Elastofibrom

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Klassifikation nach ICD-10
D21 Sonstige gutartige Neubildungen des Bindegewebes und anderer Weichteilgewebe
ICD-10 online (WHO-Version 2019)
Computertomographie eines Elastofibroma dorsi beidseits weitgehend symmetrisch unter dem M. serratus anterior. Man erkennt neben unscharfen, weichteildichten auch fettige Anteile. Die Lage ist klassisch.

Ein Elastofibrom ist eine tumorartige, schlecht abgegrenzte, aber gutartige Gewebevermehrung bestehend aus vermehrten und unregelmäßigen elastischen Fasern. In der weit überwiegenden Zahl der Fälle findet sich das Elastofibrom unter dem bzw. anatomisch ventral des Schulterblatts meist unter dem Musculus serratus anterior und hier bis an die Rippen heran reichend. Daher ist auch der Begriff Elastofibroma dorsi (von lat. dorsi „des Rückens“) etabliert. Das Auftreten an anderen Stellen des Körpers wie beispielsweise im Nacken oder am Oberschenkel wird als sehr selten angegeben.[1]

Erstbeschreibung

Die erste Beschreibung und damit auch die Namensgebung erfolgte im Jahr 1961 durch O. Jarvi und E. Saxen[2][3].

Inzidenz und Verteilung

Das Elastofibrom tritt in der Regel bei Menschen ab dem 5. Lebensjahrzehnt auf. Einzelfälle bei Kindern sind beschrieben[4]. Über die Verteilung zwischen den Geschlechtern gibt es unterschiedliche Angaben. Während einige Quellen ein deutlich häufigeres Auftreten bei Frauen angeben[5], bestätigen andere dieses explizit nicht[1]. Die Gesamthäufigkeit wurde meist und wird bisweilen immer noch als selten oder sehr selten beschrieben. Andererseits geben mehrere Autopsie-Studien deutlich höhere Häufigkeiten bis in den hohen zweistelligen Prozentbereich an[5][6]. Auch eine Studie von 1998, in der die Häufigkeit mittels Computertomographie ermittelt wurde, kommt bei älteren Patienten auf immerhin 2 Prozent[7]. Das Elastofibroma dorsi kann einseitig, häufig aber auch beidseitig auftreten. Das Auftreten an drei Stellen ist als Einzelfall beschrieben[8].

Entstehung

Bezüglich der Entstehung eines Elastofibroms besteht keine Klarheit. Neben anderen (z. B. auch genetischen) Ursachen werden vor allem wiederholte Mikrotraumata[5][9] diskutiert.

Symptomatik

Ein Elastofibroma dorsi wird in vielen Fällen zufällig in der Computertomographie oder Magnetresonanztomographie entdeckt, ohne dass es Beschwerden machte. Wenn Beschwerden auftreten, werden diese unspezifisch beschrieben, manchmal mit einem Schnappen am Schulterblatt oder auch mit Schmerzen.[5][9]

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Elastofibrom in Elastika-Färbung

Diagnose

Die Darstellung der unscharf begrenzten Gewebevermehrung an oben genannter Stelle ist sowohl in der Computertomographie als auch in der Magnetresonanztomographie mit typischen Merkmalen möglich, so dass oft insbesondere bei einem Befund auf beiden Seiten die Diagnose schon mit diesen bildgebenden Verfahren gestellt werden kann. Im Einzelfall kann dann auch auf eine Gewebeprobe zur Sicherung verzichtet werden[5][9]. Gerade bei beidseitigen symmetrischen Befunden kann das Erscheinungsbild auch als normale, anatomische Struktur fehlgedeutet bzw. übersehen werden.

Differenzialdiagnose

Andere Weichteiltumoren wie z. B. Lipome, Fibrome oder Sarkome kommen differenzialdiagnostisch insbesondere dann in Betracht, wenn die Lokalisation nicht die oben beschriebene typische am Schulterblatt ist.

Histologie

In der feingeweblichen Untersuchung findet sich neben elastischen und kollagenen Fasern auch reifes Fettgewebe[6][10].

Therapie

Die operative Entfernung eines Elastofibroms wird wegen seiner Gutartigkeit nur in Fällen mit Beschwerden empfohlen.[5][6][9]

Weblinks

Commons: Elastofibroma dorsi – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Jürgen Freyschmidt: Skeletterkrankungen: Klinisch-radiologische Diagnose und Differentialdiagnose, Springer Verlag 2016, ISBN 9783662481363
  2. O. JARVI, E. SAXEN: Elastofibroma dorse. In: Acta pathologica et microbiologica Scandinavica. Supplement. Band 51(Suppl 144), 1961, S. 83–84, PMID 13789598.
  3. Robert K. Brown, Kevin P. Clearkin, Kijin Nakachi, Claude O. Burdick: Elastofibroma Dorsi. In: New England Journal of Medicine. 275, 1966, S. 154, doi:10.1056/NEJM196607212750307.
  4. M. L. Marin, K. H. Perzin, A. M. Markowitz: Elastofibroma dorsi: benign chest wall tumor. In: The Journal of thoracic and cardiovascular surgery. Band 98, Nummer 2, August 1989, S. 234–238, PMID 2755156.
  5. a b c d e f P. H. Go, M. C. Meadows, E. M. Deleon, R. S. Chamberlain: Elastofibroma dorsi: A soft tissue masquerade. In: International journal of shoulder surgery. Band 4, Nummer 4, Oktober 2010, S. 97–101, doi:10.4103/0973-6042.79797, PMID 21655005, PMC 3100815 (freier Volltext).
  6. a b c A. Daigeler, P. M. Vogt, K. Busch, W. Pennekamp, D. Weyhe, M. Lehnhardt, L. Steinstraesser, H. U. Steinau, C. Kuhnen: Elastofibroma dorsi–differential diagnosis in chest wall tumours. In: World journal of surgical oncology. Band 5, 2007, S. 15, doi:10.1186/1477-7819-5-15, PMID 17280612, PMC 1797045 (freier Volltext).
  7. E. A. Brandser, J. C. Goree, G. Y. El-Khoury: Elastofibroma dorsi: prevalence in an elderly patient population as revealed by CT. In: American Journal of Roentgenology. Band 171, Nummer 4, Oktober 1998, S. 977–980, doi:10.2214/ajr.171.4.9762978, PMID 9762978.
  8. J. B. Hassouna, B. Mezghani, B. Laamouri, L. Naija, I. Abbes, M. Slimane, T. B. Dhieb, K. Rahal: Triple locations of elastofibroma dorsi: First case report and review. In: Journal of orthopaedics. Band 12, Suppl 1Oktober 2015, S. S133–S136, doi:10.1016/j.jor.2014.06.013, PMID 26719607, PMC 4674491 (freier Volltext).
  9. a b c d I. S. Sarici, E. Basbay, M. Mustu, B. Eskut, F. Kala, O. Agcaoglu, M. Akici, E. Ozkurt: Bilateral elastofibroma dorsi: A case report. In: International journal of surgery case reports. Band 5, Nummer 12, 2014, S. 1139–1141, doi:10.1016/j.ijscr.2014.10.032, PMID 25437657, PMC 4275815 (freier Volltext).
  10. S. Nagano, M. Yokouchi, T. Setoyama, H. Sasaki, H. Shimada, I. Kawamura, Y. Ishidou, T. Setoguchi, S. Komiya: Elastofibroma dorsi: Surgical indications and complications of a rare soft tissue tumor. In: Molecular and clinical oncology. Band 2, Nummer 3, Mai 2014, S. 421–424, doi:10.3892/mco.2014.257, PMID 24772311, PMC 3999122 (freier Volltext).