Diskussion:Persisches Alphabet

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Schrift, Begriffe und einige Buchstabenerklärungen

In diesem ansonsten sehr gelungenen Artikel habe ich einige Korrekturen angebracht:

1. "Pahlavi" ist eigentlich die Sprache der "Parther" (etymologischer Bezug von pahlawī und parθa). Diese waren die Nachfolger der Seleukiden (griech. Nachfolgedynastie Alexanders d. Gr.) im alten Persischen Reich und so waren sie auch stark hellenistisch beeinflusst. Zu jener Zeit waren also die beiden Weltsprachen des Mittleren Ostens das Griechische und das Aramäische. Als die Sassaniden die Macht übernahmen, kam mit ihnen auch die weiterentwickelte (alt-)persische sowie die unter den Parthern gesprochene Sprache, das "Pahlawī", in Umlauf. Hierzu wurde die leicht umgewandelte aramäische Schrift (Kursivschrift) verwendet - eine Art mittelpersische "Nasta‘alīq", wie man aus den Beispielen ersehen kann.
Dass man heutzutage gerne "Pahlavi" sagt, hat meines Erachtens mit einer semantischen Abweichung zu tun, denn "pahlawān“ heißt "Recke" bzw. "Held". Und wer will kein "Held" sein! Vor allem gilt dies seit dem aufkeimenden Nationalismus unter der "Pahlavi"-Dynastie eines Reżā Ḫān aus Sawādkūh am Kaspischen Meer, der demnach eigentlich "Sawādkūhī" geheißen haben müsste ...
Auch die "awestische" Schrift, wie sie heute genannt wird, ist eine mit allen relevanten Vollvokalen versehene Abweichung jener aramäischen Schrift und von daher relativ gut lesbar. Demgegenüber gleicht die "normale" Orthografie der aramäischen Schrift ziemlich exakt der späteren arabischen Orthografie bzw. die Orthografie der aramäischen Schrift wurde teilweise 1 zu 1 in die fortgeschrittenere arabische Orthografie übernommen. Deshalb unterscheidet sich das Neupersische vom Mittelpersischen nur relativ gering.
2. In der Buchstabentabelle habe ich kleine Missverständnisse zu beseitigen versucht. Es handelt sich um die Kommentare zu den Buchstaben ḏāl/ẕāl (ذ), ṣād (ص) und ṭā (ط), die angeblich arabische Lehnwörter anzeigen:
ذ (ḏāl/ẕāl): Dieser Buchstabe kommt selbstverständlich auch in arabischen Lehnwörtern vor, doch bezeichnet er ebenfalls alte persische Begriffe, wie z. B. goẕaštan (گذشتن) oder paẕīroftan (پذيرفتن), welches dem mittelpersischen pat giriftan entstammt und einer der orthografischen Problemfälle bei der Übernahme dieses Begriffes ins arabische Alphabet darstellt, da im Mittelpersischen nur ein einziger gemeinsamer Buchstabe für g, d und y existierte. Und so wurde aus diesem giriftan ein yiriftan, zusammen mit dem paḏ ein paḏyiriftan (پذيرفتن).
ص (ṣād): Dieser "eigentlich" arabische Laut existiert im Persischen natürlich nicht. Dennoch wird der Buchstabe selbst für ur-persische Wörter, wie ṣad (صد ) = "hundert", benutzt. Möglicherweise würde es sonst mit sadd (سدّ) = "Damm" verwechselt. Auch das Zahlwort für "sechzig", šaṣt (شصت), würde vielleicht mit dem persischen Begriff für "Daumen", šast (شست), verwechselt.
ط (ṭā): Dieser Buchstabe wird vielfach auch in Lehnwörtern aus anderen Sprachen benutzt, offenbar um die fremde Herkunft kenntlich zu machen. Beispielsweise steht barbaṭ (بربط) für die auch als ‘ūd (عود) bekannte Kurzhalslaute. Doch ist dieser Begriff, entgegen der Meinung von iranischen Nationalisten, NICHT persisch, sondern griechisch ("barbytos"), und dort bezeichnet(e) es zur Partherzeit ebenfalls ein lautenähnliches Musikinstrument. Ebenso ist oṭāq (اطاق) kein persisches, sondern aus mittelasiatischen Turksprachen stammendes Wort.
--imruz (Diskussion) 10:31, 5. Sep. 2012 (CEST)

Buchstabenkombinationen

Hier habe ich noch eine Anmerkung zu den Verbindungen ‏ یی‎= betontes, geschlossenes (i) (medial, final) [iː], [jiː], z. B. پايين (pāyin) (= unten), ‏جایی ‎ (Dschāyi) (= ein Ort) in der oben angeführten entsprechenden Tabelle. Diese Schreibweise ist zwar nicht gerade ganz falsch, aber doch wohl eher als Tipp- oder Schreibfaulheit (!) interpretierbar. Bei diesen ى-Verbindungen handelt es sich nämlich und eigentlich um Verbindungen von ى als Hamza-Träger (also Stimmabsatz!) und dem anschließenden y bzw. ī, also ئى . Dementsprechend muss es heißen: پائين (pā’īn = unten) und جائى (ǧā’ī = ein Ort). Dieses Hamza trennt die Nachsilbe ’īn vom Wortstamm, der mit Alef endet. Dasselbe gilt für das "Einheits"-ī (= ein) bei ǧā, das als Wortstamm ja ebenfalls mit einem Alef endet. Allerdings muss bei diesen beiden Wortstämmen hinzugefügt werden, dass (پا = der Fuß) auch traditionell als pāy (پاى) wiedergegeben wird, dieses ى also durchaus auch zum Wortstamm gezählt werden kann, und dasselbe gilt für ǧā (جا = der Ort), das auch traditionell als ǧāy (جاى) wiedergegeben wird. Doch entfällt dieses ى jeweils, wenn die Endsilben ئين und ئى angehängt werden. All dies gilt auch für alle anderen Wörter, deren Stamm mit Alef endet und die als Nachsilbe ein ’īn oder ’ī besitzen, wie z. B. tawānā’ī (توانائى = die Macht, Fähigkeit) oder gedā’ī (گدائى = Bettlertum).--imruz (Diskussion) 23:07, 12. Nov. 2012 (CET)