Diskussion:Schmalenbach (Halver)
Anmerkungen des Autors
Die Darstellung der frühen Geschichte eines so kleinen Ortes wie Schmalenbach gehört zu den schwierigsten Aufgaben der Geschichtsschreibung. Punktuelle Aufzählung der Quellen: "Nennung in der Schuldenrolle ...", "Erwähnung um ...." spiegeln nicht die geschichtliche Realität wieder. Quellen, mittels derer geschichtliche Zusammenhänge geklärt werde könnten, sind in der Regel nicht vorhanden. Wenn es sie gibt, sind derartige Quellen zu bewerten, weil es sich dabei durchweg immer um eine Sicht des höheren Standes auf den niederen handelt. Es geht stets um Verpflichtungen und Schuldregistraturen. Eine Siedlungsgeschichte anhand seiner tatsächlichen sozio-ökonomischen Bedeutung läßt sich aus keiner schriftlichen Quelle ziehen. (Siehe auch: Johan Huizinga, Herbst des Mittelalters. - Alfred Kröner Verlag Stuttgart 1975, Kapitel "Hierarchischen Auffassung der Gesellschaft" ).
Trotzdem hat Geschichte hier stattgefunden. Sie läßt sich zwar nicht direkt nachweisen, aber sie läßt sich rekonstruieren. Um die Geschichte der Siedlung Schmalenbach zu verstehen, muß man sie im geschichtlichen Kontext betrachten und die Wirkmechanismen, die die geschichtliche Entwicklung ausmachten, auf den Ort runterbrechen. Sicherlich kann man den Ansatz vertreten, es kann alles ganz anders gewesen sein. Wahrscheinlicher aber ist, dass man mit dieser Methode der geschichtlichen Realität am nächsten kommt.
Auch im Falle der Siedlung Schmalenbach ist diese Situation nicht anders. Es gibt aber in diesem Fall einige wissenschaftliche Arbeiten, z.B. von Alfred Jung, private Ahnenforschungen sowie vorhandene schriftliche Quellen. Basierend auf diesem Material, auf den geschichtlichen Rahmen und der konkreten landschaftlichen Umgebung läßt sich trotz alledem ein recht plastisches Bild der Geschichte der Siedlung Schmalenbach nachzeichnen.
Bernd Garrels
Zum frühen Mittelalter
Eichhofen ist mit der Burg auf dem Bollberg wahrscheinlich eine Gründung fränkischer Militärkolonisten während der Sachsenkriege und als Ausbauburg zur Sicherung des Landfriedens und zur Sicherung der strategisch wichtigen alten Heerstraße Köln—Wipperfürth—Bollberg—Breckerfeld entstanden. Es ist anzunehmen, dass Eichhofen bei der Heftigkeit der Auseinandersetzungen während der Sachsenkriege von den Franken aufgegeben wurde, da ansonsten das Stift St. Gereon dort keinen Fronhof hätte errichten können.
Siehe auch: Jung, Alfred: Halver und Schalksmühle, - Untersuchungen und Gedanken zur Siedlungsgeschichte des Amtes Halver, eines alten Kirchspiels im sächsisch-fränkischen Grenzraum. 1. Auflage. Altena: Zeitungsverlag Altena GmbH, 1978 (Altenaer Beiträge, Band 13). - Seite 191
Karl der Große änderte ab 782 seinen Herrschaftsstil bei der Christianisierung der Sachsen; nicht zuletzt aufgrund der innerfränkischen Kritik an der Zwangstaufe und der Unterdrückung der Neugetauften. Im Rahmen dieser Politik dürfte die Grundherrschaft des Stiftes St. Gereon (Säkularkanoniker) mit Eichhofen als Fronhof errichtet worden sein. Ziel des Stiftes war die Ausbreitung des Christentums unter den Sachsen und natürlich die Einnahmen aus der Grundherrschaft.
Siehe auch: Gert Haendler: "Die lateinische Kirche im Zeitalter der Karolinger". - evangelische Verlagsanstalt GmbH, Berlin 1985. - 1. Auflage . - Seite 100 sowie „Propyläen - Geschichte Deutschlands bis 1024“. - Berlin 1994. - Seite 254
Siehe auch: Propyläen - Geschichte Deutschlands 1250 bis 1590, Kapitel "Ländliches Leben und Wirtschaften")
Zum Hochmittelalter
Nach 840 verschob sich im ostfränkischen Reich das Gewicht zunehmend in Richtung der Sachsen. Der Verfall des fränkischen Herrschaftsystems war beträchtlich. Am stabilsten und erfolgreichsten waren noch die geistlichen Grundherrschaften. Endgültig in die Krise kam die fränkische Herrschaft als nach 900 die Ungarn jahrzehntelang das Land rechts des Rheins verheerten und bis zur Ruhr vorstießen. Die nachfolgenden Jahre bis zur endgültigen Abwehr der ungarischen Angriffe im Jahr 955 unter dem König Otto I. waren mit enormen Kraftanstrengungen im Reich und insbesondere in den sächsischen und fränkischen Gebieten verbunden. Im Rahmen dieser Anstrengungen wurde über das Sauerland ein Netz von Burgen und wahrscheinlich auch die Burg auf dem Bollberg errichtet. Diese Anstrengungen waren nur mit einem neuen Ansatz der Ausübung der Grundherrschaft zu bewältigen. Das Eigeninteresse und die Selbständigkeit der Hörigen bei der Bewirtschaftung des Landes war entscheidend zu verbessern. Die Grundherrschaften mussten ihren Ertrag abwerfen, auch wenn die Herrschaft nicht ständig präsent war.
Siehe auch: "Krise des Reiches" in: Propyläen - Geschichte Deutschlands bis 1024. - Berlin 1994. - Seite 254, 323-334 sowie 469-474" sowie "Jung, Alfred: Halver und Schalksmühle, ... - Seite 40-44"
Zur Reformationszeit
Die Unruhen zu den Zeiten des Bauernkrieges betrafen weite Teile Deutschlands und offensichtlich auch das Süderland. Der Ausfall einer wirksamen Zentralgewalt und das Ineinandergreifen sozialer Konflikte und religiöser Impulse lagen den Geschehnissen dieser Zeit zugrunde. Der Augsburger Religionsfrieden von 1555 schuf im Reich für eine gewisse Zeit eine, wenn auch fragile, Stabilität. Den fürstlichen Landesherren wurde die Entscheidung darüber zugestanden, welches Bekenntnis sie und damit auch ihre Untertanen annehmen wollten. Die kleineren Grafschaften in Westfalen wechselten zum Luthertum über und bestätigten damit Tendenzen, die sich bereits vor 1548 gezeigt hatten. Dies galt auch für die Grafschaft Mark. Beide unterstanden dem katholischen Wilhelm (Jülich-Kleve-Berg), der allerdings seinen Territorien jeweils eine eigene Konfessionsentwicklung gestattete. Während das Herzogtum Jülich überwiegend katholisch blieb, waren Kleve und Berg gemischtkonfessionell, Mark und Ravensberg hingegen mehrheitlich lutherisch. Auf dem Höhepunkt der Reformation vollzog der Erzbischof und Kurfürst von Köln (Gebhard I. von Waldburg 1577–83), zu dem der Hof Schmalenbach formal noch gehörte, einen Glaubenswechsel zum ev.-lutherischen Glauben und versuchte sein Erzbistum in ein erbliches Kurfürstentum umzuwandeln. Im Rahmen dieser Ereignisse stellte er es seinen Untertanen frei, welche Religion sie wählen wollten. Der Glaubenswechsel des Erzbischofes störte das Gleichgewicht zwischen den katholischen und protestantischen Kräften im Reich empfindlich und führten zu den Kölnschen Kriegen (Truchsessischer Krieg) (1583 bis 1588). Im Rahmen dieses Krieges dürfte das Herrschaftsverhältnis von St. Gereon über den Oberhof Eichhofen und damit über den Hof Schmalenbach endgültig zerrüttet worden sein.
Siehe auch: "Relegionsfrieden von Augsburg" in Johannes Arndt "Westfalen im konfessionellen Zeitalter". - http://www.lwl.org/westfaelische-geschichte/portal/Internet/input_felder/langDatensatz_ebene4.php?urlID=32&url_tabelle=tab_websegmente
Siehe auch: Propyläen - Geschichte Deutschlands. - Vierter Band . - Verlag Ullstein GmbH (1983). - Kapitel: "Wird die Reformation eine nationale Bewegung"
Die Konfessionsentwicklung in Westfalen im 17. Jahrhundert. - Dissertationsschrift von Dr. rer. nat. Rainer Brücker an der Westfälischen Wilhelms-Universität zu Münster in Westfalen . - http://miami.uni-muenster.de/servlets/DocumentServlet?id=1684
Zur Neuzeit
Gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges war eine neue Generation herangewachsen. Auffallend ist der Kinderreichtum, nicht nur der Schmalenbachs, sondern "auch die schnelle Wiederverheiratung beim Tod eines der Ehepartner, auch bei großem Altersunterschied." (Siehe auch: http://www.turck-ahnenforschung.de und Propyläen - Geschichte Deutschlands, Band 5 Berlin 1984. - S 63.) Diese Generation besaß ein hohes Maß an Selbstorganisation und den Willen zum Handeln. (Propyläen - Geschichte Deutschlands, Band 5 Berlin 1984 . - S 64.) Es sieht so aus, als ob sich die Schmalenbachs, wie auch andere Bauerngüter um Halver, eine relative (Lehns-)Unabhängigkeit schaffen konnten. Dafür spricht, dass die von Edelkirch bis 1683 einen jahrzehntelangen Rechtsstreit führten, ob Edelkirchen ein freiadliges und damit steuerfreies Gut sei oder nicht. Es wurde die Entscheidung gefällt, es sei keins. (Siehe: Jung, Alfred: Halver und Schalksmühle. - S. 155). Ein Bauernlegen (Geschichte), wie in der Mark Brandenburg, hat in der Grafschaft Mark nicht stattgefunden. 1705 wird das Gut Schmalenbach im Kataster der kontribuablen Güter als steuerpflichtiges Bauerngut registriert. Steuerpflichtige Bauerngüter lagen im Fall der Grafschaft Mark viel eher im Interesse Preussens als nichtsteuerpflichtige Freigüter. Die klevisch-märkischen "ritterbürtigen" Stände waren in Brandenburg/Preussen weitestgehend paralysiert, weil sie sich gegenüber dem Kurfürsten als sperrig erwiesen hatten. Sie waren am Königshof unter Friedrich-Wilhelm I und Friedrich II regelrecht verhaßt. (Siehe auch: Manfred Luda "Der Amtmann geht, der Landrat kommt" in "Der Märker" 52(2003)1 und 52(2003)2).
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Bernd Garrels 19:42, 22. Apr. 2009 (CEST)
Auslagerung der Namensträger
Im Zuge der Verschiebung auf Schmalenbach (Halver) habe ich die Namensträger auf die Begriffsklärungsseite Schmalenbach ausgelagert. Zum Ursprung des Namens stand und steht ja nicht wirklich viel in dem Artikel. Zwar ist es auffällig, dass alle prominenten Schmalenbachs aus dem rheinisch-westfälischen Grenzgebiet stammen, und der heutige Halveraner Stadtteil ist offenbar das einzige Schmalenbach im heutigen NRW, sodass es plausibel klingt, dass der Name dorther stammt (die beiden süddeutschen Schmalenbachs wurden vielleicht erst in neuerer Zeit ins Standarddeutsche übersetzt) – aber diese Theorie müsste irgendwo veröffentlicht sein, sonst ist das Theoriefindung. -- Olaf Studt 17:25, 7. Mai 2009 (CEST)
Defekter Weblink
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– GiftBot (Diskussion) 18:18, 2. Dez. 2015 (CET)