Eques

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Der Ausdruck Eques, vollständig eques Romanus (deutsch ‚(römischer) Reiter‘; von lateinisch equus ‚Pferd‘, Plural

equites

; traditionell als „Ritter“ übersetzt), bezeichnete im römischen Reich das Mitglied des

equester ordo

, eines mit besonderen Vorrechten ausgestatteten Standes. Er kam in der gesellschaftlichen Rangfolge nach dem Senatorenstand (

ordo senatorius

), der sich im Prinzipat als eigener Stand etablierte. In der Republik gehörten auch Angehörige der Nobilität zu den Equites, solange sie nicht nach der Bekleidung der entsprechenden Ämter in den Senat aufgenommen worden waren.

In der Frühzeit der Römischen Republik dienten wahrscheinlich die reichsten Bürger, die sich ein eigenes Pferd und die dazugehörige Ausrüstung leisten konnten, als Reiter im Heer. Ihre militärische Rolle verschwand spätestens im 4. Jahrhundert v. Chr., die Equites blieben aber eine politisch herausgehobene Gruppe. Eine besondere Ehre war es dabei, zu den „Rittern mit Staatspferd“ zu gehören, die die Equites im engeren Sinne bildeten.

In der späteren Republik, als Senatoren seit 218 v. Chr. offiziell keine Handelsgeschäfte mehr ausüben durften, betätigten sich viele Equites wirtschaftlich, beispielsweise durch die Übernahme von Staatsaufträgen (publicani); nicht selten fungierten sie dabei auch als Strohmänner für Senatoren. Politische Bedeutung erlangten die Ritter vor allem seit Gaius Sempronius Gracchus, der 122 v. Chr. versuchte, die Equites als Gegengewicht gegen den Senat aufzubauen, und sie mit juristischen Aufgaben betraute, bei denen sie teils auch über Senatoren urteilten.

Auch für Equites, die nicht der Nobilität angehörten, war es aufgrund ihres Vermögens und ihrer Beziehungen im Gegensatz zu den „gewöhnlichen“ Bürgern einfacher, in politische Ämter zu gelangen, deren Bekleidung mit einem Aufstieg in den Senat verbunden war. Solche Personen, die wie Marcus Tullius Cicero als erste ihrer Familie in den Rang eines Konsuls gelangten, wurden

homines novi

(Singular

‚neuer Mann‘) genannt. Bis zu Augustus war aber auch jeder Angehörige einer senatorischen Familie solange ein Ritter, bis ihm die Aufnahme in den Senat gelang – erst in der Kaiserzeit gab es eine formale Trennung von ordo senatorius und equester ordo.

In der beginnenden Kaiserzeit (Prinzipat) wurden die Equites so zu einem klar abgegrenzten Stand mit einem Mindestcensus von 400.000 Sesterzen und Standesabzeichen (Ritterring, anulus aureus; schmaler Purpursaum an der Tunika, der so genannte angustus clavus). Angehörige des equester ordo übten herausgehobene Tätigkeiten in Verwaltung und Militär aus; die meisten Spitzenpositionen blieben den Senatoren vorbehalten, doch waren sowohl die Prätorianerpräfekten als auch der praefectus Aegypti in der Regel Ritter. Bekannte Angehörige dieses Standes in der Zeit des Prinzipats waren unter anderem Vergil, Ovid, Pontius Pilatus, Seian, Plinius der Ältere, Sueton und Timesitheus. Auch der cheruskische Stammesfürst Arminius wurde in den Ritterstand aufgenommen.

Daneben bestand die rein militärische Bedeutung des Wortes eques fort, das den Reiter einer Hilfstruppeneinheit oder Legion bezeichnen konnte. Weiterhin gab es berittene Gladiatoren, die ebenfalls als equites bezeichnet wurden.

Im Verlauf des 1. und 2. Jahrhunderts n. Chr. nahm die Bedeutung der Ritter speziell innerhalb der kaiserlichen Verwaltung zu. Seit Septimius Severus veränderte sich der Charakter des Ritterstandes dann zunehmend: Fortan konnte man über eine militärische Laufbahn zum Ritter werden. Nicht wenigen dieser „neuen“ Ritter gelang ein Aufstieg in den Senat, seit Macrinus gelangten einige sogar auf den Thron, der bis dahin nur für ehemalige Konsuln erreichbar gewesen war. Während man daher das 3. Jahrhundert als „die große Zeit des römischen Ritterstandes“ (Géza Alföldy) bezeichnen kann, nahm seine Bedeutung im 4. Jahrhundert rasch ab, weil die meisten bis dahin ritterlichen Ämter nun senatorisch wurden, bis der equester ordo schließlich verschwand.

Literatur

Zu den equites als Stand:

  • Arthur Stein: Der römische Ritterstand. Ein Beitrag zur Social- und Personengeschichte des römischen Reiches, München 1927.
  • Géza Alföldy: Die Stellung der Ritter in der Führungsschicht des Imperium Romanum. In: Chiron 11, 1981, S. 169–215.
  • Jochen Bleicken: Cicero und die Ritter, Göttingen 1995.
  • P.A. Brunt: Princeps and equites. In: The Journal of Roman Studies 73, 1983, S. 42–75.
  • Caillan Davenport: A History of the Roman Equestrian Order, Cambridge 2019 (aktuelles Standardwerk).
  • Ségolène Demougin (Hrsg.): L’ordre équestre. Histoire d’une aristocratie (IIe siècle av. J.-C.–IIIe siècle ap. J.-C.). Rom 1999. ISBN 2-7283-0445-9 (online).
  • Richard Duncan-Jones: Who were the equites? In: Carl Deroux (Hrsg.): Studies in Latin Literature and Roman History XIII. Brüssel 2006, S. 183–223.
  • Werner Eck: Die Umgestaltung der politischen Führungsschicht – Senatoren und Ritterstand, in: Werner Eck u. a. (Hrsg.), Die Verwaltung des Römischen Reiches in der Hohen Kaiserzeit, Bd. 1, Basel 1995 (A.R.E.A. 3), S. 103–160.

Zur Kavallerie in römischer Zeit:

  • Marcus Junkelmann: Römische Kavallerie – Equites Alae. Die Kampfausrüstung der römischen Reiterei im 1. und 2. Jahrhundert n. Chr. Württembergisches Landesmuseum, Stuttgart 1989 (Schriften des Limesmuseums Aalen. 42).
  • Marcus Junkelmann: Die Reiter Roms. Kulturgeschichte der antiken Welt. Mainz 1990 ff. Zu den einzelnen Bänden siehe hier.

Weblinks