Diskussion:Stadtpfeifer
Schandpfeife
"Hatte einer der Lehrburschen bei einem Auftritt versagt, so musste er eine Zeit lang die „Schandpfeife“ (=Blockflöte) spielen."
Kann da jemand eine Quelle angeben? Interessiert mich sehr.
Musicologus 23:13, 1. Nov. 2006 (CET)
Ich habe den Begriff "Schandpfeife" in keinem Musiklexikon gefunden. Den Satz habe ich daher gelöscht. Die Blockflöte war im 16. bis 18. Jahrhundert ein anerkanntes Instrument und keine Schande. Heinrich der Achte war leidenschaftlicher Spieler mit einer ansehnlichen Sammlung von Instrumenten. Auch Bach schätzte das Instrument. Siehe 4. Brandenburgische.
Musicologus 12:47, 2. Nov. 2006 (CET)
"Schon in frühen Zeiten der Stadtpfeifer gab es häufig Kritik über den Missbrauch der Kunst durch die "Bierfiedler, Sackpfeifer und dergleichen Geplärr"."
Das hat nichts mit Stadtpfeiffer zu tun. Die spielten meines Wissens keinen Dudelsack.
"Zahlreiche Mitglieder der Familie Bach wirkten als Stadtpfeifer, und von Johann Sebastian Bach sind Meinungsverschiedenheiten mit der Stadtpfeiferei in Leipzig überliefert."
Das ist nicht mit Quellen belegt. Musicologus 06:51, 10. Mär. 2007 (CET)
Zu der Bedeutung der Stadtpfeifer als Institution in manchen deutschen Städten und auch zu ihrer gesellschaftlichen Einbindung ist vielleicht deren Auftreten in E.T.A Hoffmanns (autobiographischer) Künstlernovelle "Die Fermate" erwähnenswert. Dies bezieht sich auf eine deutsche Kleinstadt (Königsberg? war aber wohl keine richtige Kleinstadt (?!)) um die Jahrhundertwende 18./19. Jahrhundert. Zitat:
"(...) Ein ganzes Eden erschloß sich mir aber, wenn, wie es im Winter zu geschehen pflegte, der Stadtpfeifer mit seinen Gesellen, unterstützt von ein paar schwächlichen Dilettanten, ein Konzert gab und ich in der Symphonie die Pauken schlug, welches mir vergönnt wurde wegen meines richtigen Takts. Wie lächerlich und toll diese Konzerte oft waren, habe ich erst später eingesehen. Gewöhnlich spielte mein Lehrer zwei Flügelkonzerte von Wolff oder Emanuel Bach, ein Kunstpfeifergesell quälte sich mit Stamitz, und der Akziseeinnehmer blies auf der Flöte gewaltig und übernahm sich im Atem so, daß er beide Lichter am Pult ausblies, die immer wieder angezündet werden mußten.
(...)
Den andern Morgen hatte der Onkel alles, was nur geigen und pfeifen konnte, zur Probe bestellt. Stolz wollte er zeigen, wie herrlich unsere Musik beschaffen, es lief indessen höchst unglücklich ab. Lauretta legte eine große Szene auf, aber gleich im Rezitativ tobten sie alle durcheinander, keiner hatte eine Idee vom Akkompagnieren. Lauretta schrie – wütete – weinte vor Zorn und Ungeduld. Der Organist saß am Flügel, über den fiel sie her mit den bittersten Vorwürfen. Er stand auf und ging in stummer Verstocktheit zur Türe hinaus. Der Stadtpfeifer, dem Lauretta ein: ›Asino maledetto‹ an den Kopf geworfen, hatte die Violine unter den Arm genommen und den Hut trotzig auf den Kopf geworfen. Er bewegte sich ebenfalls nach der Türe, die Gesellen, Bogen in die Saiten gesteckt, Mundstücke abgeschraubt, folgten. Bloß die Dilettanten schauten umher mit weinerlichen Blicken, und der Akziseinnehmer rief tragisch: ›O Gott, wie alteriert mich das!‹ – Alle meine Schüchternheit hatte mich verlassen, ich warf mich dem Stadtpfeifer in den Weg, ich bat, ich flehte, ich versprach ihm in der Angst sechs neue Menuetts mit doppeltem Trio für den Stadtball. – Es gelang mir, ihn zu besänftigen. Er kehrte zurück zum Pulte, die Gesellen traten heran, bald war das Orchester hergestellt, nur der Organist fehlte. Langsam wandelte er über den Markt, kein Winken, kein Zurufen lenkte seine Schritte zurück.(...)"
[zitiert aus der gemeinfreien Quelle: www.zeno.org} (nicht signierter Beitrag von 91.12.82.145 (Diskussion) 02:48, 4. Feb. 2014 (CET))