Engelsdorf (Leipzig)

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Wappen von Leipzig
Engelsdorf
Stadtteil von Leipzig
Koordinaten 51° 20′ 15″ N, 12° 29′ 15″ OKoordinaten: 51° 20′ 15″ N, 12° 29′ 15″ O.
Fläche 8,21 km²
Einwohner 9334 (31. Mrz. 2022)
Bevölkerungsdichte 1137 Einwohner/km²
Eingemeindung 1. Jan. 1999
Postleitzahlen 04316, 04319
Vorwahl 0341
Stadtbezirk Ost
Verkehrsanbindung
Eisenbahn RE 50, RB 110, RB 113
S-Bahn S 3
Bus 72, 73, 90, 172
Quelle: statistik.leipzig.de
Datei:Sommerfeld 1891.jpg
Engelsdorf und Sommerfeld um 1891

Engelsdorf ist ein Stadtteil im Osten der sächsischen Großstadt Leipzig.

Geschichte

Engelsdorf ist mindestens 800 Jahre alt, da die Kirche zu Engelsdorf in der Zeit um 1170 entstand.

Der Ort war ursprünglich ein Straßenangerdorf (entlang der Hauptstr./Karl-Marx-Str./Engelsdorfer Str.). Der Verlauf des Angers ist noch an den Gebäudefluchtlinien erkennbar. Später wurden der Teich trockengelegt und die nördliche Straße zurückgebaut. Die Kirche St. Pankratius (ev.-luth.) steht nicht in der Ortsmitte, sondern hinter den Straßengehöften auf einem kleinen Hügel, der landwirtschaftlich nicht genutzt werden konnte. Mit dem Bau der Bahnstrecke Leipzig–Dresden 1837 entstanden ein großer Rangierbahnhof, ein Bahnbetriebswerk und weitere Industrieansiedlungen. Engelsdorf wuchs jetzt sehr rasch nach Norden (auf die Bahnlinie zu) und Westen (auf die Bahnanlagen zu). Heute noch dominiert die Eisenbahn die Geschichte. Engelsdorf lag bis 1856 im kursächsischen bzw. königlich-sächsischen Kreisamt Leipzig.[1] Ab 1856 gehörte der Ort zum Gerichtsamt Leipzig I und ab 1875 zur Amtshauptmannschaft Leipzig.[2]

Im Jahr 1923 wurde der Nachbarort Sommerfeld eingemeindet – damit verhinderten beide Dörfer damals die drohende Eingemeindung nach Leipzig. Die Gemeinde war wohlhabend. Anfang des 20. Jahrhunderts planten der damalige Bürgermeister Winkler und Baumeister Günther ein neues Ortszentrum mit einer breiten Prachtstraße (der heutigen Arthur-Winkler-Straße), dem Hauptgebäude der Schule (des heutigen Gymnasiums) und gegenüber (im heutigen Engelsdorfer Park) einen entsprechenden Rathausbau. Letzterer wurde nicht ausgeführt.

Datei:SommerfeldKirche.JPG
Kirche Sommerfeld, seit 1923 zu Engelsdorf gehörend

Im Zweiten Weltkrieg wurden Bahnanlagen und Ort schwer bombardiert. Nachdem das Baurecht jahrzehntelang aus ideologischen Gründen verweigert wurde, entstand die Kirche St. Gertrud (röm.-kath.) in den achtziger Jahren aus einer alten Scheune bzw. Stall. Der Glockenturm durfte den Dachfirst nicht überragen, wurde aber eigenmächtig mehrere Meter höher ausgeführt. Nach 1990 entstanden in Engelsdorf die Neubausiedlungen „Engelsgrund“ und „Wiesengrund“. Ende der neunziger Jahre wurde der alte Bahnhof geschlossen und der Bahnhof Engelsdorf an die erneuerte Hans-Weigel-Brücke verlegt. Der Bahnübergang wurde im Zuge des Ausbaus der Eisenbahnstrecke durch eine Unterführung für Fußgänger und Fahrradfahrer ersetzt und die Wände von Schülern des Gymnasiums gestaltet.

Am 1. Januar 1994 wurden Althen und Kleinpösna mit Hirschfeld eingemeindet. Am 1. Juli 1995 wurde Baalsdorf eingegliedert.[3]

Am 1. Januar 1999 wurde die Gemeinde Engelsdorf entgegen dem Wunsch zahlreicher Bürger nach Leipzig eingemeindet.

Parallel zur Bahnstrecke verlief in Sommerfeld die Bundesstraße 6, diese wurde 1997 ca. 1 km nach Norden verlegt (Permoserstraße). Eine Ortsumgehung (Entlastungsstraße zwischen Hans-Weigel-Brücke und Mühlweg durch das Industriegelände) wurde 2021 fertig gestellt.

Wahlergebnisse

Die Wahlbeteiligung bei der Bundestagswahl 2021 in Engelsdorf betrug 77,0 % und lag damit 2,2 Prozentpunkte über der des Wahlkreises 152, zu dem Engelsdorf gehört. Bei den Zweitstimmen wurde die SPD mit einem Vorsprung von 1,7 % zur CDU stärkste Partei. Im Vergleich zum Wahlkreis erhielten die Grünen (−7,9 %) und die LINKE (−5,4 %) in Engelsdorf vergleichsweise wenige, die CDU (+6,4 %), die AfD (+3,4 %), die SPD (+2,2 %) und die FDP (+ 2,1 %) vergleichsweise viele Stimmen.[4]

Wahlergebnis Bundestagswahl 2021 (Zweitstimmen in Prozent)
Partei CDU LINKE AfD SPD Grüne FDP Sonstige
Engelsdorf 21,4 7,2 19,0 23,1 7,6 12,7 8,9
Wahlkreis 152 15,0 12,6 15,6 20,9 15,5 10,6 9,8

Bei Wahlen zum Sächsischen Landtag gehört Engelsdorf zum Wahlkreis Leipzig 1. Bei Kommunalwahlen besteht nicht nur Stimmrecht für den Leipziger Stadtrat, sondern auch für den Ortschaftsrat Engelsdorf.

Die Ortschaftsräte sind ein Teilorgan der Stadt Leipzig. Zusammen mit der Wahl der Stadträte findet in den Ortschaften die Wahl der Mitglieder der Ortschaftsräte statt. Der Vorsitzende wird als Ortsvorsteher alle fünf Jahre von den Mitgliedern des Ortschaftsrates gewählt. Der Ortschaftsrat selbst wird von den Wählern in direkter Wahl gewählt, der Vorsitzende in indirekter Wahl.

Schule, Gymnasium, Kindergarten

Engelsdorf hat vier Kindertagesstätten (St. Gertrud, Crealino, Benjamin Blümchen und im Ortsteil Sommerfeld), eine Schule und ein Gymnasium.

Verkehrsanbindung

In Engelsdorf halten die Züge der Linie S3 der S-Bahn Mitteldeutschland (Oschatz –) Wurzen – Leipzig – Schkeuditz – Halle sowie die Regionalexpresszüge und Regionalbahnen der Linien RE 50 Leipzig – Dresden und RB 110 Leipzig – Grimma – Döbeln. In der Nähe des Bahnhofs, schon im Ortsteil Sommerfeld, befindet sich die Endhaltestelle der Straßenbahnlinien 3 und 7 sowie der Buslinie 90. Am Bahnhof Leipzig Werkstättenstraße hält die Linie RB 113 Leipzig – Bad Lausick – Geithain. Durch Engelsdorf fahren außerdem die Buslinien 72 (Leipzig Hbf – Mölkau – Engelsdorf – Paunsdorf), 73 (Leipzig Hbf – Baalsdorf – Sommerfeld (– Engelsdorf)) sowie 172 ((Borsdorf –) Sommerfeld – Engelsdorf – Baalsdorf – Liebertwolkwitz – Wachau).

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Hier begann von 1938 bis 1971 die Autobahn

Bereits 1938 erhielt Engelsdorf Autobahnanschluss. Der Autobahnabschnitt von Halle-Peißen über Schkeuditz nach Engelsdorf bei Leipzig gehörte zu den ersten im gesamten Netz der Reichsautobahnen; der vorgesehene Weiterbau nach Dresden wurde zunächst kriegsbedingt nicht realisiert. Die Brücke der Riesaer Straße bildete somit den Beginn der Autobahn und erhielt als Torbauwerk eine besondere Gestaltung mit dem Wappen von Leipzig, was auch bei der Erneuerung der Brücke 2020 beibehalten wurde. Der noch fehlende Abschnitt nach Nossen (heute: Bundesautobahn 14) wurde erst 1968 bis 1971 unter Einbeziehung einiger bereits 1936–1938 errichteter Brücken gebaut, als erster Autobahnneubau der DDR.[6]

Gedenkstätten

Heizanlage des ehemaligen Reichsbahnausbesserungswerks in Engelsdorf bei Leipzig

Auf dem Friedhof am Kirchweg erinnert ein Gedenkstein an sowjetische Kriegsgefangene sowie 50 Frauen und Männer, die während des Zweiten Weltkrieges nach Deutschland verschleppt und Opfer von Zwangsarbeit im Reichsbahnausbesserungswerk wurden; sowie an die NS-Gegner Kurt Krah und Arthur Thiele, die während der Nazidiktatur in Konzentrationslagern umgebracht wurden.

Persönlichkeiten

Sehenswürdigkeiten

Einzelnachweise

  1. Karlheinz Blaschke, Uwe Ulrich Jäschke: Kursächsischer Ämteratlas. Leipzig 2009, ISBN 978-3-937386-14-0; S. 60 f.
  2. Die Amtshauptmannschaft Leipzig im Gemeindeverzeichnis 1900
  3. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 1995
  4. Leipziger Volkszeitung, So hat Leipzig gewählt, 28. September 2021
  5. Unsere Schule, christoph-arnold-schule.de
  6. Ulrich von Hehl (Hrsg.), Geschichte der Stadt Leipzig, Band 4, Vom Ersten Weltkrieg bis zur Gegenwart, Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 2019, S. 343 und S. 567, ISBN 978-3-86583-804-9

Literatur

  • Tino Hemmann: Engelsdorf bleibt! Die Geschichte einer mitteldeutschen Gemeinde. 4. Auflage. Selbstpublikation über Engelsdorfer Verlag, Engelsdorf 2009, ISBN 978-3-86901-099-1.
  • Cornelius Gurlitt: Engelsdorf. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 16. Heft: Amtshauptmannschaft Leipzig (Leipzig Land). C. C. Meinhold, Dresden 1894, S. 16.

Weblinks

Commons: Engelsdorf (Leipzig) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien