Distel-Sommerwurz

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Distel-Sommerwurz

Distel-Sommerwurz (Orobanche reticulata)

Systematik
Asteriden
Euasteriden I
Ordnung: Lippenblütlerartige (Lamiales)
Familie: Sommerwurzgewächse (Orobanchaceae)
Gattung: Sommerwurzen (Orobanche)
Art: Distel-Sommerwurz
Wissenschaftlicher Name
Orobanche reticulata
Wallr.

Die Distel-Sommerwurz (Orobanche reticulata), auch Netzige Sommerwurz genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Sommerwurzen (Orobanche) innerhalb der Familie der Sommerwurzgewächse (Orobanchaceae).

Beschreibung

Blütenstand
Illustration aus Flora Batava, Volume 20

Vegetative Merkmale

Die Distel-Sommerwurz ist eine mehrjährige krautige Pflanzen, die Wuchshöhen von 25 bis 70 Zentimetern erreicht.

Generative Merkmale

Die Blütezeit reicht von Juni bis Juli. Die Blüten befinden sich in einem ährigen Blütenstand.

Die zwittrige Blüte ist zygomorph mit doppelter Blütenhülle. Die zwei Hälften des Kelchs weisen meist keine deutliche Nervatur oder sind höchstens undeutlich einnervig. Die Kelchspitzen sind oftmals kräftig violett bis schwarz gefärbt, so dass sie sich deutlich von der Krone absetzen. Die Rückenlinie der Krone ist gerade bis kaum gekrümmt und biegt erst in Höhe der Oberlippe nahezu rechtwinklig ab. In der Unterart reticulata ist die Blütenkrone nur an der Basis gelb gefärbt, ansonsten violett und dunkel geadert, die Oberlippe ist dicht mit drüsigen Trichomen besetzt. Die Kronen der Unterart pallidiflora sind weißlich gelb, nur die Lippen sind schwach lila. Die Oberlippe ist schwach mit drüsigen Trichomen besetzt. Die Narbe ist dunkel bräunlich-violett gefärbt.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 38.[1]

Ökologie

Die Distel-Sommerwurz ist ein Vollschmarotzer, der auf Kratzdisteln (Cirsium), Ringdisteln (Carduus), Eberwurzen (Carlina), Witwenblumen (Knautia) und Skabiosen (Scabiosa) parasitiert. Sie besitzt keine Chloroplasten und kann keine Photosynthese betreiben, sie ist daher vollständig auf die Ernährung durch ihre Wirte angewiesen (Holoparasit). Ihr schnelles Wachstum wird durch die in der Wurzelknolle gespeicherten Reservestoffe ermöglicht.

Vorkommen

Die Distel-Sommerwurz ist in Europa, Westasien, im Kaukasusraum, in Marokko und Algerien verbreitet.[2]

Die Distel-Sommerwurz wächst an Acker- und Wegesrändern, auf Brachen und Ruderalflächen, sowie staudenreichen Feuchtwiesen. Sie ist in Höhenlagen von bis zu 1900 Metern zu finden. Sie gedeiht meist auf frischen bis feuchten, meist basen- und nährstoffreichen Böden.

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 2+ (frisch), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 4 (neutral bis basisch), Temperaturzahl T = 4+ (warm-kollin), Nährstoffzahl N = 3 (mäßig nährstoffarm bis mäßig nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 4 (subkontinental).[3]

Systematik

Die Erstbeschreibung von Orobanche reticulata erfolgte 1825 durch Friedrich Wilhelm Wallroth in Orobanches Generis Diaskeue ad Carolam Mertensium. Francofurti ad Moenum: F. Wilmans., S. 42.

Bei manchen Autoren gibt es von Orobanche reticulata etwa zwei Unterarten:

  • Netzige Distel-Sommerwurz (Orobanche reticulata Wallr. subsp. reticulata): Sie kommt in Pflanzengesellschaften der Ordnung Seslerietalia oder des Verbands Mesobromion vor. Ihre Wirtspflanzen sind Carduus defloratus, auf Carlina acaulis oder auf Arten der Gattung Knautia.[1]
  • Blassblütige Distel-Sommerwurz (Orobanche reticulata subsp. pallidiflora (Wimm. & Grab.) Hayek): Sie kommt in Pflanzengesellschaften der Klasse Artemisietea vor. Ihre Wirtspflanzen sind Arten der Gattungen Cirsium und Carduus.[1]

Meist ist aber Orobanche pallidiflora Wimm. & Grab. ein Synonym für Orobanche reticulata Wallr.

Literatur

  • Siegmund Seybold: Flora von Deutschland und angrenzender Länder. Ein Buch zum Bestimmen der wild wachsenden und häufig kultivierten Gefäßpflanzen. Begründet von Otto Schmeil, Jost Fitschen. 93. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2006, ISBN 3-494-01413-2.
  • Hans-Joachim Zündorf, Karl-Friedrich Günther, Heiko Korsch, Werner Westhus (Hrsg.): Flora von Thüringen. Die wildwachsenden Farn- und Blütenpflanzen Thüringens. Weissdorn, Jena 2006, ISBN 3-936055-09-2.

Einzelnachweise

  1. a b c Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 867.
  2. Orobanche im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 30. Juni 2021.
  3. Orobanche reticulata Wallr. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 27. Juni 2021.

Weblinks

Commons: Distel-Sommerwurz (Orobanche reticulata) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien