Ein Scherz

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Anton Tschechow

Ein Scherz (russisch Шуточка, Schutotschka) ist eine Kurzgeschichte des russischen Schriftstellers Anton Tschechow, die am 12. März 1886 in der Moskauer Zeitschrift Swertschok[1] (deutsch: Die Grille) erschien. Zu Lebzeiten des Autors wurde der Text ins Bulgarische, Deutsche, Polnische, Serbokroatische und Slowakische übertragen.[2]

Der Erzähler gibt eine Geschichte aus seinen jüngeren Jahren zum Besten. Da bestieg er an einem klaren Wintermittag zusammen mit Nadeshda Petrowna – genannt Nadenka oder einfach Nadja – den hohen Rodelberg. Oben angekommen ist der ängstlichen Nadenka die bevorstehende Fahrt in den atemberaubenden Abgrund nicht geheuer. Blass und zitternd gibt das junge Mädchen endlich nach. Der Schlitten saust mit den beiden die Rodelbahn hinunter. Als das Gefährt seine Höchstgeschwindigkeit erreicht hat, raunt der Erzähler seinem Fahrgast ins Ohr: „Ich liebe Sie, Nadja.“ Unten heil angekommen, liest der Erzähler aus Nadenkas Mienenspiel so etwas wie: ‚War das nun der heulende, pfeifende Fahrtwind, das Surren der Kufen oder doch eine Liebeserklärung?‘ Jedenfalls reißt sich das Mädchen zusammen und bittet unaufgefordert um noch einen Ritt. Darauf gesteht Nadenka, ihr gefalle das Rodeln. Jedes Mal – auch in den nächsten Wintertagen auf neuen Schlittenfahrten – pustet ihr der Schlittenlenker auf dem Höhepunkt der windigen Abfahrt die oben erwähnte unmissverständliche Erklärung halblaut ins Ohr.

Im darauffolgenden Frühjahr steht die Abreise des Erzählers nach Petersburg – wahrscheinlich für immer – bevor. Als der Frühlingswind, der nun nicht mehr heult, den Schnee weggeblasen hat, steht Nadenka vor ihrem Wohnhaus. Der Erzähler schleicht sich an. Beim nächstens Windstoß ruft er dem Mädchen durch eine Ritze des schützenden Bretterzauns seinen Satz von der Liebe zu. Und Nadenka „schreit auf, sie lächelt über das ganze Gesicht, sie streckt dem Wind ihre Arme entgegen, fröhlich, glücklich und so schön.“[3]

Der Erzähler reist ab.

Verwendete Ausgabe

  • Gerhard Dick (Hrsg.), Wolf Düwel (Hrsg.): Anton Tschechow: Gesammelte Werke in Einzelbänden: Ein Scherz. S. 497–501 in: Gerhard Dick (Hrsg.): Anton Tschechow: Vom Regen in die Traufe. Kurzgeschichten. Aus dem Russischen übersetzt von Ada Knipper und Gerhard Dick. Mit einem Vorwort von Wolf Düwel. 630 Seiten. Rütten & Loening, Berlin 1964 (1. Aufl.)[4]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. russ. Сверчок (журнал)
  2. Hinweis auf Erstpublikation sowie Übersetzungen im Labor der Fantastik (russisch)
  3. Verwendete Ausgabe, S. 501, 15. Z.v.u.
  4. Eintrag im WorldCat
  5. russ. Schurawljow, Dmitri Nikolajewitsch, Meister des gesprochenen Wortes (russ. мастер художественного слова, master chudoschestwennowo slowa)