Einzelhandelszentralität

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Als Einzelhandelszentralität (auch Kennziffer der Einzelhandelszentralität oder Zentralitätsfaktor) einer Stadt oder sonstigen Verwaltungseinheit wird das Verhältnis aus ihrem Einzelhandels-Umsatz zur vor Ort vorhandenen Einzelhandels-relevanten Kaufkraft bezeichnet. Werte über 100 % weisen auf eine Anziehungskraft der Stadt hin, die sie z. B. als Mittel- oder Oberzentrum auf ihr Umland ausübt und dessen Bewohner stärker zum Einkauf in ihrem Einzelhandel bewegt als umgekehrt die eigene Bevölkerung ihre Kaufkraft nach außen trägt. Die Zentralitätskennziffer ist ein Begriff, den die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) geprägt hat.

Die Zentralitätskennziffer wird in Deutschland von den Industrie- und Handelskammern errechnet und publiziert. Spezifische Rückschlüsse auf die Attraktivität eines Gewerbestandortes sind schwierig, da ein geringes Kaufkraft-Niveau der betreffenden Stadt ebenfalls zu einer hohen Einzelhandels-Zentralität beiträgt. Zudem unterscheidet sich die Zentralität verschiedener Branchen je nach Versorgungsdichte zum Teil erheblich: Während beispielsweise Lebensmittel flächendeckend erhältlich sind und die diesbezügliche Zentralität auch eines Oberzentrums nur gering über 100 % liegen dürfte, sind Hochtechnologie-Produkte oft nur dort erhältlich.

Beispiel

In Ludwigshafen am Rhein entwickelte sich der Wert von 91,4 im Jahr 1993 (2001: 95,6; 2005: 98,8) auf 108,5 im Jahr 2009.[1] Während also – nach der Kennzahl charakterisiert – in den 1990ern ein großer Teil der Ludwigshafener Bevölkerung im Umland einkaufte und Ludwigshafen selbst kaum Kaufkraft aus dem ländlichen Umland an sich binden konnte, entwickelte sich die Stadt nun zu einer Einkaufsstadt für die umliegenden Kommunen.

Die Stadt Duisburg wies eine für Großstädte geringe Einzelhandelszentralität von etwas über 90 auf. Dort floss früher Kaufkraft in die umliegenden Städte ab. In Erhebungen im Jahre 2020 konnte die Stadt ihren Kaufkraftabfluss wiederum rückgängig machen und eine Einzelhandelszentralität von 103,4 vorweisen.[2]

Umgekehrt liegen die Werte beispielsweise für Trier bei über 200 und für Schweinfurt bei über 220 (2016),[3] was diese Städte als wichtige Einkaufszentren für ein weites Umland und bei Trier auch für das benachbarte Luxemburg ausweist.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Stadtentwicklungsausschuss (Memento vom 17. Juni 2012 im Internet Archive). Abgerufen am 27. September 2016.
  2. Kontakt speichern: Einzelhandelskennzahlen. Abgerufen am 15. September 2022.
  3. Der Wert liegt bei 221,2; Wirtschaft in Mainfranken: Mainfränkische Städte binden viel Kaufkraft, Oktober 2016, S. 6