Elise Höfler

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Elise Höfler (geb. Brütsch;[1] * 1912 in Ramsen SH; † 1991[2]) und ihr Ehemann Josef Höfler (* 25. September 1911 in Bietingen; † 1. Januar 1994[3]) wurden als Gerechte unter den Völkern geehrt. Sie lebten im schweizerisch-deutschen Grenzgebiet bei Konstanz.

Leben

Elise Höfler wurde in der Schweiz in Ramsen geboren. Sie lernte dort den am 25. September 1911 in Bietingen[3] geborenen Deutschen Josef Höfler kennen, der den Beruf des Schmieds erlernte. Die beiden heirateten und zogen nach Gottmadingen. Das Paar hatte eine Tochter.

Josef Höfler arbeitete zunächst als Schlosser und ab 1941 beim Aluminiumwerk Singen, weswegen er im Zweiten Weltkrieg nicht zum Kriegsdienst eingezogen wurde.

Fluchthilfe Berlin – Schweiz

Als Patientin des Dorfarztes in Ramsen hatte sie dessen Stellvertreter, den aus Deutschland geflüchteten jüdischen Arzt Nathan Wolf, kennengelernt. Vermutlich über ihn entstand der Kontakt zu Luise Meier, die 1942 damit begonnen hatte, deutschen Juden zur Flucht in die Schweiz zu verhelfen. Luise Meier und das Ehepaar Josef und Elise Höfler bildeten im Lauf der Zeit ein Netzwerk, dem es gelang, zwischen 1943 und 1944 etwa 28 Juden über die grüne Grenze in die Schweiz zu bringen. Die Flucht von Lotte Kahle wurde beispielsweise so organisiert: im Zug mit gefälschtem Pass in Begleitung von Luise Meier von Berlin nach Singen. Dort von Elektromeister Willy Vorwalder abends abgeholt. Er ging etwa 100 Meter vorweg mit brennender Zigarette als Leithilfe durch den Wald nach Gottmadingen. Lotte Kahle übernachtete in beengten Verhältnissen im Ehebett mit Josef und Luise Höfler. Der Übertritt über die grüne Grenze war als Sonntagsspaziergang nach Randegg getarnt. Lotte Kahle und Josef Höfler trennten sich von der Gruppe. Josef Höfler führte Kahle an eine Lichtung, über die sie in den Kanton Schaffhausen gelangen konnte.[4] Höfler variierte immer wieder die Fluchtwege.[5] So zeigte er z. B. Kahles späterem Ehemann, Herbert A. Strauss, den Weg über die freien Felder beim Spiesshof über die Grenze.[6]

Verhaftung/Flucht

Im Mai 1944 wurde eine Frau verhaftet, die mit einer weiteren Jüdin fliehen wollte, aber wegen ihres großen Gepäcks aufgefallen war. Sie gab die Namen ihrer Fluchthelfer preis. Luise Meier und Josef Höfler wurden am 24. Mai 1944 verhaftet. Elise Höfler konnte als Schweizerin und dank ihrer Ortskunde einen Tag später mit ihrer Tochter heimlich bei Buch SH in die Schweiz entkommen und wohnte bis Kriegsende, von den Schweizer Behörden geduldet, bei ihren Eltern in Ramsen im Kanton Schaffhausen.[7] In das Haus der Höflers zogen SS-Angehörige ein.

Zu einem Prozess gegen Luise Meier und Josef Höfler kam es nicht mehr, nachdem der Fall im Juli 1944 an den Volksgerichtshof abgegeben und die Ermittlungen im Januar 1945 abgeschlossen worden waren. Die Akten verbrannten im Februar 1945 beim Bombardement auf den Volksgerichtshof. Josef Höfler wurde Mitte Mai 1945 befreit.

Rückkehr nach Gottmadingen

Im Juni 1945 erhielten die Höflers ihr Haus zurück, das ausgeplündert worden war. Sie wurden erst nach Jahren dafür entschädigt. Nach dem Kriegsende im Mai 1945 lebte die Familie Höfler wieder in Gottmadingen. Josef Höfler arbeitete als Briefträger und war Mitgründer des SPD-Ortsvereins.[8] Elise Höfler starb 1991, ihr Mann am 1. Januar 1994.[3]

Gerettete Flüchtlinge (Auswahl)

Ehrungen

  • 1984 erhielt Josef Höfler das Bundesverdienstkreuz.
  • 2001 wurden Elise Höfler, ihr Mann und Luise Meier postum als Gerechte unter den Völkern ausgezeichnet. Bei der Ehrung nahm die Tochter des Ehepaars, Gertrud Eisele, die Urkunden und die Medaillen entgegen.

Siehe auch

Literatur

  • Meier, Luise; Höfler, Josef; Höfler, Elise. In: Daniel Fraenkel, Jackob Borut (Hrsg.): Lexikon der Gerechten unter den Völkern. Deutsche und Österreicher. Wallstein Verlag, Göttingen 2005, S. 194–195 ISBN 3-89244-900-7
  • Claudia Schoppmann: Fluchtziel Schweiz. Das Hilfsnetz um Luise Meier und Josef Höfler. In: Wolfgang Benz (Hrsg.): Überleben im Dritten Reich. Juden im Untergrund und ihre Helfer. C. H. Beck, München 2003, ISBN 3-406-51029-9, S. 205–219
  • Klaus A. Heiliger: Retter und Gerettete – Fluchthilfe für Juden im Gottmadingener Grenzgebiet während des Zweiten Weltkriegs durch Josef und Elise Höfler und Andere, Vortrag im Förderverein für Kultur und Heimatgeschichte Gottmadingen am 14. März 2003.
  • Claudia Schoppmann: Luise Meier (1885-1979) und Josef Höfler (1911-1994) – Fluchthilfe zwischen Berlin und Singen. In: Angela Borgstedt u. a. (Hrsg.): Mut bewiesen. Widerstandsbiographien aus dem Südwesten (= Schriften zur politischen Landeskunde Baden-Württembergs, hg. von der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg, Bd. 46), Stuttgart 2017, ISBN 9783945414378, S. 239–248.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Gedenkstätte Stille Helden - Biografien. Abgerufen am 6. September 2020 (deutsch).
  2. Ihr Name steht im Garten der Gerechten. In: Südkurier vom 6. September 2002.
  3. a b c Badisches Landesmuseum Karlsruhe (Hrsg.): Baden und Europa 1918 bis 2000, S. 30.
  4. Carsten Arbeiter: Kleine Leute als große Helden. In: Südkurier vom 4. April 2015. Eine ausführliche Schilderung dieses Grenzübertritts mit Hilfe von Ehepaar Höfler findet sich in: Lotte Strauss (geb. Kahle), Über den grünen Hügel - Erinnerungen an Deutschland, Berlin 1997, ISBN 3-926893-37-0, S. 155–168.
  5. Josef Höfler (geb. 1911 – gest. 1994).
  6. Herbert A. Strauss, Über dem Abgrund - Eine jüdische Jugend in Deutschland 1918-1943, Berlin 1999, ISBN 3-548-33238-2, S. 333–335.
  7. Carsten Arbeiter: Kleine Leute als große Helden. In: Südkurier vom 4. April 2015.
  8. Carsten Arbeiter: Kleine Leute als große Helden. In: Südkurier vom 4. April 2015.
  9. Gedenkstätte Deutscher Widerstand (Hrsg.): Lotte Kahle (Strauss) (1913). In: Gedenkstätte Stille Helden. Widerstand gegen die Judenverfolgung 1933 bis 1945.
  10. Carsten Arbeiter: Kleine Leute als große Helden. In: Südkurier vom 4. April 2015.