Purpurrote Taubnessel

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Purpurrote Taubnessel

Purpurrote Taubnessel (Lamium purpureum)

Systematik
Euasteriden I
Ordnung: Lippenblütlerartige (Lamiales)
Familie: Lippenblütler (Lamiaceae)
Unterfamilie: Lamioideae
Gattung: Taubnesseln (Lamium)
Art: Purpurrote Taubnessel
Wissenschaftlicher Name
Lamium purpureum
L.

Die Purpurrote Taubnessel (Lamium purpureum) ist eine Pflanzenart aus der Gattung Taubnesseln (Lamium) innerhalb der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae).

Beschreibung

Illustration
Habitus
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Seitenansicht einer Blüte. Die Kronröhre ist gerade.
Detailansicht einer Krone. Die Seitenlappen der Unterlippe sind zu fädlichen Anhängseln verkümmert. Die Staubbeutel sind bärtig.

Für die Varietät Lamium purpureum var. purpureum gilt:

Vegetative Merkmale

Die Purpurrote Taubnessel ist eine einjährige krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 15 bis 45 Zentimetern.

Junge Blätter sind purpurfarben überhaucht, sie werden mit zunehmender Reife dunkelgrün. Die gegenständig angeordneten Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Die einfache Blattspreite ist bei einer Länge von 1 bis 5 Zentimetern sowie einer Breite von 1 bis 3 Zentimetern eiförmig oder rundlich-eiförmig, mit gekerbtem oder gekerbt-gesägtem Rand.

Generative Merkmale

Die Blütezeit reicht von März bis Oktober. Die zwittrigen Blüten sind zygomorph und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Der Kelch ist 5 bis 7 Millimeter lang, seine Zähne sind etwa so lang wie die Röhre. Die purpurfarbene Blütenkrone ist 10 bis 23 Millimeter lang, sie hat eine 7 bis 12 Millimeter lange, gerade Röhre, die den Kelch überragt. Die Oberlippe ist 4 bis 6 Millimeter lang, die Unterlippe ist etwa 2 Millimeter lang und verkehrt-herzförmig. Die Staubbeutel sind behaart.

Ökologie

Die Rote Taubnessel ist ein Archäophyt und ein Kulturbegleiter. Sie ist schnellwüchsig und benötigt oft nur wenige Wochen von der Keimung bis zur Samenreife. Daher sind pro Jahr 3–4 Generationen möglich. Die Blüten sind homogame, nektarführende Lippenblumen; sie werden durch Apoidea bestäubt; der Nektar wird durch einen Haarring (Saftdecke) geschützt; Fremdbestäubung wird dadurch begünstigt, dass der Griffel die Staubblätter überragt; bleibt diese aus, tritt spontane Selbstbestäubung ein; neben den chasmogamen Blüten kommen nicht selten kleistogame Blüten vor. Die Art hat eine lange Blütezeit (März bis Oktober),[1] teils bis in den Winter. Der sehr frühe Blütebeginn macht sie zu einer sehr wichtigen Pflanze für nahrungssuchende Hummelköniginnen.[2]

Die Teilfrüchte tragen ein Elaiosom, daher ist auch Ausbreitung durch Ameisen möglich.

Standorte

Für die Varietät Lamium purpureum var. purpureum gilt:

Man findet die Purpurrote Taubnessel verbreitet in lückigen Unkrautgesellschaften der Äcker, Gärten und Weinberge, auch an Schuttplätzen und Wegen. Sie gedeiht am besten auf frischen, nährstoffreichen, lockeren Böden. Nach Ellenberg ist sie eine Halblichtpflanze, ein Mäßigwärmezeiger, ein Frischezeiger, stickstoffreiche Standorte anzeigend und eine Ordnungscharakterart nährstoffreicher Acker- und Garten-Beikrautfluren (Polygono-Chenopodietalia).

In den Allgäuer Alpen steigt sie im Vorarlberger Lechtal am Eingang zum Hochalptal zwischen Schröcken und Warth bis zu einer Höhenlage von 1250 Metern auf.[3] Noch höher gelegene Vorkommen sind aus anderen Teilen Vorarlbergs (über 1400 m) und Tirols (bis über 1600 m) bekannt.[4]

Systematik

Manche Autoren unterschieden folgende Varietäten (Stand 2003):[5]

  • Lamium purpureum var. ehrenbergii (Boiss. & Reut.) Mennema (Syn.: Lamium ehrenbergii Boiss. & Reut.): Sie kommt von der südwestlichen Türkei bis zum Libanon vor.
  • Lamium purpureum var. hybridum (Vill.) Vill. (Syn.: Lamium hybridum Vill.): Sie kommt in Makaronesien vor und vom westlichen und zentralen Mittelmeerraum bis zur Schweiz.
  • Eingeschnittene Taubnessel (Lamium purpureum var. incisum (Willd.) Pers.; Syn.: Lamium incisum Willd.): Sie kommt in Europa und im Mittelmeerraum vor.
  • Lamium purpureum var. moluccellifolium Schumach.: Sie kommt vom westlichen und nordwestlichen Europa bis zur Schweiz vor.
  • Lamium purpureum L. var. purpureum: Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 18[6]. Sie ist die am weitesten verbreitete Varietät und kommt ursprünglich in Makaronesien, im Mittelmeerraum und von ganz Europa bis nach Sibirien vor.[5] In Nord- und Südamerika und in Neuseeland ist sie ein Neophyt.[5]

Eingeschnittene Taubnessel

Die Eingeschnittene Taubnessel (Lamium purpureum var. incisum (Willd.) Pers., Syn. Lamium incisum Willd.), auch als Schlitzblatt-, oder Bastard-Taubnessel bezeichnet, ist ein in Mitteleuropa nur stellenweise verbreitet vorkommender Angehöriger der Lippenblütengewächse (Lamiaceae).

Beschreibung der Eingeschnittenen Taubnessel

Datei:L.purpureum.incisum.JPG
Eingeschnittene Taubnessel (Lamium purpureum var. incisum (Willd.) Pers.)

Die Eingeschnittene Taubnessel ist eine einjährige krautige Pflanze, die neuerdings als Varietät der Roten Taubnessel (Lamium purpureum) angesehen wird. Früher wurde sie als eigenständige Art betrachtet, von der man vermutete, sie sei als fruchtbare Hybride aus der nicht in Mitteleuropa heimischen Lamium bifidum und der Stängelumfassenden Taubnessel (Lamium amplexicaule) hervorgegangen. Von der ähnlichen Mittleren Taubnessel (Lamium confertum) unterscheidet sie sich unter anderem durch die tiefer eingeschnittenen Laubblätter und die deutlich gestielten obersten Tragblätter.

Die Eingeschnittene Taubnessel, die im Habitus der Roten Taubnessel ähnelt, erreicht eine Wuchshöhe von etwa 10 bis 40 cm. Der vierkantige Stängel ist vom Grund an sehr ästig verzweigt. Er ist spärlich behaart bis fast kahl und oft mehr oder weniger rot überlaufen. Die oberen Laubblätter sind von ei-rautenförmiger Gestalt, oft rötlich überlaufen und deutlich gestielt. Alle Laubblätter sind grob eingeschnitten gekerbt bis nahezu fiederspaltig und in einen Stiel verschmälert. Sie besitzen eine Länge von 1 bis 2, manchmal auch bis 4 cm.

Die hell karminroten Blüten sind etwa 1 cm lang und befinden sich in dichten, einander meist stark genäherten Scheinquirlen. Der Haarring innerhalb der Blütenkrone kann sowohl fehlen als auch vorhanden sein. Der Blütenkelch ist meist stärker behaart als bei Lamium purpureum var. purpureum, aber schwächer als bei Lamium amplexicaule.

Die Eingeschnittene Taubnessel blüht vorwiegend in den Monaten März bis Juni, kann aber auch noch einmal im Herbst bis in den Winter hinein erneut blühen.

Die Chromosomenzahl beträgt im Gegensatz zu der der Varietät Lamium purpureum var. purpureum 2n = 36.[6]

Standortansprüche und Verbreitung der Eingeschnittenen Taubnessel

Datei:P1050444 a.jpg
Eingeschnittene Taubnessel

Lamium purpureum var. incisum wächst auf feuchten Äckern, in Gärten, Weinbergen und an Wegrändern. Sie bevorzugt frische, nährstoffreiche und meist sandige Böden.

Die Varietät scheint im größten Teil Europas zerstreut vorzukommen.

In Deutschland kommt die Eingeschnittene Taubnessel fast ausschließlich im norddeutschen Raum vor (Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen). Dort ist sie zum Teil recht verbreitet. Wenige Funde sind auch aus den nördlichen Teilen von Bayern und Baden-Württemberg bekannt.[7] In Thüringen ist sie aktuell nicht nachgewiesen.[8] In Österreich ist die Varietät sehr selten in Tirol und Vorarlberg zu finden.[9] In der Schweiz tritt sie in kollinen bis montanen Höhenlagen selten vor allem im südwestlichen Gebiet auf.

Variabilität der Eingeschnittenen Taubnessel

Die Eingeschnittene Taubnessel ist sehr formenreich. Früher wurde sie zusammen mit der Mittleren Taubnessel (Lamium confertum), die eine artgewordene Hybride von Lamium purpureum var. purpureum und Lamium amplexicaule darstellt, als eine selbstständige Art behandelt. Da offenbar auch Übergangsformen zwischen der Eingeschnittenen und der Mittleren Taubnessel auftreten, ist eine genaue Zuordnung zum Teil recht schwierig. Dies ist insbesondere auch bei älteren Verbreitungsangaben zu berücksichtigen.

Literatur

  • Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Verlag Paul Parey, Berlin und Hamburg 1975, ISBN 3-489-78021-3.
  • Christian August Friedrich Garcke: Illustrierte Flora. Verlag Paul Parey 1972, ISBN 3-489-68034-0.
  • Wolfgang Adler, Karl Oswald, Raimund Fischer: Exkursionsflora von Österreich. Hrsg.: Manfred A. Fischer. Ulmer, Stuttgart/Wien 1994, ISBN 3-8001-3461-6.
  • August Binz, Christian Heitz: Schul- und Exkursionsflora für die Schweiz. Schwabe & Co. AG, Basel 1986, ISBN 3-7965-0832-4.
  • Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora. Ulmer Verlag, Stuttgart 1990, ISBN 3-8001-3454-3
  • Heinz Ellenberg: Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen in ökologischer, dynamischer und historischer Sicht. 5., stark veränderte und verbesserte Auflage. Ulmer, Stuttgart 1996, ISBN 3-8001-2696-6.
  • Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands. Ein botanisch-ökologischer Exkursionsbegleiter zu den wichtigsten Arten. 6., völlig neu bearbeitete Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2005, ISBN 3-494-01397-7.
  • Schmeil-Fitschen, interaktiv, Quelle & Meyer-Verlag, ISBN 3-494-01368-3.

Einzelnachweise

  1. Manfred A. Fischer, Wolfgang Adler, Karl Oswald (Bearb.): Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 2. Auflage. Oberösterreichische Landesmuseen, Linz 2005, ISBN 3-85474-140-5, S. 775.
  2. Andreas Müller: Wildbienenschutz – von der Wissenschaft zur Praxis. Haupt, Bern 2012, ISBN 978-3-258-07722-2.
  3. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 2, IHW, Eching 2004, ISBN 3-930167-61-1, S. 396.
  4. Adolf Polatschek: Flora von Nordtirol, Osttirol und Vorarlberg. Band 3. Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck 2000, S. 305–307 (Vorarlberg: Gargellental über 1400 m, Tirol: beispielsweise Horlachtal über 1500 m, Pitztal über 1600 m, Tauerntal in Osttirol über 1500 m).
  5. a b c Rafaël Govaerts, 2003: World Checklist of Selected Plant Families Database in ACCESS: 1-216203. The Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew. Rafaël Govaerts (Hrsg.): Lamium purpureum. In: World Checklist of Selected Plant Families (WCSP) – The Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew, abgerufen am 21. August 2015.
  6. a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Stuttgart, Verlag Eugen Ulmer, 2001, ISBN 3-8001-3131-5.
  7. Angaben für das Lamium confertum und Lamium hybridum umfassende Aggregat Lamium hybridum agg.: Netzwerk Phytodiversität Deutschlands e. V. (NetPhyD), Bundesamt für Naturschutz (BfN) (Hrsg.): Verbreitungsatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Bundesamt für Naturschutz, Bonn-Bad Godesberg 2013, ISBN 978-3-7843-5319-7, S. 66, 467 (Zumindest für Bayern sind die Angaben unvollständig, siehe unten.). – Für Baden-Württemberg: Andreas Kleinsteuber: Lamiaceae (Labiatae), Lippenblütler. In: Oskar Sebald, Siegmund Seybold, Georg Philippi (Hrsg.): Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. Band 5. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1996, ISBN 3-8001-3342-3, S. 131–233, hier S. 170: „Die Sippe wird von Mennema (1989: 125) für Süddeutschland angegeben, obwohl sich in seiner Fundortzusammenstellung keine Daten für dieses Gebiet finden lassen.“ – Für Bayern finden sich 10 Angaben aus Gebieten nördlich der Donau in der floristischen Kartierung: Lamium hybridum Vill. s. str. (Syn./incl.: Lamium purpureum var. incisum (Willd.) Pers., Lamium hybridum Vill. s. l. p. p.). In: Botanischer Informationsknoten Bayern: Steckbriefe zu den Gefäßpflanzen Bayerns. SNSB IT Center, Botanische Staatssammlung München; – Der Status in Bayern ist unklar (nur verschleppt/unbeständig?): Wolfgang Lippert, Lenz Meierott: Kommentierte Artenliste der Farn- und Blütenpflanzen Bayerns. Vorarbeiten zu einer neuen Flora von Bayern. Online-Version (= Berichte der Bayerischen Botanischen Gesellschaft, Sonderband). 2. Auflage. Bayerische Botanische Gesellschaft, München Dezember 2018, S. 99 (bbgev.de).
  8. Hans-Joachim Zündorf, Karl-Friedrich Günther, Heiko Korsch, Werner Westhus: Flora von Thüringen. Die wildwachsenden Farn- und Blütenpflanzen Thüringens. Weissdorn-Verlag, Jena 2006, ISBN 3-936055-09-2, S. 380.
  9. Keine Angaben zu var. incisum finden sich in: Adolf Polatschek: Flora von Nordtirol, Osttirol und Vorarlberg. Band 3. Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck 2000, S. 305–307. – Unter dem Artnamen Lamium hybridum ist die Sippe angegeben für Tirol, Vorarlberg und Liechtenstein in: Manfred A. Fischer, Wolfgang Adler, Karl Oswald (Bearb.): Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 2. Auflage. Oberösterreichische Landesmuseen, Linz 2005, ISBN 3-85474-140-5, S. 775.

Weblinks

Commons: Purpurrote Taubnessel (Lamium purpureum) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien