Ernst Pittschau (Schauspieler, 1859)

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Ernst Wilhelm Pittschau (* 10. November 1859 in Egeln, Deutschland; † 19. November 1916 in Wien, Österreich-Ungarn) war ein deutscher Bühnenschauspieler.

Leben und Wirken

Der in Egeln bei Magdeburg geborene Landwirtssohn ging nach dem Abschluss an der Realschule direkt zum Theater, ohne irgendeine schauspielerische Ausbildung genossen zu haben. Am 25. Dezember 1878 gab Ernst Pittschau seinen Einstand mit dem Reinhardt in dem Stück Dorf und Stadt am Theater von Aschersleben. Nach zwei Jahren an unbedeutenden Provinzbühnen kam Pittschau 1882 ans Stadttheater von Altona (heute Teil Hamburgs). Dort blieb er nicht nur ein Jahr, sondern heiratete Caroline Binder, die ihm 1883 einen Sohn gebar, den späteren Theater- und Filmschauspielers Ernst Pittschau jun. Im selben Jahr wurde Pittschau senior im Rollenfach Erster Held und Liebhaber an das Stadttheater von Göttingen geholt. 1885 kam er ans Theater von Halle (Saale), wo Pittschau seinen Einstand mit Goethes Egmont gab. Nächste Bühnenstation wurde das Lobe-Theater in Breslau. Hier wurde der Theatermacher Adolph L’Arronge auf den jungen Künstler aufmerksam und engagierte ihn für ein Gastspiel des Wilhelm Tell an das von ihm gegründete Deutsche Theater Berlin. Nach zehn Jahren wechselte Ernst Pittschau 1897 in das Ensemble des Berliner Theaters, ebenfalls in der Reichshauptstadt gelegen. Hier gab er seinen Einstand mit hochherrschaftlichen Rollen: Pittschau verkörperte sowohl einen Papst als auch einen Kaiser. Ein weiteres Jahr später, im Juni 1898, gab er ein vielbeachtetes Gastspiel an Wiens Hofburgtheater.

Wie Ludwig Eisenbergs Großes biographisches Lexikon der Deutschen Bühne im XIX. Jahrhundert vermerkt, kennzeichnete sein Rollenfach Pittschaus „schwere wuchtige Erscheinung“, verbunden „mit einer gewissen Behäbigkeit“. Zu seinen Paraderollen bis zur Jahrhundertwende zählten sein Pfarrer Gang, der Junker Tobias in Shakespeares Was ihr wollt, der Hermann in Kleists Die Hermannsschlacht, der Götz von Berlichingen im gleichnamigen Goethe-Stück, Shakespeares Falstaff, der Graf Kattwald in Grillparzers Lustspiel Weh dem, der lügt!, der Kurfürst in Kleists Drama Der Prinz von Homburg sowie Der Richter von Zalamea im gleichnamigen Calderón-Drama. Seine letzten Lebensjahre verbrachte Ernst Pittschau in Wien, wo er elf Jahre lang, beginnend am 19. September 1905 mit dem Prinz von Kortwitz in Der Prinz von Homburg, am Burgtheater wirkte. Bereits schwer erkrankt, wurde Pittschau noch im September 1916 ausnahmsweise zum k. k. Hofschauspieler ernannt, obwohl sonst während des Weltkrieges keine Ernennungen erfolgten. Die Grabrede auf Pittschau hielt der damalige Burgtheaterdirektor Hugo Thimig. „Eine gewisse Schwere und Wuchtigkeit kennzeichnete sein darstellerisches Wesen“ wie die Neue Freie Presse in einem Nachruf am 20. November 1916 konstatierte.

Der ersten Ehe entstammten fünf Kinder, von denen sich Ernst Pittschau jun. (1883–1951) und Walther Pittschau (1889–1946) als Bühnen- und Filmschauspieler einen Namen machten. Caroline Pittschau verstarb 1899. In zweiter Ehe war Pittschau mit der Wiener Bühnen- und Filmschauspielerin Hilda Schützenhofer, (Bühnenname Hilde Hofer-Pittschau, 1873–1961) verheiratet, mit der er zwei Söhne hatte – den früh bei einem Autounfall verstorbenen, international höchst erfolgreichen Bühnen- und Filmschauspieler Werner Pittschau (1902–1928) und den unbedeutenden Filmschauspieler Hermann Pittschau (1909–1945).

Literatur

  • Ludwig Eisenberg: Großes biographisches Lexikon der Deutschen Bühne im XIX. Jahrhundert. Verlag von Paul List, Leipzig 1903, S. 772, (Textarchiv – Internet Archive).
  • Paul S. Ulrich: Biographisches Verzeichnis für Theater, Tanz und Musik/Biographical Index for Theatre, Dance and Music. Band II. M–Z., S. 1432. Berlin Verlag. Arno Spitz GmbH. 1997. ISBN 978-3-87061-479-9
  • Deutsches Theater-Lexikon, Biographisches und bibliographisches Handbuch, begründet von Wilhelm Kosch, fortgeführt von Ingrid Bigler-Marschall. Band III, Pallenberg-Singer, 1992. S. 1770

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