Diskussion:Pragmatik (Linguistik)
Bitte um Äußerungen zu einer interessanten sprachlichen Eigenschaft
Liebe Autoren,
vor langer Zeit habe ich über eine interessante sprachliche Eigenschaft gehört, für die ich leider keine spezielle Bezeichnung kenne. Ich weiß auch nicht, ob diese Eigenschaft in die linguistische Pragmatik oder eher Semantik einzuordnen ist. Deshalb möchte ich mir eurer Hilfe zu mehr Informationen darüber gelangen. Und zwar, geht es um Folgendes:
Man kann mit der Sprache etwas mitteilen, ohne dass man dieses Etwas explizit benennt. Und trotzdem wird man dieses Etwas unmissverständlich erkennen und verstehen, z.B. "Ungefähr nach der Hälfte unserer Reise ist eine junge Mutter in den Bus eingestiegen." Hier versteht man sofort, dass die junge Frau nicht allein in den Bus eingestiegen ist, sondern mindestens ein (kleines) Kind bei sich hatte. Obwohl man also das Kind in diesem Satz nicht erwähnt, ist man seines Daseins sofort bewusst.
Weitere Beispiele, wenn auch etwas anderer Natur, kann man zahlreich in diversen Gesetzestexten finden, wo etwa bestimmte Sachen explizit verboten werden, und man daraus schließt, dass das nicht Benannte dann nicht verboten oder sogar erlaubt ist.
Weiß jemand von euch, womit man hier aus der sprachwissenschaftlichen Sicht zu tun hat? Ich habe mal einen Begriff gehört, der „latente Grammatik“ heißt, habe aber online dazu nichts gefunden und weiß nicht, ob dieser damit etwas zu tun hat. Und Ihr?
Danke für eure Meinungen und Informationen,
-- Tobo71de 17:17, 10. Aug 2005 (CEST)
- Vom meinem laienhaften (aber oft mit Treffsicherheit gesegneten *g*) Standpunkt aus, wuerde ich es folgendermaszen betrachten:
- Erst einmal sind die beiden Beispiele Dank Teufelchen im Detail nicht ganz derselben Natur. Im ersten Fall reicht es theoretisch aus, wenn im Kopf des Zuhoerers eine Kamikaze-Logik abgeht - Sprecher erwaehnte "Mutter" > Sprecher muss irgendwoher wissen, dass sie eine Mutter ist > Hatte wohl ein Kind bei sich. Allerdings wird das wahrscheinlich irgendwann sozusagen kanonisiert. Wie dem auch sei, ich wuerde sagen, es ist gehoert zur Semantik, vielleicht sowas wie „erweiterte Semantik“, oder auch „Implikation“. Ich sehe eine gewisse Verbindung zu sowas wie „das Fenster ist offen“ und „das Fenster ist geoeffnet“ - zweiteres impliziert einen Aktor, obgleich selbiger mit keinem Sterbenswoertchen erwaehnt wird.
- Das zweite Beispiel (Gesetzestext) ist meiner Meinung nach eher eine (stillschweigende) Uebereinkunft, bzw. eine Festlegung. Es gibt (u.a.?) in der Informatik den Begriff der „closed world assumption“, z.B. dass in der Logikprogrammierung nur das als wahr gilt, was explizit als wahr definiert wird, waehrend alles andere falsch ist (obwohl ja eigentlich nur „nicht beweisbar“) - auch das ist nur eine Uebereinkunft. Ich wuerde das deshalb garnicht linguistisch betrachten, sondern eher philosophisch. --FAR 02:15, 15. Nov 2005 (CET)
Ich würde den ersten Fall in der linguistischen Pragamatik am ehesten mit einer "Präsupposition" auf Seiten des Sprechers erklären, die vom Hörer aufgrund der Quantitätsmaxime (Grice; besagt, dass nicht mehr Information vergeben werden sollte als notwendig) angenommen wird. Zur Semantik ist das nicht mehr ganz zu rechnen, da es hier ja nicht um die Bedeutung eines Sprachbausteins geht (Mutter heißt nicht "Frau, die ein Kind bei sich hat"), sondern eben um Implikationen, also ein Kerngebiet der Pragmatik.
Der Schluss im zweiten Fall ist kein individueller, sondern ist Bestandteil zahlreicher Rechtstraditionen. --80.121.44.54 20:32, 2. Dez. 2007 (CET)
Übersetzung Austin
Eine Frage zum im Artikel vorkommenden Zitat „How to do things with words“. Ist das ueberhaupt eine Frage? Ich meine, ich weisz ja nicht, wie Austin selbst es verwendet, aber fuer mich klingt das (wenn man mal das Fragezeichen auszer Acht laesst) eher wie „wie man etwas mit Worten macht“. Also, vielleicht hat er das ja absichtlich gemacht, aber irgendwo wirkt es auf mich seltsam. --FAR 02:14, 15. Nov 2005 (CET)
Linguistik!
Hier sollte es doch um Pragmatik als linguistische Disziplin gehen. Insofern sind hier also einige Bezüge zu "philosophischen Wurzeln" zu eliminieren. Noch dringender gehören die Stellen raus, die die linguistische Prgamatik einem alles vereinnahmenden Semitik-Begriff unterordnen wollen. -80.121.8.55 20:04, 30. Nov. 2007 (CET)
Die "philosophischen Wurzeln" gehören zentral zur Grundlegung von und sind verstehensnotwendig für die linguistische Pragmatik. Ohne Morris, Austin und Searle keine Pragmatik. Und die zweite notwendige Grundlage ist ein alles umfassender Semitiokbegriff; Sprache in ihrer syntaktischen, semantischen und pragmatische Dimension ist nun mal ein Zeichensystem. (nicht signierter Beitrag von 82.113.99.148 (Diskussion) 06:54, 30. Nov. 2012 (CET))
Das eigentliche Problem ist, dass der Artikel nicht zunächst sauber und eindeutig (richtig) auf die Bedeutung in der Linguistik abzielt, sondern diese fast nebensächlich abhakt, während der Fokus zunächst - mit sinnleeren (griffigen) Zitaten und anderem gänzlich Ungeeigneten - auf überschwenglichen und gewichtenden Blödsinn aus ist. Dabei wird mehr Politik als Sachbehandlung betrieben. Da der Artikel so grunsätzlich versagt, fällt es schwer, die einzelnen Fehler sauber zu behandeln. Auffällig ist, dass die vielen zitierten Deutungen sich klar widersprechen. Mal geht es um eine universale Sprachtheorie, dann nur um Semantik ohne Wahrheitsfrage, dann um eine davon gänzlich abgelöste Betrachtung des interpersonellen Kontextes und dann doch nur um die banale und unpassende Frage, "how to do things." Dabei wird auch die Semantik gänzlich falsch pragmatisiert, da es in der Semantik nicht allein um Wortbedeutungen und wahre Sätze, sondern um den Deutungsgehalt (auch "Sinn") einer lexikalischen Klein- oder auch Grobeinheit geht, was auch den kontextuellen Rückbezug auf vorig gemachte Aussagen mit einschließt. Semantik ist also auch nicht kontextunabhängig, sondern lediglich auf strikt den veräußerten Kontext ausgerichtet, im Vergleich zum interpersonellen, kulturellen, idiomatischen, etc. Kontext in der pragmatischen Analyse. Leider haben die Pragmaten, unter Chomsky, aus dem Pragmatismus inzwischen eine universale Heilslehre gemacht (ohne klare Grundlage), weshalb Pragmatik heute extrem überzogen und universell verstanden wird. Dem ist linguistisch aber nicht so. (nicht signierter Beitrag von 2A02:8108:81C0:540:7C87:C519:1C66:F60E (Diskussion | Beiträge) 04:47, 17. Jul 2014 (CEST))
Kritik der Einleitung
Meines Erachtens ist an dem Absatz
- "Sie beschäftigt sich mit der Interpretation von Zeichen auf der Empfängerseite des Informationsmodells. Dabei ist ein Interpret derjenige, für den das Zeichen eine Bedeutung hat. Es wird im Gegensatz zur Semantik ein Fokus darauf gelegt, auf welche Weise der Kontext von Zeichen zu deren Bedeutung beiträgt."
fast alles schief, kann es aber aus Zeitgründen zur Zeit nicht besser formulieren, ohne jemanden zu verärgern. --Hans-Jürgen Streicher 15:38, 31. Jul. 2011 (CEST)
Carnap?
In der gelöschten vorherigen Fassung wurde Carnap zusammen mit Morris als Begründer der Pragmatik genannt. Das ist insofern irreführend, als in der logischen Semiotik - etwa Carnap (1942) - die Pragmatik lange Zeit keine Rolle spielte, vgl. so jedenfalls Trabant, Semiotik (1996), S. 74. --Hans-Jürgen Streicher 15:44, 31. Jul. 2011 (CEST)
Weitere Bestimmungen der Pragmatik ?
Dieser Absatz ist eine Krücke, um den vorgefundenen dortigen Satz irgendwie einzuordnen. In der Stanford Enzyklopädie ist nichts von einem Bischof zu lesen. Ein Nachweis liegt nicht vor. Die Relevanz mir nicht ersichtlich. Der Gedanke auch wenig bahnbrechend. Vielleicht kann der Autor ihn belegen/ausbauen.
Von der Überschrift her müssten jetzt verschieden Bestimmungen der linguistischen Pragmatik kommen. Da diese dem Inhalt und dem Umfang nach sehr umstritten ist, müsste das jemand machen, so gewünscht, der sich besser auskennt. --Hans-Jürgen Streicher 15:51, 31. Jul. 2011 (CEST)
Ich stimme zu, dass der Absatz gestrichen werden sollte, da irrelevant.--"Desto schlimmer für die Wirklichkeit“ 18:05, 22. Okt. 2012 (CEST)
Verständnisprobleme
Ist ja schön wissenschaftlich erklärt, aber für Menschen ohne Abi kaum verständlich. Vielleicht ein paar Beispiele?--Bestoernesto (Diskussion) 16:13, 9. Jan. 2016 (CET)
- gebe ich dir unbedingt recht, das ist bei vielen artikeln ein problem.--Zusasa (Diskussion) 16:16, 9. Jan. 2016 (CET)
Ja, das scheint mir ein grundlegendes Problem der deutschen Wikipedia zu sein. (nicht signierter Beitrag von 217.254.183.120 (Diskussion) 08:01, 11. Jun. 2021 (CEST))
Nicht Morris, Bühler hat's "erfunden"
"Von Morris stammen auch die für die Semiotik fundamentalen Unterscheidungen in Syntaktik, Semantik und Pragmatik."
Diese Dreiteilung scheint mir doch eher auf das Organonmodell von Karl Bühler zurückzugehen, dass er bereits 4 Jahre zuvor (1934) publiziert hatte.
--Verrain (Diskussion) 14:14, 27. Sep. 2019 (CEST)
Ein Satz muss keine nicht-wörtliche Bedeutung haben, um Gegenstand der Pragmatik zu sein
Wörtlich zu verstehende Äußerungen mögen aus Sicht der Pragmatik trivial sein, aber gerade diese Feststellung ist schon Teil der Pragmatik. Der erste Satz des Beitrags suggeriert aber, Nicht-Wörtlichkeit sei eine notwendige Voraussetzung, die ein Text erfüllen muss, um Gegenstand der Pragmatik zu werden.
"Die Pragmatik oder Pragmalinguistik (von altgriechisch πρᾶγμα pragma, deutsch ‚Handlung‘, ‚Sache‘) beschäftigt sich in der Linguistik mit der Beschreibung von kontextabhängigen *und nicht-wörtlichen* Bedeutungen bei der Verwendung von sprachlichen Ausdrücken in jeweils konkreten Situationen und mit den Bedingungen für ihr Entstehen." Das ist Unfug.
Zudem ist die Formulierung "kontextabhängigen und nicht-wörtlichen" zweideutig: Werden sowohl kontextabhängige als auch nicht-wörtliche Äußerungen untersucht oder muss eine Äußerung "kontextabhängig und nicht-wörtlich" sein, um Gegenstand der Pragmatik zu werden?
Besser ist die Einleitung in der englischen Wikipedia:
Pragmatics is a subfield of linguistics and semiotics that studies how context contributes to meaning. (nicht signierter Beitrag von 217.254.183.120 (Diskussion) 08:00, 11. Jun. 2021 (CEST))