Erzbistum Ermland

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Erzbistum Ermland
Basisdaten
Staat Polen
Kirchenprovinz Ermland
Diözesanbischof Józef Górzyński
Weihbischof Janusz Ostrowski
Emeritierter Weihbischof Julian Wojtkowski
Generalvikar Edward Michoń
Fläche 12.000 km²
Pfarreien 262 (2020 / AP 2021)
Einwohner 705.480 (2020 / AP 2021)
Katholiken 689.300 (2020 / AP 2021)
Anteil 97,7 %
Diözesanpriester 435 (2020 / AP 2021)
Ordenspriester 111 (2020 / AP 2021)
Katholiken je Priester 1262
Ordensbrüder 113 (2020 / AP 2021)
Ordensschwestern 194 (2020 / AP 2021)
Ritus Römischer Ritus
Liturgiesprache Polnisch
Kathedrale Frauenburger Dom in Frombork
Konkathedrale St.-Jakobus-Kirche in Olsztyn
Website www.archwarmia.pl
Suffraganbistümer Bistum Elbląg
Bistum Ełk
Kirchenprovinz
Karte der Kirchenprovinz Ermland

Kirchenprovinz Ermland

Das 1992 zum Erzbistum erhobene Bistum Ermland (lateinisch Archidioecesis Varmiensis, polnisch Archidiecezja warmińska) ist eine katholische Diözese in der polnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren, auf dem Gebiet des ehemaligen Ostpreußen mit dem ehemaligen exemten Fürstbistum Ermland.

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Frauenburger Dom – Kathedrale Mariä Himmelfahrt und St. Andreas in Frombork
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Konkathedrale St. Jakobus in Olsztyn
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Burg Heilsberg, Residenz der Fürstbischöfe

Geschichte

Das Bistum Ermland wurde 1243 in Preußen, Teil des Deutschordenslandes, gegründet. Es unterstand etwa drei Jahrhunderte dem Erzbistum Riga. Im Spätmittelalter erlangten die Bischöfe von Ermland die weltliche Herrschaft über einen Teil ihrer Diözese und wurden damit zu Fürstbischöfen. Mit dem Untergang der Kirchenprovinz Riga durch die Reformation (1563) wurde das katholisch gebliebene Bistum Ermland exemt, das heißt, es unterstand keinem Erzbistum mehr. Die wenigen Katholiken in Sambien (Bistum Samland) unterstanden ebenfalls dem ermländischen Fürstbischof. Der Bischof führte den Titel eines Episcopus Varmiensis et Sambiensis (Bischof von Ermland und Samland) und eines Princeps Sacri Romani Imperii (Fürst des Heiligen Römischen Reiches).[1]

Nach der ersten polnischen Teilung behinderte der preußische Staat die Ausübung der kirchlichen Jurisdiktion über die wenigen Katholiken im Königreich Preußen nicht mehr. Kirchenrechtlich stand sie jedoch weiterhin den Hochmeistern des Deutschen Ordens in der Eigenschaft als „Administrator von Preußen“ zu, was einen theoretischen Anspruch widerspiegelte und an den praktischen Bedürfnissen der katholischen Seelsorge völlig vorbeiging. Die Bulle De salute animarum (1821) machte Ermlands Diözesangrenzen entlang der russischen Grenze deckungsgleich mit denen der Provinz Ostpreußen. Zur Nachbarprovinz Westpreußen gab es keine Deckungsgleichheit von Provinzial- und Diözesangrenzen. Während z. B. Elbing, Neuteich und Tolkemit politisch zu Westpreußen gehörten, katholischerseits jedoch zu Ermland, waren katholische Pfarreien in Teilen der ostpreußischen Kreise Mohrungen, Neidenburg und Osterode Teile des Bistums Culm. Die Exemtion des Bistums Ermland wurde bestätigt.

Historischer Sitz der ermländischen Bischöfe war bis 1945 der Dom Mariä Himmelfahrt und St. Andreas in Frauenburg, in dem Nikolaus Kopernikus als Domherr wirkte. Im Jahr 1909 hatte das Bistum Ermland 327.567 katholische Einwohner und etwa 2.000.000 evangelische. Im Jahr 1940 waren es 375.394 Katholiken und 2.084.241 Nichtkatholiken.

Nach den Veränderungen der ostpreußischen Grenzen 1920 (Inkrafttreten des Versailler Friedens) passte 1925 der Heilige Stuhl die Bistumsgrenzen so an, dass alle vorher culmischen katholischen Pfarreien im bei Deutschland verbliebenen Ostpreußen und im neu hinzugekommenen Regierungsbezirk Westpreußen zum Diözesangebiet gehörten, alle an Polen gekommenen Pfarreien schieden aus dem Diözesangebiet aus. Am 4. April 1926 schieden die seinerzeit vier katholischen memelländischen Pfarreien aus dem Diözesangebiet aus. Von 1926 bis 1991 bildeten die dortigen zuletzt 14 Pfarreien die Freie Prälatur Memel (Klaipėdos prelatūra).[2] So war das Diözesangebiet ab April 1926 bis Februar 1939 tatsächlich deckungsgleich mit der Provinz Ostpreußen.

Nach dem Preußenkonkordat von 1929 wurde das Bistum Ermland mit den neuen Diözesen Bistum Berlin und Freie Prälatur Schneidemühl 1930 Teil der neuen Ostdeutschen Kirchenprovinz unter Leitung des neu erhobenen Erzbistums Breslau. Ermlands Bischof Maximilian Kaller amtierte ab Juni 1939 bis zu seinem Tode als Apostolischer Administrator der Freien Prälatur Memel mit inzwischen acht katholischen Pfarreien, nachdem das Memelland im März 1939 an Ostpreußen rückgegliedert worden war.[2]

Ab Anfang 1945 flohen viele Einwohner vor der Eroberung durch die sowjetische Rote Armee. Bischof Kaller war am 7. Februar auf Anordnung der SS evakuiert worden.[3] Den von Kaller eingesetzten Generalvikar, Domdechant Aloys Marquardt (1891–1972), wiesen die polnischen Besatzer im Juli 1945 aus, noch vor Abschluss der Potsdamer Konferenz.[4] Am 28. Juli wählte das Domkapitel den Allensteiner Erzpriester Johannes Hanowski zum Kapitularvikar.[5]

Kaller kehrte aber – von Halle an der Saale kommend – in den ersten Augusttagen 1945 in seine Diözese zurück und übernahm von Hanowski wieder die Amtsgeschäfte.[5] Er ernannte je einen Generalvikar für das polnisch (Franciszek Borowiec) und das sowjetisch besetzte Diözesangebiet (Paul Hoppe; 1900–1988).[5][6] Mitte August drängte Primas August Hlond Kaller, die bischöfliche Jurisdiktion im polnisch besetzten Diözesangebiet, nicht aber das Bischofsamt, niederzulegen, was er auch tat.[5][7][8] Die Jurisdiktion im polnisch besetzten Diözesangebiet übernahm der Apostolische Administrator Teodor Bensch, ein aus Buk bei Posen gebürtiger Pole. Gleich nach diesem Verzicht wurde Kaller am 18. August 1945 in eine alliierte Besatzungszone Deutschlands vertrieben.[5] Die Ostdeutsche Kirchenprovinz blieb zwar bestehen, nur in den Gebieten westlich von Oder und Neiße lag die Jurisdiktion bei den jeweiligen Diözesaninhabern, östlich davon amtierten ab 1. September 1945 Apostolische Administratoren.

Situation nach dem Zweiten Weltkrieg

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Deutschsprachiges Gebet- und Gesangbuch für die Diözese Ermland

Nach Kallers Niederlassung in Westdeutschland ernannte Pius XII. ihn am 26. September 1946 zum Päpstlichen Sonderbeauftragten für die heimatvertriebenen Deutschen.[3]

Nach Kallers Tod am 7. Juli 1947 wählten inzwischen ebenfalls in alliierte Besatzungszonen vertriebene ermländische Domkapitulare am 11. Juli Arthur Kather (1883–1957; bis 1945 Propst der St.-Nikolai-Kirche zu Elbing) zum Kapitularvikar Ermlands, wie bei Sedisvakanz vom kanonischen Recht vorgesehen.[9] Der Heilige Stuhl erkannte diese Wahl an, so dass Kather fortan Ermland auf der Fuldaer Bischofskonferenz vertrat.[8]

Nach Kathers Tod wählte das Domkapitel am 29. Juli 1957 Generalvikar Paul Hoppe zum Kapitularvikar, der 1947 aus dem sowjetisch besetzten Diözesangebiet vertrieben worden war.[6] Hoppe vertrat dann Ermland in der Fuldaer Bischofskonferenz, bis Papst Paul VI. am 28. Juni 1972 die Sedisvakanz beendete und Józef Drzazga zum neuen Bischof ernannte. Dabei wurden die Bistumsgrenzen neu umschrieben, das sowjetisch annektierte Diözesangebiet gehörte nicht weiter zum Bistum. Das Bistum blieb nicht weiter Suffragan Breslaus, sondern wurde nunmehr Teil der Kirchenprovinz Warschau. Die Ostdeutsche Kirchenprovinz wurde aufgehoben, das deutsche Erzdiözesangebiet Breslaus wurde die Apostolische Administratur Görlitz, das deutsche Diözesangebiet Berlins exemt. Hoppe übernahm ab 1972 die neu geschaffene Funktion eines „Apostolischen Visitators für die ermländischen Diözesanen in Deutschland“, die bis 2011 bestand.[6]

Heute

Das unter polnischer Verwaltung stehende Bistum Warmia wurde 1972 durch Papst Paul VI. mit der Apostolischen Konstitution Episcoporum Poloniae coetus neu umschrieben.[10] Am 25. März 1992 wurde das Bistum durch Papst Johannes Paul II. mit der Apostolischen Konstitution Totus Tuus Poloniae Populus zum Erzbistum erhoben.[11]

Der Bischof residiert nicht mehr wie zuvor in Frauenburg, sondern jetzt in Olsztyn (Allenstein). Suffragandiözesen sind das ebenfalls neu errichtete Bistum Elbląg (Elbing) und das Bistum Ełk (Lyck).

Derzeitiger Erzbischof ist Józef Górzyński; Weihbischof ist Janusz Ostrowski. Emeriti sind Edmund Piszcz und Julian Andrzej Wojtkowski.

Auflösung der Visitatur Ermland

Die Deutsche Bischofskonferenz beschloss 2011, die Aufgaben der Visitatoren für die Seelsorge an den Heimatvertriebenen, Aussiedlern und deren Nachkommen bis Ende 2016 in die Verantwortung von (möglichst kirchlich anerkannten) Vereinen zu legen.[12] Visitator Lothar Schlegel, der seit 2010 für die Herkunftsgebiete Danzig und die Freie Prälatur Schneidemühl zuständig war, wurde zum 4. Oktober 2011 altersbedingt in den Ruhestand von seinem Amt entpflichtet.[13] Die Deutsche Bischofskonferenz hat 2012 zudem beschlossen, ausgeschiedene Visitatoren nicht neu zu ernennen. Seit April 2012 werden die Zuschüsse der Deutschen Bischofskonferenz für die Seelsorge an den Ermländern in Deutschland nicht mehr gezahlt.[14]

Bereits am 17. November 2012 hat die Ermländervertretung den Verein Ermlandfamilie gegründet.[15] Der eingetragene und gemeinnützige Verein[16] hat die Aufgaben der Visitatur im November 2013 übernommen.[17] In der Seelsorge wird der Verein maßgeblich vom Ermländischen Konsistorium und den anderen ermländischen Priestern unterstützt. Künftig soll ein vom Ermlandfamilie e. V. vorgeschlagener und von der Deutschen Bischofskonferenz ernannter Präses die Arbeit begleiten.[18] Seit der Ausgabe Sommer 2013 wird die zuvor vom Visitator herausgegebene Quartalszeitschrift Ermlandbriefe vom Ermlandfamilie e. V. verantwortet.[19]

Siehe auch

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Entwicklung der Mitgliederzahlen

Weblinks

Commons: Erzbistum Ermland – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Anton Eichhorn: Die Weihbischöfe Ermlands. In: Zeitschrift für die Geschichte und Altertumskunde Ermlands. Band 3, Jahrgang 1864–1866, Braunsberg 1866, S. 139–165.
  • Erwin Gatz: Akten zur preussischen Kirchenpolitik in den Bistümern Gnesen-Posen, Kulm und Ermland. 1885–1914. Aus dem politischen Archiv des Auswärtigen Amtes. Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz 1977, ISBN 3-7867-0591-7 (Veröffentlichungen der Kommission für Zeitgeschichte, Reihe A, Quellen 21).
  • Adam S. Ornatek: Die ermländischen Diözesansynoden 1922 und 1932. Selbstverlag des Historischen Vereins für Ermland, Münster 2001 (Zeitschrift für die Geschichte und Altertumskunde Ermlands, Beiheft 15, ISSN 0342-3387; zugleich: Warschau, Akad. für Kath. Theologie, Diss., 1998).
  • Gerhard Reifferscheid: Das Bistum Ermland und das Dritte Reich. Böhlau, Köln u. a. 1975, ISBN 3-412-10874-X (Zeitschrift für die Geschichte und Altertumskunde Ermlands, Beiheft 1; Bonner Beiträge zur Kirchengeschichte 7; zugleich: Bonn, Univ., Diss., 1972).
  • Ernst Manfred Wermter: Geschichte der Diözese und des Hochstifts Ermland – Ein Überblick. 2. durchgesehene und ergänzte Auflage. Selbstverlag des Historischen Vereins für Ermland, Münster 1977, DNB 780568885.
  • Henryk Żochowski: Die Seelsorge im Ermland unter Bischof Christoph Andreas Johann Szembek 1724–1740. Selbstverlag des Historischen Vereins für Ermland, Münster 1993 (Zeitschrift für die Geschichte und Altertumskunde Ermlands, Beiheft 11, ISSN 0342-3387).

Einzelnachweise

  1. Vgl. die Titulatur des Fürstbischofs Christoph Andreas Johann Szembek auf dem Titelblatt einer Sammlung von Synodalbeschlüssen aus dem Jahr 1726.
  2. a b Eintrag zu Territorial Prelature of Klaipeda / Territorialis Praelatura Klaipedensis auf catholic-hierarchy.org; abgerufen am 18. Juli 2016.
  3. a b Cf. Bischof Maximilian Kaller, auf: visitator-ermland.de, Apostolischer Visitator Ermland, Webseite des Apostolischen Visitators für die ermländischen Diözesanen in Deutschland.
  4. Jerzy Pietrzak: Działalność kard. Augusta Hlonda jako wysłannika papieskiego na Ziemiach Odzyskanych w 1945 r. (Memento vom 18. Juli 2011 im Internet Archive). Kapitel Początki polskiego duszpasterstwa na ziemiach zachodnich.
  5. a b c d e Jerzy Pietrzak: Działalność kard. Augusta Hlonda jako wysłannika papieskiego na ziemiach odzyskanych w 1945 r. (Memento vom 18. Juli 2011 im Internet Archive). Kapitel Rezygnacja niemieckich hierarchów z jurysdykcji.
  6. a b c Vgl. Paul Hoppe, auf: visitator-ermland.de, Apostolischer Visitator Ermland, Webseite des Apostolischen Visitators für die ermländischen Diözesanen in Deutschland.
  7. Andreas Kossert: Ostpreußen: Geschichte und Mythos, München: Siedler, 2005, ISBN 3-88680-808-4, S. 359.
  8. a b Hans Preuschoff: Seit 1945 fährt das Ermland zweigleisig. In: Ermlandbriefe. 1981, Weihnachts-Ausg., eine Version ist online unter Kreisgemeinschaft Braunsberg (Ostpreußen) e. V. (Memento vom 20. März 2012 im Internet Archive) abgerufen am 9. April 2018.
  9. Vgl. Arthur Kather, auf: visitator-ermland.de, Apostolischer Visitator Ermland, Webseite des Apostolischen Visitators für die ermländischen Diözesanen in Deutschland.
  10. Paulus Episcopus servus servorum Dei ad perpetuam rei memoriam: Constitutio Apostolica Vratislaviensis – Berolinensis et aliarium, Acta Apostolicae Sedis 64 (1972), n. 10, S. 657f.
  11. Ioannes Paulus II: Const. Apost. Totus Tuus Poloniae populus, AAS 84 (1992), n. 3, S. 1099–1112.
  12. Ermlandbriefe, Sommer 2013, Titelseite
  13. unter „Bischöfe, Visitatoren, Administratoren“ / Rechtsnachfolger in Deutschland. (Nicht mehr online verfügbar.) visitator-ermland.de, archiviert vom Original am 5. August 2006; abgerufen am 6. Januar 2017.
  14. Ermlandbriefe, Sommer 2013, Titelseite; Ermlandbriefe, Weihnachten 2013, Seite 12, DOD Deutscher Ostdienst, Nachrichtenmagazin des Bundes der Vertriebenen, Nr. 11/2013, Seite 7
  15. Ermlandbriefe, Weihnachten 2012
  16. Ermlandbriefe, Weihnachten 2013, S. 12 und Impressum S. 28.
  17. DOD Deutscher Ostdienst, Nachrichtenmagazin des Bundes der Vertriebenen, Nr. 11/2013, S. 7.
  18. Ermlandbriefe, Sommer 2013, Titelseite und Ermlandbriefe, Weihnachten 2013, S. 12.
  19. Ermlandbriefe, Sommer 2013, Titelseite und Impressum auf S. 28.