Ernst Weitendorf

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Ernst Wilhelm Christian Friedrich Martin Weitendorf (* 12. März 1883 in Rostock; † 27. Juni 1975 ebenda) war ein deutscher Windjammer-Schiffskapitän und Kap Hoornier, der langjährig bei einer der ältesten Reedereien in Deutschland der F. A. Vinnen & Co. fuhr. Er war der erste Kapitän des einzigen Segelschulschiffes der DDR, der Schonerbrigg Wilhelm Pieck.

Herkunft und Seefahrt

Ernst Weitendorf wurde am 12. März 1883 in Rostock in einer Hafenarbeiterfamilie geboren. Von 1889 bis 1897 besuchte er die Volksschule bis zu seiner Konfirmation in Rostock. Von 1897 bis 1903 fuhr er als Schiffsjunge, Leicht- und Vollmatrose auf Rostocker und Hamburger Dampfern und Segelschiffen, darunter 1901 auf dem Rahschoner Forward rund um die Welt an allen Kontinenten vorbei und 1902 mit der Rostocker Bark Anny von England nach Afrika und Australien und zurück nach England. 1903 endete in London seine Fahrenszeit vor dem Mast. Danach besuchte er die Seefahrtschule Rostock und beendete sie 1904 mit Erfolg als Seesteuermann auf Großer Fahrt. Nach weiteren Fahrten auf der Hamburger Bark Antuca als Zweiter ging er wieder auf die Rostocker Schifferschule. Weitendorf erwarb dort 1907 das Patent zum Kapitän auf Großer Fahrt.

Von April 1907 bis März 1908 diente er als Einjährig-Freiwilliger bei der Kaiserlichen Marine auf dem Segelschulschiff Moltke. Nach der Entlassung von der Marine fuhr er von 1908 bis 1920 als Offizier auf Hamburger Segelschiffen wie der Bark Viganella (MDQK), der Viermastbark Wandsbek (RLTH)[1] und Herbert (RQNJ).[2] Weitendorf stieg trotz der aufziehenden Kriegsgefahr als 1. Offizier auf und es wurde seine letzte Kap-Hoorn-Rundung. Am 4. August 1914 erreichte die Herbert Iquique, wo sie die Nachricht über die Kriegserklärung gegen England erhielt. Mit Kriegsbeginn und infolge des Ersten Weltkrieges war Weitendorf sieben Jahre in Chile interniert. In den Jahren erkrankte sein Kapitän, kam ins Krankenhaus nach Valparaíso und kehrte nicht wieder zurück. Somit trug Weitendorf fortan die Verantwortung für das Schiff und die noch verbliebene Mannschaft.[3] Unter der Verhandlungsführung der Deutsche Segelschiff-Kontor GmbH wurde 1920 die Herbert nach der Rückführung nach Europa an die Entente ausgeliefert. Anfang 1921 kehrte er auf Umwegen mit dem Dampfer Santa Maria, erstmals durch den Panamakanal, nach Rotterdam und anschließend wieder nach Hause zu Frau und Kinder zurück.

Kapitän

Carl Vinnen 1922

Von 1924 an konnte er nach einer Bewerbung als Kapitän auf dem neuen Fünfmastschiff Carl Vinnen (QLNT) vorwiegend auf Südamerika-Fahrt gehen, so 1925 von Hamburg mit Stückgut nach Rio de Janeiro, wo er neue Order erhielt, unter Ballast nach Australien zu fahren und von dort mit einer Weizenfracht zurück nach Hamburg. 1926–1929 fanden weitere Südamerikafahrten statt, wobei ein Rekord Hamburg–Buenos in 36 Tagen aufgestellt werden konnte. Weitendorfs letzte Fahrt endete 1931 in Genua, wo er an den Kapitän der gerade nach Italien verkauften Susanne Vinnen (QLPT) übergeben musste.

Von 1933 bis 1936 war er Eigener und Kapitän eines Dampfers für die Küstenschifffahrt, der Elsa, die im November 1936 im Sturm vor Borkumriff sank. Das zweite Schiff, ein Neubau für die Ostseefahrt, ebenfalls Elsa genannt, konnte Weitendorf mit der aufziehenden Kriegsgefahr 1938 an die Lübeck-Linie verkaufen. Während des Zweiten Weltkriegs war er mehrere Jahre Bürgermeister in Prangendorf bei Rostock und leitete ab 1939 in Teterow ein Sägewerk.

Die Wilhelm Pieck 1951 auf der Ostsee

Im Juli 1951 wurde ein Kapitän für das zukünftige Segelschulschiff der jungen DDR gesucht. Weitendorf gab eine Zusage für drei Monate, nahm bereits bei der zweiten Probefahrt als Kapitän teil und blieb dann noch weitere vier Jahre. Am 2. August 1951 wurde die Schonerbrigg Wilhelm Pieck (DHWD) (heute: Greif) in Dienst gestellt. Als Namensgeber diente der damalige Präsident der DDR Wilhelm Pieck, der auch an der Jungfernfahrt teilnahm.[4] Sein Traum, nochmal den Atlantik zu befahren, erfüllte sich trotz der Ausbildungsfahrten auf der Ostsee nicht mehr.

Nach seiner Pensionierung engagierte sich Weitendorf in der Internationalen Bruderschaft der Kaphoorniers,[5] der er seit 1965 als Albatros angehörte. Auch nach dem endgültigen Abschied vom Seemannsberuf blieb er dem Werdegang der Wilhelm Pieck bis ins hohe Alter verbunden. Weitendorf wohnte in seinem Haus in Rostock-Gehlsdorf, in dem er am 27. Juni 1975 verstarb. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Alten Friedhof, heute ein Park, in Gehlsdorf.

Auszeichnungen

Literatur

  • Segelschulschiff »Wilhelm Pieck« Kapitäne berichten: Herausgeber Das Neue Berlin (2009), Horst Rickert
  • Aus dem Logbuch meines Lebens Die Abenteuer eines Segelschiffkapitäns: Herausgeber Hinstorff (1956), Ernst Weitendorf

Weblinks

Einzelnachweise