Dorf (China)
Das Dorf, genauer „Verwaltungsdorf“ (chinesisch
, Pinyin
) ist in den ländlichen Gebieten der Volksrepublik China die niedrigste administrative Einheit. In städtischen Gebieten entspricht ihr die Einwohnergemeinschaft, in den Weidegebieten der Inneren Mongolei das Gaqaa. Über dem Dorf steht entweder die Gemeinde oder die Großgemeinde. Ein Verwaltungsdorf kann aus mehreren „natürlichen Dörfern“ (
,
) bestehen und entspricht dann der bayerischen Verwaltungsgemeinschaft.[1] Die politische Repräsentanz des Verwaltungsdorfs ist das Dorfkomitee (
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), dem ein Dorfleiter (
) vorsteht, der umgangssprachlich meist „Dorfvorsteher“ bzw. „Dorfbürgermeister“ (
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) genannt wird. Anders als bei den städtischen Einwohnergemeinschaften ist das Verwaltungsdorf weitgehend nach dem Prinzip der Kooperative organisiert, ähnlich den deutschen Maschinenringen. Wie auf allen Verwaltungsebenen der Volksrepublik China existiert auch beim Dorf eine Parallelstruktur der Kommunistischen Partei Chinas. Entsprechend dem Dorfkomitee gibt es ein Parteikomitee (
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), entsprechend dem Dorfvorsteher gibt es einen Parteisekretär (
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). Das Parteikomitee ist immer im selben Gebäude wie das Dorfkomitee untergebracht, gegebenenfalls zusammen mit weiteren Kommunalbehörden. Hier zum Beispiel das Verwaltungszentrum des Dorfs Baiwan (
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) in der Gemeinde Xiqiuwan des Kreises Badong im Südwesten der Provinz Hubei.
Ganz rechts und in roten Schriftzeichen das Schild des Komitees der Zelle Baiwan der Kommunistischen Partei Chinas (
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),[2] links daneben das Dorfkomitee (
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), dann der Stab der Milizkompanie des Dorfes (
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),[3] dann das Komitee für öffentliche Sicherheit und Meinungsumfragen (
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; entspricht etwa dem deutschen Ordnungsamt), dann das örtliche Büro des Biogasanlagen-Wartungs-Netzwerks (
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).[4] Oben auf der Fassade steht, wie bei allen Amtsgebäuden Chinas, „Im Dienste des Volkes“ (
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,
) in der Kalligrafie Mao Zedongs: Während in China Anfang der 1990er Jahre noch rund 1 Million Verwaltungsdörfer existierten, fand ab etwa 2000 unter der Bezeichnung "Vereinigung der Verwaltungsdörfer" (
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) eine Gemeindereform statt, durch die bis 2004 deren Anzahl auf 625.147 reduziert wurde.[5]
Vor der Gemeindereform lebten in Zentralchina sowie den Küstengebieten des Südostens etwa 1000 Menschen in einem Verwaltungsdorf, im dünner besiedelten Westen nur einige hundert. Heute leben in den Küstenregionen teils über 2000 Menschen in einem Verwaltungsdorf, das dann aus mehreren „natürlichen Dörfern“ besteht.
Als Relikt aus der Zeit der Volkskommunen (1957–1978) sind die Dörfer noch in sogenannte „Arbeitsgruppen“ (
/
) von etwa 50 Haushalten unterteilt.[6]
Diese Feingliederung dient heute jedoch nur noch zur Präzisierung von Postanschriften und hat, obwohl es von der Arbeitsgruppe gewählte Gruppenleiter gibt, keine administrative Funktion mehr. In allen Fragen, die Investitionen in Gemeinschaftsprojekte, die Verwendung der Einkünfte aus besagten Projekten, die Aufwandsentschädigung für die (immer ehrenamtlichen) Mitglieder des Dorfkomitees etc. betreffen, entscheidet das Verwaltungsdorf als Ganzes, in einer Dorfversammlung, bei der alle Dorfbewohner ab 18 Jahren teilnahmeberechtigt sind.[7]
Weblinks
- „Gesetz der Volksrepublik China zur Organisation der Dorfkomitees“ vom 4. November 1998 zum 9. NVK (englisch)
- Organic Law of the Villagers Committees of the People’s Republic of China vom 4. November 1998 – auf npc.gov.cn (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ stats.gov.cn
- ↑ Das Schild der Parteigliederung hängt immer ganz rechts, auf allen Verwaltungsebenen und auch bei Parteikomitees in Betrieben. Es werden immer rote Schriftzeichen verwendet.
- ↑ gov.cn
- ↑ newenergy.in-en.com
- ↑ Zu besagter Gemeindereform, die Teil der Lösung der „Drei Probleme im ländlichen Raum“ war, siehe auch archive.is
- ↑ Die Arbeitsgruppe war die organisatorische Stufe unterhalb der Produktionsgruppe (生產隊/生产队), über welcher wiederum die Produktionsbrigade (大隊/大队) stand, die dem heutigen Verwaltungsdorf entspricht.
- ↑ china.org.cn Artikel 17–19.