Dubler Mohrenköpfe

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Herstellprozess (2013)
Verpackter Mohrenkopf mit Firmenlogo

Dubler Mohrenkopf ist eine Süssware des Schweizer Konfiserieunternehmens Robert Dubler AG in Waltenschwil im Kanton Aargau. Beim Mohrenkopf handelt es sich um ein Schaumgebäck («Schokokuss»[1]), das von Dubler in zwei Grössen hergestellt wird. Überregionale Bekanntheit erlangte das Unternehmen auch in der Diskussion um die Konnotation des Begriffes.

Unternehmen

Die Robert Dubler AG wurde 1946 von Robert Dublers Vater Robert Dubler senior in Wohlen gegründet.[2] Es zog 1953 an den heutigen Standort Waltenschwil.[3][4] Inhaber ist der auch als Autorennfahrer aktive Unternehmer Robert Dubler (* 1947),[5] der seit 1970 im Unternehmen tätig ist.[2] Der Sohn Robert junior ist in dritter Generation im Unternehmen tätig.[6]

2005 machte das Unternehmen 60 % seines Umsatzes im Direktverkauf.[4] Es wurde 2017 Ziel einer vielbeachteten Petition über die Verwendung des Begriffes «Mohrenkopf»,[7][8] die als Beispiel für «gelenkte Umbenennungen» aufgegriffen wurde.[9]

2018 hatte das Unternehmen 15 Mitarbeiter.[10] Der Umsatz betrug 2019 4 Mio. Franken[11], und es wurden rund 10 Millionen Mohrenköpfe abgesetzt.[12]

Debatte um Dubler Mohrenköpfe

Dubler verwendet bis heute den Begriff «Mohrenkopf», der allerdings als rassistisch konnotiert gilt (siehe Schokokuss). Das Unternehmen geriet dadurch bereits mehrfach in die Kritik.

Bei einer Debatte 2009 verbürgte sich Dubler, die umstrittene Bezeichnung «Dubler Mohrenköpfe» als Marke für immer beizubehalten.[13]

2020 geriet das Unternehmen in die Diskussion, als der Grossverteiler Migros – nach dem Todesfall George Floyd in den USA – die «Dubler Mohrenköpfe» aus dem Sortiment nahm.[12][14] Angefangen hatte die Diskussion schon 2017.[15] Damals zeigte sich Migros noch unbeeindruckt und erweiterte sogar das Sortiment der Dubler Mohrenköpfe.[16]

Bei Migros war das Produkt bei zwei Filialen im Zürcher Raum im Sortiment, was 2 % bis 3 % von Dublers Umsatz ausmachte.[17] Nach Migros nahm auch Migrolino die Dubler Mohrenköpfe aus dem Sortiment.[18] Die Schweizer Detailhandelsorganisationen Spar und Volg kündigten an, darüber auch nachzudenken.[19] Im Juni 2020 nahm der Absatz aufgrund der Diskussion um die Migros-Entscheidung stark zu.[20] Im Juli 2020 normalisierte sich die Nachfrage wieder.[21] Die Debatte wurde politisch, nachdem die Schweizerische Volkspartei eine Anfrage an den Zürcher Regierungsrat gestellt hatte, um zu erfragen, welche Geschäftsbeziehungen der Kanton zur Migros unterhält. Die SVP witterte dabei «Diskriminierung von Produzenten».[22] Unternehmen der Region starteten eine Solidaritätsaktion für den Hersteller und verteilten kostenlos das Produkt.[23] Die Dikussion über die Verbannung der Dubler Mohrenköpfe ging in der Folgezeit weiter[24] und spaltet auch die Schweizer People of Color. Die Weltwoche Autorin Joyce Küng kritisierte Migros 2022 dafür.[25]

Weblinks

Commons: Dubler Mohrenköpfe – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ulrich Ammon, Regula Nyffenegger: Variantenwörterbuch des Deutschen. Die Standardsprache in Österreich, der Schweiz und Deutschland sowie in Liechtenstein, Luxemburg, Ostbelgien und Südtirol. Walter de Gruyter, 2004.
  2. a b Rudolf Trefzer: Unsägliche Versuchung voll klebriger Schaummasse. In: Die Weltwoche, 5. Dezember 1996.
  3. Raoul Richner: Waltenschwil. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 20. August 2013, abgerufen am 16. Juni 2020.
  4. a b Susanne Wagner: Robert Dubler AG: Für den Mohrenkopf Schlange stehen. In: Handelszeitung, 2. Februar 2005
  5. Roland Falk: Ein Zuckerbäcker gibt Gas. In: SonntagsZeitung, 17. März 2002.
  6. Nadja Tempest: Dubler-Mohrenkopf: Erfolgreicher Familienbetrieb. derarbeitsmarkt.ch, 14. November 2018.
  7. Ronnie Grob: Darf man heute noch «Mohrenkopf» sagen? In: Neue Zürcher Zeitung, 13. September 2017.
  8. Jürg Krebs: Dubler-Mohrenköpfe sind kein Fall für die Justiz – doch unproblematisch ist der Begriff nicht. In: Aargauer Zeitung, 14. September 2017.
  9. Christine Römer: Der deutsche Wortschatz: Struktur, Regeln und Merkmale. Narr Francke Attempto Verlag, Tübingen 2019, S. 202.
  10. Warum Robert Dubler (70) seine Mohrenköpfe nie umbenennen wird: Der süsse Dickkopf. blick.ch, 14. September 2018.
  11. Nadja Pastega: Streit um Süssspeise: «Den Namen Mohrenkopf ändern? Das sind ja Witzbolde!» In: SonntagsZeitung, 14. Juni 2020.
  12. a b Pascal Ritter: Nach Anti-Rassismus-Protesten: Migros nimmt Dubler-«Mohrenköpfe» aus dem Regal. Watson.ch, 10. Juni 2020.
  13. Dan Stone: The Oxford Handbook of Postwar European History. Oxford University Press, 2012, ISBN 978-0-19-956098-1, S. 239 (google.de [abgerufen am 20. Juli 2020]).
  14. Titus Arnu: Schaum im Mund. In: Süddeutsche Zeitung. 17. Juni 2020, abgerufen am 26. Juli 2020.
  15. Michael Brächer: Kuriose Debatte in der Schweiz: Darf man noch «Mohrenkopf» sagen? In: Handelsblatt, 14. September 2017.
  16. Die Migros traut sich, «Mohrenkopf» zu sagen. In: 20 Minuten, 2. September 2018.
  17. Laura Del Favero: Dubler muss neu seine Mohrenköpfe einteilen. nau.ch, 20. Juni 2020.
  18. Franziska Scheven: Noch mehr schlechte Nachrichten für Mohrenkopf-Dubler: Auch Migrolino steigt aus, Spar denkt darüber nach. blick.ch, 22. Juli 2020.
  19. Auch Migrolino schmeisst Dubler aus dem Sortiment – Spar und Volg könnten folgen. telebasel.ch, 11. Juni 2020.
  20. «Die Situation ist ausser Kontrolle»: Kunden warten 30 Minuten für Dubler-Mohrenköpfe. blick.ch, 15. Juni 2020.
  21. Nach Engpass gibt’s Dubler Mohrenköpfe sogar im Outlet: Wegen Solidaritäts-Käufen war es kurzzeitig schwierig, an Dubler-«Mohrenköpfe» zu kommen. Nun werden sie verbilligt angeboten – ist der Hype vorbei? 20min.ch, 14. Juli 2020.
  22. Jetzt wird die Mohrenkopf-Debatte politisch: SVP stellt Anfrage an Zürcher Regierungsrat. In: Zofinger Tagblatt, 15. Juni 2020.
  23. Als Solidaritätsaktion für Hersteller: Schweizer Restaurant verschenkt «Mohrenköpfe». rtl.de, 17. Juni 2020.
  24. Zürich entfernt kolonialistische Namen – verkauft aber weiterhin umstrittene Dubler-Mohrenköpfe limmattalerzeitung.ch, 9. Juli 2021
  25. Afrika-Kuriosum des Tages: Schokokuss – Schwarze Aktivistin will M*****-Kopf wieder in Schweizer Supermarktregal africa-live.de