Erasmuskapelle (Berlin)

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Erasmuskapelle, um 1900
Friedrich Wilhelm IV. in seinem Arbeitszimmer in der Erasmuskapelle, Ölgemälde von Franz Krüger, Berlin 1846

Die Erasmuskapelle (historisch oft Erasmuskirche, ecclesia Sancti Erasmi) war ein Kirchenbau im Berliner Schloss auf der Spreeinsel Kölln.

Geschichte

Möglicherweise bestand eine Kirche bereits vor dem Bau des Schlosses. 1450 wurde sie zur Pfarrkirche geweiht mit dem Patrozinium des heiligen Erasmus von Antiochia. 1465 wurde an der Erasmuskirche das Kollegiatstift Kölln errichtet und mit Stiftsherren besetzt.

Ab 1536 war sie wieder einfache Schlosskirche, nachdem das Stift in das benachbarte Dominikanerkloster umgezogen war. Nach der Einführung der Reformation im Jahr 1539 diente sie der Kurfürstin Hedwig als katholische Kapelle. Verstorbene Mitglieder der kurfürstlichen Familie wurden dort bis zur Beerdigung aufgebahrt und in der neu eingebauten Gruft bestattet. Nach dem Übertritt von Kurfürst Joachim Friedrich zum reformierten Bekenntnis 1613 durfte sie als Kapelle für die lutherischen Bediensteten am Hofe genutzt werden. Im 19. Jahrhundert nutzte König Friedrich Wilhelm IV. einen Teil der Kapelle als Arbeits- und Leseraum mit einer Bibliothek.

1945 wurde die Kapelle mit dem Schloss durch Luftangriffe schwer beschädigt und 1950 abgetragen.

Baugeschichte

Von dem ersten Kirchenbau um 1450 (oder früher) sind nur wenige Spuren bekannt. Um 1540 wurde die Kirche beim Schlossumbau nach Plänen des Architekten Konrad Krebs durch den Baumeister Caspar Theiss im sächsisch-böhmischen spätgotischen Stil umgebaut. Dabei wurde ein Turm (Grüner Hut) aufgesetzt, eine Gruft für Grablegen eingebaut[1] und ein Schlingrippengewölbe an der Decke angebracht.[2]

Zwischen 1772 und 1778 wurden eine Zwischendecke und eine Treppe eingebaut. 1824 bis 1827 wurde nach Plänen von Karl Friedrich Schinkel im oberen Teil der Chor zu einem Arbeitsraum für Kronprinz Friedrich Wilhelm umgebaut. Das Langhaus wurde zum Besucher- und Empfangsraum. 1892/93 wurde die obere Etage in drei Räume aufgeteilt. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden diese Aufteilungen wieder rückgängig gemacht.

Weitere Kapellen im Schloss

  • Alte Kapelle, 1699/1701 von Andreas Schlüter, mit Orgel, seit 1879 Kapitelsaal der Ritter vom Schwarzen Adlerorden[3][4]
  • Neue Kapelle, von Eosander, 1723 zum Weißen Saal umgebaut
  • Schlosskapelle, auch Große Kapelle, 1845 von Stüler unter der großen Kuppel

Literatur

  • Annette Wigger: Berlin-Cölln. Kollegiatstift. In: Heinz-Dieter Heimann, Klaus Neitmann, Winfried Schich (Hrsg.): Brandenburgisches Klosterbuch. Handbuch der Klöster, Stifte und Kommenden bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts (= Brandenburgische historische Studien, Band 14). Band 1. Be.bra-Wissenschaft-Verlag, Berlin 2007, ISBN 978-3-937233-26-0, S. 172–181, hier S. 172, 176f.

Weblinks

Einzelnachweise