Dorfkirche Neuburg

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Dorfkirche Neuburg
Dorfkirche Neuburg, Ansicht im Winter

Die Dorfkirche Neuburg ist ein denkmalgeschütztes Kirchengebäude in Neuburg im Landkreis Nordwestmecklenburg (Mecklenburg-Vorpommern). Die Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde umfasst 16 Dörfer und hat etwa 550 Gemeindemitglieder. Sie gehört zum Kirchenkreis Mecklenburg in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland.

Geschichte und Architektur

Ein Priester für Neuburg wurde 1219 urkundlich erwähnt. Das Gebäude wurde von 1220 bis 1244 als Residenzkirche in Backstein errichtet. Sie ist eine der ältesten Dorfkirchen Mecklenburgs.
Im Mittelalter gehörte sie zum Bistum Schwerin und Präpositur Bützow, heute zur Propstei Bukow des Kirchenkreises Wismar der Mecklenburgischen Landeskirche. Sie hatte 1229 eine eigene Tochterkirche in Dreveskirchen. Um 1266 ist sie aufgrund einer Stiftung von Heinrichs des Pilgers an den Einkünften des Ratsweinkellers in Wismar beteiligt. Die Pfarrer sind seit Fridericus (1219) weitenteils namentlich bekannt. Seit 1306 stand die Kirche in Neuburg in engem Kontakt mit dem Kloster Doberan, da Fürst Heinrich II. von Mecklenburg 1306 mit dem Doberaner Abt Johannes von Elbing 1306 einen umfangreichen Landtausch durchführte, in dessen Verlauf 14 Hufen in Neuburg samt dem Patronat über die Kirche in Neuburg samt Tochterkirche an das Kloster fielen. Die Tochterkirche in Dreveskirchen wurde durch den Bischof Hermann von Schwerin 1318 abgetrennt und verselbständigt.

Architektur

Der gewölbte Chor auf einem Granitsockel ist leicht eingezogen. Die zweijochige Sakristei steht an der Nordseite. Der mächtige Westturm mit einem fast quadratischen Grundriss, ist so breit wie das Schiff und wurde zum Ende des 14. Jahrhunderts aufgemauert. Er ist regelmäßig gegliedert, der achteckige Helm sitzt über dem mit Blenden gegliederten Giebel. Das Langhaus ist das ursprüngliche Schiff einer Basilika in Anlehnung an die Kirche in Neukloster, deren Seitenschiffe vermutlich um 1300 abgebrochen und nicht wieder ersetzt wurden. Äußerlich erkennt man den Übergangsstil des Langhauses an den Schlitzfenstern, die in deutlichem Gegensatz zu den eindeutig gotischen Fenstern des dreigeschossigen Kirchturms stehen. Die ehemaligen, rundbogigen Arkaden sind durch Mauerwerk verschlossen. Die Kreuzpfeiler mit massigen Vorlagen sind noch gut zu erkennen, darüber sind die Ansätze der ehemaligen Seitenschiffdächer erhalten. Die Schiff- und Chorwände sind durch kleine spitzbogige Fenster gegliedert. Die Dreifenstergruppe in der Ostwand ist gestaffelt. Der Ostgiebel zeigt paarweise spitzbogige Blenden. Das Westportal wurde im 19. Jahrhundert erneuert. 1980 wurden Fragmente von Wand- und Gewölbemalereien aus unterschiedlichen Epochen aufgedeckt.[1] Die Reste einer Abendmahldarstellung aus dem 14. Jahrhundert wurde an der Chorsüdseite freigelegt. An der Nordwand des Schiffes wurden Darstellungen des Christophorus und des Georg aus der Zeit um 1400 gefunden. An der Ostwand des Schiffes und im Obergaden sind Darstellungen der Apostel zu sehen, sie wurden in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts gemalt. Die gemalten Wandbehänge und die Engel im Chor stammen aus derselben Zeit.

Ausstattung

Blick auf die Orgelempore
  • Das barocke Altarretabel wurde 1703 angefertigt. Das Gemälde in der Predella zeigt das letzte Abendmahl. Im Hauptfeld steht vor einem Landschaftsgemälde mit der Darstellung von Jerusalem ein Kruzifix aus Holz. Die Figuren von Moses und Aaron stehen zwischen Säulen und flankieren die Szenerie. Das Himmelfahrtsgemälde im Auszug ist von Wolken umrahmt.
  • Auf dem Triumphbalken steht eine Triumphkreuzgruppe von der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, die nachträglich um zwei Serahime ergänzt wurde.
  • Die reichen Schnitzereien an der Kanzel des 18. Jahrhunderts ähneln denen am Altar.
  • Im Chor stehen Fragmente eines Beichtstuhls und der Loge vom 18. Jahrhundert.
  • Der Grabstein für den Priester Buchow ist mit 1496 bezeichnet.
  • Für David von Plessen († 1598) und Margareta von Krosick ist ein Epitaph mit einer Inschriftentafel und einer Ahnenprobe erhalten.
  • Die Bronzeglocke wurde am Anfang des 14. Jahrhunderts gegossen.
  • Die Orgel mit 12 Registern wurde 1868 von der Orgelbaufirma Friedrich Friese III aus Schwerin eingebaut.

Bauzustand

Wegen Destruktionsfäule ist die Dachkonstruktion geschädigt. Durch den Würfelbruch in den Sparren werden Beschädigungen in der Mauerkrone verursacht, die Friese sind gefährdet. Die Holzbalken der Decke sind hinter den Verkleidungen von Anobiidae befallen.[2]

Pastoren

Namen und Jahreszahlen bezeichnen die nachweisbare Erwähnung als Pastor.[3]

  • 1744–1747 Enoch Paschen Zander aus Brüz.

Burgwall

Etwa 250 Meter südwestlich der Kirche sind Reste des Burgwalls der Burg Neuburg erhalten. Hier wurde ab 1171 eine Anlage errichtet, deren Ausbau zum Sitz des Landesherrn von 1229 bis 1244 vorgenommen wurde. Sie diente als Ersatz für die Burg Ilow. Es sind drei konzentrische Wallringe und ein vorgelagerter Abschnittswall zu sehen.[4]

Literatur

  • Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Mecklenburg-Vorpommern. München, Berlin 2000, ISBN 3-422-03081-6, S. 367–368.
  • Gerd Baier, Horst Ende, Brigitte Oltmanns, Gesamtredaktion Heinrich Trost: Die Bau- und Kunstdenkmale in der mecklenburgischen Küstenregion mit den Städten Rostock und Wismar. Henschel Verlag, Berlin 1990, ISBN 3-362-00523-3.
  • Ernst Bahr, Bernhart Jähning, Klaus Conrad, Antjekathrin Großmann, Ralf Köhler, Sabine Kühne-Kaiser, Roderich Schmidt u. a.: Handbuch der historischen Stätten Deutschlands Band 12 Mecklenburg/Pommern. Alfred Kröner Verlag, Stuttgart 1996, ISBN 3-520-31501-7.

Weblinks

Commons: Dorfkirche Neuburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Georg Dehio, bearbeitet von Hans-Christian Feldmann, Gerd Baier, Dietlinde Brugmann, Antje Heling, Barbara Rimpel: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Mecklenburg-Vorpommern. Deutscher Kunstverlag, München/ Berlin 2000, ISBN 3-422-03081-6, S. 367.
  2. Seiten des Vereins Dorfkirchen in Not
  3. Gustav Willgeroth: Die Mecklenburgisch-Schwerinschen Pfarren seit dem dreißigjährigen Kriege. Wismar 1925.
  4. Georg Dehio, bearbeitet von Hans-Christian Feldmann, Gerd Baier, Dietlinde Brugmann, Antje Heling, Barbara Rimpel: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Mecklenburg-Vorpommern. Deutscher Kunstverlag, München/ Berlin 2000, ISBN 3-422-03081-6, S. 368.

Koordinaten: 53° 56′ 55,8″ N, 11° 35′ 14,9″ O