Elgin Lessley

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Elgin Lessley (1915)

Elgin Lessley (auch: Lesly, Lessly, und Leslie) (* 10. Juni 1883 in Higby, Missouri; † 8. Februar 1944 in Los Angeles, Kalifornien) war ein US-amerikanischer Kameramann der Stummfilmzeit, der insbesondere durch seine Zusammenarbeit mit Buster Keaton und seiner Entwicklung von innovativen Spezialeffekten Bedeutung erlangte.

Leben

Elgin Lessley wurde 1883 als Sohn von Shelton und Orpha Lessley, geborene Brooks, in einem kleinen Dorf im US-Bundesstaat Missouri geboren. Er hatte drei Schwestern, dazu zwei Brüder aus einer früheren Ehe seines Vaters. Der Vater war Veteran der Konföderierten-Armee und betrieb eine Farm und einen Gemischtwarenladen. Als er 1911 starb, zog die Familie von Colorado Springs nach Los Angeles um. Elgin arbeitete zunächst als Schaufensterdekorateur im elterlichen Geschäft, folgte dann aber seiner Leidenschaft – der Fotografie – und wurde mit 28 Jahren Kameramann bei der Filmfirma „American Wildwest“ von Gaston Méliès, dem Bruder des französischen Filmpioniers Georges Méliès, die vor allem Kurzfilm-Western produzierte. Für Aufnahmen der „American Wildwest“ machte Lessley 1912 auch eine Reise durch Asien sowie die Südsee.[1]

1913 wechselte er zu den Keystone Studios von Mack Sennett. Hier fotografierte er Filme mit Roscoe Arbuckle, Al St. John und Mabel Normand und entwickelte sich dabei zum Komödien-Spezialisten. 1917 stand er auch bei The Dangers of a Bride mit Gloria Swanson und A Clever Dummy mit Ben Turpin und Chester Conklin an der Kamera. Nachdem Roscoe Arbuckle 1917 mit Joseph Schenck sein eigenes Studio „Comique“ eröffnet hatte, stieß auch Lessley ein Jahr später zu ihnen zu ihm. Hier traf er auch mit Buster Keaton zusammen, der 1920 die Firma übernahm und sie „Buster Keaton Studios“ nannte. Lessley wurde nun sein Kameramann. Er fotografierte alle 19 Kurzfilme Keatons und sechs von seinen Langfilmen. Auch bei mehreren Filmen von Harry Langdon stand er an der Kamera. In den 1920er-Jahren galt Lessley vielen als der beste Kameramann für Komödien in Hollywood.[2]

Zu dieser Zeit, als die Kameras noch durch Handkurbeln angetrieben wurden, mussten alle Spezialeffekte beim Drehen in der Kamera bewirkt werden. Obwohl Lessley schon zuvor mit Roscoe „Fatty“ Arbuckle und Harry Langdon gearbeitet hatte, kennt man ihn doch vor allem der grundlegenden Effekte wegen, die er mit Buster Keaton zustande gebracht hatte. Der nannte ihn “das menschliche Metronom”, weil er die Kamera in jeder gewünschten Geschwindigkeit so gleichmäßig zu kurbeln verstand.[3]

Seine auffallendsten Effekte brachte er in den Filmen The Playhouse (1921) und Sherlock, jr. (1924) zuwege. In The Playhouse ließ er Keaton in neun verschiedenen Figuren, die noch dazu miteinander in Verbindung traten, erscheinen,[4] wozu er ein Objektiv mit einer besonderen Blende benutzte und den Film in der Kamera immer wieder zurückdrehte und erneut belichtete. In Sherlock, jr. erzeugte er durch sorgfältige Positionierung von Kamera und Schauspieler den Eindruck, dass ein Mann im Film gefangen war, während sich gleichzeitig seine Lage, der er sich anzupassen bemühte, dauernd veränderte.

Einmal ist er, freilich ohne Nennung im Abspann, auch als Darsteller bei Buster Keaton zu sehen: Im Film Der General (1926) spielt einen General der Union, der den Befehl gibt, über die Brücke zu fahren.[5]

Nach den Dreharbeiten zu Buster Keatons Buster Keaton, der Filmreporter (1928) zog sich Lessley aus dem Filmgeschäft zurück und setzte sich zur Ruhe. Seine Frau Blanche Olmstead, die er 1918 geheiratet hatte, war inzwischen am Wernicke-Syndrom erkrankt und musste von Lessley bis zu ihrem Tod im Jahre 1931 gepflegt werden.[6] Elgin Lessley selbst verstarb 1944 im Alter von 60 Jahren an Herzproblemen; er liegt begraben im Forest Lawn Memorial Park (Glendale), Los Angeles County, California, USA.[7]

Der Autor Theodore Roszak, Professor für Geschichte an der California State University, erwähnt ihn in seinem Roman „Schattenlichter“ von 1989. In der deutschen Übersetzung von Friedrich Mager heißt es: „Lessley, der hat was von seinem Handwerk verstanden. Ohne ihn wär Keaton aufgeschmissen gewesen. Das Dumme war nur, mit Beleuchtung war Elgin eine Null. Bei Komödien kann man mit Beleuchtung nix anfangen. Man muss alle Details sehen, verstehste. Alles schön einfach und hell.“

Filmographie

Weblinks

Abbildungen

  • Photo von Elgin Lessley
  • Photo von Elgin Lessley bei der Arbeit in Fort Lee 1915 (Beitrag von Christina Dunigan, 11. August 2009)
  • Photo mit Lessley (rechts an der Kamera) mit Arbuckle und Normand bei den Dreharbeiten zu “He Did and He Didn't”.

Literatur

  • Lisle Foote: Buster Keaton’s Crew: The Team Behind His Silent Films. Überarbeitete Ausgabe. Verlag McFarland, 2014, ISBN 978-1-4766-1806-7, S. 38–39, 51, 103 u. 118.
  • Frank Roy Fraprie: Popular Photography. Band 1, American Photographic Publishing Company, 1913, S. 58–59.
  • Andrew Horton: Buster Keaton’s Sherlock Jr. (= Cambridge Film Handbooks). Cambridge University Press, 1997, ISBN 0-521-48566-5, S. 161–168.
  • Robert Knopf: The Theater and Cinema of Buster Keaton. Princeton University Press, 1999, ISBN 0-691-00442-0, S. 33, 102, 165, 181, 184–186, 215.
  • Leonard Maltin: The Art of the Cinematographer. Verlag Courier Corporation, 2012, ISBN 978-0-486-15474-9.
  • James L. Neibaur: The Silent Films of Harry Langdon (1923–1928). Scarecrow Press, 2012, ISBN 978-0-8108-8531-8, S. 165–66, 169–70, 183, 190, 196 u. 231.
  • Gabriella Oldham: Keaton’s Silent Shorts: Beyond the Laughter. UPCC book collections on Project MUSE. überarbeitete Ausgabe. Verlag SIU Press, 2010, ISBN 978-0-8093-8594-2, S. 126, 130–31, 391.
  • Theodore Roszak: Schattenlichter: Roman. Übersetzt von Friedrich Mader. Heyne Verlag, 2009, ISBN 978-3-641-02345-4.
  • William Schelly: Harry Langdon: His Life and Films. Ausgabe 2. Verlag McFarland, 2008, ISBN 978-0-7864-3691-0, S. 58, 98, 189.
  • Marylin Slayter: Who was Elgin Lessley? (webs.com)

Einzelnachweise

  1. Biografie bei LookingforMabel
  2. vgl. Schelly S. 58: „Langdon scored a major coup by signing veteran cameraman Elgin Lessley. Lessley was reckoned to be the best comedy cameraman in the business and was noted for his knack of getting tricky shots with a minimum of fuss. He had worked for Buster Keaton for years…“
  3. zit. bei Maltin, The Art of the Cinematographer
  4. In einer Traumsequenz zu Beginn des Films ist Keaton in Mehrfachbelichtung zugleich Vorhangzieher, Zuschauer in der Loge und Artist auf der Bühne, ja das ganze Theaterorchester einschließlich des Dirigenten besteht aus -ihm.
  5. vgl. IMDb
  6. Biografie bei LookingforMabel
  7. Grabplatz: Eventide, Lot 1247, Grab Nr. 3, vgl. Christina Dunigan bei findagrave.com