Emily (Film)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Film
Originaltitel Emily
Produktionsland Vereinigtes Königreich
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 2022
Länge 130 Minuten
Stab
Regie Frances O’Connor
Drehbuch Frances O’Connor
Produktion David Barron,
Robert Connolly,
Piers Tempest
Musik Abel Korzeniowski
Kamera Nanu Segal
Schnitt Sam Sneade
Besetzung

Emily ist ein Filmdrama von Frances O’Connor, das im September 2022 beim Toronto International Film Festival seine Premiere feierte und im November 2022 in die deutschen Kinos kommen soll. Es handelt sich dabei um eine Filmbiografie über die britische Schriftstellerin Emily Brontë, die von Emma Mackey verkörpert wird.

Handlung

Datei:The Brontë Sisters by Patrick Branwell Brontë restored.jpg
Emily Brontë mit ihren Schwestern Anne und Charlotte, gemalt von ihrem Bruder Branwell (ca. 1834)

Emily Brontë lebt gemeinsam mit ihren Schwestern Charlotte und Anne und ihrem Bruder Branwell wohlbehütet in Haworth in einem Familienhaushalt mit ihrer Tante und ihrem Vater. Der Witwer ist Pfarrer und überschüttet Emilys ältere Schwester Charlotte und ihren älteren Bruder Branwell mit all seiner Gunst, doch sie selbst vernachlässigt er. Emily ist gebildet, aber durch die Geschlechtertraditionen der 1840er Jahre eingeschränkt. Sie ist das schwarze Schaf in ihrer Familie, und die Leute in der Stadt nennen sie „die Fremde“, was sie auch von ihren Geschwistern immer wieder zu hören bekommt.

Regelmäßig streift Emily stundenlang durch die Moore Yorkshires, um die Gegend zu erkunden. Zu Menschen außerhalb der Familie pflegt sie keinen Kontakt. – sie verbringt Stunden damit, das Gelände zu erkunden – und ihre aktive Vorstellungskraft machen es langweilig, sich mit jemandem außerhalb ihrer Familie zu treffen. Daher verlässt sie Haworth eine zeitlang. Nach ihrer Rückkehr passt sie sich wieder in die Familie ein und hilft ihrer Tante im Haushalt.

Durch die Ankunft des neuen Pfarrers William Weightman wird der Alltag von Emily und ihren Schwestern Charlotte und Anne ein wenig belebt. Der junge Mann, der dem gleichen Kirchenbezirk wie ihr Vater angehört, versucht die Mitglieder der Familie mit seinem Gerede zu beeindrucken, was ihm bei allen außer bei Emily auch gelingt. Charlotte hingegen ist entzückt und verguckt sich schnell in den schneidigen Geistlichen. Als er Emily Französischunterricht gibt, debattieren sie über Religion, und sie weigert sich beharrlich, blindlings alles zu glauben, was ihr der Pastor erklärt.

Ihre Freundschaft mit ihrem Bruder Branwell, blüht mehr und mehr auf. Gemeinsam streifen sie durch das Moor und unterhalten sich stundenlang. Sie tragen sich gegenseitig Gedichte vor und verbringen auch die langen Abende miteinander. Branwell hat ein Alkoholproblem und ist opiumsüchtig. Obendrein hat er eine Liebesbeziehung mit einer verheirateten Frau. Emily hat mit all dem weniger ein Problem, Weightman jedoch schon. Als er von Emilys Leidenschaft für die Poesie erfährt, warnt er sie eindringlich, sich von ihrem Bruder zu distanzieren. Sie aber, beginnt an ihrem Roman Wuthering Heights zu schreiben.[1][2][3]

Biografisches

Die Romane und Briefe, die die Schwestern Charlotte, Anne und Emily Brontë der Nachwelt hinterließen, gelten als Wegbereiter der Emanzipation. Von der restlichen großen Welt nahezu abgeschnitten schrieben die während des Viktorianischen Zeitalters in England lebenden Pfarrerstöchter über die Tragweite, die die festgelegte Rolle der Frau in der bürgerlichen Gesellschaft hatte, und von ihren Visionen, wie es anders sein könnte. Um von Verlagen angenommen zu werden, mussten sich die Schwestern Brontë männliche Pseudonyme geben. Nach ihrem Erscheinen wurden die Bücher von der englischen Öffentlichkeit wegen der progressiven Darstellung von Frauenschicksalen heftig diskutiert, und auch der eigene Bruder Branwell, der sich selbst als Schriftsteller versuchte, war schockiert, als er die ambitionierten Putschversuche seiner Schwestern erkannte.

Von Emilys Arbeit aus ihrer Kindheit ist außer einigen Gedichten nichts erhalten. Sie besuchte zusammen mit ihrer Schwester Charlotte die Internatsschulen Cowan Bridge und Roe Head und arbeitete später als Lehrerin am Internat Law Hill, bevor sie 1842 zusammen mit ihrer Schwester Charlotte nach Brüssel ging. Sie kehrte einige Monate vor ihrer Schwester nach Haworth zurück, wo sie sich fortan um den Familienhaushalt und die Finanzen der Familie kümmerte. Neben dem Schreiben, das zunächst ein Hobby für die Geschwister war, liebte Emily die Beschäftigung mit Tieren, das Wandern und die Naturbetrachtung, was im frühen Viktorianismus ungewöhnliche Interessen für eine Frau waren.

Im Jahr 1847 veröffentlichte Emily Brontë ihren einzigen Roman Wuthering Heights, der heute als Klassiker der englischen Literatur gilt. Der Roman erschien unter dem Pseudonym Ellis Bell. Zeitlebens beharrte Emily auf Diskretion über ihre Identität und legte dieses Pseudonym nie ab. Sie wird von Zeitzeugen als äußerst reservierte, starrsinnige und schroffe Persönlichkeit beschrieben, die sehr eigenbrötlerisch lebte und keine Freundschaften schloss, obwohl sie trotz ihrer schwierigen Umgangsart anziehend wirken konnte, auch durch ihre scharfsinnige Intelligenz.

Produktion

Regie und Drehbuch

„Emily Bronts Arbeit und Worte sind voller Leidenschaft, Gefühl, Gewalt und strotzen vor Intelligenz. ...Emily ist in der Tat ein Liebesbrief an Frauen von heute, insbesondere an junge Frauen, ein Aufruf an sie, sich selbst herauszufordern, sich mit ihrer authentischen Stimme und ihrem Potenzial zu verbinden.“

Frances O’Connor über ihre Protagonistin und ihren Film[4]

Es handelt sich bei Emily um das Regiedebüt der britisch-australischen Filmschauspielerin Frances O’Connor, die auch das Drehbuch schrieb.[5][6][7] Die Titelfigur war nach Aussagen der Regisseurin in ihrem Leben immer ein Prüfstein für sie gewesen: "Sie war jemand, der so authentisch sie selbst war, und ich wollte eine Geschichte erzählen, die sie jetzt für junge Frauen ins Bewusstsein rückt."[8]

Die Regisseurin Frances O’Connor

Rund zehn Jahre bevor sich O’Connor an die Realisierung des Films über Emily Brontë machte, hatte sie mit dem Drehbuch begonnen: „Sie ist ein sehr inspirierender Charakter, aber wir wissen so wenig über sie“, so die Regisseurin. Der Film untersucht, wie Emily Brontë zu ihrem wahren Selbst gefunden hat und wie ihr wahres Leben und die Welt ihrer Fantasie in die Entstehung von Wuthering Heights einflossen. Am Anfang ihrer Laufbahn habe sie an einigen Dingen versagt und lediglich versucht sich anzupassen, so O’Connor: „Immer wenn sie von zu Hause wegging, wurde sie krank und funktionierte nicht sehr gut, und als sie schließlich entschied, dass sie sich nur auf ihre Arbeit zu Hause konzentrieren würde, klappte alles.“ Dabei habe sie auch herausgefunden, wer sie ist, und gelernt, sich beim Schreiben auszudrücken. In ihrem Drehbuch untersucht O’Connor aber auch die Machtdynamik zwischen Emily und Charlotte, die sich sehr lieben, sich aber auch in einem ständigen Kampf befinden, aber auch Emilys enge Verbindung zu ihrem Bruder Branwell. Weightman, der Pfarrer, den O’Connor als eine weitere Schlüsselfigur in den Film einfügte und der frischen Wind in den Brontë-Haushalt bringt, basiert auf einer realen Person. O’Connor wollte ihren Film nicht wie ein klassisches Historiendrama aussehen lassen und eine Welt erschaffen, die nicht dokumentarisch wirkt, sondern sich echt anfühlt.[1]

Besetzung, Dreharbeiten und Filmschnitt

„Es geht um ein Leben, das ist alles. Und ein reicher obendrein.“

Regisseurin Frances O’Connor über ihren Film und Emily Brontë[9]
Emma Mackey, hier bei der Premiere, verkörpert in der Titelrolle Emily Brontë

Die französisch-britische Schauspielerin Emma Mackey verkörpert in der Titelrolle Emily Brontë.[10] Sie war während der Dreharbeiten Mitte 20 und damit nur ein Jahr jünger als Brontë, als sie Sturmhöhe schrieb. Die Schauspielerin äußerte ihr Verständnis für den Umstand, dass die Zeit zu Hause mit ihrer Familie einen großen Einfluss auf die Art und Weise hatte, wie Brontë ihr Leben lebte, auch wenn sie selbst bereits im Alter von 17 Jahren Zuhause auszog. Der Film zeigt Emily Brontë als eine Ausgestoßene und auch ihr angespanntes Verhältnis zu ihren Schwestern, was aber für Zuschauer womöglich in Ordnung sei, die wie Brontë fühlen, also auf irgendeine Art und Weise fremd oder als Außenseiter, so Mackey.[9]

Oliver Jackson-Cohen spielt Pfarrer William Weightman. Er ist vor allem für die Hauptrolle in der Netflix-Saga The Haunting bekannt. Fionn Whitehead, vor allem bekannt aus Christopher Nolans Dunkirk und Roger Michells The Duke, spielt Emilys rebellischen Bruder Branwell Brontë. Amelia Gething spielt die jüngste Schwester Anne und Alexandra Dowling ihre ältere Schwester Charlotte Brontë.[1] In weiteren Rollen sind Gemma Jones als ihre Tante und Adrian Dunbar zu sehen.[3][6]

Die Dreharbeiten wurden Anfang 2021 in Yorkshire begonnen[7], in einer abgelegenen, aber schönen Ecke Nordenglands, und waren „herausfordernd“, da die Besetzung und die Crew mit der Isolation des in den Yorkshire Dales gelegenen Ortes, den COVID-Beschränkungen und den extremen Wetterbedingungen konfrontiert waren.[1][8] Im Mai 2021 drehte man in dem Dorf Haworth in West Yorkshire, in dem Emily Brontë 28 Jahre lang lebte.[11][12][13] Als Kamerafrau fungierte Nanu Segal, die zuletzt für Matt Chambers’ Thriller The Bike Thief tätig war.[1]

Für den Filmschnitt arbeitete O’Connor mit Sam Sneade zusammen.[1]

Szenenbild, Kostüme und Make-up

Das Szenenbild wurde von Steve Summersgill entworfen, der in der Vergangenheit für Filme wie Ein verborgenes Leben, Die Tribute von Panem und Grand Budapest Hotel tätig war.[1]

Die Kostüme stammen von Michael O’Connor, der für seine Arbeit für Jane Eyre 2012 eine Oscar-Nominierung erhielt und für seine Arbeit für Ammonite 2021 den Europäischen Filmpreis zuerkannt bekam.[1]

Für Haare und Make-up zeichnete Lucy Cain verantwortlich, die 2010 für The Impressions Show with Culshaw and Stephenson eine BAFTA-Nominierung erhielt.[1]

Filmmusik und Veröffentlichung

Die Filmmusik komponierte der Pole Abel Korzeniowski, der unter anderem für seine Arbeit an den Filmen A Single Man, Nocturnal Animals und The Courier bekannt ist.[6]

Die Premiere erfolgte am 9. September 2022 beim Toronto International Film Festival, wo Emily als Eröffnungsfilm der Platform-Sektion gezeigt wurde.[5][14] Ende September 2022 wird er beim Calgary International Film Festival vorgestellt.[15] Im Oktober 2022 sind Vorstellungen beim Sitges Film Festival geplant. Am 24. November 2022 soll der Film in die deutschen Kinos kommen.[16]

Rezeption

Kritiken

Von den bei Rotten Tomatoes aufgeführten Kritiken sind 92 Prozent positiv bei einer durchschnittlichen Bewertung mit 8,1 von 10 möglichen Punkten.[17]

Datei:TitelWH.jpg
Emily Brontës Wuthering Heights von 1926

Christoph Schobert von The Film Stage schreibt in seiner Kritik, Emily sei von Nanu Segal wunderschön fotografiert, mit einer unglaublich innovativen Filmmusik von Abel Korzeniowski versehen und eine bemerkenswerte Leistung für alle Beteiligten. Emma Mackey erwecke in der Titelrolle eine der berühmtesten Figuren der Literatur zutiefst leidenschaftlich zum Leben und dies immer glaubwürdig. Trotz einiger Längen fessele der Film bis zum Schluss, und es sei nach Ende gut möglich, dass der Zuschauer den intensiven Wunsch verspürt, Wuthering Heights zu lesen oder noch einmal zu lesen.[18]

Auszeichnungen

Sitges Film Festival 2022

  • Nominierung im Oficial Fantàstic Competition[19]

Toronto International Film Festival 2022

Literatur

  • Emily Brontë: Wuthering Heights. 1847.
  • Emily Brontë: Die Sturmhöhe. Aus dem Englischen übersetzt von Grete Rambach. Insel-Verlag, Berlin 2011, ISBN 978-3-458-35718-6

Weblinks

Commons: Emily – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i Leo Barraclough: Frances O’Connor on Writing-Directing Emily Bronte Movie 'Emily', a Pre-Sales Hit for Embankment. In: Variety, 24. Juni 2021.
  2. Radheyan Simonpillai: Emily review – sensitive Brontë biopic is a thrillingly unconventional watch. In: The Guardian, 10. September 2022.
  3. a b Lovia Gyarkye: 'Emily' Review: Emma Mackey Excels as Emily Brontë in Speculative Biopic. In: The Hollywood Reporter, 9. September 2022.
  4. Caroline Hallemann: There's a New Emily Brontë Biopic in the Works. In: townandcountrymag.com, 28. April 2021.
  5. a b Anthony D'Alessandro: Frances O’Connor’s Feature Directorial Debut 'Emily' Among 10 World Premieres In Toronto’s Platform Lineup. In: deadline.com, 3. August 2022.
  6. a b c Abel Korzeniowski Scoring Frances O’Connor’s 'Emily'. In: filmmusicreporter.com, 27. Oktober 2021.
  7. a b Brandy McDonnell: Frances O’Connor to make directorial debut with Emily Bronte biopic starring Emma Mackey. In: awfj.org, 4. Juni 2022.
  8. a b Laura Berger: TIFF 2022 Women Directors: Meet Frances O’Connor – „Emily“. In: womenandhollywood.com, 12. September 2022.
  9. a b Natalie Harmsen: TIFF 2022 Interview: Emma Mackey Doesn’t Want Brontë Fans to Overanalyze 'Emily'. In: slice.ca, 13. September 2022.
  10. Floriane Reynaud: Emma Mackey will play Emily Brontë in an upcoming biopic. In: Vogue, 11. Mai 2021.
  11. Nathan Hyde: Crew shooting Emily Brontë biopic spotted in Yorkshire village. In: yorkshirepost.co.uk, 25. Mai 2021.
  12. Caroline Howley: Ten stunning photos from Emily Bronte film set that take you back to 1800s Haworth. In: yorkshirepost.co.uk, 28. Mai 2021.
  13. Olivia Wheeler und Roxanne Simons: It's the Brontë sisters! Sex Education's Emma Mackey is seen with co-stars Amelia Gething and Alexandra Dowling for the First Time as they film new biopic in Yorkshire. In: dailymail.co.uk, 26. Mai 2021.
  14. Wilson Chapman: Emily Brontë Biopic 'Emily', Starring Emma Mackey, to Open Toronto Film Festival Platform Program. In: Variety, 3. August 2022.
  15. Emily. In: ciffcalgary.ca. Abgerufen am 21. September 2022.
  16. Starttermine Deutschland. In: insidekino.com. Abgerufen am 27. August 2022.
  17. Emily. In: Rotten Tomatoes. Abgerufen am 28. September 2022.
  18. Christoph Schobert: TIFF Review: 'Emily' is an Emotionally Impactful, Breathtaking Interpretation of Brontë’s Life. In: thefilmstage.com, 10. September 2022.
  19. Emily. In: sitgesfilmfestival.com. Abgerufen am 21. September 2022.