Diskussion:Wilhelm Kamlah
Wie bringt man es fertig, von einer politisch bedingten Entlassung zu sprechen und gleichzeitig die jüdische Versippung in Parenthese anzumerken? Genauso sinnfrei könnte man schreiben, es seien Millionen Europäer aus politischen Gründen ermordet worden (Juden nach den Definitionen der Nürnberger Gesetze)! Man muß doch bei der Anwendung des sog. Berufsbeamtengesetzes gerade die politischen Entlassungsgründe von den rassistischen unterscheiden; der Gesetzestext enthält da ja durchaus klare Formulierungen. Aufgrund des BBG wurden drei Gruppen von Beamten entlassen: politisch als unzuverlässig geltende, "rassisch" als nicht zumutbar geltende (es ging natürlich ausschließlich um als Juden geltende oder mit Juden "versippte" Beamte), aus organisatorischen Gründen überflüssige. Die ersten beiden Gruppen machen fast 100% der Entlassenen aus. Es ist nicht etwa nebensächlich anzugeben, welcher Paragraph des BBG in Anwendung gebracht wurde, weil es z. B. bei den sog. Juden Ausnahmebestimmungen gab (Frontkämpferstatus), nicht aber z. B. bei tatsächlichen oder angeblichen Kommunisten.-- 141.91.129.7 11:03, 1. Apr. 2010 (CEST)
Berufsbezeichnungen und Kategorien
In der Wikipedia ist gerade in Artikeln zu Personen, die der allgemeinen Öffentlichkeit weniger bekannt sind und deren Autoren dementsprechend dem relativ kleinen Kreis angehören, der sich mit der jeweiligen Person auskennt, häufig das Bemühen erkennbar, die Relevanz der jeweiligen Person zu heben, indem man sie als großes Multitalent darstellt - jedes Fach, in dem jemand mehr als zwei Vorlesungen gehört hat, und jedes Hobby, dem er vor Zeugen nachgegangen ist, wird dann zum Berufstitel erhoben. Die Kriterien enzyklopädischer Relevanz beziehen sich aber auf die Tätigkeiten, mit denen jemand öffentlich hervorgetreteten ist und eine Wirkung erzielt hat.
Wilhelm Kamlah ist in Fachkreisen bekannt als Philosoph mit in der Tat durchaus schulbildender Wirkung. Theologie und Geschichte mag er studiert haben, aber mit welchen Veröffentlichungen ist er denn als Theologe oder Historiker hervorgetreten? Promotion, Habilitation und Lehrtätigkeit erfolgten im Fach Philosophie, das Publikationsverzeichnis im Artikel weist nur philosophische Arbeiten aus, deswegen sehe ich keine Veranlassung, "Theologe" und "Historiker" als Professionen anzugeben. (Jürgen Habermas wird dadurch, dass er im Nebenfach Geschichte studiert und später Beiträge zum Historikerstreit verfasst hat, ja auch nicht zum Historiker.)
Die Musikwissenschaft ist ein Grenzfall. Kamlah hat in der Tat ein paar Werke von Schütz herausgegeben. Diese Tätigkeit gehört zweifellos in die Beschreibung seines Wirkens, aber wären das seine einzigen Publikationen, so würden sie als solche sicher keine enzyklopädische Relevanz stiften. Vor allem muss man hier den historischen Kontext sehen: In den 1920er Jahren entstand eine musikalische Jugendbewegung, die sich besonders der Pflege der Alten Musik widmete: Die "handwerklich" gearbeitete, technisch unkomplizierte Musik der "Alten Meister" galt als Kontrastprogramm zu bürgerlichem Individualismus und Virtuosentum. Das war vor allem eine Laienmusikbewegung. Kamlah hat damals wohl auch Musikwissenschaft studiert, und er hat sich in dieser Laienmusikbewegung als Amateur-Chorleiter betätigt. Aus dieser Tätigkeit gingen seine Schütz-Ausgaben hervor, die im mit dieser Musizierpraxis eng verbundenen Bärenreiter-Verlag erschienen. (Vgl. Werner Breig: Schütz-Gesamtausgaben, in: Reinmar Emans, Ulrich Krämer [Hg.], Musikeditionen im Wandel der Geschichte, Berlin/Boston 2015, S. 107ff.) Das war eine Editionstätigkeit für praktische Zwecke, die natürlich ein gewisses Maß an musikwissenschaftlichen Kenntnissen voraussetzt, aber keine musikwissenschaftliche Tätigkeit im eigentlichen Sinne. Pianisten oder Geiger, die Klavier- oder Violinsonaten für die Praxis mit Fingersätzen versehen herausgeben, werden dadurch auch nicht zu "Musikwissenschaftlern". Dieses Engagement für die Wiederentdeckung der Musik von Schütz war eine Episode in der Biographie von Kamlah, die damals eine bedeutende Wirkung hatte, das gehört selbstverständlich in den Artikel. Für die Berufsbezeichnung "Musikwissenschaftler" sehe ich trotzdem keine Grundlage, da Kamlah meines Wissens nach dieser Episode nicht mit musikwissenschaftlichen Fachveröffentlichungen hervorgetreten ist.
Das unsinnige Bemühen von Wikipedia-Autoren, die von ihnen - verdienstvollerweise - porträtierten Persönlichkeiten für jede sporadische Nebentätigkeit in eine Kategorie einzuordnen, führt im Zeitalter der Bots dann zu vollends abwegigen Resultaten: Gibt man bei Google den Namen Wilhelm Kamlah ein, dann erscheint rechts ein Hinweis auf Kamlah mit der Bezeichnung "Theologe". Das war er aber nicht. Als Philosoph hat er etwas geleistet. Dass er in Suchmaschinen aufgrund eines automatisierten profiling plötzlich fachfremd auftaucht, trägt zu seinem Ansehen nichts bei. -- 80.187.119.167 11:44, 27. Dez. 2017 (CET)
Kuno Lorenz Schüler Kamlahs?
Moin. Ich habe die Bearbeitung [hier] rückgängig gemacht. Lorenz hat seine Einführung in die philosophische Anthropologie. 1990, Darmstadt ²1992 ISBN 3-534-04879-2 im Anschluss an die Anthropologie Kamlahs geschrieben. Mehr Schüler geht nicht.--Pacogo7 (Diskussion) 22:48, 18. Jul. 2018 (CEST)