Ernst Wossidlo

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Ernst Wossidlo (* 3. November 1884 in Stettin; † 29. September 1973 in Rostock) war ein deutscher Baumeister und Bildhauer.[1]

Leben

Der Kaufmannssohn begann im Mai 1914 mit 29 Jahren ein Bildhauerstudium bei Balthasar Schmitt an der Akademie der Bildenden Künste München (Matrikelnummer 5419).[2] Weitere Studien führten ihn an die Kunstschule Charlottenburg und die Kunstakademie Dresden.[1]

Wossidlo war als Tierbildhauer aktiv. In den 1920er Jahren gab es in Dresden eine fruchtbringende Zusammenarbeit mit Curt Siegel. So entstanden mehrere Plastiken mit Menschen (Siegel) und Tieren (Wossidlo).[3] In Rostock schuf er mit Paul Wallat den Terrakottaschmuck für die Giebelflächen der neuerbauten Wohnhäuser im Komponistenviertel.[4] Im Januar 1944 wurde er stellvertretender Vorsitzender des Mecklenburgischen Künstlerbundes, dem Paul Wallat als einer der Begründer vorstand.[5]

Werke

Greif, 1930er, Rostock
  • Sportmädel, 1929, Terrakotta[1][6]
  • Sibirischer Tiger, 1934, Holz
  • Streitroß, 1935, Terrakotta
  • Delfinbrunnen, 1938, Rostocker Rosengarten
    Der umgangssprachlich auch „Verbotene Liebe“ genannte Brunnen – eine männliche Figur umarmte einen bzw. rang mit einem wasserspeienden Fisch, umgeben von sechs wasserspeienden Delphinen und Fischen – existiert seit den 1950er Jahren nur noch aus der Brunnenschale aus Kalkstein. Die Skulpturen des zur NS-Zeit aufgestellten Brunnens wurden in der neuen Zeit zerstört.[7]

Ein in der Rostocker Marienkirche befindliches Denkmal des Bildhauers Walter Rammelt für die im Ersten Weltkrieg Gefallenen der Gemeinde entsprach in der NS-Zeit nicht mehr dem Zeitgeschmack und sollte umgearbeitet werden. Bevor es dazu kam, wurde das Denkmal 1937 als „entartet“ eingestuft; mehrere Figuren wurden deshalb entfernt. Wossidlo sollte zeitgemäße Ergänzungen durchführen, allerdings kam es infolge Geldmangels der Gemeinde nicht mehr dazu.[8]

Neben Tierplastiken schuf er eine Bildnisbüste des mecklenburgischen Volkskundlers Richard Wossidlo. Mehrere Arbeiten Wossidlos sind im Besitz des Stadtmuseums und der Stadt Rostock.[1]

Weblinks

Fußnoten

  1. a b c d Grete Grewolls: Wer war wer in Mecklenburg und Vorpommern: Das Personenlexikon. Hinstorff Verlag, Rostock 2011, ISBN 978-3-356-01301-6 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. 05419 Ernst Wossidlo. In: Matrikeldatenbank. Akademie der Bildenden Künste München, abgerufen am 1. Juni 2020 (Digitalisat des Matrikelbuchs).
  3. Hommage für einen Loschwitzer Künstler – Kurt Siegel (1881–1950). (PDF; 2,1 MB) In: Elbhang-Kurier. März 2001, S. (6–)9, abgerufen am 1. Juni 2020.
  4. Das Komponistenviertel. In: Johann Gerdes, Susanne Breitzke, Anja Hawixbrock, Ina Brachmann: Sozialatlas der Hansestadt Rostock. Universität Rostock, Institut für Soziologie, März 1999, S. 22, Online als PDF; 3,2 MB (Memento vom 5. März 2016 im Internet Archive).
  5. Brigitte Hartel, Bernfried Lichtnau (Hrsg.): Architektur und bildende Kunst von 1933 bis 1945 (= Kunst im Ostseeraum: Greifswalder Kunsthistorische Studien. Band 2). P. Lang, 1997, ISBN 3-631-30618-0, S. 117 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. Zeitgenössische Mecklenburgische Maler, verbunden mit Franz-Bunke-Gedächtnisausstellung und Paul-Wallat-Geburtstagsausstellung. Museum am Alten Garten zu Schwerin (Mecklenburgisches Landesmuseum). Ausstellung vom 29. Oktober bis 19. November 1939. (Die drei Werke waren dort ausgestellt.)
  7. Bernfried Lichtnau (Hrsg.): Bildende Kunst in Mecklenburg und Pommern von 1880 bis 1950: Kunstprozesse zwischen Zentrum und Peripherie. Lukas Verlag, Berlin 2011, ISBN 978-3-86732-061-0, S. 409 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
    Vgl. auch Brunnen im Rosengarten, Rostocker Brunnen, Wasserspiele, Wasserläufe. Treffpunkt-Ostsee.de, abgerufen am 1. Juni 2020.
    Vgl. auch Der Brunnen „Verbotene Liebe“, Historische Rostocker Ansichten, mv-terra-incognita.de, abgerufen am 1. Juni 2020.
  8. Hans-Heinrich Schimler: Ein Ehrenmal in St. Marien zu Rostock – Restaurierungsarbeiten sicherten das Gedenkkreuz. In: mv-terra-incognita.de. 3. April 2013, abgerufen am 1. Juni 2020.