Duvernoysche Drüse

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Die Duvernoyschen Drüsen, auch als Oberlippendrüsen bezeichnet, sind giftproduzierende Drüsen einiger Nattern (Colubridae), die zwar funktionell, nicht aber morphologisch homolog zu den Giftdrüsen der Giftnattern (Elapidae) und Vipern (Viperidae) sind. Die Duvernoyschen Drüsen liegen hinter den Augen, sind von sehr dünnem Bindegewebe umgeben und bestehen hauptsächlich aus serösen Zellen. Ein einzelner, kurzer Gang führt nach vorne vom Lumen an die Basis der hinteren Zähne in die Mundhöhle. Bei als Trugnattern bezeichneten Colubriden sind die Zähne für bessere Giftübertragung eingekerbt. Gesteuert werden die Drüsen über den Oberkieferzweig des Nervus trigeminus und den Nervus facialis, die Blutversorgung erfolgt über Seitenzweige der inneren Halsschlagader. Die Drüsen produzieren toxische Eiweiße, die oft für Vergiftungserscheinungen nach Bissen von traditionell als ungiftig geltenden Nattern verantwortlich gemacht werden. Bei Ringelnattern (Natrix natrix) wurde von akuter Schwellung und Verfärbung der Hand nach einem Biss in den Finger berichtet, Schmerzen traten jedoch keine auf.

Quellen

  • K. Jackson: The evolution of venom-delivery systems in snakes. In: Zoological Journal of the Linnean Society. 137, 2003, S. 337–354 (Volltext; PDF; 714 kB)
  • A. Gläßer-Trobisch, D. Trobisch: Bissunfall bei einer Ringelnatterfütterung. In: elaphe. 16(2), 2008, S. 59–61.