Draht-Schmiele

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Draht-Schmiele

A: Draht-Schmiele (Deschampsia flexuosa), Illustration

Systematik
Commeliniden
Ordnung: Süßgrasartige (Poales)
Familie: Süßgräser (Poaceae)
Unterfamilie: Pooideae
Gattung: Schmielen (Deschampsia)
Art: Draht-Schmiele
Wissenschaftlicher Name
Deschampsia flexuosa
(L.) Trin.

Die Draht-Schmiele (Deschampsia flexuosa), auch Geschlängelte Schmiele genannt, ist eine Grasart aus der Gattung der Schmielen (Deschampsia) in der Familie der Süßgräser (Poaceae). Sie kennzeichnet saure und magere Standorte und wird aufgrund ihrer attraktiven Rispen wie andere Schmielen oft zu Schmuckzwecken in der Floristik und im Gartenbau verwendet.

Beschreibung

Wilde Glockenblumen zwischen Draht-Schmiele
Fruchtstände der Draht-Schmiele im Schwetzinger Hardt

Die Draht-Schmiele ist eine in lockeren bis dichten Horsten wachsende, ausdauernde Pflanze. Sie wurzelt bis zu 1 Meter tief und erreicht Wuchshöhen zwischen 30 und 50, zuweilen bis 70 und mehr Zentimeter. Die glatten Halme wachsen aufrecht oder vom Grund an gebogen. Sie sind sehr fest und dünn und tragen ein bis drei Knoten. Die Blattscheiden sind auf dem Rücken rund und nach oben leicht rau. Die Blatthäutchen sind stumpf und messen bis zu 3 Millimeter Länge, sind aber überwiegend deutlich kürzer. Die kahlen, fein borstigen und eingerollten Blattspreiten fühlen sich ölig glatt an. Sie werden etwa 20 Zentimeter lang.

Die Blütenstände sind sehr lockere und offene Rispen. Diese werden bis zu 15 Zentimeter lang und etwa 10 Zentimeter breit. Die Hauptachsen sind geschlängelt, rau und sehr dünn. Sie tragen an jedem Knoten zwei geschlängelte Ästchen. Die 2 bis 6 Millimeter langen Ährchen sind gewöhnlich zweiblütig. Die meist vierzähnigen Deckspelzen tragen eine 4 bis 7 Millimeter lange gekniete Granne, die das Ährchen deutlich überragt. Die Blütezeit reicht von Juni bis Juli. Die Fruchtreife liegt zwischen August und Oktober.[1]

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 14, 26 oder 28.[2]

Ökologie

Drahtschmiele im Dezember an einer südexponierten Mauer aus Buntsandstein

Die Draht-Schmiele ist ein ausdauernder Hemikryptophyt und eine Horstpflanze. Sie ist an sonnigen Standorten rot überlaufen und ein Tiefwurzler.[1] Sie wurzelt bis über einen Meter tief.[2]

Bei den Blüten liegt Windbestäubung vor und sie sind selbststeril. Die Art blüht an lichten Stellen auffällig mehr als an schattigen.[1]

Die Früchte sind Karyopsen, die locker von Deckspelzen umgeben sind und sich als Ballonflieger und Flügelflieger durch den Wind ausbreiten; daneben erfolgt Tierausbreitung als Kletthafter und Wasserhafter sowie Wasserausbreitung als Regenschwemmlinge. Die Früchte sind Lichtkeimer.[1]

Vegetative Vermehrung erfolgt durch kurze, unterirdische Ausläufer.[1]

Vorkommen

Die Draht-Schmiele ist weltweit verbreitet. Sie ist in ganz Europa bis nach Asien und Nordafrika sowie in Süd- und Nordamerika beheimatet. Sie wächst auf nährstoff- und kalkarmen, sauren Böden in Zwergstrauchheiden und Borstgrasrasen, Hochstaudenfluren und Gebüschen der Gebirge sowie in Laub- und Nadelwäldern. Als Halbschatten- bis Lichtpflanze kommt sie nur an lichtreicheren Standorten wie Waldschlägen optimal zur Blüte. Sie kommt vor in Gesellschaften der Klassen Vaccinio-Piceetea und Nardo-Callunetea, aber auch der Verbände Quercion roboris, Epilobion angustifolii oder des Unterverbands Luzulo-Fagenion.[2] In den Allgäuer Alpen steigt sie in Vorarlberg auf Pellingers Köpfle und im Tiroler Teil im Kelletal am Großen Krottenkopf bis zu 2000 Metern Meereshöhe auf.[3]

Taxonomie und Systematik

Deschampsia flexuosa wurde 1753 von Carl von Linné in Species Plantarum unter dem Basionym Aira flexuosa L. erstveröffentlicht.[4] Sie wird meist als Avenella flexuosa (L.) Drejer in eine eigene Gattung gestellt.

Man kann mehrere Unterarten unterscheiden:

  • Avenella flexuosa subsp. afromontana (C.E.Hubb.) Veldkamp: Sie kommt von Äthiopien bis zur Demokratischen Republik Congo vor.[5]
  • Avenella flexuosa subsp. corsica (Tausch) Holub: Sie kommt von den subarktischen Zonen und subalpinen Gebieten der Nordhalbkugel bis zum Kaukasus.[5]
  • Avenella flexuosa subsp. flexuosa: Sie kommt von Europa bis Japan, von Grönland bis zu den Vereinigten Staaten, vom südlichen Südamerika bis zu den Falkland-Inseln und in Nordwestafrika vor.[5]
  • Avenella flexuosa subsp. foliosa (Hack.) Veldkamp: Sie kommt auf den Azoren vor.[5]
  • Avenella flexuosa subsp. iberica (Rivas Mart.) Valdés & H.Scholz: Sie kommt von Südfrankreich bis Nordspanien vor.[5]
  • Avenella flexuosa subsp. ligulata (Stapf) Veldkamp: Sie kommt auf den Philippinen und in Borneo vor.[5]
  • Avenella flexuosa subsp. maderensis (Hack. & Bornm.) Veldkamp: Sie kommt auf Madeira vor.[5]
  • Avenella flexuosa subsp. mairei (Sennen) F.Albers ex Veldkamp: Sie kommt im südlichen Spanien und in Marokko vor.[5]
  • Avenella flexuosa subsp. stricta (Willk. & Lange) Veldkamp: Sie kommt im westlichen Portugal und im nordwestlichen Spanien vor.[5]

Trivialnamen

Als weitere deutschsprachige Trivialnamen werden bzw. wurden, zum Teil nur regional, auch die Bezeichnungen Buschgras, Drahtschmelen (Schlesien), Silberbocksbart, Waldgras und Weddegras verwandt.[6]

Quellen

Literatur

  • Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora. Unter Mitarbeit von Theo Müller. 7., überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1994, ISBN 3-8252-1828-7.
  • Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Herausgegeben vom Bundesamt für Naturschutz (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). 2. korrigierte und erweiterte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2007, ISBN 978-3-8001-4990-2.
  • Charles Edward Hubbard: Gräser. Beschreibung, Verbreitung, Verwendung (= UTB. Band 233). 2., überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1985, ISBN 3-8001-2537-4 (englisch: Grasses. Übersetzt von Peter Boeker).
  • M. Skytte Christiansen & V. Hancke: Gräser. Über 180 Süßgräser, Sauergräser und Binsen Mittel- u. Nordeuropas. BLV, München 1983, ISBN 3-405-11870-0.

Einzelnachweise

  1. a b c d e Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Porträt. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1, S. 277–278.
  2. a b c Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5. Seite 242–243.
  3. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1, IHW, Eching 2001, ISBN 3-930167-50-6, S. 166.
  4. Carl von Linné: Species Plantarum. Band 1, Lars Salvius, Stockholm 1753, S. 65 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttp%3A%2F%2Fwww.biodiversitylibrary.org%2Fopenurl%3Fpid%3Dtitle%3A669%26volume%3D1%26issue%3D%26spage%3D65%26date%3D1753~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  5. a b c d e f g h i Rafaël Govaerts (Hrsg.): Avenella flexuosa. In: World Checklist of Selected Plant Families (WCSP) – The Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew, abgerufen am 9. November 2016.
  6. Georg August Pritzel, Carl Jessen: Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Philipp Cohen, Hannover 1882, S. 53 (online).

Weblinks

Commons: Draht-Schmiele – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien