Ernst Waegener

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Ernst Waegener[1] (auch: Ernst Wägener;[2] vollständiger Name Hans Ernst Waegener;[3] * 1. Juni 1854 in Hannover;[1][Anm. 1][Anm. 2] † 23. September 1920 in Berlin)[4] war ein deutscher Bildhauer.[3]

Leben

Der 1854 in der Residenzstadt des Königreichs Hannover geborene Waegener besuchte in den Jahren von 1876 bis 1879[1] die Königlich Preussische Akademie der Künste zu Berlin als Schüler von Fritz Schaper.[3] Von 1879 bis 1881 wirkte er als Meisterschüler[1] drei Jahre lang im Meisteratelier des Bildhauers Reinhold Begas. In diesem Zeitraum war er 1880 erstmals auf der Akademie-Ausstellung mit einer „Genrefigur“ vertreten.[3]

Nach seinem Meisterkursus ging Waegener mit Hilfe eines Stipendiums nach Italien,[5] wo er sich von 1881 bis 1882 in Rom aufhielt,[1] und sich in Genrethemen vertiefte, etwa in Form seiner – später – 1886 geschaffenen Bronzestatuette „Mädchen mit einer Katze scherzend“.[3] Ebenfalls 1886 beschickte er wiederum die Berliner Akademie-Ausstellung.[1]

1893 war Waegener Teilnehmer der Großen Berliner Kunstausstellung, in der er für seine im selben Jahr geschaffene Figur der Hannovera für das Alte Rathaus Hannover prämiert wurde. Seine in Privatbesitz übergegangene Bronzebüste von Arthur Gwinner fertigte er ebenfalls 1893.[3]

1896 bewarb sich Waegener erfolglos um eine Mitwirkung an der Ausgestaltung der Berliner Siegesallee.[3] Ab 1899 nahm er mit seinen Werken an den Ausstellungen der Berliner Secession teil, in deren Katalogen er bis 1912 als ordentliches Mitglied geführt wurde.[1]

Waegener, Künstlerfreund von Max Klinger,[6] beteiligte sich an der Ausgestaltung des Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmals.[7]

Um 1900 entwarf Waegener eine Prunkvase, die mit einer Höhe von mehr als 1 Meter von der Königlichen Porzellan-Manufaktur Berlin (KPM) in Porzellan mit Überlaufglasur vervielfältigt wurde.[8]

Waegeners Goethe-Monument vor dem Platz der Universität in Straßburg
Relief des Steglitzer Gemeindevorstehers Julius Zimmermann (1834–1902) auf dem Friedhof Steglitz

Nachdem Waegener bereits zwei Mal mit dem Römerpreis ausgezeichnet worden war,[9] zuerkannte ein Preisgericht im Jahr 1900 für das in Straßburg geplante Goethe-Denkmal unter 71 eingesandten Entwürfen der Arbeit Waegeners den mit 3000 Mark dotierten ersten Preis.[7] Dort wurde das Denkmal für den jungen Johann Wolfgang von Goethe, bei dessen Ausführung Waegeners Freund Jeremias Christensen mitgewirkt hatte,[10] 1904 schließlich aufgestellt.[11] Noch im selben Jahr wurde Waegener der Titel Professor verliehen.[12]

1909 schlug Waegener für die Dorotheenstädtische Kirche aus Marmor eine Kopie des von Schadow geschaffenen Wittenberger Luther-Standbildes. Waegeners Luther wurde später auf den Friedhof der Dorotheenstädtischen und Friedrichswerderschen Gemeinden transloziert.[3]

1913 gestaltete Ernst Waegener für die Königliche Sternwarte zu Berlin-Babelsberg die bronzene Büste des Astronomen Wilhelm Julius Foerster, die er später auf der Großen Berliner Kunstausstellung zeigte.[3]

Waegener lässt sich in den Adressbüchern Berlins im Zeitraum von 1890 bis 1920 nachweisen; dort wurde er ab 1915 mit dem Titel als Professor geführt. Ernst Waegener starb 1920 in Berlin.

Weitere Werke

Literatur

  • Waegener, Ernst. In: Arthur Schulz (Hrsg.): Deutsche Sculpturen der Neuzeit. Eine Sammlung hervorragender Werke der Bildhauerkunst ausgeführt von zeitgenössischen Künstlern. 180 Lichtdrucktafeln.
    • 1. Serie, Bruno Hessling, Berlin / New York 1900, S. 5 und Abbildung (Büste Eines Jungen Mannes) Tafel 37 (sachsen.digital, sachsen.digital).
    • 3. Serie, Bruno Hessling, Berlin / New York 1900, Abbildung (Kaiser Friedrich III.) Tafel 10 (sachsen.digital).
  • Otto Brahm: Karl Stauffer-Bern, sein Leben, seine Briefe, seine Gedichte. 12. [vielmehr 14.] Auflage, Deutsche Nationalbibliothek, Leipzig / Frankfurt am Main 2016 (portal.dnb.de, Original von 1911).
  • Friedrich Noack: Das Deutschtum in Rom. Band 1: Seit dem Ausgang des Mittelalters. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart [etc.] 1927.
  • Kunstchronik. Band 19, 1884, S. 690; Band 23, 1888, S. 674; Neue Folge, 7. Jahrgang, 1896, S. 73; Neue Folge, 15. Jahrgang, 1904, S. 352.
  • Denkmäler – Strassburg …. In: Kunstchronik. Neue Folge, 12. Jahrgang, Nr. 9, 20. Dezember 1901, Sp. 137 (Textarchiv – Internet Archive).
  • Illustrierte Elsässische Rundschau. Ausgabe 6, 1904, S. 30 f., 93, Abbildung S. 95.
  • Zeitschrift für bildende Kunst. Ausgabe 20, 1885, S. 14, Abb. S. 43.
  • Die Kunst. Monatshefte für freie und angewandte Kunst. Heft 3 (= Die Kunst für alle. Malerei, Plastik, Graphik, Architektur. Heft 16) 1901, S. 52, 78 f. (Abb.), 219 (uni-heidelberg.de).
  • Théodore Rieger: Waegener, Ernst. In: Nouveau dictionnaire de biographie alsacienne. Band 39: Wa–Wei. Straßburg 2002, S. 4054.

Weblinks

Commons: Ernst Waegener – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Der 1880 mit einem Stipendium für Italien Geehrte soll abweichend in Gehrden geboren sein; vergleiche den Katalog zur Ausstellung der Königlichen Akademie der Kunste. Akademie, Berlin 1880, S. xxviii.
  2. Der Geburtsort des um 1880 mit dem Preis der Zweiten Michael Beerschen Stiftung ausgezeichneten Ernst Wägener wird auch in dieser Quelle mit Gehrden angegeben; vergleiche Centralblatt für die gesammte Unterrichts-Verwaltung in Preussen. 1880, S. 632 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i Waegener, Ernst. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 35: Waage–Wilhelmson. E. A. Seemann, Leipzig 1942, S. 17.
  2. Das Goethe-Denkmal in Strassburg. In: Der Monat. Oktav-Ausgabe von Über Land und Meer. Jahrgang 1903/1904, Band 3, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart / Leipzig: S. 196 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. a b c d e f g h i Knut Brehm (Bearb.), Jörg Kuhn (Einführung): Stiftung Stadtmuseum Berlin, Katalog der Bildwerke. 1780 - 1920 ( = LETTER-Schriften. Band 14), LETTER Stiftung, Köln 2003, ISBN 3-930633-15-9, S. 330 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Kunstgussmuseum Lauchhammer. Abgerufen am 2. April 2021.
  5. Katalog zur Ausstellung der Königlichen Akademie der Kunste. Akademie, Berlin 1880, S. xxviii.
  6. Jo-Anne Birnie Danzker, Tilman Falk (Hrsg.): Max Klinger. Zeichnungen, Zustandsdrucke, Zyklen. Anlässlich der gleichnamigen Ausstellung im Museum Villa Stuck, 24. Oktober 1996 bis 12. Januar 1997, eine Ausstellung des Museums Villa Stuck München und der Staatlichen Graphischen Sammlung München in Zusammenarbeit mit dem Museum der Bildenden Künste Leipzig, Prestel, München / New York 1996, ISBN 3-927803-17-0, S. 19 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. a b Die Neue Gartenlaube. A. Scherl Nachfolger, 1900, S. 682 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  8. Weltkunst. Band 78, Ausgaben 4–6, „Kunst und Technik“ Verlags-GmbH, 2008, S. 99 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  9. Illustrirte Zeitung. Nummer 2987 vom 27. September 1900; (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  10. Zeitschrift für bildende Kunst. E. A. Seemann, 1908, S. 493 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  11. Sebastian Wemhoff: Städtische Geschichtskultur zwischen Kontinuität und Wandel. Das Beispiel Straßburg 1871 bis 1988 ( = Geschichtskultur und historisches Lernen. Band 18). Zugleich Dissertation 2014 an der Universität Münster, Berlin; Münster: LIT, [2019], S. 124, 347 u.ö.; (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  12. Centralblatt für die gesammte Unterrichts-Verwaltung in Preußen. Jahrgang 1904, S. 662.
  13. Kriegshefte der Süddeutschen Monatshefte. Band 14, Teil 1, Paul Nikolaus Cossmann, 1917, S. 383; (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  14. Gedenkfeier in der Dorotheenstadtkirche. In: Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins. Bände 30–34, 1913, S. 12 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).