Eine ganz normale Familie

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Film
Deutscher Titel Eine ganz normale Familie
Originaltitel Ordinary People
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1980
Länge 119 Minuten
Altersfreigabe FSK 12
Stab
Regie Robert Redford
Drehbuch Alvin Sargent
Romanvorlage: Judith Guest
Produktion Ronald L. Schwary
Musik Marvin Hamlisch
Kamera John Bailey
Schnitt Jeff Kanew
Besetzung

Eine ganz normale Familie ist das Regiedebüt des US-amerikanischen Schauspielers Robert Redford aus dem Jahr 1980. Das Drama basiert auf dem gleichnamigen Roman der US-amerikanischen Autorin Judith Guest und wurde von den Filmstudios Paramount Pictures und Wildwood Enterprises produziert. Der Film gewann bei der Oscar-Verleihung im Jahr 1981 vier Academy Awards, u. a. für den besten Film des Jahres und die beste Regie.

Handlung

Die wohlhabende Familie Jarrett lebt in einer Villa in einem gepflegten Vorort. Die Eltern spielen gerne Golf, der Sohn ist Mitglied im Schwimm-Team seiner Schule – ganz normale Menschen möchte man meinen, wenn nicht der Tod des ältesten Sohnes Buck wie ein Fluch auf der Familie lasten würde. Bei einem Segeltörn gerieten er und sein jüngerer Bruder Conrad in einen Sturm. Das kleine Segelschiff kenterte und nur Conrad überlebte das Unglück. Seitdem hat Conrad Schuldgefühle, die durch das Verhalten seiner Mutter noch verstärkt werden: Beth Jarrett, die ihren erstgeborenen Sohn über alles liebte und immer dem jüngeren vorzog, versucht, den inneren Schmerz über den Verlust ihres Lieblingskindes durch äußerliche Gefasstheit und Gefühlskälte zu überspielen, und gibt insgeheim Conrad die Schuld an dem Unglück, der nach einem Selbstmordversuch aus der Klinik entlassen wieder nach Hause kommt. Auch von ihrem Ehemann Calvin entfremdet sich Beth immer mehr. Während Conrad Gehör bei Dr. Berger, einem Psychiater, findet und seiner unterdrückten Angst und Wut allmählich freien Lauf lässt, will Beth weiterhin die Fassade der „ganz normalen“ Familie aufrechterhalten und versucht, jeden Konflikt zu vermeiden. Nachdem auch Calvin den Therapeuten seines Sohnes aufsucht und zu der Erkenntnis kommt, dass er seine Ehefrau nicht mehr liebt, zerbricht das scheinbar perfekte Familienidyll. Beth Jarrett zieht aus dem gemeinsamen Haus aus, Vater und Sohn bleiben allein zurück und geben sich gegenseitig in dieser schweren Stunde Halt und Kraft.

Entstehungsgeschichte

Schauspieler Robert Redford entschied sich für den Film, weil ihn die Familienprobleme, die in der Romanvorlage behandelt werden, sehr an seine eigene Kindheit erinnerten. Er kaufte die Filmrechte am noch unveröffentlichten Roman von Judith Guest und betraute den Drehbuchautor Alvin Sargent mit der Leinwandadaption. Der erste Entwurf des Drehbuchs zu Eine ganz normale Familie verschlang anderthalb Jahre, das Bearbeiten des zweiten Entwurfs ein weiteres Jahr. Es war sehr schwierig für Drehbuchautor Alvin Sargent, einen Roman für die Leinwand zu adaptieren, der zwar heftige Dialoge, jedoch größtenteils keine Beschreibung der Charaktere oder Details über den Ort der Handlung enthielt.

Kritiken

  • „Das intelligente und brillant inszenierte Regiedebüt von Schauspieler Robert Redford erhielt gleich vier Oscars ...“ (VideoWoche)
  • „...besonders in der Schauspielerführung beachtliches Regiedebüt des Schauspielers Redford, zwar oft zu melodramatisch, doch zum Nachdenken anregend.“[1]

Anmerkungen

  • Timothy Huttons Vater, der Schauspieler Jim Hutton, starb kurz vor den Dreharbeiten zum Film. Timothy Hutton erklärte aber, dass er diesen persönlichen Schicksalsschlag nicht als Basis für Conrads Depressionen verwendete.
  • Gene Hackman war eigentlich für die Rolle des Dr. Berger ausgesucht worden, musste aber aus dem Projekt aussteigen. Judd Hirsch wurde daraufhin verpflichtet. Die Szenen mit ihm wurden in nur acht Tagen gedreht, damit es nicht zu Überschneidungen mit dem Drehplan zu Hirschs Fernsehserie Taxi kam.
  • Die finale Szene im Esszimmer wurde ursprünglich mit Donald Sutherland und Mary Tyler Moore gedreht. Aber während der Film geschnitten wurde, hatte Sutherland den Eindruck, dass Calvin zu sehr weinte und er die Szene ruiniert hätte. So drehten er und Regisseur Robert Redford die Szene noch einmal, ohne Mary Tyler Moore, die zu dieser Zeit Theater in New York spielte und keine Zeit für einen Nachdreh hatte. Redford las Moores Part hinter der Kamera, während Sutherland dazu vor der Kamera agierte.
  • Bevor Robert Redford Mary Tyler Moore für den Film verpflichtete, hatte der Regisseur mit dem Gedanken gespielt, Lee Remick für die weibliche Hauptrolle zu besetzen.
  • Elizabeth McGovern war während der Dreharbeiten Studentin an der renommierten Juilliard School of Dramatic Art in New York. Die Schule erlaubte es McGovern, im Film mitzuspielen unter der Bedingung, dass sie erst Freitagabend für die Dreharbeiten nach Chicago reiste und sonntags wieder in der Schule war, so dass die Szenen mit ihr nur samstags gedreht werden konnten. Es war das erste Mal, dass die Juilliard School einer Schülerin während der Schulzeit gestattete, an Dreharbeiten zu einem Film teilzunehmen.
  • Ursprünglich waren Bruce Dern bzw. Ken Howard für die Rolle des Calvin Jarrett vorgesehen.
  • Die Szene im Restaurant zwischen Conrad und Karen, seiner Freundin aus dem Krankenhaus, wurde in Wilmette, Illinois im Original House of Pancakes gedreht. Eine Fotografie Robert Redfords, die während der Dreharbeiten entstand, hängt heute über der Speisekarte im vorderen Eingangsbereich.
  • Bei der Schule, die für die Filmaufnahmen ausgesucht wurde, handelt es sich um die Lake Forest High School. Sie hat sich bis heute kaum verändert und dient immer noch als öffentliche Schule. Die Schwimmhallen-Szenen entstanden jedoch an einem College in der Umgebung, weil die Halle der Lake Forest High School für das nötige Filmequipment nicht groß genug war.
  • Das Kostüm von Dinah Manoff, die den kleinen Part von Karen übernahm, Conrads Bekanntschaft aus dem Krankenhaus, stammte von Kostüm-Designer Bernie Pollack. Pollack hatte beim Einkaufen ein Mädchen gesehen, das, wie er glaubte, den perfekten Look für Karens Charakter hatte. Pollack sprach sie an und versprach ihr zwanzig US-Dollar, für die sie jedes Outfit kaufen konnte, das sie wollte, vorausgesetzt das Mädchen gab dem Modedesigner die Kleidung, die sie gerade trug.
  • Einen Monat nach dem Kinostart des Films erschoss sich Mary Tyler Moores Sohn Richie. Der Selbstmord wurde zum damaligen Zeitpunkt offiziell als Unfall deklariert.

Auszeichnungen

1981 zählte Eine ganz normale Familie mit sechs Nominierungen zum erweiterten Favoritenkreis der Oscar-Verleihung. Nachdem Robert Redfords Werk zwei Monate zuvor mit fünf Golden Globes ausgezeichnet worden war, setzte sich das Drama in der Oscar-Nacht u. a. gegen Martin Scorseses Wie ein wilder Stier und David Lynchs Der Elefantenmensch durch und wurde mit vier Oscars prämiert. Neben den Kategorien Bester Film, Beste Regie und Bestes adaptiertes Drehbuch schrieb Nebendarsteller Timothy Hutton mit seinen zwanzig Jahren als einer der jüngsten Preisträger in der Kategorie Bester Nebendarsteller Oscar-Geschichte.

Oscar 1981

Nominiert in den Kategorien

British Academy Film Awards 1982

  • nominiert in der Kategorie Beste Hauptdarstellerin (Mary Tyler Moore)

Golden Globe Awards 1981

  • Bester Film – Drama
  • Beste Regie (Robert Redford)
  • Beste Hauptdarstellerin (Mary Tyler Moore)
  • Bester Nebendarsteller (Timothy Hutton)
  • Bester Nachwuchsdarsteller (Timothy Hutton)

Nominiert in den Kategorien

  • Bester Hauptdarsteller (Donald Sutherland)
  • Bester Nebendarsteller (Judd Hirsch)
  • Bestes Drehbuch (Alvin Sargent)

Weitere

Awards of the Japanese Academy 1982

  • nominiert als bester ausländischer Film

Directors Guild of America Award 1981

  • Beste Regie

Kansas City Film Critics Circle Awards 1981

  • Bester Film

Los Angeles Film Critics Association Awards 1981

  • Bester Nebendarsteller (Timothy Hutton)

National Board of Review Awards 1980

  • Bester englischsprachiger Film
  • Beste Regie

New York Film Critics Circle Awards 1980

  • Bester Film

Writers Guild of America Awards 1981

  • Bestes adaptiertes Drehbuch

Literatur

  • Judith Guest: Eine ganz normale Familie, 1984 Rowohlt/Reinbek, ISBN 3-498-02426-4
  • Judith Guest: Ordinary People, 1993 Penguin Books, ISBN 0-14-006517-2 (engl. Ausgabe)
  • Sargent, Alvin: Ordinary people : screenplay. [Hollywood, Calif. : Script City], 1979. (engl. Ausgabe)

Weblinks

Einzelnachweise