Eerste Legerkorps

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Eerste Legerkorps

Aktiv Januar 1949 bis 18. Juli 1995
Staat Niederlande Niederlande
Teilstreitkraft Koninklijke Landmacht
Typ Korps
Stärke Friedensstärke: 35.00 Mann, Kriegsstärke: 80.000
Unterstellung NORTHAG
ehem. Sitz des Stabes Kaserne Zeven, Seedorf
Kommandeur
letzter Kommandierender General Generalleutnant M. Schouten
Verantwortungsbereiche der Korps in NATO-Mitteleuropa in den 1980er Jahren
Veteranentag des I. NL Korps

Datei:NL-Brigade.pdf Das Eerste Legerkorps (deutsch I. Korps oder I. NL Korps) war ein niederländischer Großverband, welcher während des Kalten Krieges bis 1995 der multinationalen NATO-Heeresgruppe NORTHAG unterstellt war und in der Norddeutschen Tiefebene operierte.

Auftrag

Der Verantwortungsbereich des I. NL Korps war das nördliche Niedersachsen mit den Grenzen Elbe im Norden und Raum Uelzen im Süden. Der westliche Nachbar war das deutsch-dänische Korps LANDJUT und der rechte das I. DE Korps der Bundeswehr. Der Auftrag von NORTHAG an das I. NL Korps sah folgendes Szenario[1] vor:

  • Das I. NL Korps trägt die Verantwortung in seinem Gefechtsabschnitt und deckt den Aufmarsch des I. DE Korps
  • Das I. NL Korps kämpft gemäß Operationsplan von COMNORTHAG[2] ein grenznahes Verzögerungsgefecht[1]
  • In der Verteidigung zerschlägt das I. NL Korps Panzerkräfte des Warschauer Paktes so weit möglich. Es hält dabei Verbindung mit dem I. DE Korps und sichert den Zusammenhalt mit dem Nachbarn. Im Falle eines feindlichen Durchbruchs ist der Raum zwischen BAB-7 und B-3 zu halten, um NORTHAG einen Gegenangriff zu ermöglichen[1]
  • Sicherung des Zusammenhaltes mit LANDJUT und der linken Flanke von NORTHAG am VRV[3][1]

Die 4. Panzergrenadierdivision verteidigte dabei den Raum um Lüneburg und die 1. Panzergrenadierdivision den Abschnitt bei Uelzen. Die 5. Panzergrenadierdivision fungierte als operative Korpsreserve westlich von Schneverdingen. Der Elbe-Seitenkanal bildete im Wesentlichen den VRV des I. NL Korps. Vor den beiden holländischen Divisionen bildete die 41. Panzerbrigade einen Verzögerungsverband, der östlich des ESK im Wendland operierte. Das hintere Korpsgebiet wurde von der 101. Infanterie-Brigade, zusammen mit dem 102. und 105. Aufklärungsbataillon gesichert. Der Hauptstoß des Warschauer Paktes wurde im südlichen Gefechtsabschnitt bei Uelzen erwartet. Daher konzentrierten sich der vom COMNORTHAG befohlene Schwerpunkt[1] auf diese Zone.

Ungünstige Dislozierung

Angesichts der großen quantitativen Überlegenheit des Warschauer Paktes ging man lange von einer kurzen Vorwarnzeit[1], von etwa 48 Stunden, aus. Dabei mussten Truppen aus Holland (bis auf einige wenige vorgeschobene Kampftruppen wie die 41 Pabrig und Aufklärungskräfte in der Lüneburger Heide, war die Masse des I. NL Korps größtenteils in den Niederlanden stationiert) auf rund 350 bis 400 Kilometer Luftlinie an den grenznahen VRV (Vorderer Rand der Verteidigung) verlegt werden. Der Stab des Korps befand sich in Apeldoorn[1]. Damit war NORTHAG die einzige Heeresgruppe[1], dessen HQ nicht in Westdeutschland ansässig war. Innerhalb der NATO wurde diese Problematik diskutiert, dass Mobilisierung und Aufmarsch des I. NL Korps[1] in seine GDP-Stellungen nicht zeitnah erfolgen kann. Etwa 60 %[1] des I. NL Korps mussten mobilisiert werden, bevor die Kräfte gefechtsbereit in die Kampfhandlungen eingreifen konnte.

“The greatest problem facing the Dutch will be getting to the war.”

„Das größte Problem der Holländer ist, überhaupt zum Krieg zu kommen.“[4]

Geschichte

Das I. NL Korps entstand nach dem Zweiten Weltkrieg und beendete seine Geschichte nach dem Fall des Eisernen Vorhangs. Ein Vorläufer dieses Heereskorps wurde bereits 1936 aufgestellt. Im Januar 1949 wurde die Neuaufstellung des I. NL Korps beschlossen. Nach dem Beitritt der Bundesrepublik Deutschland in die NATO erhielt das I. NL Korps den Auftrag, einen zugewiesenen Abschnitt in der Norddeutschen Tiefebene zu verteidigen. Seit 1963 befand sich das HQ des I. NL Korps in der Zeven-Kaserne von Seedorf im nördlichen Niedersachsen. Das I. NL-Korps setzte sich aus drei Divisionsstäben, sechs präsenten Brigaden (2 PzBrig und 4 PzGrenBrig), vier als Geräteeinheiten vorhandene Brigaden (1 PzBrig, 2 PzGrenBrig und 1 InfBrig), Korpsverfügungstruppen und ein Korps-Logistik-Kommando zusammen. Im Gegensatz zur Bundeswehr wurden die Brigaden nicht von der Division, sondern vom Korps mit Nachschub versorgt. Das I. NL-Korps war ausgestattet mit Leopard 1 und 2 Kampfpanzern, welche in den 1980er Jahren den veralteten Centurion Typ ablösten. Das Gefechtsfahrzeug der mechanisierten Infanterie bildete der YPR 765 (ein mit Turm und 25mm Bordkanone ausgestatteter M113 MTW). Daneben gab es YPR 765, die mit der Panzerabwehrlenkrakete TOW ausgestattet war und somit als Panzerjäger fungieren konnten. Die Heeresflugabwehr hatte den Flakpanzer Gepard in Verwendung. Lediglich die Panzerbrigade 41, welche eine leicht erhöhte Friedensstärke besaß, war in Deutschland stationiert. Die meisten Brigaden waren gekadert und wurden durch Soldaten der Verfügungsbereitschaft aktiviert. Aktive Muttereinheiten bildeten Personal für nicht-aktive Tochtereinheiten aus.

Die niederländischen Brigaden setzten sich wie folgt zusammen:

  • Panzerbrigade
    • Panzergrenadierbataillon / Mech Infanteriebataillon mit Panzeraufklärungskompanie
    • Panzerbataillon mit Panzerpionierkompanie
    • Panzerbataillon mit Heeresflugabwehrbatterie (FlakPz)
    • Panzerartilleriebataillon
    • Nachschubbataillon

Nach Ende des Kalten Krieges wurde das holländische Militärengagement in Deutschland deutlich zurückgefahren. 1995 entstand in Münster das 1. Deutsch-Niederländisches Korps, welches in Afghanistan gemeinsame Operationen durchführte.

Unterstellte Verbände

Von 1949 bis 1995 bestand das I. NL Korps aus drei Divisionen:

Die Panzerbrigaden (Pantserbrigade) 13, 41 und 51 hatten folgende Gliederung:

    • 2 Tankbataljons (PzBtl)
    • 1 Pantserinfanteriebataljon (PzGrenBtl)
    • 1 gemechaniseerd Artilleriebataljon (ArtBtl)
    • 1 Pantsergeniecompagnie (PzPiKp)
    • Logistieke Troepen (NschbTr)

Die Panzergrenadierbrigaden (Pantserinfanteriebrigade) 11, 12, 42, 43, 52 und 53 unterteilten sich in:

    • 1 Tankbataljon (PzBtl)
    • 2 Pantserinfanteriebataljons (PzGrenBtl)
    • 1 gemechaniseerd Artilleriebataljon (ArtBtl)
    • 1 Pantsergeniecompagnie (PzPiKp)
    • Logistieke Troepen (NschbTr)
  • Regiment Huzaren Prins Alexander, der PaBrig 41 unterstellt
    • 41. Tankbattalion Bergen-Hohne. 1971–1984 KPz Leopard 1, danach Leopard 2
    • 42. Tankbattalion 1972–1985 KPz Leopard 1, danach Leopard 2
    • 52. Tankbattalion Mobilisierungskomplex Soesterberg, aktiviert ab 1987
    • 57. Tankbattalion Mobilisierungskomplex Wilp, aktiviert ab 1986, Leopard 2A4
    • 58. Tankbattalion Mobilisierungskomplex Wijchen, aktiviert ab 1986, Leopard 1
    • 101. Tankbattalion altiviert ab 1957, Centurion KPz, Leopard 1, danach Leopard 2

Kommandierende Generale

  • Generalmajor (Generaal-Majoor) Jhr J.Th. Alting von Geusau (1936–1938)
  • Generalmajor N.T. Carstens (1938–1940)
  • Generalleutnant (Luitenant-Generaal) A.T.C. Opsomer (1949–1956)
  • Generalleutnant J.H. Couzy (1956–1959)
  • Generalleutnant P. Gips (1959–1962)
  • Generalleutnant F. van der Veen (1962–1964)
  • Generalleutnant E.J.C. van Hootegem (1964–1967)
  • Generalleutnant L.A. Savalle (1967–1969)
  • Generalleutnant J.A.C. Bartels (1969–1971)
  • Generalleutnant F.E. Meijnderts (1971–1974)
  • Generalleutnant E. Gitz (1974–1977)
  • Generalleutnant A.W.T. Gijsbers (1977–1981)
  • Generalleutnant G.L.J. Huijser (1981–1983)
  • Generalleutnant W.J. Loos (1983–1986)
  • Generalleutnant M.J. Wilmink (1986–1988)
  • Generalleutnant J. Tjassens (1988–1990)
  • Generalleutnant A.K. van der Vlis (1990–1992)
  • Generalleutnant M. Schouten (1992–1995)

Siehe auch

Der Nachfolgeverband des I. NL Korps ist das 1. Deutsch-Niederländisches Korps

Weblinks

Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i j k l m n 1 (NL) Corps, Eerste Legerkorps (1 Lk)
  2. Kommandeur NORTHAG-Heeresgruppe
  3. Vorderer Rand der Verteidigung
  4. Zitat aus James Reed Golden, Asa A. Clark u. Bruce E. Arlinghaus: Conventional deterrence. Alternatives for European defense. Rowman & Littlefield. Juli 1984. ISBN 978-066907-397-3.