Douglas Haig, 1. Earl Haig

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Douglas Haig

Douglas Haig, 1. Earl Haig (* 19. Juni 1861 in Edinburgh; † 29. Januar 1928 in London) war britischer Feldmarschall und während des Ersten Weltkriegs von 1915 bis 1918 Oberbefehlshaber an der Westfront.

Sein Tagebuch aus der Zeit des Ersten Weltkriegs wurde 2015 zum Weltdokumentenerbe der UNESCO erklärt.[1]

Leben

Haig, der der bekannten Whiskydestillerfamilie entstammt, jüngster Sohn des John Haig, wuchs in Edinburgh auf, besuchte das Clifton College in Bristol, das Brasenose College der University of Oxford und von 1884 an die Royal Military Academy Sandhurst. Er nahm seinen Dienst auf bei den „7. Queen’s Own Hussars“, der ihn in der Folge nach Indien führte, in den Sudan als Teilnehmer des Omdurman-Feldzuges und ins südliche Afrika als Teilnehmer des Burenkrieges. 1903 ging Haig erneut nach Indien, diesmal im Rang eines Obersts und „Inspektors der Allgemeinen Kavallerie“. Er wurde zum Generalmajor befördert und kehrte 1906 nach Großbritannien zurück, um die Leitung der Ausbildungsabteilung des Kriegsministeriums zu übernehmen. Von 1912 bis 1914 kommandierte er das Aldershot Command.

Haig mit seinen Armeebefehlshabern und weiteren Offizieren am Tag des Waffenstillstands

Den gesamten Weltkrieg diente Haig an der Westfront, erst als Kommandierender General des I. Korps, als der er die deutsche Offensive in der Ersten Ypernschlacht abwehrte. Anfang 1915 erhielt Haig das Kommando über die neu formierte 1. Britische Armee. Im Dezember dieses Jahres wurde er Nachfolger von John French als Oberbefehlshaber des Britischen Expeditionskorps (englisch British Expeditionary Force, BEF).
In den Schlachten an der Somme, 1916, bei Arras und in der Dritten Flandernschlacht (1917) und im letzten Kriegsjahr führte Haig die BEF. Am 1. Januar 1917 wurde er zum Feldmarschall ernannt. Während die französischen Verbündeten und die britische Regierung von einem Zusammenbruch Deutschlands frühestens 1919 oder 1920 ausgingen, war Haig im Sommer 1918 überzeugt, diesen Punkt noch im laufenden Jahr zu erreichen. So setzte er sich vor allem gegen Ferdinand Foch durch und erreichte, dass die alliierte Offensive im August 1918 nicht als punktuelle, sondern als breit gespannte Operation angelegt wurde, die die Deutschen zu Waffenstillstandverhandlungen zwang.

Haig ist bis heute umstritten. Ihm wird vorgeworfen, durch eine zu konservative Truppenführung unter weitgehender Nichtbeachtung der Fortschritte in der Militärtechnik enorme und unnötige Verluste verschuldet zu haben. Ferner wird ihm vorgeworfen, die Wirkung einzelner Waffensysteme falsch eingeschätzt zu haben: Als gelernter Kavallerist war er überzeugt, dass sich feindliche Maschinengewehrstellungen am besten durch schneidige, frontale Reiterangriffe ausschalten ließen, zumal eine Kugel „ein Pferd kaum aufzuhalten vermag“,[2] und befahl daher häufig Frontalattacken, sowohl durch Kavallerie als auch durch Infanterie. Dabei unterschätzte er lange Zeit die Effizienz der modernen Defensivwaffen. Für fragwürdig geringe Erfolge nahm er hohe Verluste seiner Truppen in Kauf. Nachdem die britische Armee an den ersten beiden Tagen der Sommeschlacht 1916 die höchsten Verluste in ihrer Geschichte erlitten hatte, erhielt er den Beinamen „Butcher of the Somme“. Die Einwilligung für die ebenfalls sehr verlustreiche Dritte Flandernschlacht gab Premierminister David Lloyd George erst auf massiven Druck Haigs.

Erst als sich mit dem Aufkommen der ersten praxistauglichen Panzer das taktische Gleichgewicht wieder zugunsten der Offensive verschob, erwies sich Haigs Strategie als erfolgreich. Der amerikanische Historiker Paul Fussell beschrieb ihn aufgrund seines Wirkens im Ersten Weltkrieg als einen sturen Charakter ohne Sinn für Selbstkritik oder Innovationen. Er ging so weit zu sagen, Haig habe durch sein Beispiel die kritische Einstellung vieler Intellektueller gegenüber militärischen und politischen Führungspersonen begründet.[3]

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Douglas Haig um 1920. Porträtstudie von John Singer Sargent für General Officers of World War I.

Nach dem Krieg wurde Haig am 29. September 1919 durch Verleihung der Titel Earl Haig, Viscount Dawick und Baron Haig in den erblichen Adelsstand erhoben und dadurch Mitglied des House of Lords. 1921 erhielt er das Anwesen Bemersyde House als Geschenk des Staates. 1922 wurde er Kanzler der University of St Andrews. Nach seinem Tod wurde er auf dem Grundstück der aufgehobenen Dryburgh Abbey begraben.

Ehe und Nachkommen

Seit dem 11. Juli 1905 war er mit Hon. Dorothy Maud Vivian, Tochter des Hussey Vivian, 3. Baron Vivian, verheiratet. Mit ihr hatte er vier Kinder:

1928 beerbte ihn sein Sohn George als 2. Earl Haig. Seine Tochter Alexandra war die Mutter des britischen Historikers James Howard-Johnston. Seine Cousine Sybil Haig war die Frau von David Thomas, 1. Viscount Rhondda und Mutter der Frauenrechtlerin Margaret Mackworth, 2. Viscountess Rhondda.

Zitat

  • A dour scotsman and the dullest dog I ever had the happiness to meet. (dt.: „Ein mürrischer Schotte und der größte Langweiler, dem zu begegnen ich je das Vergnügen hatte“) – Field Marshal Lord Chetwode über Haig.

Literatur

  • John Terraine: Haig. The Educated Soldier. Hutchinson, London 1963.
  • Philip Warner: Field Marshal Earl Haig. Bodley Head, London 1991.

Weblinks

Commons: Douglas Haig, 1st Earl Haig – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Autograph First World War Diary of Field Marshal Sir Douglas Haig, 1914-1919. UNESCO Memory of the World, abgerufen am 31. August 2017 (englisch).
  2. Adam Hochschild: Der Große Krieg. Der Untergang des Alten Europa im Ersten Weltkrieg 1914 - 1918. Klett-Cotta, Stuttgart 2013. ISBN 978-3-608-94695-6. S. 265ff.
  3. Paul Fussell: The Great War and Modern Memory. University Press, Oxford 1975, S. 12.
VorgängerAmtNachfolger
John FrenchOberbefehlshaber der British Expeditionary Force
1915–1919
John Asser
(GOC der britischen Truppen in Frankreich und Flandern)
Titel neu geschaffenEarl Haig
1919–1928
George Haig