Elena Messner

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Elena Messner, 2016

Elena Messner (* 1983 in Klagenfurt) ist eine österreichische Autorin, Herausgeberin und Literaturwissenschaftlerin.

Leben

Elena Messner wuchs als Kärntner Slowenin zweisprachig in Klagenfurt, Ljubljana und Salzburg auf und studierte in Wien, Belgrad und Aix-en-Provence Komparatistik und Kulturwissenschaften. Ihre Dissertation handelt von südslawischer Literatur, Literatursoziologie und interkulturellem literarischen Transfer. Neben Lehrtätigkeiten in Wien, Berlin, Innsbruck und Marseille war die Autorin auch als Übersetzerin aus dem Slowenischen und dem Kroatischen/Serbischen, als Herausgeberin und Kulturvermittlerin tätig. Sie schreibt Prosa, Essays und Theatertexte. Sie arbeitete ab 2007 mehrere Jahre als Mitarbeiterin des wissenschaftlichen Internetprojekts Kakanien Revisited.[1] 2011 war Messner Mitkoordinatorin des Auftritts Serbiens als Schwerpunktland auf der Leipziger Buchmesse.[2] Sie ist Mitbegründerin der literarischen Plattform textfeld südost[3] und organisierte u. a. die Wiener Soundspaziergänge sowie das Literaturfestival Sommerloch mit. Elena Messner unterrichtete von 2013 bis 2018 in Marseille am Institut für Germanistik an der Universität Aix/Marseille. Sie lehrt regelmäßig an der Universität Klagenfurt. Sie lebt in Wien.

Werk

Elena Messner publiziert sowohl als Literaturwissenschaftlerin wie auch als Prosaautorin. 2014 erschienen ihre Einführung zur Postjugoslawischen Kriegsprosa sowie ihr Debütroman Das lange Echo, im Herbst 2016 folgte der zweite Roman In die Transitzone. Ihr Debütroman wurde unter dem Titel Cet écho infini von Chantal Herbert ins Französische übersetzt.

In ihren belletristischen Büchern beschäftigt sie sich u. a. mit politischen und gesellschaftskritischen Themen. Das lange Echo behandelt den Ersten Weltkrieg und erzählt zum einen von einem österreichisch-ungarischen Soldaten, der 1916 in Belgrad stationiert ist, wo er den Untergang der Monarchie miterlebt. Die zweite Handlungsebene ist hundert Jahre später angesetzt und zeigt die Direktorin des Wiener Heeresgeschichtlichen Museums und ihre Assistentin in einem Streitgespräch über die Gräuel des Krieges und seinen langen Schatten.[4] In der Tageszeitung Der Standard meint Mascha Dabić, in Das lange Echo „verbinden sich Vergangenheit und Gegenwart, Wissenschaft und Literatur zu einem leidenschaftlichen Plädoyer für Widerstand gegen Nationalismus und Kriegshetzerei.“[5] Betont wurde auch Messners Mut „anders über den Krieg zu schreiben“, so die Ö1-Redakteurin Michaela Monschein in einem Radiobeitrag über den Roman.

2020 erweiterte Elena Messner ihre literarische Auseinandersetzung um das Heeresgeschichtliche Museum in Wien (HGM) um eine wissenschaftlich-künstlerische. Sie initiierte unter dem Titel #hgmneudenken eine zivilgesellschaftlich engagierte Tagung und Ausstellung im Wiener Arsenal mit. Im Zentrum der Debatte stand der unkritische und affirmative Umgang mit der militärischen Vergangenheit Österreichs seitens des HGM und seiner Leitung.[6][7][8] 2021 organisierte sie eine weitere Tagung dazu im Literaturhaus Wien[9][10] und gab mit Peter Pirker den wissenschaftlichen Band Kriege gehören ins Musem. Aber wie? heraus.

In ihrem zweiten Roman In die Transitzone beschäftigt sich Elena Messner mit dem Umgang mit Flüchtlingen. Die fiktive südeuropäische Hafenstadt Makrique hat sich darin zum autonomen Gebiet erklärt. Mit dem Thema Migration beschäftigte sie sich auch als Mitkuratorin des Tagungs- und Ausstellungsprojektes "Museum der Migration".[11] 2020 erschien ihr dritter Roman Nebelmaschine, „die präzise Aufarbeitung eines Wirtschaftskriminalfalls [und] eine unwiderstehliche Hommage an die Durchsetzungskraft von politischer Kunst und investigativem Theater“.[12]

Auch in ihren Theaterstücken setzt sich Elena Messner künstlerisch mit gesellschaftskritischen Themen auseinander. So etwa in dem seit 2015 mehrfach inszenierten zweisprachigen Drama Jez / Der Damm[13], das sie gemeinsam mit Dominik Srienc verfasste, in der 2015 ausgeführten theatralen Intervention Graus der Geschichte[14] oder in dem 2016 im Friaul inszenierten Opernlibretto Si, si fa[15], das sich mit Arbeitsverweigerung und dem antiken Mythos von Sisyphos beschäftigt. 2021 schrieb sie gemeinsam mit der Regisseurin Gabriele Schelle das in Hamburg aufgeführte Bühnendrama Tod in Venedig. Die Cyborg Version, in dem die Themen Künstliche Intelligenz und Feminismus aufgegriffen werden.[16]

Werke (Auswahl)

  • Nebelmaschine. Roman. Edition Atelier, Wien 2020, ISBN 978-3-99065-037-0.[17]
  • In die Transitzone. Roman. Edition Atelier, Wien 2016, ISBN 978-3-903005-21-1.
  • Postjugoslawische Antikriegsprosa. Eine Einführung. Turia und Kant, Wien 2014, ISBN 978-3-85132-748-9.
  • Das lange Echo. Roman. Edition Atelier, Wien 2014, ISBN 978-3-902498-93-9, 2021 als Paperback.
    • Französische Übersetzung: Cet écho infini. Littérature étrangère. Roman. Übs. v. Chantal Herbert. Sicania, Marseille 2018.

Herausgeberschaften (Auswahl)

  • mit Peter Pirker: Kriege gehören ins Museum! Aber wie? Edition Atelier, Wien 2021, ISBN 978-3-99065-061-5.
  • mit Tobias Zarfl und Dana Rausch: Solidarität an der Grenze. Solidarnost ob meji. Drava, Klagenfurt 2021, ISBN 978-3-85435-968-5.
  • mit Dominik Srienc und Ute Liepold: Abziehbilder/Odlepke. Kärnten Koroška Корошка. Drava, Klagenfurt 2021, ISBN 978-3-85435-963-0.
  • mit Eva Schörkhuber und Petra Sturm: Warum feiern. Beiträge zu 100 Jahren Frauenwahlrecht. Edition Atelier, Wien 2018, ISBN 978-3-903005-45-7.
  • mit Eva Schörkhuber: Zu anderen Ufern. Transdanubisierungen. sonderzahl, Wien 2018, ISBN 978-3-85449-508-6.
  • mit Eva Schörkhuber: Beherrschen Sie sich: Regierungsviertelungen. sonderzahl, Wien 2016, ISBN 978-3-85449-450-8.
  • mit Eva Schörkhuber und Jenny Dünser: Aus allen Richtungen: Karlsplatzierungen. sonderzahl, Wien 2014, ISBN 978-3-85449-430-0.
  • mit Eva Schörkhuber und Jenny Dünser: Verwegenes Pflaster: Museumseinquartierungen. sonderzahl, Wien 2013, ISBN 978-3-85449-399-0.
  • mit Antonia Rahofer: Zwischen dort und hier – Acht Annäherungen an die zeitgenössische bosnische Literatur. Studia, Innsbruck 2010, ISBN 978-3-902652-19-5.

Theater (Auswahl)

  • mit Gabriele Schelle: Thomas Manns Tod in Venedig. Die Cyborg Version, R: Gabrielle Schelle, UA: Hamburger Sprechwerk, 2021
  • mit Dominik Srienc: Sisifa. Ouvertüre zu einer modernen Oper | Overtura moderne opere | La ouverture della opera moderna, R: Marjan Štikar, UA: Dordolla | Dordòle (Friaul, IT), 2016
  • mit Dominik Srienc: Jez/Der Damm. Dvojezična dramska intervencija/Zweisprachige theatralische Intervention, R: Marjan Štikar, UA: St. Jakob, 2014

Preise und Auszeichnungen

  • MOEL-Forschungsstipendium der Österreichischen Forschungsgemeinschaft
  • Dissertationsstipendium der Universität Wien
  • Übersetzungsprämie des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur, 2012
  • Buchprämie des Bundesministeriums für besonders gelungene Neuerscheinungen, 2016
  • Post-Doc Stipendium des Dekanats der Philologisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien, 2021
  • Förderungspreis für Literatur des Landes Kärnten, 2021
  • Arbeitsstipendium Literatur der Stadt Wien für das Jahr 2022
  • Forschungsstipendium der Akademie der Wissenschaften, 2022
  • Langzeitstipendium für Literatur des Bundesministeriums (BMKOES), 2022-2023 

Literatur

  • Neva Šlibar: Der Große Krieg in den Köpfen. Traumata, Heimkehr, Heilung und Familie bei Christoph Poschenrieder, Bettina Balàka und Elena Messner. In: Abteilung für Germanistik der Philosophischen Fakultät der Universität Zagreb (Hrsg.): Zagreber germanistische Beiträge (ZGB). Band 25, Nr. 1, 2016, ISSN 1330-0946, S. 291–313.
  • Georg Spitaler: Spukende Zukunft. Zur Theoretisierung von Hauntology, politischer Handlungsfähigkeit und (post-)demokratischen Gefühlen in den Romanen Das Lange Echo und Quecksilbertage. In: Amália Kerekes, Marion Löffler, Georg Spitaler, Sabine Zelger (Hrsg.): denken, schreiben, tun: politische Handlungsfähigkeit in Theorie, Literatur und Medien (= Budapester Studien zur Literaturwissenschaft. Band 20). Peter Lang Verlag, Berlin/Bern/Wien 2018, ISBN 978-3-631-76570-8, S. 183–198.
  • Katalin Teller: „Auch ein Wir kann allein sein“. Gattungskonventionen des historischen Romans neu gedacht bei Elena Messner, Clemens J. Setz und Lydia Haider. In: Journal of Austrian Studies, 2019, Vol. 52(1), S. 63–80.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Website von Kakanien Revisited
  2. Kulturjournal. In: Ö1. 18. März 2011, abgerufen am 28. März 2020 (Gespräch mit der Gastland-Koordinatorin Elena Messner über serbische Literatur und ihre Rezeption im deutschen Sprachraum im Kulturjournal).
  3. Website von textfeld südost
  4. Das lange Echo. Edition Atelier, abgerufen am 28. März 2020.
  5. Mascha Dabić: Erster Weltkrieg: "Die Habsburger werden heute gerne verniedlicht". In: Der Standard. 4. Juli 2014, abgerufen am 28. März 2020 (Interview zum Ersten Weltkrieg).
  6. Wenn die Zivilgesellschaft zum HGM pilgert. In: Die Presse. 22. Januar 2020, abgerufen am 28. März 2020.
  7. Stefan Weiss: Kritik an Heeresgeschichtlichem Museum: Initiative will Neuaufstellung. In: Der Standard. Abgerufen am 28. März 2020 (österreichisches Deutsch).
  8. Militärgeschichte neu denken. In: Wiener Zeitung. 22. Januar 2020, abgerufen am 28. März 2020.
  9. Tagung zu Heeresgeschichtlichem Museum im Literaturhaus. Abgerufen am 23. Juni 2021 (österreichisches Deutsch).
  10. Salzburger Nachrichten: Tagung befragt Zukunft des Heeresgeschichtlichen Museums. 17. Mai 2021, abgerufen am 23. Juni 2021.
  11. Elena Messner: It is (a) happening: Migration im Museum. In: Die Referentin – Kunst und kulturelle Nahversorgung. 5. Dezember 2019, abgerufen am 7. August 2020 (deutsch).
  12. Nebelmaschine. Edition Atelier, abgerufen am 21. Mai 2020.
  13. JEZ - DER DAMM. Kulturverein ROZ, abgerufen am 10. März 2019.
  14. wienwoche | archiv 2012 - 2017 | 2015 | projekte | graus der geschichte. Abgerufen am 10. März 2019.
  15. SISIFA | 25052016. Abgerufen am 10. März 2019.
  16. FACTORY Theater Produktionen NGO Non Profit Organization Freies Theater Kiel international. Abgerufen am 23. Juni 2021.
  17. Trailer zu Nebelmaschine. Abgerufen am 23. September 2020.