Eadberht (Northumbria)

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Münze Eadberhts

Eadberht (auch Eadbert, Edbert, Eadbyrht, Eadberht Eating; † 19. oder 20. August 768) war König des angelsächsischen Königreiches Northumbria. Er bestieg im Jahre 737 den Thron und dankte 758 zu Gunsten seines Sohnes Oswulf ab.[1]

Leben

Familie

Eadberht war ein Sohn des Eata; seine Mutter ist unbekannt. Sein Bruder Ecgberht (732–766) war Bischof und seit 735 Erzbischof von York.[2] Ceolwulf, Eadberht Vorgänger als König, war ein Vetter väterlicherseits.[3] Sein Sohn und Nachfolger war Oswulf (758–759).[1] In der Geschichtswissenschaft ist es strittig, ob Osgifu, die Frau des Königs Ealchred (765–774), seine Tochter oder Enkelin war.[4]

Ereignisse vor Eadberhts Herrschaft

Eadberht lebte in einer Zeit, als Northumbria durch eine größere politische Instabilität gekennzeichnet war. Nachdem Northumbria lange durch eine führende Adelsfamilie beherrscht wurde, die die Könige stellte, rangen im 8. Jahrhundert mehrere Zweige der königlichen Familie um den Königstitel. So wurden im 8. Jahrhundert mehrere Könige ermordet, zur Abdankung gezwungen oder gingen ins Exil. Dies betraf auch Eadberhts Vorgänger, Ceolwulf, sowie Eadberhts spätere Nachfolger als Könige von Northumbria.[5]

Ceolwulf wurde 731 von seinen Gegnern in Klosterhaft genommen, ohne dass die Hintergründe deutlich werden. Wenig später kam er frei und gelangte wieder an die Macht. Die heutige Geschichtsschreibung hält es für plausibel, dass sich auch die religiösen Häuser in den Machtkampf involviert waren.[6] In York wurde 732 Ceolwulfs Vetter Ecgberht als neuer Bischof eingesetzt und 735 zum Erzbischof erhoben.[7] Vermutlich hatten Ecgberht und sein Bruder Eadberht, der Ceolwulfs Nachfolger werden sollte, großen Anteil an dessen erneuter Machtübernahme.[8]

Im Jahr 737 entschloss sich Ceolwulf, seiner Königsherrschaft zu entsagen und als Mönch in das Kloster Lindisfarne einzutreten. Zu seinem Nachfolger als König setzte er seinen Vetter Eadberht ein.[9]

Herrschaft

Northumbria zur Zeit Eadberhts

Mit Eadberht hatte Northumbria offenbar wieder einen „starken“ Herrscher erhalten. Er nahm die Expansion nach Norden wieder auf, wehrte das Vordringen Mercias im Süden ab und reformierte das Münzwesen. Gemeinsam mit seinem Bruder Erzbischof Ecgberht löste er einige der kirchlichen Probleme Northumbrias.[10] Die Zusammenarbeit der beiden Brüder war so gut, dass Alkuin in einem Gedicht schrieb: „[Es] waren glückliche Zeiten für das Volk, als König und Bischof in gerechter Eintracht regierten, der eine die Kirche, der König die Geschäfte der Herrschaft.“[11] Im Jahr 740 wurde Earnwine, ein naher Verwandter Eadberhts, wohl im Zusammenhang mit einer alten Familienfehde ermordet.[12] Ebenfalls im Jahr 740 unternahm Eadberht einen Feldzug gegen die Pikten. Aethelbald von Mercia nutzte seine Abwesenheit und plünderte den südlichen Teil Northumbrias.[13] In diesem Zusammenhang brannte wohl York, einer der Hauptorte Eadberhts, im April 741 nieder.[14]

Während Eadberhts Herrschaft erfuhr Northumbria einen wirtschaftlichen Aufschwung.[12] Seit den frühen 740er Jahren[15] ließ er in großen Stückzahlen neue sceattas (Silbermünzen) mit einem Feingehalt von 50–75 % prägen. Einige zeitgleiche Münzen aus dem Süden Englands erreichten kaum 20 %.[16] Einige Münzen wurden von Eadberht und seinem Bruder Ecgberht gemeinsam emittiert.[17] Eadberht war der erste angelsächsische Herrscher der seinen Namen auf Münzen prägen ließ.[18] Über 150 dieser Münzen blieben bis heute erhalten.[19] Seine außenpolitischen Kontakte reichten bis ins Frankenreich, mit dessen König Pippin dem Jüngeren (714–768) er Geschenke austauschte.[13]

Im Jahr 750[12] floh der Ætheling („Prinz“) Offa, ein Sohn des ehemaligen Königs Aldfrith (686–705), vor Eadberht in die Kathedrale von Lindisfarne ins Kirchenasyl. Er wurde in der Kirche belagert, ergriffen und ermordet. Bischof Cynewulf von Lindisfarne, der ihm Asyl gewährt hatte, wurde von Eadberht für abgesetzt erklärt und zeitweilig in Bamburgh inhaftiert.[20] Das Bistum wurde von Bischof Frithuberht von Hexham mitverwaltet, bis Eadberht sich mit Cynewulf versöhnte und ihn wieder in sein Amt einsetzte.[21] Noch 750 führte Eadberht einen Feldzug gegen das Königreich Strathclyde und konnte weite Teile von Ayrshire erobern.[22] Eadberht griff 756 im Bündnis mit dem Piktenkönig Óengus I. erneut Strathclyde an. Sie belagerten die Hauptstadt Dumbarton und erzwangen die Unterwerfung des Königs Dumnagual III. am 1. August 756.[23] Auf dem Rückmarsch wurde Eadberhts Heer jedoch am 10. August[23] zwischen „Ouania“ (Govan) und „Niwanbirig“ (vermutlich Newburgh-on-Tyne bei Hexham) nahezu aufgerieben.[12] Um 757 enteignete Eadberht drei Klöster (Stonegrave, Coxwold und Donæmuthe) des Abtes Forthred und übergab sie dessen Bruder Moll, der vermutlich mit dem späteren König Æthelwald Moll (759–765) identisch ist. Forthred wandte sich an Papst Paul I., der in einem Brief die Rückgabe forderte.[12] Eadberht dankte 758 zu Gunsten seines Sohnes Oswulf ab und wurde Mönch in York.[12]

Kloster und Tod

Eadberht dankte 758 zu Gunsten seines Sohnes Oswulf ab.[1] Zu Eadberhts Jahren im Kloster gibt es keine Überlieferungen. Er starb am 19. oder 20. August 768.[1] Er wurde neben seinem Bruder im Portikus von St. Peter beigesetzt.[24]

Quellenlage

Insgesamt ist Eadberhts Leben nicht so detailliert dokumentiert wie das der Könige von Northumbria aus dem 7. Jahrhundert, auf deren Herrschaft der Geschichtsschreiber Beda Venerabilis mit lobenden Worten zurückblickt. Dadurch ergibt sich für die heutige Geschichtsforschung ein weniger rundes Bild von Eadberht als für frühere Könige von Northumbria.[25]

Dennoch existieren einige überlieferte zeitgenössische und beinahe zeitgenössische Quellen: So ist Eadberht in der Anglian Collection der königlichen Genealogien für Northumbria als König gelistet.[26] In der Angelsächsischen Chronik wird Eadberht unter anderem in den Jahren 737, 738 und 757 verzeichnet. Die anonym verfasste Fortsetzung von Bedas Historia ecclesiastica gentis Anglorum (dt. „Kirchengeschichte des englischen Volkes“) beschreibt Ereignisse aus Eadberhts Herrschaft, wie etwa seine Nachfolge auf Ceolwulf im Jahr 737 und Eadberhts Kampf gegen die Pikten im Jahr 740. Überliefert ist ferner ein Brief von Papst Paul I. an Eadberht und seinen Bruder Ecgberht, damals Bischof von York, aus dem Jahr 757/758, in dem der Papst Eadberht drängt, drei Klöster, die Eadberht eingezogen hatte, zurückzugeben.[27]

Erwähnung findet Eadberht auch in Æthelweards Chronik aus dem 10. Jahrhundert, der ihn als König von Northumberia erwähnt. Neben den schriftlichen Quellen ist Eadberhts Herrschaft auch durch Münzfunde belegt.[28] Spätere Chronisten wie Symeon von Durham aus dem 11. Jahrhundert werten diese und andere anonyme Quellen aus, um ebenfalls über die Ereignisse im Norden Englands rückblickend zu schreiben.

Historische Quellen

  • Anglian collection der königlichen Geanologien
  • Annals Cont Bedae, verfasst 766 oder später, relevant sind die Einträge für die Jahre 572 und 574 (anonyme Fortsetzung von Beda Venarabilis Historia ecclesiastica gentis Anglorum in lateinischer Sprache; englische Übersetzung abgedruckt in: Bertram Colgrave, R.A.B. Mynors: Bede's Ecclesiastical History of the English People. Oxford 1991, relevant sind S. 572, 574, 576.)
  • Æthelweard: Chronica, verfasst ca. 978/988, Kapitel ii. (lateinischer Text und englische Übersetzung abgedruckt in: Alistair Campbell: The Chronicle of Æthelweard. London 1962, S. 1–56.)
  • Angelsächsische Chronik, Einträge für die Jahre 737, 738, 768.
  • Papst Paul I.: Brief an Eadberht und Ecgbert, verfasst ca. 757/758 (englische Übersetzung abgedruckt in: Dorothy Whitelock: English Historical Documents c. 500-1042. London/New York 1979, S. 764–765.)
  • Symeon von Durham: Historia regum Anglorum et Dacorum, Eintrag für das Jahr 741 (abgedruckt in: Simeon von Durham. Opera Omnia, herausgegeben von Thomas Arnold, 2 Bände, London 1882–1885; englische Übersetzung in: Dorothy Whitelock: English Historical Documents c. 500-1042. London/New York 1979, S. 263–276.)

Literatur

  • Nicholas J. Higham: The Kingdom of Northumbria AD 350–1100. Sutton, Stroud 1993, ISBN 0-86299-730-5.
  • D. P. Kirby: The Earliest English Kings. Routledge, London / New York 2000, ISBN 978-0-415-24211-0.
  • David W. Rollason: Northumbria, 500–1100: Creation and Destruction of a Kingdom. Cambridge University Press, 2003, ISBN 978-0-521-81335-8.
  • Barbara Yorke: Kings and Kingdoms of early Anglo-Saxon England. Routledge, London / New York 2002, ISBN 0-415-16639-X ([1] PDF; 6,2 MB).

Weblinks

Commons: Eadberht of Northumbria – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d Simon Keynes: Kings of Northumbria. In: Lapidge et al. (Hrsg.): The Blackwell Encyclopaedia of Anglo-Saxon England. Wiley-Blackwell, Oxford u. a. 2001, ISBN 0-631-22492-0, S. 502–505.
  2. John Allen Giles: The Anglo-Saxon Chronicle. G. Bell and sons, ltd., London 1914, S. 33 (englisch, Textarchiv – Internet Archive – Eintrag zum Jahr 734 und 735).
  3. John Allen Giles: The Anglo-Saxon Chronicle. G. Bell and sons, ltd., London 1914, S. 33 (englisch, Textarchiv – Internet Archive – Eintrag zum Jahr 738).
  4. Alex Woolf: From Pictland to Alba: 789–1070. Band 2. Edinburgh University Press, 2007, ISBN 978-0-7486-1234-5, S. 42;
    D. P. Kirby: The Earliest English Kings. Routledge, London / New York 2000, ISBN 978-0-415-24211-0, S. 125.
  5. Barbara Yorke: Kings and Kingdoms of early Anglo-Saxon England. Routledge, London / New York 2002, ISBN 0-415-16639-X, S. 87–88.
  6. Barbara Yorke: Kings and Kingdoms of early Anglo-Saxon England. Routledge, London / New York 2002, ISBN 0-415-16639-X, S. 88, 93.
  7. Michael Lapidge: Ecgberht. In: Lapidge et al. (Hrsg.): The Blackwell Encyclopaedia of Anglo-Saxon England. Wiley-Blackwell, Oxford u. a. 2001, ISBN 0-631-22492-0, S. 157.
  8. Nicholas J. Higham: (Re-)reading Bede: the ecclesiastical history in context. Routledge, 2006, ISBN 978-0-415-35368-7, S. 200.
  9. David W. Rollason: Ceolwulf@1@2Vorlage:Toter Link/www.oxforddnb.com (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (kostenpflichtige Registrierung erforderlich). In: Oxford Dictionary of National Biography, Oxford University Press, 2004. abgerufen am 13. November 2011
  10. Barbara Yorke: Kings and Kingdoms of early Anglo-Saxon England. Routledge, London-New York 2002, ISBN 0-415-16639-X, S. 88.
  11. Franz-Reiner Erkens (Hrsg.): Das frühmittelalterliche Königtum: ideelle und religiöse Grundlagen (Reallexikon der Germanischen Altertumskunde – Ergänzungsbände Band 49). De Gruyter, 2005, ISBN 978-3-11-018886-8, S. 194.
  12. a b c d e f D. P. Kirby: The Earliest English Kings, Routledge, London-New York 2000, ISBN 978-0-415-24211-0, S. 125–126.
  13. a b Barbara Yorke: Kings and Kingdoms of early Anglo-Saxon England. Routledge, London-New York 2002, ISBN 0-415-16639-X, S. 95.
  14. Symeon von Durham: De Gestis Regum Anglorum zum Jahr 741
  15. Philip Grierson, Mark Blackburn: Medieval European Coinage 1. The Early Middle Ages (5th–10th centuries), Cambridge University Press, Cambridge 2007 (Taschenbuch), ISBN 978-0-521-03177-6, S. 189.
  16. Philip Grierson, Mark Blackburn: Medieval European Coinage 1. The Early Middle Ages (5th–10th centuries), Cambridge University Press, Cambridge 2007 (Taschenbuch), ISBN 978-0-521-03177-6, S. 271.
  17. Philip Grierson, Mark Blackburn: Medieval European Coinage 1. The Early Middle Ages (5th–10th centuries), Cambridge University Press, Cambridge 2007 (Taschenbuch), ISBN 978-0-521-03177-6, S. 277.
  18. Christopher Edgar Challis (Hrsg.): A New history of the Royal Mint, Cambridge University Press, 1992, ISBN 978-0-521-24026-0, S. 5.
  19. Webseite (Memento des Originals vom 7. August 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.fitzmuseum.cam.ac.uk des Fitzwilliam-Museums
  20. Barbara Yorke: Kings and Kingdoms of early Anglo-Saxon England. Routledge, London-New York 2002, ISBN 0-415-16639-X, S. 93.
  21. Symeon von Durham: Historia ecclesiae Dunelmensis, Kap XVII, XIX
  22. Rosamond McKitterick (Hrsg.): The New Cambridge medieval history, Band 4, Teil 2, Cambridge University Press, 1995, ISBN 978-0-521-36292-4, S. 55.
  23. a b Symeon von Durham: De Gestis Regum Anglorum zum Jahr 756
  24. Joanna Story: Carolingian connections: Anglo-Saxon England and Carolingian Francia, c. 750–870. Ashgate, 2003, ISBN 978-0-7546-0124-1, S. 23.
  25. Barbara Yorke: Kings and Kingdoms of early Anglo-Saxon England. Routledge, London / New York 2002, ISBN 0-415-16639-X, S. 98.
  26. Keith Fitzpatrick-Matthews: The ‘Anglian Collection’ of royal genealogies, 9. März 2006, aufgerufen am 7. September 2022.
  27. Eadberht 11 (Male), Prosopography of Anglo-Saxon England (PASE), aufgerufen am 7. September 2022; Source: Textual EditionPaul.Ep.B184, Prosopography of Anglo-Saxon England (PASE), aufgerufen am 7. September 2022.
  28. Eadberht 11 (Male), Prosopography of Anglo-Saxon England (PASE), aufgerufen am 7. September 2022.
VorgängerAmtNachfolger
CeolwulfKönig von Northumbria
737–758
Oswulf