Domenico Guglielmini

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Domenico Guglielmini, Stich, 1731
Natura de' fiumi

Domenico Guglielmini (* 27. September 1655 in Bologna; † 12. Juli 1710 in Padua) war ein italienischer Mediziner, Mathematiker und Chemiker.

Leben und Wirken

Guglielmini studierte an der Universität Bologna Medizin und schloss das Studium 1678 bei Marcello Malpighi mit dem Doktorat ab. Gleichzeitig studierte er Mathematik bei Geminiano Montanari. 1686 wurde er zum Intendanten der Gewässer (intendente generale delle acque) des Bologneser Gebietes ernannt; ein wichtiger Auftrag, denn die vielen, sich im Gebiete befindenden Gewässer erforderten eine sorgfältige Überwachung zur Vermeidung von Überschwemmungen. Die Erfahrungen, die er dabei sammelte, veröffentlichte er 1697 in seinem Werk über die Hydraulik der Flüsse Della natura dei fiumi.

Guglielmini war mit der Bologneserin Costanza Gioannetti vermählt. Aus dieser Ehe entsprossen drei Töchter und der Sohn Giuseppe Ferdinando, der eine Biographie des Vaters verfasste.

1690 wurde Guglielmini zum Professor der Mathematik an der Universität Bologna ernannt und 1694 zum jenen der Hydrometrie, Lehrstuhl der eigens für ihn errichtet wurde. Aufgrund seines Ruhmes in der Hydrometrie wurden Domenico Guglielmini von der Seerepublik Venedig mehrere Aufträge erteilt und 1698 wurde er als Professor der Mathematik an die Universität Padua berufen. Dort konnte er auch seine Studien in der Medizin weiterführen, sodass er 1702, nach dem Rücktritt von Pompeo Sacchi (1634–1718), auch den Lehrstuhl der Medizin übernahm. Diese beiden Lehrstühle hatte er bis zu seinem Tode inne.

Ende 1709 erkrankte er schwer und war gezwungen seine Lehrtätigkeit aufzugeben; acht Monate später verstarb er an einer Hirnblutung im Alter von 54 Jahren. Er wurde in der Kirche von San Massimo in Padua beigesetzt (in derselben Kirche, in der später auch sein Biograph Giovanni Battista Morgagni beigesetzt wurde); in der Basilika Sant'Antonio da Padova in Padua wurde ihm zu Ehren ein Denkmal errichtet.

Wissenschaftliche Arbeiten

Domenico Guglielmini war einer der wenigen Wissenschaftler seiner Zeit, die den hohen Stellenwert der Mathematik in den empirischen Wissenschaften erkannten. Seine wissenschaftlichen Forschungen umfassten die Hydraulik, die Chemie und die Kristallographie, die Medizin, die Astronomie, die Physik und die Mathematik. Seine Untersuchungen in der Hydraulik gelten als grundlegend und seinen Ruhm in der Geschichte dieser Wissenschaft verdankte er lange Zeit seinen Studien über die Mechanik der Flüssigkeiten.

Auf dem Gebiet der Chemie und der Kristallographie war Guglielmini der erste, der sich für die Kristallbildung der Salze interessierte. Bei seinen vielen Untersuchungen unter dem Mikroskop beobachtete er immer dieselbe Kristallform. Er zeigte, dass die Winkel, die von den Oberflächen der Kristalle gebildet werden, konstant seien und dass dieselbe Substanz immer die gleiche Kristallform aufweise. Mit seinen Studien erweiterte und verallgemeinerte er das Gesetz von der Winkelkonstanz, das von Nicolaus Steno bei Untersuchungen an Quarz gefunden worden war. Guglielmini führte die Winkelkonstanz auf die Existenz von Molekularkräften mit unveränderlichen und konstanten Gesetzen zurück. Guglielmini gilt daher mit Jean-Baptiste Romé de L’Isle und René Just Haüy als einer der Väter der Kristallographie.

Die Forschungen Guglielminis auf dem Gebiet der Medizin galten vor allem der Beschaffenheit und der Natur des Blutes. Es scheint, als sei Guglielmini der Erste gewesen, der die Existenz von kristallisierbaren Salzen im Blut nachwies; ebenso erkannte er, dass ein Blutgerinnsel aus roten Blutkörperchen besteht, die in einem Fibrinnetz eingeschlossen sind.

Auf dem Gebiet der Physik akzeptierte Guglielmini die Wellentheorie des Lichts, die erstmals der Bologneser Mönch Francesco Maria Grimaldi postulierte. Guglielmini veröffentlichte auch einige astronomische Beobachtungen. Sein astronomisches Interesse wurde durch den Kometen C/1680 V1 geweckt, den man im Winter 1680–1681 des Jahres in Bologna sehen konnte, und durch die Sonnenfinsternis des 12. Juli 1684.

Werke

Gesammelte Werke
  • Opera omnia mathematica, hydraulica, medica, et physica. Accessit vita autoris, a Jo. Baptista Morgagni ... cum figuris et indicibus necessariis. Sumptibus Cramer, Perachon et socii, Genf 1719 — Online: 1. Band ; 2. Band
Hydraulik
Chemie und Kristallographie
Medizin
Physik und Astronomie

Ehrungen

Literatur

  • Cesare F. Maffioli, "Domenico Guglielmini", in Professori e scienziati a Padova nel Settecento, hrsg. von Sandra Casellato e Luciana Sitran Rea, Treviso: Antilia, 2002, pp. 505–530.
  • Eustachio Manfredi: Vita di Domenico Guglielmini im Vorwort von Della natura de' fiumi trattato fisico matematico di Domenico Guglielmini con le annotazioni di Eustachio Manfredi. Tipografia Marsigli, Bologna 1821, S. VII-XXXVI
  • Icilio Guareschi: Domenico Guglielmini e la sua opera scientifica, Auszug aus dem Supplemento annuale all'Enciclopedia di Chimica, geleitet von Icilio Guareschi. XXX. Band, Unione Tipografico Editrice Torinese, Turin 1914.
  • Alberto Vanzo, "Corpuscularism and Experimental Philosophy in Domenico Guglielmini's Reflections on Salts", in The Idea of Principles in Early Modern Thought. Interdisciplinary Perspectives, hrsg. von Peter Anstey, New York: Routledge, 2017, pp. 147–171.
  • Giovanni Battista Morgagni: Dominicus Guglielminius, in: Vitarum Italorum doctrina excellentium, qui saeculo duodevicesimo floruerunt, decas prima, hrsg. von Angelo Fabronio, Rom 1766, S. 42–57 (online).

Einzelnachweise

  1. Briefe an Leibniz und Magliabecchi : Giovanni Cinelli Calvoli, Andrea Sancassani: Biblioteca volante di Giovanni Cinelli Calvoli continuata dal dottor Dionigi Andrea Sancassani. 3. Band, 2. Auflage, S. 95.
  2. Thomas Leseur und François Jacquier.
  3. Eintrag zu Guglielmini, Domenico (1655 - 1710) im Archiv der Royal Society, London
  4. Verzeichnis der Mitglieder seit 1666: Buchstabe G. Académie des sciences, abgerufen am 20. November 2019 (französisch).