Diskussion:Studentenkarzer (Göttingen)
Bei der hier wiedergegebenen Geschichte von Mr. Bell handelt es sich, folgt man den Aussagen des Göttinger Karzer-Experten Dr. Gert Hahne, um eine Schönwetterlegende. In seiner Doktorarbeit zum Thema „Göttingens Karzer“ (bereits unter den Literatur-Quellen angegeben) schreibt er ab S. 101 über Bell und die Philosophin Edith Stein:
„Er (Bell) war als Kanadier zunächst nicht interniert worden, in Göttingen kam ein deutscher Bekannter an seiner Wohnung vorbei und rief zu seinem Fenster hinauf, was er von der japanischen Kriegserklärung an Deutschland halte. Bell antwortete zum Fenster hinausgelehnt zurück: „Für uns ist sie natürlich sehr vorteilhaft.“ Diese Aussage wurde von einer vorübergehenden Dame gehört und als deutschfeindliche Kundgebung angezeigt. Bell wurde in seiner Wohnung in Schutzhaft genommen. (...) Der Gefangene berichtete Edith Stein (die ihn im Karzer besuchte), dass er ursprünglich ins Polizeigefängnis gesollt hätte, dieses war aber nicht für einen längeren Aufenthalt eingerichtet. So hatte der Direktor der Universität, der Mathematiker Runge den Karzer zur Verfügung gestellt, um Bell nicht in das Göttinger Polizeigefängnis, welches im Wesentlichen als Ausnüchterungszelle fungierte, einsitzen zu sehen. Nach drei Monaten im Karzer wurde Bell ins Gefängnis nach Hannover gebracht. Die Philologische Fakultät hatte ihn von der Universität verwiesen. Dadurch, so argumentierten sie, hatte er auch kein „Recht“, im Karzer zu sitzen. Nachdem Bell für zwei Wochen in Hannover im Gefängnis war, hatte Professor Runge die Erlaubnis erwirkt, ihn in sein Haus aufzunehmen. Einige Wochen später wurde Bell, wie alle anderen Angehörigen des Commonwealth dann auch, interniert. Er kam in ein Kriegsgefangenenlager in der Nähe von Berlin und musste dort bis zum Ende des Krieges bleiben. Bell starb hoch angesehen am 4. April 1965 in seinem Haus in Nova Scotia, Kanada.“ (nicht signierter Beitrag von Ataxe (Diskussion | Beiträge) 17:05, 14. Sep. 2011 (CEST))