Entzifferung
Entzifferung bedeutet Analyse und Verstehen einer unleserlichen oder unverständlichen Schrift. Sie ist von Bedeutung sowohl in der Kryptologie bei der Entzifferung von verschlüsselten Geheimtexten[1] als auch in der Archäologie bei der Erschließung von Texten, die in einer unbekannten Sprache oder Schrift verfasst sind,[2] sowie in der Linguistik, der Literaturwissenschaft und der Paläographie.[3]
Entzifferung in der Kryptologie
In der Kryptologie ist die Entzifferung eine kryptanalytische Methode, die aus einem Geheimtext ohne vorherige Kenntnis des Schlüssels den Klartext gewinnt. Das Entziffern eines Geheimtextes wird auch als „Brechen“ oder umgangssprachlich als „Knacken“ bezeichnet (siehe auch: Codeknacker; engl. codebreaker).
Der Entzifferung steht das Entschlüsseln eines Geheimtextes durch den befugten Empfänger gegenüber. Dieser ist im Besitz des Schlüssels. Damit kann er entschlüsseln. Eine Entzifferung ist nicht notwendig.[4]
Darüber hinaus betrachtet die Kryptoanalyse die Schwächen eingesetzter Verschlüsselungsverfahren. Diejenigen Methoden, die sich als ungeeignet für das sichere Verschlüsseln erwiesen, werden als „gebrochen“ bezeichnet. Berühmte Beispiele für gebrochene historische Verschlüsselungen sind das im Ersten Weltkrieg benutzte ADFGX-Verfahren sowie die ENIGMA-Maschine im Zweiten Weltkrieg.
- Berühmte Kryptoanalytiker
- William Friedman – Vater der amerikanischen Kryptologie
- Friedrich Wilhelm Kasiski – brach die Vigenère-Chiffre
- Dillwyn Knox – knackte als einer der ersten Briten die deutsche Enigma-Maschine
- Georges Painvin – brach im Ersten Weltkrieg das deutsche ADFGX-Verfahren
- Marian Rejewski – schuf bereits 1932 die Grundlagen zum Bruch der Enigma
- Claude Shannon – formulierte die Maxime „Der Feind kennt das benutzte System“
- Alan Turing – entwickelte die nach ihm benannte kryptanalytische „Knackmaschine“ gegen die Enigma
- Bill Tutte – klärte den deutschen Schlüssel-Zusatz (Lorenz SZ 40) auf
- Gordon Welchman – verbesserte die Turing-Bombe durch Entwicklung des diagonal board
Entzifferung in Archäologie und Linguistik
In der Archäologie wird auch der Begriff „Entschlüsselung“ als Synonym für Entzifferung benutzt und darunter die Analyse einer alten, nicht mehr bekannten Schrift verstanden. In der Archäologie ist häufig das zu entziffernde Schriftstück nicht etwa verschlüsselt worden, um Uneingeweihten das Lesen zu verwehren, sondern die Bedeutung des Textes, beziehungsweise die Fähigkeit ihn zu lesen, ist im Laufe der Zeit in Vergessenheit geraten.
- Beispiele alter Schriften
- Die Keilschriften in ihrer sumerischen, akkadischen, elamischen und altpersischen Ausprägung
- Die Indusschrift
- Die ägyptischen Hieroglyphen
- Die luwische Hieroglyphenschrift
- Die Linearschrift A
- Die Linearschrift B
- Die Maya-Schrift
- Die Schrift der Olmeken
Berühmte bereits entzifferte oder noch ihrer Entzifferung harrende Schriftstücke:
- Der Codex Dresdensis (Mayakalender)
- Der Diskos von Phaistos
- Der Stein von Rosette
- Das Voynich-Manuskript
- Berühmte Entzifferer alter Schriften
- John Chadwick
- Jean-François Champollion
- Georg Friedrich Grotefend
- Edward Hincks
- Juri Knorosow
- Michael Ventris
Weblinks
- Entschlüsselung des Steins von Rosette
- Entzifferung des Rings von Paußnitz
- Kryptographie mitAnwendungen, Folien (PDF; 1,28 MB)
- Kryptographische Begriffe
- Kryptologie von Tomy Imboden PDF; 0,8 MB
- Überblick und Geschichte der Kryptologie
- Austin Simmons: The Cipherment of the Franks Casket (PDF; 2,16 MB)
Einzelnachweise
- ↑ Friedrich L Bauer: Entzifferte Geheimnisse. Codes und Chiffren und wie sie gebrochen werden. Springer, Berlin/Heidelberg 1995.
- ↑ Ernst Doblhofer: Die Entzifferung alter Schriften und Sprachen. Reclam, Stuttgart 1993. ISBN 3-15-008854-2.
- ↑ Gero von Wilpert: Sachwörterbuch der Literatur (= Kröners Taschenausgabe. Band 231). 6., verbesserte und erweiterte Auflage. Kröner, Stuttgart 1979, ISBN 3-520-23106-9, Stichwort: „Handschrift“.
- ↑ Oberkommando der Wehrmacht: Allgemeine Schlüsselregeln für die Wehrmacht. Berlin 1944, S. 5f. Abgerufen: 26. August 2010. PDF; 0,9 MB.