Erdbebengebiet Kölner Bucht

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Erdbebenzonen DIN 4149

Die Kölner Bucht ist ein Teil der rheinischen Erdbebenzone, die sich vom Erdbebengebiet Basel bis in die Beneluxstaaten erstreckt.

Entstehung

Die Kölner Bucht liegt nicht an der Grenze zwischen zwei Kontinentalplatten, wo Erdbeben sonst häufig auftreten, wie z. B. in Japan.

Die Beben in der Kölner Bucht entstehen dadurch, dass die afrikanische Platte südlich von Italien gegen die eurasische Platte drückt. Dieser Druck wird weitergeleitet. So entstehen in Mitteleuropa Zug- und Druckspannungen, die sich in Schwächezonen, wie der Kölner Bucht, als Erdbeben entladen. Im Zuge dieser Erdbeben senkt sich die Kölner Bucht langsam ab.

Bedeutung

Seit 1975 werden die Erdbeben der Kölner Bucht erfasst und veröffentlicht.[1] Mehrmals im Monat gibt es in der Kölner Bucht Kleinbeben, die in der Regel nicht gespürt werden, beispielsweise im November 2005: Mersch (Jülich) und Eschweiler (2. November, Stärke 0,7 bis 1,2), Alsdorf-Blumenrath (11. November, Stärke 0,7), Erp (13. November, Stärke 1,0), Bergheim-Niederaußem (16. November, Stärke 0,9), Roermond (19. November, Stärke 1,2), Bad Ems (21. November, Stärke 2,2), Mersch (22. November, Stärke 0,8).

Erdbeben in der Vergangenheit

Frühe Erdbeben sind erfasst seit 880 (Mainz) und 1080 (Köln).[2]

Der aktuelle Kölner Erdbebenkatalog reicht bis in die Zeit um 1600 zurück:[3]

  • 18. September 1640 – Erdbeben mit Epizentrum im Raum Düren. Die Magnitude wird auf 5,5 geschätzt.[4] Einige beschädigte Häuser in Düren und Köln. In Dortmund wird der Kirchturm von St. Reinoldi beschädigt und stürzt 1661 ein.[5]
  • 19. Februar 1673 – Ein Erdbeben zerstört Teile der Burg Rolandseck.
  • 1692 – Beben bei Aachen. Einsturz des Turmes der Augustinerkirche.
  • 26./ 27. Dezember 1755 – Mehrere mäßige Erdstöße im Raum Aachen.
  • 18. Februar 1756 – Das Erdbeben bei Düren am 18. Februar 1756 war eines der stärksten Erdbeben in Mitteleuropa mit einer Stärke von VIII auf der Mercalliskala. Bis heute das stärkste überlieferte Erdbeben in Deutschland. Das Epizentrum lag bei Düren, zwei Tote, viele Gebäude wurden schwer beschädigt oder zerstört. In Aachen wurden ebenfalls zwei Personen erschlagen und ein Mann schwer verletzt.
  • 19. Januar 1757, 1758, 1759, 9. Juni 1771, 15./16. Juli 1773 – Mehrere mäßige Erdstöße im Raum Aachen.[6]
  • 23. Februar 1828 – Erdstöße im Raum Aachen.[7]
  • 19., 22., 31. Oktober 1873 – Erdbeben mit Epizentrum bei Herzogenrath. Es wird von Gebäudeschäden berichtet.
  • 1877 – Erneutes Erdbeben bei Herzogenrath. Erneut werden Gebäude beschädigt.
  • 26. August 1878 – Beben mit Epizentrum in der Nähe von Tollhausen bei Elsdorf. Ein Toter und einige beschädigte Gebäude. In Aachen stürzen zahlreiche Schornsteine um, Gebäude wurden beschädigt.
  • 18. November 1881 – Beben bei Aachen. Nach Chronikangaben war der Erdstoß in den Regierungsbezirken Aachen, Köln, Düsseldorf, Arnsberg und Münster sowie in Teilen von Belgien und Hollands zu spüren. Am 24. November wurde ein geringer starkes Nachbeben registriert.[8]
  • 20., 23. November 1932 – Erdbeben bei Aachen
  • 14. März 1951 – Erdbeben mit einer Magnitude von 5,8 bei Euskirchen verursacht erhebliche Sachschäden; 11 Personen wurden verletzt.[9]
  • 19. Februar 1971 – Beben bei Roermond (Niederlande). Die Stärke wurde mit 4,7 auf der Richterskala angegeben.
  • 24. Mai 1982 – Beben mit Epizentrum bei Waldfeucht der Stärke 3,2 auf der Richterskala.
  • 8. November 1983 – Beben mit Epizentrum bei Lüttich der Stärke 5,1 auf der Richterskala.
  • 11. Dezember 1985 – Zwei Erdstöße bei Simpelveld (Niederlande). Die Stärke wurde mit 2 und 3,5 auf der Richterskala angegeben.
  • 13. April 1992 – Um 3:20 Uhr erschüttert das Roermond-Beben mit der Stärke 5,9 auf der Richterskala das Grenzgebiet für 15 Sekunden.
  • 22. Juli 2002 – Um 7:41 ereignete sich ein Beben der Stärke 5,0 mit Hypozentrum in der Nähe von Alsdorf in 14,4 km Tiefe. Menschen kamen nicht zu Schaden; einige Gebäude wurden leicht beschädigt. Beim Epizentrum hatte das Beben die Stärke VI auf der Mercalliskala. Das Beben war auch noch in Teilen des Ruhrgebietes spürbar.
  • 3. August 2007 – Um 4:58 Erdbeben der Stärke 3,9 mit Epizentrum in Plaidt. Das Beben war in Koblenz, im Westerwaldkreis, im Rhein-Sieg-Kreis, in Euskirchen, Bonn und in Köln spürbar.[10]
  • 14. Februar 2011 – Um 13:43 Erdbeben von Nassau der Stärke 4,2 bis 4,5 (Tiefe von 12 km)[11] mit Epizentrum ca. 15 km östlich von Koblenz. Das Beben war noch in Dierdorf, Bonn, Düsseldorf, Köln und im Rhein-Main Gebiet zu spüren.
  • 8. September 2011 – Um 21:02 (MESZ) Erdbeben der Stärke von 4,6 mit Epizentrum in Goch Tiefe des Erdbebens ca. 3 km.[12]
  • 17. Mai 2014 – Um 16:46 (UTC) Erdbeben der Stärke von 4,0 mit Epizentrum in Mühltal.[13]
  • 22. Dezember 2015 – Um 07:00 (MESZ) Erdbeben der Stärke 2,7 auf Richterskala mit Epizentrum in Bergheim-Paffendorf, Tiefe des Erdbebens ca. 1 km.
  • 26. Juli 2017 – Um 08:22 (UTC) Erdbeben der Stärke 2,0 mit Epizentrum in Brühl Tiefe des Erdbebens ca. 12 km.
  • 8. November 2017 – Um 16:40 (UTC) Erdbeben der Stärke 2,6 mit Epizentrum bei Hürth, Tiefe des Erdbebens 16,1 km.[14]
  • 2. Januar 2021 – Um 07:36 (MEZ) Erdbeben der Stärke 2,8 mit Epizentrum in 11 km Tiefe bei Mulartshütte[15]
  • 14. Januar 2021 – Um 19:06 (MEZ) Erdbeben der Stärke 2,6 mit Epizentrum 2,6 km nordöstlich von Roetgen, Tiefe des Erdbebens 10 km[16]

Quellen

  • 1600–1900:
    H. Meidow: Rekonstruktion und Reinterpretation von historischen Erdbeben in den nördlichen Rheinlanden unter Berücksichtigung der Erfahrungen bei dem Erdbeben von Roermond am 13. April 1992. Dissertation, Universität Köln. Leverkusen 1995.
    Klaus-Günter Hinzen, Mamke Oemisch: Location and Magnitude from Seismic Intensity Data of Recent and Historic Earthquakes in the Northern Rhine Area, Central Europe. In: Bulletin Seismological Society of America. 91, 2001, S. 40–55. doi:10.1785/0120000036
  • 1901–1953:
    M. Schwarzbach: Die Erdbeben des Rheinlandes. (= Kölner Geologische Hefte. 1). Köln 1951, DNB 454611811.
    Klaus-Günter Hinzen, Mamke Oemisch: Location and Magnitude from Seismic Intensity Data of Recent and Historic Earthquakes in the Northern Rhine Area, Central Europe. In: Bulletin Seismological Society of America. 91, 2001, S. 40–55.
  • 1953–1975:
    L. Ahorner: Erdbebenkatalog. Abt. Erdbebengeologie Universität zu Köln (1996, unveröffentlicht)
  • 1975–2004:
    S. K. Reamer, Klaus-Günter Hinzen: An Earthquake Catalog for the Northern Rhine Area, Central Europe (1975–2002). In: Seismological Research Letters. 75, 2004, S. 575–587.
    Digitalkatalog Abteilung Erdbebengeologie Universität zu Köln, www.erdbebenstation.de
  • Literaturverzeichnis zum Erdbebenkatalog der Bauhaus-Universität Weimar[17]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. seismo.uni-koeln.de
  2. J. Schwarz, S. Beinersdorf, H. Meidow, L. Ahorner: Magnitudenorientierter Erdbebenkatalog für deutsche und angrenzende Gebiete. (PDF) EKDAG – erweiterter Ahorner-Katalog. Bauhaus-Universität Weimar, Earthquake Damage Analysis Center, März 2010, abgerufen am 26. März 2017.
  3. seismo.uni-koeln.de
  4. erdbebennews.de, abgerufen am 12. März 2022
  5. Karl Wörle: Eine Statistik von Dortmund. Handbuch ... nach amtlichen Quellen, etc. Köppen, Dortmund 1869, S. 60 (Digitalisat in der Google-Buchsuche)
  6. J. P. J. Monheim: Die Heilquellen von Aachen, Burtscheid, Spaa, Malmedy und Heilstein in ihren historischen, geognostischen, physischen, chemischen und medizinischen Beziehungen. Aachen 1829, S. 261.
  7. J. P. J. Monheim: Die Heilquellen von Aachen, Burtscheid, Spaa, Malmedy und Heilstein in ihren historischen, geognostischen, physischen, chemischen und medizinischen Beziehungen. Aachen 1829, S. 169.
  8. A. Pauels: Unter Adler und Schwan – Die Chronik der Bürgermeisterei Burtscheid für die Jahre 1814–1886 1997. S. 246. Aachen
  9. Erdbebenstation Bensberg – Die Geschichte der Erdbebenstation Bensberg Stand: 04.17.2007
  10. Erdbebenstation Bensberg: Tektonisches Erdbeben bei Plaidt. 3. August 2007.
  11. geofon.gfz-potsdam.de
  12. geofon.gfz-potsdam.de
  13. lgb-rlp.de
  14. Geologischer Dienst Nordrhein-Westfalen – Landesbetrieb – Leichtes Erdbeben südlich von Köln. Abgerufen am 18. Dezember 2017.
  15. https://www.gd.nrw.de/gg_le_erdbebenmeldung_aktuell.php
  16. Quake info: Mag. 2.6 earthquake - 2.6 km northeast of Roetgen, Cologne District, North Rhine-Westphalia, Germany, on Thursday, 14 Jan 2021 7:06 pm (GMT +1) - 309 user experience reports. Abgerufen am 14. Januar 2021.
  17. Referenzen zum Projekt Erdbebenkatalog. Bauhaus-Universität Weimar, Earthquake Damage Analysis Center, abgerufen am 26. Januar 2016.