ESUS

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

ESUS (embolic stroke of undetermined source, zu deutsch etwa: embolischer Schlaganfall mit nicht bestimmter Emboliequelle) bezeichnet in der Neurologie eine spezielle Form des ischämischen, also minderdurchblutungsbedingten, Schlaganfalls. Es handelt sich hierbei um eine Unterklasse der nach der TOAST-Klassifikation definierten kryptogenen Hirninfarkte (Hirninfarkte unklarer Ursache (=Ätiologie)).[1][2] Hieraus ergeben sich behandlungsrelevante Unterschiede zu anderen Entitäten.

Kriterien

Es wurden die folgenden Kriterien für die Diagnose eines ESUS definiert, die eine vollständige ausgeführte Diagnostik voraussetzen:[1]

  • Vorliegen eines bildmorphologisch nachweisbaren Infarktareales im Gehirn mit einem nicht-lakunären Verteilungsmuster
  • Fehlender Nachweis einer > 50-prozentigen Stenose eines intra- oder extrakraniellen Gefäßes, das das Infarktareal mitversorgt
  • Fehlender Nachweis eines Hauptrisikofaktors für eine kardiale Emboliequelle (z. B. Vorhofflimmern)
  • Fehlender Nachweis einer anderen Schlaganfallätiologie (z. B. Dissektionen, Arteriitis)

Diagnostik und Therapie

In der Vergangenheit wurden Studien durchgeführt, in denen eine Überlegenheit von DOAKS bei der Sekundärprophylaxe des ESUS gegenüber ASS nachgewiesen werden sollte. Alle bisherigen Studien hatten ein negatives Ergebnis.[3] Daher ist die Behandlungsempfehlung momentan die gleiche wie bei anderen Schlaganfällen ungeklärter Ätiologie (engl.: cryptogenic stroke) und es sollte bei mangelnder Indikation für eine orale Antikoagulation eine Sekundärprophylaxe mittels ASS erfolgen.[4] Eine besondere Rolle spielt allerdings die kardiale Diagnostik zur Abklärung einer möglicherweise unbemerkten kardialen Infarktätiologie[5] inklusive der Möglichkeit einer prolongierten Herzrhythmusanalyse über ein bis drei Jahre.[6]

Einzelnachweise

  1. a b Robert G Hart, Hans-Christoph Diener, Shelagh B Coutts, J Donald Easton, Christopher B Granger: Embolic strokes of undetermined source: the case for a new clinical construct. In: The Lancet Neurology. Band 13, Nr. 4, April 2014, ISSN 1474-4422, S. 429–438, doi:10.1016/s1474-4422(13)70310-7.
  2. LL 030142 Kryptogener Schlaganfall und offenes Foramen ovale 2018. Abgerufen am 27. November 2018.
  3. Robert G. Hart, Mukul Sharma, Hardi Mundl, Scott E. Kasner, Shrikant I. Bangdiwala: Rivaroxaban for Stroke Prevention after Embolic Stroke of Undetermined Source. In: New England Journal of Medicine. Band 378, Nr. 23, 7. Juni 2018, ISSN 0028-4793, S. 2191–2201, doi:10.1056/nejmoa1802686 (nejm.org [abgerufen am 27. November 2018]).
  4. LL-23-ll-Sekundärprophylaxe ischämischer Schlaganfall und transitorische ischämische Attacke. Abgerufen am 27. November 2018.
  5. Aristeidis H. Katsanos, Rohini Bhole, Alexandra Frogoudaki, Sotirios Giannopoulos, Nitin Goyal: The value of transesophageal echocardiography for embolic strokes of undetermined source. In: Neurology. Band 87, Nr. 10, 6. September 2016, ISSN 0028-3878, S. 988–995, doi:10.1212/WNL.0000000000003063, PMID 27488602, PMC 27488602 (freier Volltext) – (neurology.org [abgerufen am 27. November 2018]).
  6. Jeffrey L. Saver: Cryptogenic Stroke. In: New England Journal of Medicine. Band 374, Nr. 21, 26. Mai 2016, ISSN 0028-4793, S. 2065–2074, doi:10.1056/nejmcp1503946 (nejm.org [abgerufen am 27. November 2018]).