Diskussion:St. Rasso (Grafrath)
Hallo, von einer IP wurde eine Dissertation (1967) zum Thema Urologie in Literaturvz. eingetragen, die ich soeben "auskommentiert" habe. Falls jemand feststellen kann, ob diese (1.) existiert und (2.) allenfalls für Lemma Rasso relevant sein kann, bitte um Mitteilung. Zur Beschreibung der Kirche passt sie gewiss nicht. -- W.H.Wö 12:09, 20. Nov. 2007 (CET)
Das Lemma "St. Rasso (Grafrath)" ist höchst ungeschickt, denn das würde zuallererst mal den Heiligen selbst bezeichnen. Dass es eine Kirche ist, war durch das Lemma Wallfahrtskirche St. Rasso (Grafrath) deutlich gemacht. Die idiotische Manie, die Kirchenartikel so kurz und unverständlich (und schlecht auffindbar) zu benennen, sollte endlich mal aufhören. --AndreasPraefcke 17:39, 4. Apr. 2011 (CEST)
Eintrag St. Rasso
Darf ich einige Anmerkungen zum neuen Eintrag über St. Rasso anbringen. Sie betreffen hauptsächlich Dinge, die aus dem alten Kirchenführer übernommen, aber ungenau oder inzwischen als unzutreffend nachgewiesen sind (und im neuen Kirchenführer nicht mehr auftauchen). Dazu gehören unter anderem:
Zu Geschichte:
Den neuen Hochaltar hat die Stadt München, nicht das Chorherrenstift Dießen, ausgeschrieben und in Auftrag gegeben - nach Eingang der Entwürfe von Johann Baptist Straub und seinem Schüler Ignaz Günther (beide sind erhalten) an Straub.
Zu Beschreibung: 1. Die Kirche hat kein Querschiff, sondern auf der Nord- und Südseite jeweils zwei gleiche Anbauten, die von außen wie zwei Querschiffe aussehen. 2. Der Grundriss ist nicht vom Vorarlberger Münsterschema „abgeleitet“, sondern Michael Thumb war selber an der Entwicklung dieses Schemas wesentlich beteiligt. Als erstes Beispiel gilt die von Michael Thumb um die gleiche Zeit (1686-1692) gebaute Kirche in Obermarchtal. 3. Beim angegebenen Längenmaß der Kirche von 32,5 m ist die Empore nicht berücksichtigt. Der Chor ist nicht nur „etwas schmäler“, sondern bei einer Differenz von 5 Metern deutlich schmäler (bei der Höhe könnte man sagen „etwas“ niedriger – Differenz 1 Meter). 4. Bei Michael Thumb sollte man deutlicher sagen, dass er zu dieser Zeit in Dießen neue Klostergebäude errichtete, nicht mit dem Bau einer neuen Kirche beschtäftigt war. 5. Der Dachreiter besitzt die heutige Form seit dem Wiederaufbau nach einem Unwetter 1749, deshalb hat ihn Bergmüller 1753 auch in dieser Form bereits auf dem Chorfresko dargestellt.
Innenraum: 1. Das Chronogramm auf dem mittleren Deckenfresko ergibt nicht 1752, sondern eindeutig 1753 (bei adinvenit ist auch das zweite i als Zahl I gekennzeichnet!) 2. Das Westbild zeigt nicht den hl. Rasso als „Bezwinger der Ungarn“, sondern als Schützer seiner Untertanen vor feindlichen Überfällen. Abgesehen, dass Siege Rassos gegen die Ungarn heute von Historikern als unzutreffende Deutung Aventins von zwei Reiterfiguren in Mauerkirchen angesehen werden, wollte auch Straub nur den Heiligen als Schützer seiner Untertanen vor feindlichen Überfällen darstellen und griff deshalb auf das „Feindbild“ seiner Zeit (Türken) zurück. Man sollte aus historischer Redlichkeit die Ungarn aus dem Spiel lassen, selbst wenn, was möglich ist, Rasso damals an Kämpfen in Ungarn beteiligt war. Heutige Ungarn haben sich mit Recht in Grafrath über die fragwürdige Betonung des Heiligen als Ungarnbezwinger beschwert. 3. Mittleres Fresko: Der hl. Rasso empfängt nicht den Benediktinerhabit, sondern den grauen Talar der Chorherren. Seit dem Chorherrn Keferloher (ca. 1640) setzte sich in Dießen die Meinung durch, Rasso habe ein Chorherrenstift gegründet, weil das Nachfolgekloster in Dießen auch ein solches war. Die Dießener Chronisten vorher und die gesamte Andechser Überlieferung (auch die Bilder in der Kirche in Andechs) gehen allerdings wohl zu Recht davon aus, dass Rasso ein Benediktinerkloster gegründet hat. Der Benediktinerhabit ist aber schwarz. J. B. Zimmermann hat an der Emporenbrüstung in Andechs dargestellt wie Rasso den schwarzen Benediktinerhabit empfängt. Man geht dem Problem aus dem Weg, wenn man schreibt „das Ordensgewand“. 4. Auf dem Chorfresko: nicht Rasso „fährt in den Himmel auf“ – das wird nur von Jesus gesagt, sondern er wird emporgehoben. 5. Angerufen wurde und wird der Heilige nicht nur bei Unterleibsleiden. In der frühen Zeit scheinen es tatsächlich mehr als die Hälfte solcher Leiden gewesen zu sein. Auf dem Fresko sind aber nur zwei der zehn dargestellten Personen von solchen Leiden betroffen. Die in Vorbereitung befindliche Herausgabe des ersten Mirakelbuchs mit über 600o Einträgen wird zuverlässigere Aussagen ermöglichen.
Ausstattung: 1. Die Inschrift DUX BAVARIAE ist zu übersetzen „Herzog von Bayern“, hat also nichts mit den Ungarnkriegen zu tun. Der Titel stammt aus der ältesten Chronik von Andechs. Deshalb findet sich auf dem Fresko auch groß das bayerische Herzogswappen. 2. Die Figurengruppe oberhalb der Grabstele stammt ebenfalls aus der Schule von Straub. Die Figuren sind aus Holz, nicht aus Stuck, also keine Wessobrunner Arbeit. 3. In „seinem Schrein“ auf dem Hochaltar ruht der hl. Rasso erst seit Fertigstellung des neuen Hochaltars. Richtig ist, dass er seit 1965 auf dem Hochaltar liegt, auf dem alten Hochaltar hinter einem Vorhang verborgen, den man hochziehen konnte. 4. Wenn man das Altarbild des rechten Seitenaltars (Taufe Jesu) erwähnt, sollte man auch das gleichzeitig entstandene (16. Jahrhundert fraglich) Altarbild der Geburt Christi erwähnen. Es gehört zum theologischen Programm der Vorgängerkirche. 5. Vor dem Chor liegt nicht nur die Grabplatte, sondern die von einem frühbarocken Gitter umgebene Grabstätte mit der Deckplatte des alten Hochgrabes.
Weblinks: 1. Hinweis auf die „reich bebilderte Web-Seite sollte man weglassen, da sie viel Falsches enthält (Schlacht auf dem Lechfeld nicht 948!!) 2. Der Hinweis auf „Rasso wahrscheinlich älter“ erweist sich als error. Man sollte gleich auf die Abhandlung hinweisen, auf die sich er Zeitungsartikel bezog, in der alle Quellen über den hl. Rasso und die Kirche in ihrer zeitlichen Abfolge, in ihrer Abhängigkeit voneinander und in ihrem Aussagewert untersucht sind: Meßmer Ernst: Grafrath und die Anfänge von Dießen und Andechs. Neue Bewertung und Auswertung der Quellen über frühe Zusammenhänge, in: Oberbayerisches Archiv 133. Band (2009), S. 161-246. Im Artikel über Rasso ist er als Literatur angegeben. 3. Von den zwei im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek genannten Monographien ist hier nur eine von Interesse: Meßmer, Ernst: Das wundersame Grab von Graf Rasso. Geschichte der ungewöhnlichen Wallfahrt und Wallfahrtskirche zu St. Grafrath, St. Ottilien 2004.
--GrafRath 11:08, 27. Apr. 2011 (CEST)