und die Mehrzahl der Herbeigeschafften wird sterben müssen, ohne den Richter auch nur zu Gesicht bekommen zu haben. Die Zelte sind randvoll, die Häftlinge liegen zusammengekrümmt auf den Pritschen und am Boden - viele Wochen lang. ('Hast gesehen: randvoll', meldet sich die Grube Serpantinka zu Wort. 'Bei uns müssen die Leute auf die Erschießung warten, freilich, einige Tage nur, dafür aber - stehend. So vollgeschichtet ist der Schuppen, dass sie beim Tränken, wenn man ihnen nämlich statt Wasser Eisstücke vom Eingang her zuwirft, nicht die Hände danach ausstrecken können, bloß den Mund aufsperren, um ein Stückchen zu fangen.') Eine Banja? Haben wir nicht. Spaziergänge? Gibt es nicht. Alles kratzt sich, alles sucht in den Wattehosen, Joppen, Hemden, Unterhosen, alles sucht nach Läusen, allerdings - ohne sich auszuziehen, dazu ist es zu kalt. Die großen, weißen, fettleibigen Tierchen erinnern an Spanferkel. Wenn du eine knackst, spritzt das Blut bis zum Gesicht, die Nägel sind rot.
Vor dem Mittag brüllt ein Aufseher durch die Tür: 'Krepierte zu melden?' - 'Jawohl.' - 'Zupacken, wer sein Brot bekommen will!' Die Zeltbewohner packen zu und tragen die Leichen zu den bereits aufgestapelten hinaus. UND NIEMAND FRAGT NACH DEN NAMEN DER TOTEN! Nach Abrechnung der Stückzahl wird die Brotration, 300 Gramm, verteilt. Dazu kommt ein Napf mit Balanda pro Tag. Mitunter noch Bückling, der von der Sanitätsbehörde als ungenießbar abgeschrieben worden ist. Nach diesem Bissen mehr Salz als Fisch wird man höllisch von Durst geplagt, aber Warmes zum Trinken gibt es nie. Einfach nie. Fässer mit eiskaltem Wasser stehen in den Zelten. Viele Becher muss einer hinunterschlucken, ehe der Durst nachlässt. G.S.M. redet den Kameraden gut zu: 'Lasst den Hering liegen, es ist die einzige Rettung! Alle Kalorien, die euer Magen aus dem Brot gewinnt, gehen fürs Anwärmen dieses Wassers drauf!' Das bringe jedoch einer fertig: ein geschenktes Stück Fisch zurückzuweisen! Sie essen es und trinken dann wieder. Und werden von der inneren Kälte geschüttelt. G.S.M. istt selber nichts davon - und kann uns darum heute über Orotukan berichten.
Vollgepfercht ist die Baracke gewesen - und lichtet sich - und lichtet sich allmählich. In der xten Woche wird der Rest ihrer Einwohnerschaft zum Appell ins Freie getrieben. Im ungewohnten Tageslicht starren sie einander an: blasse, zottelige Gerippe, wie Perlen die Nissen auf den Gesichtern, die Lippen blau und hart, die Augen schwarzumrandet. Sie flüstern kaum hörbar, wenn ihre Namen aufgerufen werden, und da, wo auch das Flüstern ausbleibt, wird das Karteiblatt beiseite gelegt. So klärt sich bald, wer den Verhören entgangen ist - in den Stapeln liegengeblieben war.
Alle, die Orotukan erlebt haben, sagen, dass sie der Gaskammer den Vorzug geben ...“
Zitat aus: Der Archipel GULAG, Alexander Solschenizyn, S. 350-352


Ist das nicht ein oder zwei Zeilen der Erwähnung wert?

Mit freundlichen Grüßen

--2003:F1:13C1:4C45:E52D:9F7D:7C2A:2D7D 03:51, 21. Jan. 2018 (CET)

Hallo, im Art. wird zu Dalstroi verlinkt. Darin werden die Umstände in den Gulag-Lagern knapp geschildert und einige Arbeits- und Sonderlager von Dalstroi, wozu auch Orotukan als kleines Nebenlager gehörte, genannt. Solschenizyn als alleinige Quelle reicht in der WP allerdings nicht. Es muss außerdem historische Fachliteratur hinzugezogen werden. Dazu sind bisher die Quellen im Falle des Lagers von Orotukan recht dürftig. Als Empfehlung hier zum Stand der Dinge auf Portal von Memorial/Deutschland. Bei Suche Orotukan eingeben. Wenn du mehr als hier findest, würde eine ich diesbezügliche Ergänzung gern sehen. --Mfgsu (Diskussion) 02:55, 22. Jan. 2018 (CET)