EBS Universität für Wirtschaft und Recht
EBS Universität für Wirtschaft und Recht | |
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Motto | Leadership Personalities. Made by EBS. |
Gründung | 1971 |
Trägerschaft | privat |
Ort | Wiesbaden, Oestrich-Winkel |
Bundesland | Hessen |
Land | Deutschland |
Präsident | Günther Oettinger |
Studierende | rund 2.200[1] |
Mitarbeiter | etwa 300 |
davon Professoren | 45 Vollzeitprofessuren ohne Honorar- & Gastprofessoren (EBS Business School: 31; EBS Law School: 14)[1] |
Website | www.ebs.edu |
Die EBS Universität für Wirtschaft und Recht (bis 2011: European Business School) ist eine private, staatlich anerkannte Universität mit Standorten in Wiesbaden und Oestrich-Winkel. Sie verfügt mit der EBS Business School, der EBS Law School und der EBS Executive School über drei Fakultäten.
Geschichte
Die Vorgängerinstitution wurde 1971 von Klaus Evard als Fachhochschule für Wirtschaft in Offenbach am Main unter dem Namen European Business School gegründet. Das ursprüngliche Konzept sah eine europäisch geprägte Ausbildung von Führungskräften mit drei Standorten in Frankreich, England und Deutschland vor. Kennzeichnend für das Studienprogramm der EBS sind bis heute mehrere praktische Studienzeiten im In- und Ausland, integrierte Auslandssemester sowie ein verschulter Aufbau des Studiums.[2] 1980 zog die EBS in das Schloss Reichartshausen in Oestrich-Winkel im Rheingau. 1985 kam ein zweites Hochschulgebäude (die „Burg“) in Oestrich-Winkel hinzu.
1989 wurde die EBS vom Land Hessen als wissenschaftliche Hochschule anerkannt. 1992 erhielt sie die endgültige Anerkennung als wissenschaftliche Hochschule durch den hessischen Wissenschaftsminister. Mit diesem Schritt folgte die Trennung der EBS Schloss Reichartshausen vom internationalen Verbund der European Business Schools, der sich in den 80er Jahren als Netzwerk entwickelt hatte. Seitdem kooperiert die EBS weltweit mit unabhängigen Universitäten.[2] 1993 erhielt sie das Promotions- und 1998 das Habilitationsrecht. In dieser Zeit war Walther Leisler Kiep (CDU) Präsident der EBS.
Am 16. Juni 2010 wurde die EBS Law School gegründet; sie ist die zweite Fakultät neben der EBS Business School. Am 1. September 2011 verlieh das hessische Wissenschaftsministerium der EBS Universitätsstatus und den Titel Universität für Wirtschaft und Recht.[3] Der Sitz der EBS Law School und der gesellschaftsrechtliche Sitz der EBS Universität für Wirtschaft und Recht gGmbH befinden sich in Wiesbaden.
Am 28. Juli 2016 übernahm die SRH Higher Education GmbH, eine Tochtergesellschaft des deutschen Bildungs- und Gesundheitskonzerns SRH, mehrheitlich die EBS Universität für Wirtschaft und Recht von der privaten Stiftung zur Förderung der EBS Universität.[4]
Im Dezember 2018 wurde die dritte Fakultät EBS Executive School gegründet.[5] Seit September 2021 wird die EBS Universität von Günther Oettinger, Martin Böhm und Dorothée Hofer geleitet.[6]
Träger
Träger der EBS Universität für Wirtschaft und Recht ist eine gleichnamige gemeinnützige GmbH, deren Hauptgesellschafter seit 2016 die SRH Higher Education GmbH ist.[7] Als weiterer Gesellschafter wird die Ehemaligenvereinigung EBS Alumni e. V. genannt.[8]
Studium
Das Studium umfasst etwa 15 Bachelor- und Masterstudiengänge und Doktorandenprogramme, vorwiegend in betriebs- und rechtswissenschaftlichen Disziplinen. Die Studiengebühren des Jurastudiums liegen bei rund 7630 Euro pro Semester und beim Bachelorstudium in Business Studies bei rund 7180 Euro pro Semester. Die Studierendenzahlen sind seit 2016 rückläufig, waren im Studienjahr 2018 2.132 Studierende eingeschrieben, sind es im Jahr 2019 noch 1.956 Studierende.[9]
Akkreditierung
- EQUIS (nicht akkreditiert): Zwischen 2012 und 2015 war die EBS Business School EQUIS-akkreditiert.[10] 2015 hat die European Foundation for Management Development beschlossen, der EBS Universität für Wirtschaft und Recht ihre Akkreditierung von EQUIS zu verweigern, jedoch einen erneuten Durchlauf des Akkreditierungsprozesses gewährt.[11] Im Dezember 2016 scheiterte das Wiederakkreditierungsverfahren endgültig, weshalb die Universität seitdem keine EQUIS-Akkreditierung mehr besitzt.[12]
- FIBAA: Alle Studiengänge der EBS sind durch die Foundation for International Business Administration Accreditation (FIBAA) akkreditiert. Darüber hinaus tragen der Masterstudiengang „M.Sc. Automotive Management“ der EBS Business School sowie der Bachelorstudiengang „LL.B. Rechtswissenschaft“ und der „Rechtswissenschaftliche Studiengang zur Vorbereitung auf die Erste Prüfung“ der EBS Law School das FIBAA-Premiumsiegel.[13]
- Akkreditierung durch den Wissenschaftsrat: Am 29. Mai 2012 hat die EBS Universität für Wirtschaft und Recht die Institutionelle Akkreditierung durch den Wissenschaftsrat für zehn Jahre erhalten. Mit der Akkreditierung bestätigt der Wissenschaftsrat sowie unabhängige externe Sachverständige, dass eine nichtstaatliche Hochschuleinrichtung Leistungen in Lehre und Forschung erbringt, die staatlich anerkannten wissenschaftlichen Maßstäben entsprechen.[14] Seit 2017 dürfen rechtswissenschaftliche Promotionen an der EBS Universität abgelegt werden.[15] In seinem Akkreditierungsgutachten bemängelt der Wissenschaftsrat, dass die durch das Land Hessen vorgenommene Verleihung von weitreichenden Privilegien wie Promotions- und Habilitationsrecht ohne vorherige externe Qualitätsprüfung erfolgt ist.[16]
- Die EBS Universität für Wirtschaft und Recht ist Partner von Association to Advance Collegiate Schools of Business (AACSB).[17]
Wirtschaftliche Entwicklung
2011 nahm die Hochschule 32,2 Millionen Euro ein (Vorjahr: 32,1 Millionen), davon 11,8 Millionen Euro aus Studiengebühren (Vorjahr: 10,5 Millionen). Dem standen Ausgaben von 33,4 (Vorjahr: 34,3) Millionen Euro gegenüber. Die Hochschule erwirtschafte damit 2010 einen Verlust von 2,2 Millionen Euro, im Jahr 2011 von 1,1 Millionen Euro. Das Eigenkapital lag Ende 2010 bei 1,45 Millionen Euro und war laut einem Medienbericht 2011 nahezu aufgebraucht gewesen.[18] Ende 2012 kam der hessische Landesrechnungshof zu dem Ergebnis, die EBS sei ohne nachhaltige Zuführung von Eigenkapital oder eigenkapitalersetzenden Darlehen „nicht in der Lage, eine Überschuldung zu verhindern und ihre Zahlungsfähigkeit auf Dauer zu sichern“.[19]
Auch 2013 habe die Business School laut Präsident Rolf Wolff Verlust gemacht. Nach einem Bericht der Zeitung Die Zeit vom 2. Februar 2014 über die wirtschaftliche Lage von privaten Business Schools in Deutschland, habe die EBS aufgrund ihres ramponierten Rufs weniger Drittmittel und Spenden bekommen. So sei die Business School trotz immer noch großzügiger Landesunterstützung tief in die roten Zahlen gerutscht. Mit 1,7 Millionen Euro soll der Verlust 2013 allerdings deutlich geringer ausgefallen sein. Hauptsächlich weil sich die Hochschule ein strenges Sparprogramm verordnet hatte und durch die Förderung einiger Lehrstühle seitens der Aareal Bank und des Lebensmittelkonzerns Danone.[20]
Mietpreisstundung wegen Insolvenzgefahr
Im Mai 2013 machten Berichte der FAZ und der Frankfurter Rundschau bekannt, dass die Stadt Wiesbaden der EBS die Mietpreiszahlung für das von ihr genutzte Gebäude in Wiesbaden gestundet hatte.[21][22] Insgesamt ging es um 400.000 Euro Miete für die Monate April bis Dezember 2013. Rainer Schäfer, der Geschäftsführer der städtischen Holding WVV, rechtfertigte die Stundung damit, ihm sei dargelegt worden, dass die Insolvenz der EBS drohe, wenn die Stadt ihr nicht entgegenkomme.[21]
Nachdem die wirtschaftliche Lage der EBS auch im Laufe des Jahres 2013 kritisch blieb, bat die Hochschule die Stadt Wiesbaden im November 2013 um die Stundung weiterer 188.000 Euro Miete für das Jahr 2014, was die Stadt jedoch ablehnte.[23]
Lohnverzicht und Ausscheiden der Kanzler
Da die Mietstundung ein wesentlicher Baustein der Fortführungsprognose war, mussten nach Ablehnung derselben durch die Stadt Wiesbaden die Mitarbeiter in den Jahren 2013 und 2014 auf das 13. Monatsgehalt sowie auf Bonuszahlungen verzichten.[24] Nachdem Mitarbeiter bereits für 2012 auf Bonuszahlungen verzichten hatten, sollen die neuerlichen Gehaltseinbußen zu weiteren Mitarbeiterverlusten beigetragen haben.[25]
Am selben Tag, an dem die Ablehnung der Mietstundung bekannt geworden war, teilte die EBS mit, dass Kanzler Georg Garlichs die EBS zum 1. April 2014 verlassen werde.[26] Sein Nachfolger als Kanzler, Olaf Güllich, verließ die EBS bereits sieben Monate nach Amtsantritt zum 31. Oktober 2014.[27] Mit Wirkung zum 1. Juli 2016 wurde Peter Schmidt, ehemaliger Geschäftsführer Personal und Arbeitsdirektor des Touristikunternehmens TUI Deutschland, Kanzler der EBS Universität.[28]
Abbau von Professuren
Die EBS hat infolge ihrer angespannten Finanzanlage seit 2010 zahlreiche Professuren abgebaut. Nachdem über den genauen Umfang der Einschnitte mangels präziser Zahlen lange nur spekuliert werden konnte, gab der hessische Wissenschaftsminister Boris Rhein im Oktober 2014 im Hessischen Landtag folgende Zahlen bekannt:[29] Von 46 Professoren an der Business School im Jahr 2010 fiel die Zahl der Professuren im Jahr 2011 auf 38, im Jahr 2012 auf 34 und im Jahr 2013 weiter auf 31.[29] Unter dem neuen Präsidenten Rolf Wolff wurde der Stellenabbau infolge der strengen Sparmaßnahmen weiter forciert, so dass die Zahl der Professoren an der Business School im September 2014 auf 25 sank.[29] Parallel baute die Universität mit der zweiten Fakultät, der EBS Law School, Professuren auf, sodass die Anzahl insgesamt auf einem ähnlichen Niveau blieb:[29]
2010 | 2011 | 2012 | 2013 | |
Professoren BS | 46 | 38 | 34 | 31 |
Professoren LS | 1 | 2 | 9 | 11 |
Bis Oktober 2019 wurde die Anzahl der Professuren an den insgesamt drei Fakultäten auf über 70 angehoben, davon 44 Kernfakultätsmitglieder an der Universität (akkreditierte Senior- und Juniorprofessoren, Lecturers und Postdocs).[30] Im Jahr 2020 herrschte Unklarheit darüber, ob alle der von der Fakultät ausgewiesenen Professoren überhaupt noch der Fakultät angehören oder im Wissenschaftsbetrieb tätig sind.[31]
Finanzielle Entwicklung seit 2014
Das Eigenkapital der EBS stieg von minus 10 Millionen Euro im Jahr 2014 auf plus 440.000 Euro im Jahr 2015. Möglich wurde dies unter anderem durch Forderungsverzichte der Banken sowie durch Millionenspenden von Alumni und der Stiftung des SAP-Mitbegründers Dietmar Hopp.[32]
Bis 2016 stieg das Eigenkapital auf insgesamt 10 Millionen Euro an, ermöglicht durch den Verkauf an SRH. Im Jahr 2016 verzeichnete das Unternehmen das „operativ beste Ergebnis in der Unternehmensgeschichte“. Der Jahresgewinn betrug 1,98 Millionen Euro.[33]
Im Jahr 2019 erzielte die EBS ein erneut negatives Jahresergebnis in Höhe von minus 4,36 Millionen Euro.[34]
Kritik
Alkoholmissbrauch durch Studenten 2010
Angehende Studenten der EBS sind in unmittelbarer Nachbarschaft der Hochschule im September 2010 durch ausuferndes Verhalten infolge übermäßigen Alkoholkonsums im Rahmen eines von fortgeschrittenen Semestern organisierten Aufnahmerituals aufgefallen.[35][36][37] Die Polizei musste mehrere Studenten aufsammeln, ins Krankenhaus bringen sowie mit einem Polizeihubschrauber die Rheingauer Weinberge absuchen.[38][39][40] Das Aufnahmeritual mit dem Namen „Bootcamp“ gab es nach Angaben der FTD bereits seit vielen Jahren.[41]
Die Hochschulleitung hat sich der Thematik angenommen, Alkoholverbote verhängt und eine verstärkte Sozialverpflichtung eingeführt.[42][43]
Anschubfinanzierung der EBS Law School durch Steuergelder 2011
Die Gründung der EBS Law School sollte durch das Land Hessen und die Stadt Wiesbaden mit zunächst 25 Mio. Euro unterstützt werden.[44] Dies wurde insbesondere deswegen kritisiert, da gleichzeitig die öffentlichen Universitäten Einsparungen hinnehmen mussten.[45] Im April 2011 wurde dann bekannt, dass die Förderung mit 50 Mio. Euro doppelt so hoch wie ursprünglich geplant ausfallen sollte.[46] Zudem blieb die Verwendung der bereits ausgezahlten Steuergelder ungeklärt.[47]
Ende April 2011 verkündete das Wissenschaftsministerium, die Zwischen- und Verwendungsnachweise für die Landesförderung durch ein Beratungsunternehmen prüfen zu lassen und bis dahin alle Fördergelder einzufrieren.[48] Als Ergebnis der Prüfungen musste die EBS 950.000 Euro, die während der Präsidentschaft von Christopher Jahns statt für den Aufbau der juristischen Fakultät für andere Zwecke verwendet worden waren, an das Land zurückzahlen.[49]
In einem Bericht an den Landtag stellte der Hessische Landesrechnungshof Ende 2012 „die zweckentsprechende Mittelverwendung insgesamt in Frage“ und bemängelte, dass „keine belastbaren Analysen über den Bedarf an einer wirtschaftsnahen Juristenausbildung in Hessen und an der Gründung einer weiteren hessischen Universität vorgelegt“ wurden.[50] Dabei wurde auch kritisiert, dass ein großer Teil der Zuwendungen statt für den Aufbau der juristischen Fakultät für Allgemeinkosten der Universität verwendet wurden. Im Dezember 2012 setzte der Landtag daraufhin einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss ein, um die Vorgänge zu untersuchen.[51] Vor dem Untersuchungsausschusses sagte der als Zeuge geladene ehemalige kaufmännischer Leiter Klaus-Peter Niesik aus, die EBS habe Unterlagen geschönt und manipuliert, um an Fördergelder zu gelangen, und damit „Missbrauch von Steuergeldern“ betrieben.[52]
Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Frankfurt in Bezug auf einen möglichen „gemeinschaftlichen Betrug zum Nachteil des Landes Hessen“ der EBS in Höhe von mindestens 1,6 Millionen Euro[53] wurden Ende November 2018 eingestellt. Für strafrechtlich relevantes Handeln der Beschuldigten gebe es jedenfalls keine Indizien.[54]
Verwendung von Fördergeldern am AIM 2011
Auch am Automotive Institute for Management (AIM) der EBS mussten 2011 Subventionen in Höhe von 60.700 Euro wegen Nichtverwendung zurückgezahlt werden, bezüglich weiterer 300.000 Euro aus dem Jahr 2010 wurde eine weitere Rückforderung durch das Hessische Wirtschaftsministerium geprüft.[55] Bereits im Jahr 2011 musste das von Franz-Rudolf Esch geleitete Institut 60.700 Euro nicht vereinbarungsgemäß verausgabter Fördergelder an das Ministerium zurückzahlen, während der Stadt Frankfurt weitere 31.300 Euro zurückerstattet wurden. Bei den neuerlichen Prüfungen ging es u. a. darum, dass der Geschäftsführer des AIM nicht dort angestellt war, sondern ihm vielmehr die Möglichkeit eingeräumt worden sein soll, viel zu hohe Honorare abzurechnen.[56] Der betroffene Geschäftsführer, der das Institut zum 15. August 2012 verlassen haben soll, gilt als enger Weggefährte des inzwischen wegen gewerbsmäßiger Untreue angeklagten früheren EBS-Präsidenten Jahns, der das AIM zusammen mit ihm und EBS-Professor Ronald Gleich gegründet hatte.
Untreue-Affäre des ehemaligen Präsidenten Christopher Jahns 2011/2020
Recherchen der Spiegel-Journalisten Armin Himmelrath und Markus Verbeet zeigten 2011 das Beziehungsgeflecht der Hochschule mit Unternehmen, insbesondere mit der Beratungsgruppe BrainNet, auf. Deren Top-Manager Christian Rast saß im Stiftungsvorstand der Hochschule, wohingegen EBS-Präsident Jahns den Verwaltungsräten mehrerer Unternehmen der BrainNet-Gruppe angehörte. Der Reportage zufolge wirkten Verbindungen der EBS zu Jahns' Firmenimperium außergewöhnlich eng.[57] Nach einem Bericht der Frankfurter Rundschau war auch Wiesbadens Oberbürgermeister Helmut Müller in die Affäre verwickelt. Demnach hatte Müller, der Aufsichtsrat der EBS ist, einen Beratungsauftrag für die Wiesbadener Horst-Schmidt-Kliniken an BrainNet erteilt. Für einen 16-seitigen Bericht wurden 80.000 Euro abgerechnet. EBS-Präsident Jahns war zugleich Verwaltungsratspräsident von BrainNet.[58] Aufgrund der Vorwürfe hat das Bundesforschungsministerium einen Förderantrag der EBS zurückgestellt.[59]
Der Aufsichtsrat der EBS gGmbH hatte die Vorwürfe gegen Jahns zunächst zurückgewiesen. Die Verbindungen seien transparent und von Wirtschaftsprüfern bestätigt worden.[60][61] Studentensprecher und Vertreter des akademischen Mittelbaus forderten von Jahns die Offenlegung der Firmenbeziehungen. Mehrere Professoren forderten ihn danach schriftlich zum Verzicht auf das Präsidentenamt auf.[62] Am 4. April 2011 wurde Jahns in Frankfurt wegen des Verdachts der Untreue verhaftet, die Haft wurde unter Auflagen außer Vollzug gesetzt.[36][63][64][65] Am 7. April 2011 trennte sich die Hochschule von ihm,[66] insgesamt wurden von der EBS acht Kündigungen ausgesprochen.[67]
Jahns klagte gegen diese Kündigungen und schloss im September 2011 mit der Hochschule einen Vergleich. Für seinen Weggang erhielt er demnach eine Abfindung im sechsstelligen Bereich.[68] Jahns focht diesen Vergleich Mitte August 2012 zunächst wieder an und erhob Klage, da die Hochschule Beweise zurückgehalten habe,[18] zog Anfechtung und Klage kurz vor dem gerichtlichen Verhandlungstermin aber wieder zurück.[69] Jahns Nachfolger, Rolf Cremer, kritisierte im Gegenzug die Führung Jahns. So habe er ein fragwürdiges finanzielles und strukturelles Management betrieben, bei dem unter anderem fast eine Million Euro an Fördergeldern aufgrund von Fehlbuchungen zurückgezahlt werden mussten und das Präsidium mit zuletzt neun Geschäftsführern unüberschaubar geworden sei.[70] Unter der Präsidentschaft von Cremer hat die EBS die Anzahl der Geschäftsführer auf drei reduziert.[71]
Im Mai 2012 erhob die Staatsanwaltschaft Wiesbaden Anklage gegen Jahns wegen gewerbsmäßiger Untreue, u. a. da die Beratungsfirma BrainNet, deren Verwaltungsrat Jahns neben seinem Amt als EBS-Chef war,[67] der Hochschule Leistungen in Rechnung gestellt habe, die nie erbracht worden seien.[72] Der Schaden wurde mit 180.000 Euro beziffert. Später sagten zwei Angestellte der Universität als Zeugen aus, sie hätten eine „Medienkampagne“ gegen Jahns mit initiiert und der Presse das fragliche Material zugespielt, der BrainNet-Chef entlastete Jahns.[73][74] Im Oktober 2014 wurde das Verfahren gegen Jahns zunächst aufgrund von andauernder Verhandlungsunfähigkeit vorläufig eingestellt,[75] am 19. März 2020[76] fortgesetzt und im Mai 2020 vom Landgericht Wiesbaden gegen eine Geldauflage von 30.000 Euro nach 9 Jahren eingestellt.[77]
Vorwürfe intransparenter Auftragsforschung 2014
Ende September 2014 veröffentlichte die EBS gemeinsam mit der TSG Hoffenheim die Ergebnisse einer wissenschaftlichen Studie, die der TSG Hoffenheim unter anderem attestiert, dass sie „siebenmal mehr Einnahmen als Kosten für die öffentliche Hand“ generiere, dass sie ein „regionaler Identitätsanker“ sei, dass „83 Prozent der Befragten stolz seien, Hoffenheimer zu sein“ und dass die Rhein-Neckar Arena „als zweitwichtigstes Wahrzeichen gleich hinter dem Schloss Heidelberg“ betrachtet werde.[78] Recherchen der Frankfurter Rundschau brachten allerdings ans Licht, dass der EBS-Lehrstuhl, an der die Studie entstand, ausgerechnet von der Stiftung des TSG-Hoffenheim-Mäzens, Dietmar Hopp, über fünf Jahre hinweg mit insgesamt 1,5 Millionen Euro finanziert wird.[78] Auf diesen Zusammenhang, der an der wissenschaftlichen Unabhängigkeit zweifeln lasse, sei mit keinem Wort hingewiesen worden.[78]
Video von Studenten 2015
Im November 2015 wurde von Studenten der EBS ein satirisches Musikvideo veröffentlicht, mit dem diese am Bewerbungsprozess für die jährlich ausgetragenen WHU Euromasters, einem Sportereignis für Business Schools, teilnahmen. Das Video zeigt selbstironisch eine Gruppe von Studenten der EBS in überzeichnet dargestellten Partyszenen. Nach öffentlicher Kritik wurde dieses wieder zurückgezogen. Die verantwortlichen Studenten schlugen nach Löschung des Videos als Disziplinarmaßnahme die Ableistung von Sozialstunden vor.[79]
Kritik am Selbstbild der Management-Kaderschmiede
Der Elitenforscher Michael Hartmann verwarf das Selbstbild der privaten Wirtschaftsuniversitäten als Ausbildungsstätte des Top-Managements.[80] Er analysierte die Lebensläufe von 440 Vorstandsmitgliedern der 100 größten deutschen Unternehmen und ermittelte darunter einen EBS-Absolventen, aber drei Absolventen der 1972 gegründeten staatlichen Universität Paderborn.[81] Hartmann stellte weiter fest, dass von 529 Spitzenmanagern inklusive Ausländern 28 über einen MBA-Abschluss verfügen, was einem Anteil von etwa 5 Prozent entspricht.[82]
Persönlichkeiten der Universität
Präsidenten
- 1971–1994: Klaus Evard
- 1994–2000: Walther Leisler Kiep
- 2000–2009: Hans Tietmeyer
- 2009–2011: Christopher Jahns
- 2011–2013: Rolf Cremer[83]
- 2013–2015: Rolf Wolff
- 2015–2016: Leitung der Universität durch Präsidialrat. Von Februar bis September 2016 unter dem Vorsitz von Barbara Dauner-Lieb
- 2016–2020: Markus Ogorek[84]
- 2020–2021: Präsidialrat unter dem Vorsitz von Hennig Werner[85]
- 2021: Günther Oettinger[86]
Professoren (Auswahl)
- Andreas Raymond Dombret (* 1960), Honorarprofessor, Mitglied des Vorstands der Deutschen Bundesbank
- Michael Hüther (* 1962), Honorarprofessor, Direktor Institut der deutschen Wirtschaft
- Martin Kment (* 1975), Professor für Öffentliches Recht und Europarecht, Recht der erneuerbaren Energien, Umwelt- und Planungsrecht (2011–2013)
- Matthias Knauff (* 1978), Rechtswissenschaftler und Richter, Inhaber des Lehrstuhls für Öffentliches Recht, insbesondere deutsches und europäisches öffentliches Wirtschaftsrecht von 2011 bis 2013
- Kurt Joachim Lauk (* 1946), Professor h. c., ehem. Präsident des Wirtschaftsrates der CDU (2010–2015)
- H. Dieter Dahlhoff, Honorarprofessor
- Richard Raatzsch (* 1957), Philosoph
- Roman Poseck (* 1970), Honorarprofessor, Präsident des OLG Frankfurt/Main und Präsident des Hessischen Staatsgerichtshofs
Absolventen (Auswahl)
- Philipp Schindler (* 1971), Vice President Global Sales & Operations bei Google[87][88]
- Maximilian von und zu Liechtenstein (* 1969), CEO der LGT Group und Sohn von Fürst Hans-Adam II. von und zu Liechtenstein
- Jochen Zeitz (* 1963), ehem. Vorstandsvorsitzender der Puma AG
- Christian Unger (* 1967), ehem. Vorsitzender der Konzernleitung der Ringier AG
- Cornelius Boersch (* 1968), Business Angel
- David Groenewold (1973–2019), Filmproduzent
- Matthias Zachert (* 1967), CEO der Lanxess AG
- Kai-Uwe Ricke (* 1961), ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Deutschen Telekom
- Stefan Detscher (* 1980), Betriebswirtschaftler und Hochschullehrer
- Jürgen Steinemann (* 1958), ehem. CEO der schweizerischen Barry Callebaut und AR-Vorsitzender der Metro AG
- „Mad“ Marvin Rettenmaier (* 1986), Gewinner der X. World Poker Tour Championship 2012.[89]
Filme
- „grow or go“. Die Architekten des „global village“. Dokumentarfilm, Deutschland 2003, 94 Min., Buch: Marc Bauder, Dörte Franke, Regie: Marc Bauder, Produktion: ZDF, Das kleine Fernsehspiel (vier Absolventen der EBS bei den ersten Schritten auf ihrem Weg, Unternehmensberater zu werden)
- „Von Anfang an Elite“. Dokumentarfilm, Deutschland 2008, 45 Min., Buch: Julia Friedrichs, Eva Müller, Produktion: WDR, Die Story[90]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b Pressestelle der EBS Universität: Zahlen, Daten & Fakten rund um die EBS Universität. In: Website der Pressestelle der EBS Universität. EBS Universität, abgerufen am 16. Januar 2019.
- ↑ a b Marcus Kreikebaum: Schloss Reichartshausen im Wandel der Zeiten. 2009, ISBN 978-3-00-027879-2.
- ↑ http://www.ftd.de/karriere-management/karriere/:business-schule-ebs-darf-sich-trotz-vorwuerfen-uni-nennen/60093098.html (Memento vom 10. September 2011 im Internet Archive)
- ↑ Stefanie Hergert: SRH übernimmt die EBS Universität. Handelsblatt, 28. Juli 2016, abgerufen am 30. Juli 2016.
- ↑ Anna Schneider: EBS Universität gründet dritte Fakultät Executive School. In: Pressemitteilung der EBS Universität. EBS Universität, 17. Dezember 2018, abgerufen am 15. Januar 2019.
- ↑ Neues Führungsteam EBS Universität. Abgerufen am 31. August 2021.
- ↑ EBS Universität wird Teil der SRH Hochschulen. In: Website der EBS Universität. Pressestelle der EBS Universität, 28. Juni 2016, abgerufen am 15. Mai 2020.
- ↑ Gesellschafter. Website der EBS Universität für Wirtschaft und Recht gGmbH, abgerufen am 15. Mai 2020.
- ↑ Bärbel Schwertfeger: EBS weiter auf Schrumpfkurs • MBA Journal. In: MBA Journal. 30. November 2020, abgerufen am 30. November 2020 (deutsch).
- ↑ Archivlink (Memento vom 24. März 2014 im Internet Archive)
- ↑ Equis-Akkreditierung: Schwere Schlappe für European Business School. In: www.handelsblatt.com. Abgerufen am 25. März 2016.
- ↑ EBS verliert EQUIS-Akkreditierung. In: MBA Journal – Nachrichten über Business Schools. 17. Dezember 2016 (Online [abgerufen am 17. Dezember 2016]).
- ↑ Exzellente Qualität in Studium und Lehre: EBS Universität erhält FIBAA-Premiumsiegel. In: www.fibaa.org. 11. Oktober 2017 (Online [abgerufen am 19. Oktober 2017]).
- ↑ Stellungnahme zur Akkreditierung der EBS Universität für Wirtschaft und Recht, Wiesbaden. S. 6, abgerufen am 8. November 2019.
- ↑ Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven: Pressemitteilung des Wissenschaftsrats) (
- ↑ Stellungnahme zur Akkreditierung der EBS Universität für Wirtschaft und Recht, Wiesbaden. (pdf) Wissenschaftsbeirat, 25. Mai 2012, abgerufen am 26. Februar 2019.
- ↑ AACSB List of Member Schools by Country. Abgerufen am 30. Januar 2019.
- ↑ a b Stefani Hergert: Privat-Uni unter Beschuss. In: Handelsblatt. Nr. 164, 24., 25., 26. August 2012, ISSN 0017-7296, S. 62 f (gekürzte Fassung online (Memento vom 1. September 2012 im Internet Archive)).
- ↑ Nach Prüfung durch Landesrechnungshof: EBS in Wiesbaden droht die Pleite. In: Wiesbadener Tagblatt, 10. Dezember 2012 (online).
- ↑ Die Zeit: Wachstum auf Pump - Seite 2/2: Ehemaligen-Netzwerke funktionieren in Deutschland nicht gut genug (Memento vom 27. November 2018 im Internet Archive)
- ↑ a b FAZ: Stadt stundet der EBS die Miete, 27. Mai 2013.
- ↑ Frankfurter Rundschau: EBS darf Miete später begleichen, vom 25. Mai 2013.
- ↑ Wiesbadener Kurier: Stadt Wiesbaden lehnt Stundung der Miete ab – EBS-Universität weiter in Finanz-Not, vom 26. November 2013 (Memento vom 23. August 2014 im Internet Archive)
- ↑ Wiesbadener Kurier: Archivierte Kopie (Memento vom 16. Dezember 2013 im Internet Archive), 27. November 2013.
- ↑ MBA Journal: EBS-Finanznöte, 3. Dezember 2013.
- ↑ FAZ:Auch Garlichs verlässt die EBS, vom 26. November 2013
- ↑ MBA Journal:EBS: Prominente Abgänge, vom 30. Oktober 2014
- ↑ http://www.wiesbadener-tagblatt.de/lokales/rheingau/oestrich-Winkel/der-50-jaehrige-peter-schmidt-ist-ab-1-juli-neuer-kanzler-der-european-business-school-in-wiesbaden-und-oestrich-winkel_16924658.htm.
- ↑ DIE EBS UNIVERSITÄT AUF EINEN BLICK. Abgerufen am 11. November 2019.
- ↑ Bärbel Schwertfeger: EBS weiter auf Schrumpfkurs • MBA Journal. In: MBA Journal. 30. November 2020, abgerufen am 30. November 2020 (deutsch).
- ↑ EBS schreibt wieder schwarze Zahlen – Millionen-Spenden – Frankfurt-am-Main. In: FOCUS Online. Abgerufen am 20. Dezember 2015.
- ↑ Lisa Becker: Wie man eine Privatuniversität rettet. Abgerufen am 23. Oktober 2019.
- ↑ Bärbel Schwertfeger: EBS weiter auf Schrumpfkurs • MBA Journal. In: MBA Journal. 30. November 2020, abgerufen am 30. November 2020 (deutsch).
- ↑ Elitäres Saufgelage im Freien – Polizei rettet Studenten, n-tv, 5. September 2010.
- ↑ a b Universität in Gründung. In: Süddeutsche Zeitung. 5. April 2011, abgerufen am 31. Januar 2019.
- ↑ FAZ: European Business School Große Pläne schlecht verkauft, vom 19. Oktober 2010.
- ↑ Die Zeit: Die European Business School will ihr Image verändern, vom 3. Januar 2011.
- ↑ Frankfurter Rundschau: https://www.fr.de/rhein-main/european-business-school-org26902/koma-saufen-elite-uni-11456541.html , vom 5. September 2010.
- ↑ FAZ: Betrunken im „Bootcamp“ Ärger an der EBS, vom 6. September 2010.
- ↑ FTD: Komasaufen an der Eliteuni (Memento vom 12. September 2010 im Internet Archive), vom 10. September 2010.
- ↑ Elite-Studenten entschuldigen sich nach Saufgelage, FAZ 14. September 2010.
- ↑ Privatunis: Edel – und gut: Die European Business School will ihr Image verändern, Zeit, 3. Januar 2011
- ↑ Wiesbaden wird Sitz einer Universität, FAZ, 3. Juni 2009
- ↑ https://www.fr.de/rhein-main/cdu-org26591/haben-ding-gedreht-11627662.html , Frankfurter Rundschau, 17. Juni 2010.
- ↑ https://www.fr.de/rhein-main/wiesbaden/die-linke-org26318/immer-mehr-steuergeld-11718432.html.
- ↑ Privatuniversität EBS – Wo steckt das Geld des Landes? In: Frankfurter Rundschau. 14. April 2011, abgerufen am 28. Dezember 2019.
- ↑ 29. April 2011 – Pressemitteilung (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ [2]
- ↑ https://www.fr.de/rhein-main/cdu-org26591/ministerin-geld-ohne-pruefung-11713139.html.
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Koordinaten: 50° 0′ 45″ N, 8° 3′ 0″ O