Duodenalkarzinom

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Klassifikation nach ICD-10
C17.0 Duodenumkarzinom
ICD-10 online (WHO-Version 2019)
Adenokarzinom des Duodenums

Als Duodenalkarzinom bezeichnet man alle bösartigen (malignen) Tumoren des Duodenums (Zwölffingerdarm).

Risikofaktoren

Als Risikofaktoren gelten die familiäre adenomatöse Polyposis (obligate Präkanzerose), das Lynch-Syndrom, ein Morbus Crohn[1], Zöliakie, das Peutz-Jeghers-Syndrom und das Gardner-Syndrom.[2]

Pathologie

Makroskopische und mikroskopische Pathologie des Duodenalkarzinoms

Morphologisch wächst das Duodenalkarzinom meist polypoid. Es kommen auch szirrhöse und sessile Formen vor.[2] Histologisch liegt in den meisten Fällen ein Adenokarzinom vor, gefolgt von Sarkomen, Karzinoiden und Lymphomen.[1]

TNM-Klassifikation des Duodenalkarzinoms

Die TNM-Klassifikation dient der Charakterisierung des Tumors (sog. Staging). TNM ist eine Abkürzung für

  • T= Tumor: Ausdehnung des Primärtumors
  • N= Nodus: Lymphknoten, Fehlen bzw. Vorhandensein von regionalen Lymphknotenmetastasen
  • M= Metastasen: Fehlen bzw. Vorhandensein von Fernmetastasen
TNM-Klassifikation[1]
T1 Infiltration der Lamina propria/Submukosa
T2 Infiltration der Muscularis propria
T3 Infiltration der Subserosa/Nichtperitonealisiertes perimuskuläres Gewebe (Mesenterium oder Retroperitoneum) bis 2 cm
T4 Nichtperitonealisiertes perimuskuläres Gewebe > 2 cm/Nachbarorgane/Viszerales Peritoneum
N1 Regionäre Lymphknotenmetastasen
M1 Fernmetastasen

Symptome

Bei ulcerierenden Tumoren kommt es häufig zu einer Anämie durch den Blutverlust und den damit einhergehenden Symptomen Leistungsabfall, Müdigkeit und allgemeine Schwäche. Weiterhin sind Gewichtsabnahme, postprandiales Druckgefühl, Erbrechen und abdominelle Schmerzen zu beobachten. Bei Tumoren, die in der Nähe der Papilla Vateri liegen, kommt es häufig zu einem schmerzlosen Ikterus, wenn der Tumor die Papille komprimiert. Im Spätstadium der Erkrankung kommt es mitunter zu einem kompletten Verschluss des Zwölffingerdarmes (Ileus).[3]

Diagnostik

Die Diagnostik erfolgt mittels Sonographie, Gastroduodenoskopie mit Entnahme einer Biopsie, Enteroklysma, Computertomographie oder Magnetresonanztomographie.

Therapie

Die Therapie richtet sich vor allem nach der genauen Tumorlokalisation und dem Stadium der Erkrankung. In der Regel wird eine vollständige operative Resektion (Entfernung) des befallenen Darmabschnittes und die Entfernung des zugehörigen Lymphabflussgebietes angestrebt. Circa 80 % der Karzinome sind bei Diagnosestellung resektabel. Meist wird eine pyloruserhaltende Duodenopankreatektomie (sog. Whipple-OP) durchgeführt. Bei rein palliativen Operationen werden biliodigestive Anastomosen angestrebt, z. B. durch eine Choledochoduodenostomie oder eine Hepatikojejunostomie. In manchen Fällen wird ein Stent zur Erhaltung der Nahrungspassage gelegt.[1] Stellt sich der Tumor als inoperabel dar, kann bei tumorbedingten Schmerzen oder signifikanten Blutverlusten eine Strahlentherapie indiziert sein. Weiterhin kann eine palliative Chemotherapie, z. B. mit Fluorouracil, zur Beschwerdelinderung beitragen. Die Chemotherapie richtet sich dabei nach den Empfehlungen zur Behandlung des kolorektalen Karzinoms.[4]

Prognose

Die Fünf-Jahres-Gesamtüberlebensrate liegt bei etwa 30 %. Bei Patienten, bei denen der Tumor vollständig entfernt werden konnte und die keine Metastasierung aufweisen, liegt die Fünf-Jahres-Überlebensrate zwischen 45 % und 70 %. Sind Lymphknotenmetastasen vorhanden, sinkt der Wert auf 12–14 %.[4]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d Michael Gnant, Peter M. Schlag (Hrsg.): Chirurgische Onkologie; Springer-Verlag, 2008; ISBN 978-3-211-48612-2; S. 259; hier online bei books.google, abgerufen am 15. Oktober 2010.
  2. a b Wolfgang Remmele (Hrsg.): Pathologie 2; Springer-Verlag, neu bearbeitete Auflage 1996; ISBN 3-540-60119-8; S. 410; hier online bei books.google, abgerufen am 15. Oktober 2010.
  3. Andreas Hirner, Kuno Weise: Chirurgie: Schnitt für Schnitt, Thieme Verlag, 2004, ISBN 3-13-130841-9, S. 509; hier online bei books.google, abgerufen am 15. Oktober 2010.
  4. a b Wolfgang F. Caspary, Joachim Mössner, Jürgen Stein: Therapie gastroenterologischer Krankheiten; Springer Verlag, 2005; ISBN 3-540-44174-3, S. 205; hier online bei books.google, abgerufen am 17. Oktober 2010.