Elektra (Sophokles)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Elektra ist eine Tragödie des griechischen Tragödiendichters Sophokles. Das Theaterstück wurde um das Jahr 413 vor Christus in Athen uraufgeführt.

Handlung

Elektra, Tochter von Klytaimnestra und Agamemnon, vergeht in Trauer um ihren Vater, welcher von ihrer Mutter und deren Liebhaber Aigisthos ermordet wurde. Sie fordert Rache an Klytaimnestra und Aigisthos und wirft ihnen vor, Agamemnon nur getötet zu haben, um ihre Liebschaft aufrechtzuerhalten. Klytaimnestra hingegen, welche keinerlei Reue über den Mord empfindet, behauptet, ihr Gatte habe den Tod verdient, da er ihre andere Tochter Iphigenie am Altar der Artemis im Trojanischen Krieg geopfert habe.

Derweil befindet sich Elektras Bruder Orestes fern der Heimat, um einem ähnlichen Schicksal wie dem des Agamemnon zu entfliehen. Elektra sieht in ihm einen Verbündeten bei ihren Racheplänen und hofft inständig auf seine Wiederkehr. Klytaimnestra erkennt in ihm eine Bedrohung für ihr Leben und fürchtet seine mögliche Rückkehr. Zu Beginn des Stückes kehrt Orestes wieder und plant mit seinen Verbündeten den Racheakt an Klytaimnestra. Der Plan beinhaltet, dass er und seine Gefolgschaft sich verkleiden und von seinem angeblichen Tod berichten.

Im zweiten Auftritt überbringt ein Alter die Botschaft, dass Orestes bei einem Wagenrennen in Delphi verunglückt sei. Klytaimnestra meint ihre Gebete erhört, Elektra versinkt noch tiefer in ihr Elend und ihre Wehklagen. Resigniert bittet Elektra nun ihre Schwester Chrysothemis um Hilfe, diese aber fügt sich der Autorität der Mutter.

Die angebliche Urne des Orestes wird von einer Gestalt nach Mykene gebracht, die sich später als Orestes selbst offenbart. Er gab sich als verunglückt aus, um seine Mutter in die Irre zu führen. Orestes vollzieht daraufhin den Racheakt und tötet Klytaimnestra. Aigisthos tritt hinzu und denkt, der verhüllte Leichnam gehöre Orestes. Als er bemerkt, dass es seine verstorbene Geliebte ist, zwingt Orestes ihn an dieselbe Stelle, wo Agamemnon erschlagen wurde, um Aigisthos dort umzubringen.

Personen

  • Elektra
  • Orestes
  • Der alte Diener
  • Pylades
  • Chrysothemis
  • Klytaimnestra
  • Aigisthos
  • Chor der Frauen von Mykene
  • Führerin des Chors

Stammtafel

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Pelops
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Zeus
 
Leda
 
Tyndareos
 
Atreus
 
 
 
Thyestes
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Helena
 
Klytaimnestra
 
Agamemnon
 
Menelaos
 
Aigisthos
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Iphigeneia
 
Elektra
 
Orestes
 
Chrysothemis
 
 
 
 

Interpretation

Das Leid und der daraus entstehende Kreislauf der Rache sind essentielle Elemente in Sophokles’ Werk Elektra. Nach dem Prinzip der Selbstjustiz wird Leid mit Leid beglichen, Tod durch Tod gerächt. Hierbei wird die Frage aufgeworfen, inwiefern diese Verhaltensweise gerechtfertigt ist.

War es für Klytaimnestra gerechtfertigt, Agamemnon umzubringen, wo er doch ihre Tochter Iphigenie opferte? Doch war Elektra dann nicht genauso im Recht, als sie Rache an Klytaimnestra forderte, da sie den Tod ihres Vaters durch mütterliche Hand erfuhr?

Diese Fragen sind Teil der Intention des Stücks und leiten zum Mitleid, der Empathie. Der Zuschauer soll sich durch betontes und wiederholtes Wehklagen der Protagonisten besser in ihre Situation einfinden und ist so in der Lage, den in Elektra dargestellten Konflikt selbst zu beurteilen. Dies geschieht auch durch die Sprache, die Sophokles selbst als ethischste und beste definierte. Darunter ist zu verstehen, dass die Sprache am meisten der inneren Essenz, der Seele des Individuums, entspricht.

Rezeption

Basierend auf Sophokles’ Drama schuf Hugo von Hofmannsthal seine Elektra (UA Berlin 1903). Diese wurde von Richard Strauss als Oper Elektra vertont und 1909 in Dresden uraufgeführt.

Siehe auch

Textausgaben und Übersetzungen

  • Elektra. Griechisch/Deutsch (= Reclams Universal-Bibliothek, Nr. 19022). Markus Janka (Nachwort), Kurt Steinmann (Übersetzer). Philipp Reclam jun., Stuttgart 2013, ISBN 978-3-15-019022-7.
  • Elektra. Übersetzung und Nachwort Wolfgang Schadewaldt. Philipp Reclam jun., Stuttgart 1999, ISBN 978-3-15-000711-2.
  • Elektra. Hrsg., kommentiert und übersetzt von Thomas A. Schmitz. De Gruyter, Berlin/Boston 2016, ISBN 978-3-11-018824-0.
  • Elektra. Aus dem Griechischen von Peter Krumme. Verlag der Autoren, Frankfurt a. M. 1999.

Weblinks