Eckes-Granini Group

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Eckes-Granini Group GmbH

Rechtsform GmbH
Gründung 1857
Sitz Nieder-Olm, Deutschland
Leitung Tim Berger (Vorstandsvorsitzender), Sidney Coffeng (stellv. Vorsitzender), Ulrich Bunk, Ágnes Kovács[1]
Mitarbeiterzahl 1697 (2021)[2]
Umsatz 856 Mio. EUR (2020)[3]
Branche Saftherstellung
Website www.eckes-granini.com
Stand: 11. September 2022

Die Eckes-Granini Group GmbH mit Sitz in Nieder-Olm ist die größte auf die Herstellung von Fruchtsäften spezialisierte europäische Unternehmensgruppe,[4] die sich seit der Gründung 1857 im Familienbesitz befindet.

Firmenstruktur

Die Eckes-Granini Group bietet Fruchtsäfte, Fruchtsaftgetränke, Fruchtsirupe, Smoothies und fruchthaltige Erfrischungsgetränke für den Lebensmittelhandel und die Gastronomie in mehr als 80 Ländern weltweit an. Neben der Eckes-Granini Deutschland GmbH, Nieder-Olm, hat die Unternehmensgruppe heute Tochtergesellschaften in Frankreich, Dänemark, Schweden, Finnland, Spanien, Österreich, Ungarn, Litauen und der Schweiz und unterhält außerdem Vertriebspartnerschaften in vielen weiteren Ländern innerhalb und außerhalb Europas. Weltweit bekannte Marken wie Granini und Pago gehören zum Markenportfolio, aber auch viele nationale und regionale Marktführer, etwa Joker in Frankreich und SIÓ in Ungarn. Mit der in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Ungarn sehr bekannten Marke hohes C brachte Eckes-Granini in den 1950er Jahren den ersten trinkfertigen Orangensaft nach Deutschland.

Als reine Finanzholding fungiert die ebenfalls in Nieder-Olm ansässige Holding Eckes AG, die in der Vergangenheit auch selbst operativ in der Produktion von Getränken aktiv war. Eckes agiert heute als reine Finanzholding und fokussiert sich nach dem Verkauf des deutschen (im Jahr 2006) und des internationalen Spirituosengeschäfts (2007) auf das durch die Eckes-Granini Gruppe repräsentierte Geschäft für fruchthaltige Getränke. Mit dem Erwerb der internationalen Premiummarke Granini wurde 1994 die Eckes-Granini GmbH & Co. KG als eigenständige Gesellschaft für das Geschäft mit Säften und Fruchtgetränken gegründet.

Ursprünge und Geschichte

Zentrale der Eckes-Granini Group GmbH in Nieder-Olm

Die Geschichte des Unternehmens begann im rheinland-pfälzischen Nieder-Olm, wo der Spediteur und Landwirt Peter Eckes (1804–1873) im Jahr 1857 eine Destillerie mit Weinnebenprodukten gründete[5]. Die Nachkommen von Peter Eckes konnten Landwirtschaft und Brennerei erweitern. Neben Spirituosenfabrikation und Herstellung von Weinbeeröl und Reinweinstein kam 1922 der Halbfabrikatverkauf zur Herstellung von Fertigerzeugnissen dazu. Ebenfalls in den 1920er Jahren begann das Unternehmen mit der Herstellung und Vermarktung von Fruchtsäften, basierend auf der Idee, die US-amerikanische Kultur des Orangensaftkonsums in Westdeutschland einzuführen. Ludwig Eckes gewann zu diesem Zweck Julius Koch, der damals das Institut für Obst- und Gemüseverwertung an der Forschungsanstalt Geisenheim leitete. Er baute ihm ein eigenes Institut für Getränkeforschung in Nieder-Olm. Im November 1957 wurde die Marke hohes C in das Warenzeichenregister eingetragen; die Markteinführung des ersten trinkfertigen Orangensafts in Flaschen folgte 1958.[6]

Auch die Herstellung von Spirituosen wurde weiter verfolgt. So wurde unter dem Namen der Ehefrau von Ludwig Eckes, Marianne Eckes-Chantré, eine der bekanntesten Weinbrandmarken vertrieben. 1961 wurde außerdem die Marke Zinn 40, eine klare Spirituose aus Wein, in den Handel eingeführt. Eine weitere Produktinnovation, die durch Eckes eingeführt wurde, ist das weinhaltige Getränk Criss, das 1974 ein neues Marktsegment eröffnete. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands kaufte Eckes den Traditionsbrenner Nordhäuser (Nordbrand Nordhausen) und verlagerte einen Teil seiner Spirituosenproduktion. Viele Mitarbeiter mussten in die neuen Bundesländer wechseln oder sich eine neue Beschäftigung suchen. Seit Beginn der 1990er-Jahre ist die Internationalisierung ein wichtiges Ziel innerhalb der Geschäftsstrategie. 1993 übernahm die Eckes-Granini Group GmbH unter anderem SIÓ-Eckes (Ungarn)[7]. Ein Jahr später folgte die Übernahme von 74 Prozent der Firma granini von der Melitta-Gruppe, 2006 die Gesamtübernahme[8]. 1995 kaufte Eckes den italienischen Konkurrenten Stock Spa. Die Tochtergesellschaft Eckes & Stock GmbH war in Deutschland, Österreich, Slowakei, Tschechien und Italien einer der führenden Markenspirituosen-Hersteller mit Marken wie Chantré, Mariacron, Grappa Julia und Stroh Inländer Rum. In der Folgezeit versuchte man die bekannten Markennamen für die Einführung diverser internationaler Markenweinlinien zu nutzen. So entstanden Collection de Chantré (französische Weine), Mederano de Freixenet (spanische Weine) und Passione di JULIA (italienische Weine). Über ein Joint Venture mit Freixenet vertrieb die Unternehmensgruppe darüber hinaus bis zum Jahr 2006 Cava in Deutschland. Zugleich wurden einige führende Safthersteller aus ganz Europa Teil der Eckes-Granini Gruppe: Seit 2001 gehört Marli, Finnlands führende Fruchtsaftmarke, zu Eckes-Granini. Das französische Fruchtgetränk-Unternehmen Joker und die 1998 übernommene Gesellschaft Les Vergers d’Alsace bilden seit 2002 die Landesgesellschaft Eckes-Granini France mit den Marken granini, Joker und Réa. Im selben Jahr wurde in Österreich die Eckes-Granini Austria als 100-prozentige Tochtergesellschaft der Eckes-Granini Gruppe gegründet.[9]

Im Jahr 2006 richtete sich das Unternehmen neu aus und fokussiert sich seither ausschließlich auf Fruchtsäfte und fruchthaltige Getränke. Infolgedessen wurde im November 2006 das deutsche Spirituosengeschäft an die Rotkäppchen-Mumm Sektkellereien verkauft. Dabei handelte es sich teilweise um ein innerfamiliäres Geschäft, denn Rotkäppchen-Mumm gehört mehrheitlich der Familie Harald Eckes-Chantré, einem der vier Eckes-Familienstämme. Im Jahr 2006 folgte auch die Akquisition des Fruchtsaftherstellers Elmenhorster in Litauen. Im Jahr 2007 veräußerte das Unternehmen den internationalen Teil des Spirituosengeschäfts an den Finanzinvestor Oaktree Capital Management. Damit stieg die Eckes-Granini Unternehmensgruppe unter Leitung Eckes und der Eckes-Granini Group komplett aus dem Spirituosengeschäft aus.[10] Im selben Jahr erfolgte außerdem die Akquisition der Brämhults Juice, einem schwedischen Hersteller von Premium-Fruchtsaft.[11]

Österreichischer Firmensitz in Sankt Florian bei Linz

Ende 2012 erwarb das Unternehmen den österreichischen Fruchtsafthersteller Pago von der österreichischen Brau Union. Im Jahr 2016 übernahm die Eckes-Granini Gruppe die Rynkeby Food in Dänemark[12] und wurde zugleich Partner und Hauptsponsor der  internationalen Charity-Radsportinitative Team Rynkeby: 2002 waren elf Rynkeby-Mitarbeiter mit dem Rad nach Frankreich gestartet, um die letzte Etappe der Tour de France anzusehen und auf dem Weg Spenden zu sammeln. Dabei kamen 5.000 Euro zusammen, die an die Kinderkrebsstation des Universitätsklinikums in Odense gespendet wurden. Inzwischen starten mehr als 2000 Freizeitsportler in 59 Teams aus Dänemark, Schweden, Finnland, Norwegen, von den Färöer-Inseln, aus Island, Deutschland und der Schweiz zur jährlichen Sternfahrt nach Paris. Seit Gründung der Initiative wurden Spendengelder in Höhe von mehr als 75 Millionen Euro erreicht. 2018 startete erstmals das Team Rynkeby-hohes C von der Unternehmenszentrale in Nieder-Olm nach Paris und sammelte Spendengelder für die Deutsche Kinderkrebsstiftung. In der Saison 2020/21 nahmen erstmals Mitarbeitende aus sämtlichen Landesgesellschaften der Unternehmensgruppe teil.[13]

Mitte 2018 erwarb die Eckes-Granini Group 35 % der Anteile an dem Smoothie-Produzenten true fruits.[14] Im März 2021 erwarb Eckes-Granini eine Minderheitsbeteiligung von 49 % am 2015 gegründeten fränkischen Ingwershot-Startup Curameo, dem Marktführer im deutschen Shotsegment, und der zugehörigen Bio-Marke Kloster Kitchen.[15]

Marken und Produkte

Heutzutage bietet Eckes-Granini ausschließlich Fruchtsäfte bzw. darauf basierende Produkte an. Zum Portfolio gehören unter anderem die internationalen „Premiummarken“ granini (20 %) und Pago (7 %) sowie nationale und regionale Marken wie hohes C (20 %) in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Ungarn, Joker (13 %) in Frankreich, YO (3 %) in Österreich, Deutschland und Tschechien, God Morgon (8 %), Brämhults (3 %) und Rynkeby (6 %) in den nordischen Ländern, Marli (3 %) in Finnland, SIÓ (3 %) in Ungarn, Elmenhorster (1 %) in Litauen und Mehukatti (< 1 %) in Finnland.[16] (Anteile des Gesamtumsatzes 2021, soweit aufgeschlüsselt, in Klammern)[17]

Einzelnachweise

  1. Eckes-Granini Group GmbH: Jahresbericht 2021. Abgerufen am 9. April 2022.
  2. Eckes-Granini Group GmbH: Jahresbericht der Eckes-Granini Group. Abgerufen am 11. September 2022.
  3. Eckes-Granini Group GmbH: Jahresbericht der Eckes-Granini Group. Abgerufen am 11. September 2022.
  4. Saft-Ranking: Eckes-Granini führt Saftbranche an. In: lebensmittelzeitung.net. (lebensmittelzeitung.net [abgerufen am 26. Oktober 2018]).
  5. Historie. (eckes-granini.com [abgerufen am 26. Oktober 2018]).
  6. Deutsches Marken- und Patentamt: Datenbank Markenregister. Abgerufen am 19. November 2020.
  7. Ungarn. (eckes-granini.com [abgerufen am 26. Oktober 2018]).
  8. 1990er. (eckes-granini.com [abgerufen am 26. Oktober 2018]).
  9. Historie. (eckes-granini.com [abgerufen am 8. September 2020]).
  10. Eckes-Granini verkauft Spirituosensparte. (finance-magazin.de [abgerufen am 26. Oktober 2018]).
  11. Eckes-Granini Eckes-Granini kauft in Schweden zu. (finance-magazin.de [abgerufen am 8. September 2020]).
  12. Arla verkauft Rynkeby Foods A/S an die Eckes-Granini Group. Abgerufen am 26. Oktober 2018 (deutsch).
  13. Team Rynkeby sammelt 9,7 Millionen Euro für schwerkranke Kinder. Abgerufen am 14. Dezember 2021 (deutsch).
  14. Getränkehersteller: Eckes-Granini kauft sich bei Smoothie-Hersteller true fruits ein. (handelsblatt.com [abgerufen am 26. Oktober 2018]).
  15. Eckes-Granini beteiligt sich an Shot-Startup. (lebensmittelzeitung.net [abgerufen am 14. Oktober 2021]).
  16. Marken. Eckes-Granini Group GmbH, abgerufen am 21. April 2019.
  17. Eckes-Granini – Geschäftsbericht 2021. (PDF 17,8 MB) Eckes-Granini Group GmbH, Mai 2021, S. 13, abgerufen am 29. Juli 2021.