Erich Wenger

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Erich Otto Wenger (* 20. November 1912 im Dorf Romeyken, Landkreis Stallupönen;[1]1978 in Lindlar[2]) war ein deutscher Gestapo-Mitarbeiter und bundesdeutscher Ermittler im Bundesamt für Verfassungsschutz.

Wenger trat am 1. April 1932 in die NSDAP ein, am 1. Juli 1932 in die SA und am 1. Februar 1933 in die SS.[3] Bis 1935 gehörte er der Leibstandarte SS Adolf Hitler an, dann trat er in den Dienst des SD bzw. der Gestapo, von 1935 bis Ende 1936 in der Leitstelle Berlin der Spionageabwehr. Er absolvierte die Fachausbildung am Polizei-Institut Charlottenburg und wurde Anfang 1939 als Kriminalkommissar in der Zentrale gegen Passfälschung im Reichssicherheitshauptamt tätig. Darauf diente er von Juli 1940 bis August 1944 in der deutschen Botschaft in Paris in der Passierscheinabteilung, seit 1943 als SS-Hauptsturmführer, und führte ab Spätsommer 1944 von Nancy aus ein Sicherheitsbataillon in den Vogesen zur Partisanenbekämpfung. Bei Kriegsende diente er dem Reichssicherheitshauptamt in Bregenz, wo ein „Sonderkommando Pannwitz“ die Ermordung von General George S. Patton vorbereitete. Kurz ging er im Mai 1945 in Kriegsgefangenschaft, dann saß er von Oktober 1946 bis März 1948 in britischer Haft in Wuppertal, weil er an der Erschießung britischer Fallschirmjäger beteiligt gewesen sei. Das Verfahren wurde ergebnislos eingestellt. Anschließend lebte er bis 1954 unter falschem Namen „Eduard Wolters“.

Von September 1950 an war er freier Mitarbeiter des im Aufbau befindlichen Bundesverfassungsschutzes, am 1. Januar 1956 wurde er regulär in der Abteilung Beschaffung übernommen und leitete diese Gruppe in der Abteilung Spionageabwehr, seit 1961 als Regierungsrat. 1963 sollte er auf Dienstreise in die USA zum Austausch mit Verantwortlichen der CIA gehen, doch wurde die Reise abgesagt, weil mehr Details aus seiner NS-Karriere bekannt geworden waren. Am 27. August 1963 veröffentlichte der Journalist Peter Stähle im Stern einen Artikel über Wenger „Der Mann ohne Namen“ und enttarnte ihn eine Woche später. Bundesinnenminister Hermann Höcherl sah eine weitere Vertuschung als zwecklos ein und ordnete Wenger zum Bundesverwaltungsamt mit der Zuständigkeit für Kriegsgräber ab. Wenger hatte 1965 noch einen Auftritt als Zeuge im Prozess gegen Werner Pätsch, in dem er die eigenen Erfolge mit Hilfe der alten SS-Männer rühmte, die als „Clique der alten Kämpfer“ galt. 1966 eröffnete die Staatsanwaltschaft Köln ein Verfahren wegen Erschießung und Deportation von französischen Zivilisten, das ergebnislos aus Mangel an Beweisen und wegen Verjährung 1973 eingestellt wurde.

Einzelnachweise

  1. Nach offengelegtem CIA-Dokument [1]
  2. Bernhard Brunner: Der Frankreich-Komplex. Die nationalsozialistischen Verbrechen in Frankreich und die Justiz der Bundesrepublik Deutschland, Göttingen 2004, S. 187.
  3. SS-Mitgliedsnummer 169200, nach: Gutes Gewissen. In: Der Spiegel. Nr. 38, 1963, S. 19–30 (online18. September 1963).

Literatur

  • Constantin Goschler, Michael Wala: „Keine neue Gestapo“. Das Bundesamt für Verfassungsschutz und die NS-Vergangenheit. Rowohlt, Reinbek 2015, ISBN 978-3-498-02438-3.

Weblinks