Dreileiter-Gleissystem

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Tinplate-Gleise mit Mittelleiter, aber noch nicht gegeneinander isolierten Außenschienen
Stromabnahme über Schleifer bei älteren Loks (oben, sowohl Fahrschiene, wie auch Mittelleiter) und neueren Loks (unten, nur vom Mittelleiter)

Das Dreileiter-Gleissystem ist eine Bauweise von Gleisen für elektrische Modelleisenbahnen.

Beschreibung

Mit einem Dreischienen-Dreileiter-Gleissystem wird ein unabhängiger Zweizugbetrieb ermöglicht. Dieser war ein vom Modelleisenbahn-Hersteller Trix in den 1950er Jahren beworbener Systemvorteil gegenüber den Konkurrenten. Ein bekannter Slogan dieser Zeit lautete „mit Trix immer ein Zug mehr“. Das echte Dreischienen-Dreileiter-Gleissystem zeichnet sich dadurch aus, dass alle drei Schienen elektrisch gegeneinander isoliert sind. Die Mittelschiene wurde als Masse verwendet, die beiden Außenschienen wurden getrennt mit eigenen Fahrspannungen versorgt. Eine weitere Voraussetzung ist die Verwendung von Achsen, bei denen die Räder ebenfalls gegeneinander isoliert sind. Die Lokomotiven nahmen den Fahrstrom über Schienenschleifer entweder von der linken oder rechten Außenschiene auf.

Wurde zusätzlich eine elektrisch funktionsfähige Oberleitung verwendet, konnte sogar ein dritter Zug unabhängig fahren – der Dreizugbetrieb war erreicht. Dies war ab 1951 möglich, als Trix Express die erste Elektrolokomotive mit funktionsfähigen Stromabnehmern herausbrachte. Hier wurde die Fahrspannung über die Oberleitung eingespeist und über die gemeinsame Mittelschiene als Masse zurückgeführt.

Eine dritte Schiene in Mittellage wurde bereits bei den großen Spuren 0 und 1 sowie bei der Bing-00-Tischbahn verwendet. Hier waren aber weder die Außenschienen noch die Räder gegeneinander isoliert. Bei diesen Gleissystemen handelte es sich um Dreischienen-Zweileiter-Gleise.

Geschichte

Moderne Trix Express-Anlage (3-Leiter-Gleichstrom) mit Gleisen aus Neusilber, links BR 01, rechts BR V 200 mit schwenkbarer Pufferbohle

Das 1935 eingeführte besondere Dreischienen-Dreileiter-Gleissystem von Trix Express besitzt drei elektrisch gegeneinander isolierte Schienen auf einem Bakelit-Gleiskörper. Dadurch war es zunächst möglich, auf einem Gleis zwei Züge unabhängig voneinander ohne besondere Schaltungen fahren zu lassen (Zweizugbetrieb). Dabei floss der Strom von der Mittelschiene zur rechten Fahrschiene bzw. beim zweiten Zug von der Mittelschiene zur linken Fahrschiene.

Seitliche und mittige Stromschienen bei der London Underground

In Deutschland wurde sie ab Mitte der 1950er Jahre als nicht vorbildgetreu kritisiert. Tatsächlich gibt es jedoch in Großbritannien, insbesondere im Bereich der Londoner Metro, Gleisanlagen mit dritter Schiene in Mittellage und sogar mit einer vierten Schiene in Seitenlage für die Stromversorgung.

Mittelstromschiene bei der Straßenbahn Bordeaux, links unten ein isolierter Abschnitt

Außerdem verwenden einige, insbesondere französische Straßenbahnen abschnittsweise das APS-System mit Stromzuführung in Gleismitte.

Im Jahr 1953 führte Trix Express ein neues Gleissortiment ein. Die drei Schienen bestanden weiterhin aus einem Blechhohlprofil, das Schwellenband wurde nun aus Pappe ausgestanzt. Ab 1964 wurden „Modell-3-Leiter-Gleise“ mit korrosionsbeständigen Vollprofil-Schienen aus Neusilber auf Schwellen aus Plastik produziert.

Beim seinerzeit größten Konkurrenten Märklin bestand der Gleiskörper aus Blech, die beiden Fahrschienen waren darüber elektrisch miteinander verbunden. Deshalb konnte man dort nur einen Zug über dieses Gleissystem und einen zweiten Zug mit zusätzlicher Oberleitung fahren. Auch die anderen elektrischen Eisenbahnen aus dieser Zeit (z. B. der Firma Bing) hatte zwar einen isolierten Mittelleiter, der über Schleifer berührt wurde, aber elektrisch leitend miteinander verbundene Fahrschienen.

Die historische Bedeutung des Zwei- oder Dreizugbetriebs besteht darin, dass in den 1930er und 1950er Jahren noch keine elektronischen Schaltungen oder gar Mehrfrequenzsteuerungen verfügbar waren. Selbst Relais waren noch sehr teuer und für Modellbahnfreunde kaum erschwinglich. Mit dem Zwei- oder Dreizugbetrieb war es nun möglich, mit einer zweiten Lok auf einem bereits von einer anderen Lok besetzten Gleis zu fahren, um dort zum Beispiel einen Kurswagen abzuholen.

Ein Nachteil dabei ist, dass Loks ohne Stromzuführung über Oberleitung bei einer Änderung der Ausrichtung auf einem anderen Stromkreis fahren. Bei älteren Modellen wäre ein Tauschen der beiden Außenschleifer gegeneinander nötig, damit sie beim Umdrehen weiter denselben Stromkreis nutzen könnten, bei neueren Modellen mit Stromaufnahme von den Fahrschienen über die Räder ein Umschalten auf der Unterseite per Hand. Im Fahrbetrieb ohne manuelles Eingreifen würde bei der Nutzung von Drehscheiben (die für Trix Express aber nicht originär produziert wurden) oder Wendeschleifen der Vorteil des Mehrzugbetriebs auf den entsprechenden Gleisabschnitten verloren gehen, weil die Lok den Stromkreis wechselt oder auf beiden Fahrschienen derselbe Stromkreis geschaltet wäre. Dies kann aber durch eine sinnvolle Planung der Einspeisungsabschnitte und der Stromabnehmerausrichtungen berücksichtigt werden. So sollten bei Lokomotiven für den Streckeneinsatz die Außenschleifer auf der rechten Seite angeordnet werden, bei Rangierlokomotiven hingegen auf der linken Seite. In Bahnbetriebswerken mit Drehscheiben wäre eine eigene Stromversorgung mit Verzicht auf den Mehrzugbetrieb möglich.

Mit der Übernahme der Firma Trix durch den langjährigen Mitbewerber Märklin im Jahr 1997 zeichnete sich der Produktionsstopp für das Dreischienen-Dreileiter-Gleissystem von Trix Express ab. Während der Produktname „Trix H0“ noch für das Zweischienen-Gleichstrom-Sortiment von Märklin verwendet wird, wird Zubehör für das Trix-Express-Programm, insbesondere das Dreischienen-Dreileiter-Gleissystem, seit 2003 nicht mehr produziert.

Einige kleine Hersteller wie Mehano, Naumburg & Partner und andere bieten noch einzelne Fahrzeuge, Gleise und Signale für das Trix-Express-System an.

Trix Express-Modellbahnen werden aber trotz der Produktionseinstellung durch das Unternehmen Märklin weiterhin von Modellbahnfreunden aktiv betrieben und auch wieder zunehmend auf Modellbahnausstellungen und anderen Veranstaltungen öffentlich vorgestellt. Dabei ist die lange geäußerte Kritik am „nicht vorbildgerechten“ Mittelleiter umgeschlagen in die Begeisterung für ein historisches Modellbahnsystem, das besonders mit zeittypischen Zubehör der 1930er und 1950er Jahre zur Geltung kommt. Besonders verbreitet sind die Freunde dieses Systems in Deutschland, in den Niederlanden und in Großbritannien.

Neben Trix Express in Westdeutschland gab es auch weitere Hersteller von Dreileitersystemen in Ostdeutschland, nämlich Pico Express (die dann unter dem Namen Piko auf Zweileiter umgestellt haben) und Primus von der Firma L. Herr KG. Weiterhin gab es noch ERGA-Dreileitergleise von Ernst Ganzer, die ebenfalls über die Firma L. Herr KG vertrieben wurden. Außerdem hat die Firma Hruska, die in den Volkseigenen Betrieb Modellbahnzubehör Glashütte und später in VEB Prefo überging, sowohl Gleise als auch rollendes Material produziert.

In Frankreich wurde in den 1950er Jahren ein H0-Gleissystem von der Firma Vollon et Brun (VB) in Paris vertrieben, das dem Märklin-M-Gleis sehr ähnlich ist, wobei jedoch die beiden Außenschienen elektrisch voneinander getrennt sind, so dass dies ein echtes Dreileiter-Gleis darstellt.

Für die Spur 0 hat die Berliner Firma Zeuke ab 1946 ebenfalls ein echtes Dreischienen-Dreileiter-Gleissystem produziert. Hier wurden die gegeneinander isolierten Außenschienen dazu genutzt, den Fahrtrichtungswechsel der Lokomotiven zu steuern. Die beiden Außenschienen wirkten je nach Richtungsvorgabe wechselnd auf zwei Feldwicklungen des Allstrommotors.

Siehe auch

Weblinks