Engels-Denkmal

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Engelsdenkmal

Das Engels-Denkmal ist eine überlebensgroße Bronzestatue des deutschen Philosophen, Gesellschaftstheoretikers, Historikers, Journalisten, kommunistischen Revolutionärs und Textilunternehmers Friedrich Engels (1820–1895).[1] Es befindet sich im Engelsgarten im Wuppertaler Stadtteil Barmen zwischen dem Engels-Haus, in dem Engels seine Kindheit verbracht hatte, und dem ehemaligen Standort seines Geburtshauses, das im Krieg zerstört wurde.

Eine einheitliche Benennung ist bislang nicht vorhanden. So wird das Denkmal auch als Engelsdenkmal, Engels-Skulptur, Friedrich-Engels-Denkmal oder Friedrich-Engels-Statue bezeichnet.

Beschreibung

Die überlebensgroße Statue ist ein Werk des chinesischen Bildhauers Zeng Chenggang. Der habilitierte Zeng Chenggang ist gleichzeitig Direktor des chinesischen Skulptureninstituts. Die Statue hat eine Höhe von 3,85 Metern bei einer Breite von 1,18 Metern und einer Tiefe von 1,12 Metern. Mit einem Gewicht von 868 Kilogramm steht sie auf einem etwa 40 cm hohen Podest in Form eines Pyramidenstumpfes, der die Außenmaße von 2,40 × 2,42 Metern hat. In dem Stahlpodest, der ein Gewicht von zwei Tonnen hat, sind auf der Vorderseite und Rückseite Inschriften zu finden. Auf der Vorderseite befindet sich ein Zitat von Engels. Auf der rückwärtigen Seite steht als Erinnerung an die Übergabe des Denkmals eine weitere Inschrift. Beide sind jeweils in Deutsch und Chinesisch geschrieben:

Inschrift im Podest (Vorderseite)
und Rückseite

Geschenk der Volksrepublik China aus Anlass des Besuchs des stellvertretenden Ministerpräsidenten, des chinesischen Staatsrats Ma Kai im Engels-Haus am 28. November 2010. Ein Werk des Präsidenten des Chinesischen Instituts für Bildhauerkunst, Professor Zeng Chenggang, errichtet von der Botschaft der Volksrepublik China in Berlin am 11. Juni 2014[2]

Das Engels-Zitat auf der Vorderseite:

Die Arbeit ist die Quelle alles Reichthums, sagen die politischen Oekonomen. Sie ist dies – neben der Natur, die ihr den Stoff liefert, den sie in Reichthum verwandelt. Aber sie ist noch unendlich mehr als dies. Sie ist die erste Grundbedingung alles menschlichen Lebens, und zwar in einem solchen Grade, dass wir in gewissem Sinn sagen müssen: sie hat den Menschen selbst geschaffen.

Friedrich Engels „Dialektik der Natur

Das Denkmal zeigt Engels als einen nachdenklichen und etwas „in die Jahre gekommenen“ Philosophen. Engels nimmt dabei die sogenannte Denkerpose ein. Die Statue wurde bewusst mit dem Rücken dem Engelshaus zugewendet, um den erwarteten und erhofften Touristen (und Wirtschaftspartnern) aus China ein Fotomotiv mit beiden Objekten gleichzeitig zu bieten.

Nur wenige Meter entfernt befindet sich die SkulpturDie starke Linke“ des österreichischen Bildhauers Alfred Hrdlicka (1928–2009).

Geschichte

Engelsdenkmal

Das Denkmal ist ein Geschenk der Volksrepublik China an Engels’ Geburtsstadt Wuppertal, die größte Stadt im Bergischen Land in Nordrhein-Westfalen. Die Idee geht zurück auf den Besuch einer chinesischen Regierungsdelegation, die am 28. November 2010 zu Engels’ 190. Geburtstag das Engelshaus besichtigte. Der Delegation gehörte unter anderem der Politiker Ma Kai an, der damals die Funktion des Generalsekretärs des Zentralrats des Volkskongresses der VR China innehatte.[1] Dabei kamen zum ersten Mal die Idee und Zusage von ihm zur Sprache, der Stadt ein großes Standbild von Engels zu schenken.[3][4][5]

Im Oktober 2011 kam es zu einem Gegenbesuch von Eberhard Illner, dem Leiter des Historischen Zentrums, der die Werkstätten Zenghs nahe Peking besichtigte und mit ihm die verschiedensten Entwürfe diskutierte. Bei dieser Begegnung kristallisierte sich der finale Entwurf heraus.[6] Der Kulturausschuss des Rats wurde vom Beigeordneten Nocke über diese Entwicklung auf dem Laufenden gehalten. Stadtdirektor Johannes Slawig unterrichtete im Sommer 2012 die zuständige Bezirksvertretung Barmen und die Ratsfraktionen. Der Standort sowie die Größe und Materialität der Skulptur sollten von der Stadt Wuppertal vorgeschlagen werden. Es wurden vier Standorte im Engelsgarten näher in Betracht gezogen, die bei einem Ortstermin im Januar 2011 in Augenschein genommen wurden.

Der Rat der Stadt Wuppertal stimmte am 18. November 2013 über die Schenkung ab, und die große CDU/SPD-Koalition stimmte dafür, die Schenkung anzunehmen.[6][7][8]

Anfang Mai 2014 wurde die Statue aus China eingeflogen.[9][10]

Am 11. Juni 2014 wurde das Denkmal in Anwesenheit von rund 250 Gästen, unter anderem von Zeng Chenggang, Shi Mingde (Botschafter der VR China in Deutschland), Peter Jung (Oberbürgermeister von Wuppertal) und Eberhard Illner, öffentlich übergeben.[11][12][13][14][15]

Kritik

Der „nachdenkliche“ Engels

Der Plan, die Schenkung der Statue anzunehmen, wurde von der Presse kritisch begleitet.[2] Jung dankte dem Land China und dem Künstler für das Geschenk an die Stadt Wuppertal:

Ich danke für diese großartige Skulptur. In Deutschland wird Engels durchaus kritisch gesehen, aber man muss sein Wirken aus seiner Zeit differenziert betrachten.[1]

Es wird betont, dass Engels nicht auf einem Sockel steht, sondern lediglich auf einem 40 Zentimeter hohen Podest. Man habe sozusagen Engels vom Sockel geholt. Ulrich Klan, Vorsitzender der Armin-T.-Wegner-Gesellschaft, und Hajo Jahn, Vorsitzender der Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft, lehnten die Annahme des Geschenkes ab bzw. waren in ihrer Einstellung zur Schenkung sehr kritisch.[16][17]

Kritisiert wurde auch die Darstellung des älteren Engels’, obwohl er nur seine Kind- und Jugendjahre in Wuppertal verbracht hatte. Illner begründet die Darstellung des Alters so: weil er ein Geschenk der Volksrepublik China ist, und Marx und Engels sind neben Konfuzius und Laotse die großen weisen Lehrer. Die Chinesen können sich solche weisen Lehrer nur als alte Herren vorstellen.[12] Auch würde festgestellt, dass die Darstellung asiatische Gesichtszüge zeige. Kritik musste auch die Inschrift aushalten, die im korrodierten Stahl sehr schlecht lesbar ist.[18]

Während der feierlichen Enthüllung der Statue fand in der Nähe eine Demonstration von Amnesty International gegen weiterhin bestehende Menschenrechtsverletzungen in der VR China statt. Zuvor wurde in sozialen Netzwerken im Internet zu Protestkundgebungen aufgerufen.[19] Auch eine kleine angemeldete Demonstration der Tibet-Freunde war in der Nähe präsent; Demonstranten von der Marxistisch-Leninistischen Partei (MLPD) mischten sich unter die Gäste, um gegen die Statue zu protestieren.[20]

Kritik gab es auch 2018 bei der Schenkung des Karl-Marx-Denkmals in Trier.

Weblinks

Commons: Engels-Denkmal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c China schenkt Wuppertal Engels-Skulptur (Memento des Originals vom 5. Juli 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.wuppertal.de Pressemitteilung der Stadt Wuppertal vom 11. Juni 2014
  2. a b Mit gemischten Gefühlen: Das Engels-Denkmal ist da (mit Video) Westdeutsche Zeitung (online) vom 11. Juni 2014
  3. Spendet China ein Engels-Denkmal für Wuppertal? Westdeutsche Zeitung (online) vom 9. März 2011
  4. China schenkt Wuppertal Friedrich-Engels-Statue Die Welt (online) vom 11. Juni 2014
  5. Eine Tonne Marxismus Frankfurter Allgemeine (online) vom 29. Mai 2014
  6. a b Schenkung einer Engels-Skulptur durch die VR China (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.wuppertal.de (VO/1011/13), Beschlussvorlage, Zugriff Juni 2014
  7. Chinas Regierung will Wuppertal einen Friedrich Engels schenken Westdeutsche Zeitung (online) vom 8. November 2013
  8. Chinas Generalkonsul kündigt Ankunft der Engels-Statue an Westdeutsche Zeitung (online) 5. Februar 2014
  9. Wuppertal bekommt chinesischen Engels Westdeutsche Zeitung (online) vom 8. Januar 2014
  10. Engels-Statue wird aus China eingeflogen Westdeutsche Zeitung (online) vom 7. Mai 2014
  11. Ein „eleganter“ Engels aus dem Reich der Mitte (Memento des Originals vom 14. Juni 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www1.wdr.de Bericht auf der Homepage des Westdeutschen Rundfunks Köln
  12. a b Streit um eine Friedrich-Engels-Skulptur aus China Deutschlandfunk Beitrag vom 6. Juni 2014
  13. Engels verbindet NRW mit China Westdeutsche Zeitung (online) vom 11. Juni 2014
  14. Ein Denkmal für Engels: China schenkt Wuppertal meterhohe Statue Westfälische Nachrichten (online) vom 12. Juni 2014
  15. China schenkt Wuppertal Engels-Statue Kulturzeit-News vom Mittwoch, 11. Juni 2014
  16. WZ-Mobil – Diskussion um Engels-Denkmal Westdeutsche Zeitung (online) vom 5. Juni 2014
  17. Friedrich Engels in China verhaftet Hajo Jahn, Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft, Zugriff Juni 2014
  18. „Der Engels stört mich nicht“ Westdeutsche Zeitung (online) vom 15. Juni 2014
  19. Protest gegen chinesischen Friedrich Engels in Wuppertal vom 4. Juni 2014
  20. Deutsch-chinesische Partnerschaft: Ein Denkmal für den reichen Kommunisten Spiegel Online vom 16. Juni 2014

Koordinaten: 51° 16′ 1,2″ N, 7° 11′ 30,9″ O