Eins, zwei, drei

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Film
Deutscher Titel Eins, zwei, drei
Originaltitel One, Two, Three
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Deutsch
Erscheinungsjahr 1961
Länge 108 Minuten
Altersfreigabe FSK 6[1]
Stab
Regie Billy Wilder
Drehbuch Billy Wilder
I.A.L. Diamond
Produktion Billy Wilder
für Mirisch Corporation
und United Artists
Musik André Previn
Kamera Daniel L. Fapp
Schnitt Daniel Mandell
Besetzung
Synchronisation

Eins, zwei, drei ist eine US-amerikanische Filmkomödie von Billy Wilder vor dem Hintergrund des Ost-West-Konflikts. Wilder verfasste zusammen mit I. A. L. Diamond auch das Drehbuch, für das sie das Bühnenstück Eins, zwei, drei (Originaltitel: Egy, kettő, három) von Ferenc Molnár aus dem Jahr 1929 adaptierten und die Handlung in das geteilte Berlin verlegten. Die Dreharbeiten fanden von Juni bis September 1961 in Berlin und in München statt; dabei wurde das Team vom Bau der Berliner Mauer überrascht.

Handlung

C. R. MacNamara ist Direktor der Coca-Cola-Filiale in West-Berlin. Er hofft, zum Chef des europäischen Marktes in London befördert zu werden. Deshalb plant er, das Brausegetränk auch hinter dem Eisernen Vorhang zu vertreiben. Wendell P. Hazeltine, der Vorstandsvorsitzende in Atlanta, will aber von Geschäften mit „Kommunisten“ nichts wissen. Er bittet MacNamara stattdessen, seine Tochter Scarlett während deren Berlin-Visite zu betreuen und bei sich aufzunehmen. Widerwillig stimmt MacNamara zu. Eigentlich wollte seine Frau mit den Kindern verreisen, und er hätte dann Gelegenheit gehabt, mehr Zeit mit seiner hübschen Sekretärin Ingeborg zu verbringen.

Scarlett Hazeltine verdreht schon beim Flug nach Berlin der Flugzeugbesatzung den Kopf und kündigt sogleich an, sich bei ihrem Aufenthalt ausgiebig amüsieren zu wollen. Erst nach ein paar Wochen fällt auf, dass sie ihre Nächte außerhalb des Hauses der MacNamaras verbringt. Ausgerechnet jetzt kündigen ihre ahnungslosen Eltern für den nächsten Tag ihren Besuch in West-Berlin an. Als Scarlett wieder auftaucht, stellt sich heraus, dass sie inzwischen geheiratet hat, und zwar den linientreuen Jungkommunisten Otto Ludwig Piffl aus Ost-Berlin. MacNamara sieht seine Karriereträume bedroht und fädelt deshalb mit Hilfe seines unterwürfigen Assistenten Schlemmer eine Intrige ein, um Piffl wieder loszuwerden. In Anlehnung an in Ost-Berlin gefertigte Ballons mit der Aufschrift „Yankee go home!“,[2] die dann von Osten nach Westen fliegen sollen, lässt MacNamara diese Beschriftung in „Russki go home!“ ändern und von Schlemmer einen Ballon am Auspuff von Piffls Motorrad befestigen. Der Kommunist Piffl wird daraufhin am Brandenburger Tor von ostdeutschen Grenzwächtern als Westspion verdächtigt und der Volkspolizei übergeben. Im DDR-Gewahrsam gesteht er dann alles, was ihm vorgeworfen wird, nachdem er von den Beamten mit dem Anhören des Schlagers Itsy Bitsy Teenie Weenie Yellow Polka Dot Bikini aus dem Westen „gefoltert“ worden ist.

Um die Eheschließung rückgängig zu machen, arrangiert MacNamara im Ost-Berliner Standesamt die Aufhebung der Ehe. Aber der Schuss geht nach hinten los: Als Scarlett erfährt, was mit Otto geschehen ist, bricht sie zusammen. Der herbeigerufene Arzt stellt fest, dass Scarlett schwanger ist – von Piffl. Ein uneheliches Enkelkind wäre für den erzkonservativen Mr. Hazeltine noch schlimmer als ein kommunistischer Schwiegersohn und damit das Ende von MacNamaras Laufbahn. Deshalb muss die Annullierung der Ehe wieder rückgängig gemacht, Piffl aus den Fängen der DDR-Volkspolizei befreit und innerhalb von wenigen Stunden in einen standesgemäßen Schwiegersohn verwandelt werden.

Mr. und Mrs. Hazeltine sollen bereits am Mittag desselben Tages eintreffen, um Scarlett abzuholen. In der knapp bemessenen Zeit bis dahin stattet MacNamara Otto Piffl mit einer umfassenden Herrenkollektion aus und lässt ihn durch den verarmten Grafen Droste-Schattenburg adoptieren, um ihm einen eindrucksvollen Namen zu geben. Piffls eiserne Gesinnung gerät aber nicht so leicht ins Wanken und er beschließt sofort, die ihm gerade erst verliehene Position als Manager der Cola-Fabrik dazu auszunutzen, die Arbeiter zum Streik und letztlich zum kommunistischen Aufstand aufzustacheln. Doch aus Liebe zu Scarlett gibt er seine ideologischen Dogmen nach und nach auf und fügt sich schließlich MacNamaras Plänen.

Piffls Verwandlung ist am Ende so perfekt, dass Mr. Hazeltine seinen neuen Schwiegersohn zum Direktor des europäischen Marktes ernennt. Aber auch MacNamara wird befördert und in die Konzernzentrale nach Atlanta versetzt. Damit ist auch seine Ehe gerettet, denn seine Frau wollte mit den Kindern schon lange in die USA zurück.

Hintergrund

Schauplatz des Kinofilms ist die geteilte Stadt Berlin im Sommer 1961, wenige Monate vor dem Mauerbau am 13. August desselben Jahres (dies wird u. a. aus den Transparenten der staatlich organisierten kommunistischen ‚Friedensdemonstration‘ in Ost-Berlin am Anfang des Films ersichtlich, auf denen US-Präsident John F. Kennedy – der erst unlängst, im Januar 1961 vereidigt worden war – abgelehnt, gleichzeitig Fidel Castro mit Nikita Chruschtschow lobend befürwortet wird). Die damals noch weitgehend durchlässige Sektorengrenze war somit als Handlungsort von großer Bedeutung. Jedoch erfolgte der Mauerbau während der Dreharbeiten, die von Juni bis September 1961 dauerten. Daher war es nicht mehr möglich, am Brandenburger Tor zu drehen, sodass dieses mit großem Aufwand schließlich als Kulisse auf dem Bavaria-Film-Gelände in Geiselgasteig nachgebaut werden musste. Folglich waren die in dem Film gezeigten Verhältnisse nun auf einen Schlag nicht mehr aktuell.[3]

Bei einigen Szenen, die in Ost-Berlin spielen, ist erkennbar, dass sie (aus naheliegenden Gründen) in West-Berlin gedreht wurden: beispielsweise ist während der Verhaftung Piffls durch die DDR-Volkspolizei im Hintergrund die Matthäuskirche in Berlin-Tiergarten zu sehen und beim nächtlichen Besuch MacNamaras in Ost-Berlin die Ruinen des Anhalter Bahnhofs in Kreuzberg.

Ehemalige Coca-Cola-Niederlassung in Berlin-Lichterfelde, Oktober 2013

Die ehemalige, seit 1992 verlassene Coca-Cola-Niederlassung in der Hildburghauser Straße 224 in Berlin-Lichterfelde ist noch zu besichtigen (sie diente – ebenfalls als Coca-Cola-Zentrale – 2003 dem Film Good Bye, Lenin als Kulisse). Bei der rasanten Fahrt von dort aus zum Flughafen Tempelhof (gegen Ende des Films) entstand insofern ein kleiner Fehler, als dass das Auto erst am U-Bahnhof Wittenbergplatz und danach am U-Bahnhof Augsburger Straße vorbeifährt, obwohl Letzterer näher Richtung Lichterfelde gelegen ist und somit auf dieser Route eigentlich zuerst passiert werden müsste.

Horst Buchholz und James Cagney kamen sich bei den Dreharbeiten mehrmals in die Quere, vor allem da Buchholz sich laut Cagney mit übertriebenem Schauspiel als „Szenenstehler“ versucht habe. In einem Interview bezeichnete Cagney den Deutschen als den einzigen Schauspielkollegen, den er in seiner langen Karriere offen nicht gemocht hätte. Nach diesem Film stand Cagney zwanzig Jahre lang nicht vor der Kamera; erst im hohen Alter hatte er ein Comeback mit dem Film Ragtime, weshalb er seinen Rückzug ins Privatleben zumindest einmal – vielleicht scherzhaft – dem Streit mit Buchholz zuschrieb.[3][4]

Während der Dreharbeiten wurde Wilder von Joan Crawford, die gerade in den Aufsichtsrat von Pepsi berufen worden war, erbost angerufen. Sie hatte den Posten von ihrem verstorbenen Ehemann Alfred Steele übernommen und protestierte gegen die Produktplatzierung für Coca-Cola. Wilder platzierte in seinem Film daraufhin einige Referenzen an Pepsi, so in der Schlussszene, in der Cagney für seine Familie aus einem Coca-Cola-Automaten überraschend eine Pepsi-Cola zieht.[5]

Als Otto Ludwig Piffl von der Volkspolizei vernommen wird, sprechen die Beamten in der deutschen Synchronfassung mit sächsischem Dialekt. In der US-Originalfassung sprechen sie Hochdeutsch. Der Darsteller des Ersten Vernehmungsbeamten ist der aufgrund seiner umfangreichen Synchrontätigkeit bekannte Schauspieler Gerd Martienzen. Seine Stimme ist in der US-Originalfassung zu hören, nicht jedoch in der deutschen Synchronfassung. Der DDR-Polizist, der die Limousine mit MacNamara, Fritz, Schlemmer und Fräulein Ingeborg am Brandenburger Tor bei der Ein- und Ausfahrt kontrolliert, wurde von Lilo Pulvers 1992 verstorbenem Ehemann Helmut Schmid gespielt.[6] Er lässt sich mit einer Sechserpackung Coca-Cola bestechen und gibt als anständiger Deutscher bei der Rückfahrt das Leergut zurück.

Schlemmer erkennt gegen Ende in einem Journalisten seinen früheren Vorgesetzten, den SS-Obersturmführer Untermeier wieder; in der Originalfassung hat dieser jedoch den für US-amerikanische Kinobesucher bekannteren (Wehrmachts-)Rang Oberleutnant.

Filmmusik

Filmmusik ist der Säbeltanz aus dem Ballett Gayaneh von Aram Chatschaturjan (1946). Piffl wird von der ostdeutschen Polizei durch pausenloses Anhören des Schlagers Itsy Bitsy Teenie Weenie Yellow Polka Dot Bikini zu dem „Geständnis“ gezwungen, dass er ein US-amerikanischer Spion sei, während Friedrich Hollaender in einem Gastauftritt im „Grand Hotel Potemkin“ (der Handlung folgend in Ost-Berlin, dem Film diente die nur noch als Ruine existierende Fassade des ehemaligen Hotels Esplanade) den Schlager Ausgerechnet Bananen dirigiert.

Henning Schlüter, der als Hausarzt der MacNamaras die Schwangerschaft der Hazeltine-Tochter feststellt, wird aus einer Aufführung von Richard Wagners Walküre herausgerissen und stimmt fortwährend die Melodie des Walkürenritts an. Im englischsprachigen Original prägt er sich so die Übersetzung „schwanger is pregnant“ ein, auf Deutsch singt er „schwanger ist prächtig“.

Eine Kuckucksuhr, die statt eines Kuckucks einen Uncle Sam enthält, begleitet die Geschehnisse im Büro mit der Melodie von Yankee Doodle; Otto nimmt sie, ohne dies zu wissen, als Geschenk nach Ost-Berlin mit. Bei einer Kontrolle spielt sie die Melodie und trägt somit zu seiner Verhaftung bei.

Zitate und Anspielungen

Eins, zwei, drei enthält Filmzitate und Anspielungen auf andere Filme und Ereignisse:

  • Die zu Beginn auf der Ost-Berliner Kundgebung getragenen Transparenten mit der Aufschrift „ Nie wieder U2!“ sind auf das legendäre amerikanische Spionageflugzeug Lockheed U-2 gemünzt, welches seinerzeit etliche Aufklärungsflüge aus großer Höhe absolviert und u. a. die geheimen sowjetischen Militäraktionen auf Kuba aufgedeckt hatte.
  • Die drei linientreuen sowjetischen Kommissare, die mit Coca-Cola ins Geschäft kommen wollen und sich schließlich in den Westen absetzen, sind eine Reminiszenz an Ernst Lubitschs Film Ninotschka von 1939, an dessen Drehbuch Billy Wilder maßgeblich beteiligt war.[3]
  • Ottos erster Auftritt im Film als kämpferischer Kommunist in McNamaras Büro zitiert mit Ärger im Paradies (1932) einen weiteren Lubitsch-Film. Darin stürmt ein wütender junger Kommunist (Leonid Kinskey) in das Haus einer reichen Dame und beschwert sich, dass deren gestohlene Handtasche so viel koste.[7]
  • Beim diesem ersten Besuch in der Coca-Cola-Filiale weigert sich Otto, vor MacNamara die Mütze abzunehmen mit der Begründung, er würde dies nur „an Lenins Grab“ tun oder „wenn Van Cliburn Tschaikowski spielt“. Tatsächlich hatte 1958 der US-Pianist Van Cliburn in Moskau den ersten internationalen (sehr anspruchsvollen) Tschaikowski-Wettbewerb gewonnen, was auch angesichts des Kalten Krieges als weltweite Sensation aufgenommen wurde.
  • Die Szene, in der MacNamara Otto damit droht, ihm eine halbe Grapefruit ins Gesicht zu drücken, ist eine Reminiszenz an die berühmte Szene in Cagneys Film Der öffentliche Feind von 1931.[3] Bereits in Wilders Manche mögen’s heiß (1959) wurde sie zitiert.
  • Im Film spricht Cagney den Satz „Gute Nacht, Charlie!“, der auch in Manche mögen’s heiß eine besondere Rolle spielt.
  • In einem Cameo-Auftritt als US-MP gibt Red Buttons eine Imitation von Cagney in seinen unzähligen Gangsterfilmen zum Besten.[3]
  • Scarlett, die Tochter des Coca-Cola-Bosses, heißt so in Anspielung auf Scarlett O’Hara aus Vom Winde verweht. Beide sind in Atlanta (Georgia) beheimatet. Als McNamara seine Frau fragt, wo die verschwundene Scarlett stecken könnte, antwortet sie: „Vom Winde verweht?“ („Gone with the wind?“).
  • Dr. Bauer verabschiedet sich von den MacNamaras: „Ich habe den 1. Akt der Walküre versäumt.“ Er schmettert das Motiv des Walkürenritts. Im Film Das Testament des Dr. Mabuse pfeift und singt Kriminalkommissar Lohmann ein musikalisches Motiv: „Kennen Sie das, Müller? Das ist aus der Walküre. (…) Heute wird’s das erste Mal sein, dass ich rechtzeitig zum 1. Akt ins Theater komme.“ (Wozu es jedoch nicht kommt).
  • Als er erfährt, dass Scarlett schwanger ist, stöhnt James Cagney “Mother of mercy, is this the end of (little) Rico?” Es handelt sich um ein berühmtes Zitat aus der Sterbeszene von Edward G. Robinson in Der kleine Cäsar (1931).[3]
  • Die Kuckucksuhr spielt ständig das bekannte Yankee Doodle. In dem Film Yankee Doodle Dandy von 1942 hatte Cagney in der Hauptrolle George M. Cohan, den Komponisten des gleichnamigen Musicals, gespielt. Für seine Darstellung erhielt er später einen Oscar.
  • Auf dem Weg zu Verhandlungen in Ost-Berlin fragt McNamara seinen Fahrer (Karl Lieffen): „They’re staying at the Grand Hotel Potemkin – do you know where that is?“ und bekommt die Antwort: „Yes, Sir! It used to be the Grand Hotel Göring and before it was the Grand Hotel Bismarck.“
  • Bei der Tabledance-Szene von McNamaras Sekretärin Ingeborg im besagten Ost-Berliner ‚Grand Hotel Potemkin‘ hämmert einer der drei sowjetischen Kommissare (Borodenko) in angeheizter Stimmung mit seinem Schuh lautstark auf dem Tisch. Dies parodiert die Rede Nikita Chruschtschows vor der UN-Vollversammlung im Oktober 1960, bei welcher er angeblich mit seinem Schuh auf dem Rednerpult herumgehämmert haben soll (was allerdings unter Historikern umstritten ist).[8] Dabei wackelt das Porträt Chruschtschows (der überdies dem von Ralf Wolter gespielten Kommissar Borodenko auch optisch recht ähnlich sieht) an der Wand vor Erschütterung so stark, dass es im Rahmen hinunterrutscht, wodurch das sich noch darunter befindliche Stalin-Bildnis zum Vorschein kommt. Dies spielt auf die von Chruschtschow drei Jahre nach Stalins Tod angestoßene Entstalinisierung im Ostblock an, die größtenteils aus der Vertuschung von Stalins Existenz bestand – in diesem Falle jedoch so notdürftig, dass sein Bildnis lediglich mit dem von Chruschtschow überdeckt wurde, welches dann buchstäblich ‚aus dem Rahmen fällt‘.

Synchronisation

Während die meisten deutschsprachigen Schauspieler wie Horst Buchholz, Liselotte Pulver und Ralf Wolter sich in der deutschen Synchronfassung selbst gesprochen haben, mussten die englischsprachigen Schauspieler von anderen Sprechern synchronisiert werden. Die Synchronfassung entstand 1961 unter der Leitung von Conrad von Molo im Aventin-Filmstudio in München.[9] Der sprachliche Kontrast der Originalfassung – es wird vorwiegend Englisch, aber auch immer wieder Deutsch gesprochen – ging mit der deutschen Synchronisation verloren.

Der in einer Nebenrolle auftretende Hubert von Meyerinck spricht im Film englisch, wurde für die Originalfassung aber von Sig Ruman synchronisiert, da sein Englisch zu brüchig war. In der deutschen Fassung spricht er sich selbst.

Rolle Darsteller Synchronsprecher
C. W. McNamara James Cagney Werner Lieven
Scarlett Hazeltine Pamela Tiffin Ingeborg Wellmann
Phyllis McNamara Arlene Francis Mady Rahl
Wendell P. Hazeltine Howard St. John Erik Jelde
Kommissar Peripetchikoff Leon Askin Leonard Steckel
Corporal der US-Militärpolizei Red Buttons Erich Ebert

Rezeption

Der Film war 1962 für einen Oscar (Beste Schwarzweiß-Kameraführung), zwei Golden Globe Awards (Bester Film, Pamela Tiffin als beste Nebendarstellerin) und den Laurel Award als Spitzenkomödie (Top Comedy) nominiert, konnte aber keine dieser Auszeichnungen gewinnen.

Bei Publikum und Teilen der Kritik war der Film zunächst weder in den USA noch in Deutschland erfolgreich.[3] So bezeichnete ihn zum Beispiel die B.Z. damals als den „scheußlichsten Film über Berlin“.[10] und die amerikanische Filmkritikerin Pauline Kael nannte ihn „überreizt“ und „geschmacklos“.[11] Diese negative zeitgenössische Reaktion von Publikum und Teilen der Kritik war wohl auch auf die damalige Aktualität des Kalten Krieges und des Mauerbaus zurückzuführen, aufgrund derer eine Behandlung dieser Thematik anhand einer Komödie als unangemessen empfunden wurde. Die B.Z. schrieb dazu, dass Billy Wilder Dinge komisch finde, die den Deutschen das Herz zerreißen und dass das Elend der geteilten Stadt nicht dazu geeignet sei, um darüber Witze zu machen.[10] Als der Film 1985 in Frankreich und Deutschland im Kino wiederaufgeführt wurde, entwickelte er sich insbesondere in West-Berlin zum Publikumshit. Seitdem wird er von der Kritik überwiegend positiv beurteilt und gilt inzwischen manchen gar als einer der besten Filme über den Kalten Krieg.[10][12][13]

Die Aggregatorseite Rotten Tomatoes wertete 24 Kritiken aus, von denen sie 22 als eher positiv („fresh“) und zwei als eher negativ („rotten“) einordnete. Dies entspricht einem Anteil von 92 % für die positiven Kritiken. Die durchschnittliche Bewertung lag bei 7,6 von 10 Punkten. Die ausgewerteten Kritiken stammen allerdings alle aus dem 21. Jahrhundert, damit wurden Kritiken aus dem 20. Jahrhundert, insbesondere auch die meist negativen Kritiken aus den 1960er und die eher positiven Stimmen aus den 1980er Jahren, nicht berücksichtigt.[14]

Die Aggregatorseite Metacritic wertete acht Kritiken aus und ordnete dabei fünf als positiv, drei als gemischt und keine als negativ ein. Insgesamt ergab sich eine durchschnittliche Bewertung von 73 aus 100 Punkten. Dabei wurden auch Kritiken aus dem 20. Jahrhundert berücksichtigt, drei aus den frühen 1960er Jahren und eine von 1985.[15]

Einzelkritiken

„Billy Wilders ‚Eins, zwei, drei‘ ist eine temporeiche, schrille, bissige und zugleich leichtherzige Farce, vollgestopft mit aktuellen Gags und gewürzt mit satirischen Obertönen. Sie ist so furios schlagfertig, dass ein Teil ihres Witzes sich gegenseitig überlagert und untergeht.“

Variety, 1961[16]

„Billy Wilder drehte 1961 in Berlin die Filmkomödie ‚Eins, zwei, drei‘, die derzeit als sogenannte Wiederentdeckung in die Off-Kinos gebracht wird. (…) Der Dümmlichkeit der Geschichte entspricht auch die Art der Komik: Sie spekuliert mit der Dummheit in den Köpfen. (…) Das sogenannte Szenen-Publikum, das die Off-Kinos besucht, genießt an diesen alten Schinken unverhohlen gerade das, was es bei neuen Werken aufs schärfste übelnehmen würde. (…) Aber lassen wir es, weiter aus dem Film zu zitieren; es gibt angenehmere Brechmittel. Dieser Film mit seiner reaktionären Komik paßt allerdings in das momentane geistige Klima in unserer Republik.“

Die Zeit, Mai 1985[17]

„Dieser herzhafte Blödsinn gehört sicher nicht zu Billy Wilders stärksten Komödien. Trotzdem hat nun ein Publikum, das durchweg jünger ist als die schwarzweiße Knallschote in Panavision, aus »Eins, zwei, drei« eine Coca-Horror-Picture-Show gemacht: Papierene US-Fähnchen schwenkend, lachen sich die Enkel von Marx und Coca-Cola halb tot über die blöden Russen, die aggressiven Amis und die hackenschlagenden Deutschen. Eine sauertöpfische Kulturkritik orakelt nun im Delphi, wieso.“

Der Spiegel, 30. Juni 1985[18]

„Vor allem ‚Eins, zwei, drei‘ (1961), dieser Irrwitz von einer Komödie, in der Liselotte Pulver den Kalten Krieg im Pünktchenkleid Schachmatt tanzt. Bis heute hat kein anderer Film den Ost-West-Konflikt so gemein als Kampf zwischen Managern und Funktionären, Coca-Cola und Beluga-Kaviar auf den Punkt gebracht.“

die tageszeitung, März 2000[19]

„Noch heute kann man sich mit ‚Eins, Zwei, Drei‘ (1961) intelligent amüsieren (…) Kein Kultur-Klischee über Deutsche und Amerikaner, Kommunisten und Kapitalisten wird ausgespart, aber eben so ironisch gespiegelt, wie es nur Wilder, der Berliner aus Hollywood, konnte. Allein wegen Lilo Pulver lohnt es sich, diesen Film 44 Jahre später immer wieder anzuschauen. Sekretärin und Geliebte von McNamara, spielt die ansonsten als Quietschente berühmt gewordene Pulver den Part so sexy wie selbstironisch – subtiler als Mae West, witziger als Marilyn Monroe in Manche mögen’s heiß.“

Die Zeit, August 2005[20]

„Sofort ausgelassen und ironisch, anspruchsvoll und vulgär, unter den Klängen des Säbeltanzes von Chatschaturjan marschierend mit einem Trommelfeuer von Gags zelebriert ‚Eins, zwei, drei‘ während es den amerikanischen Kulturimperialismus karikiert. James Cagney vollendet seine Karriere, indem er eine komische Variante des Ugly American spielt. Der große Gangster der frühen 30er Jahre ist hier ein größenwahnsinniger Chef der Berliner Coca-Cola-Filiale, der davon träumt, neue Märkte hinter dem eisernen Vorhang zu erschließen.“

Village Voice, Januar 2006[21]

„… mit einer hinreißenden in atemberaubenden Tempo durchgehaltenen Ost-West-Farce ‚Eins, zwei, drei‘. Der Film (…) war eine Screwball Comedy im besten 30er-Jahre Stil: frech, dialogsicher, eine süffisante Aufbereitung aller nur denkbaren Vorurteile und Klischees. Kapitalisten und Kommunisten, Amerikaner, Russen, Deutsche, Männer und Frauen – jede vermeintlich nationale, ideologische oder geschlechterspezifische Eigenart und Verhaltensweise wurde karikiert und persifliert. Zudem gab ein ununterbrochen unter Dampf stehender hochgradig impulsiver James Cagney als Coca-Cola Chef in Europa zum (vorläufigen) Abschluss seiner Laufbahn die umwerfendste komische Performance seiner gesamten Karriere. Zwei Jahrzehnte später (Anfang der 80er Jahre) wurde das kleine (in Schwarzweiß gedrehte) Meisterwerk ein Überraschungshit in den deutschen Programmkinos und als Wiederentdeckung gefeiert.“

Kay Weniger, 2011[22]

Literatur

  • Ferenc Molnár: Eins, zwei, drei. (Originaltitel: Egy, kettö, három). Deutsch von Vera Thies. In: Liliom. Drei Stücke. Reclam, Leipzig 1981, OCLC 313702458.
  • Gene Phillips: Some Like It Wilder. The Life and Controversial Films of Billy Wilder. University Press of Kentucky, 2010, ISBN 978-0-8131-2570-1. (Kapitel 14: Love on the Run – One, Two, Three and Irma la Douce) (Auszug (Google))
  • Jürgen Müller: Movies of the 60s. Taschen, Köln 2004, ISBN 3-8228-2799-1, S. 20–24. (Auszug (Google))
  • Brian Cogan, Tony Kelso: Encyclopedia Of Politics, The Media, And Popular Culture. Greenwood Press, Santa Barbara, CA 2009, ISBN 978-0-313-34379-7, S. 296. (Auszug (Google))
  • Kay Weniger: „Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben …“. Lexikon der aus Deutschland und Österreich emigrierten Filmschaffenden 1933 bis 1945. Eine Gesamtübersicht. ACABUS Verlag, Hamburg 2011, ISBN 978-3-86282-049-8, S. 540. (Auszug (Google))
  • Borislav Knezevic: American Capitalism Abroad. Culture and Cash in Billy Wilder's "One, Two, Three". In: Studia Romanica et Anglica Zagrabiensia, Band LIV (54), 2009, S. 183–202. (Volltext online, PDF, kostenfrei, 371 Seiten, 3,6 MB)
  • Jörg Füllgrabe: Echter’ Trümmerfilm oder lediglich furios-absurde PropagandaKomödie? Billy Wilders Eins, zwei, drei und die Fronten des Kalten. Gfl-journal, No. 3/2014
  • Pauline Kael: Review: One, Two, Three by Billy Wilder. In: Film Quarterly, Band 15, Nr. 3, Special Issue on Hollywood (Spring, 1962), S. 62–65 (JSTOR 1210631)
  • David Bathrick: Billy Wilder's Cold War Berlin. In: New German Critique, Nr. 110, COLD WAR CULTURE (Sommer 2010), S. 31–47, insbesondere S. 41–47 (JSTOR 40926581)
  • Hans Peter Preußer: Heldische Antihelden: Drei Komödien, dreiLänder–ONE,TWO,THREE(1961), SPUR DERSTEINE(1966) und WIR KÖNNEN AUCH ANDERS. . . (1993). In: Mauerschau – Die DDR als Film. De Gruyter, 2020, ISBN 978-3-11-062756-5

Weblinks

Wikiquote: Eins, zwei, drei – Zitate (englisch)

Einzelnachweise

  1. Freigabebescheinigung für Eins, zwei, drei. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft, Januar 2012 (PDF; Prüf­nummer: 26 792 V).
  2. One, two, three. S. 15, abgerufen am 1. August 2021.
  3. a b c d e f g Gene Phillips: Some Like It Wilder. The Life and Controversial Films of Billy Wilder. University Press of Kentucky, 2010, ISBN 978-0-8131-2570-1. Kapitel 14: „Love on the Run – One, Two, Three and Irma la Douce“ (Auszug (Google))
  4. Paul Tatara: One, Two, Three (1960). In: Turner Classic Movies.
  5. Bob Thomas: Joan Crawford, A Biography. Simon and Schuster, 1978, S. 212.
  6. imdb.com: Full Cast & Crew
  7. IMDb References
  8. Antonia Kleikamp: Was wirklich hinter dem legendären Wutanfall von Chruschtschow steckte. welt.de, 12. Oktober 2020
  9. Eins, zwei, drei. In: synchronkartei.de. Deutsche Synchronkartei, abgerufen am 26. Oktober 2019.
  10. a b c Martin Wolf: Cola gegen Kommunisten auf Spiegel Online, 10. August 2008.
  11. Pauline Kael: One, two, three. in: Film Quarterly, Band 15, Nr. 3, Spezialausgabe (Frühling, 1962), S. 62–65 (JSTOR 1210631)
  12. Hans Peter Preußer: Heldische Antihelden: Drei Komödien, dreiLänder–ONE,TWO,THREE(1961), SPUR DERSTEINE(1966) und WIR KÖNNEN AUCH ANDERS. . . (1993). In: Buch Mauerschau - Die DDR als Film. De Gruyter, 2020, ISBN 978-3-11-062756-5
  13. dpa: Vor 50 Jahren: „Eins, zwei, drei“ im Kino in Westdeutsche Zeitung
  14. One, two, three. In: Rotten Tomatoes. Fandango, abgerufen am 26. Juni 2022 (englisch).Vorlage:Rotten Tomatoes/Wartung/Artikel nicht mit Wikidata verknüpft
  15. ONE, TWO, THREE auf metacritic.com (abgerufen am 26. Juni 2022)
  16. One, Two, Three. In Variety, 1961.
  17. Gerhard Staguhn: Linker Hit von rechts. In: Die Zeit, 31. Mai 1985.
  18. Hartmut Schulze: Komische Cola. 24 Jahre nach ihrer erfolglosen Uraufführung wird Billy Wilders Ost-West-Klamotte „Eins, zwei, drei“ zum Kino-Hit der linken Szene. In: Der Spiegel. Nr. 27, 1985, S. 142–143 (online1. Juli 1985).
  19. Katja Nicodemus: Nobody is perfect. In: Die Tageszeitung, 3. März 2000.
  20. Josef Joffe: Welcher Adolf? In: Die Zeit, 18. August 2005.
  21. Joe Hoberman: Coke Classic. Wilder at heart: Cola versus communism in Cagney’s good-natured Cold War comedy. In: Village Voice, 3. Januar 2006.
  22. Kay Weniger: Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben… Lexikon der aus Deutschland und Österreich emigrierten Filmschaffenden 1933 bis 1945. Eine Gesamtübersicht. ABACUS-Verlag, 2011, ISBN 978-3-86282-049-8, S. 540. (Auszug (Google))