Karl Ludwig von Österreich
Karl Ludwig von Österreich (* 30. Juli 1833 in Schloss Schönbrunn, damals in einem Vorort von Wien; † 19. Mai 1896 ebenda) war ein Habsburger Erzherzog und der zweitjüngere Bruder Kaiser Franz Josephs von Österreich.
Leben
Karl Ludwig war der dritte von vier Söhnen Erzherzog Franz Karls (1802–1878) und Prinzessin Sophies von Bayern (1805–1872) – das waren in der Reihenfolge ihres Alters Kaiser Franz Joseph, Erzherzog Ferdinand Maximilian, der spätere Kaiser von Mexiko, Erzherzog Karl Ludwig und Erzherzog Ludwig Victor. Die einzige Schwester Maria Anna starb im Kindesalter. Karl Ludwig war der geborene Familienmensch, der seine Eltern und seine Geschwister liebte, wie man auch dem von ihm geführten Tagebuch seiner Kindheit entnehmen kann. Unumstrittener Mittelpunkt der Familie war die geliebte Mama, die im Unterschied zu den meisten ihrer Standesgenossen die Erziehung ihrer Kinder selbst leitete und ihren Tagesplan nach dem ihrer Kinder einteilte.[1]
Aus seiner zweiten Ehe mit Prinzessin Maria Annunziata von Bourbon-Sizilien, mit der er vier Kinder hatte, stammen der spätere Erzherzog-Thronfolger Franz Ferdinand (1914 in Sarajewo ermordet) und Erzherzog Otto Franz Joseph, der Vater des letzten Kaisers von Österreich, Karl I.
Karl Ludwig hatte seit seiner Jugend mehrere politische Funktionen inne, darunter das des k.k. Statthalters in Tirol, wozu ihn Kaiser Franz Joseph 1855 ernannt hatte. Durch das Erscheinen des Oktoberdiploms wurden den Völkern Österreichs 1860 die Freiheiten eines Verfassungsstaates gewährt, andererseits aber auch den Kronländern ein Teil ihrer Selbständigkeit genommen. Die Statthalter gerieten in völlige Abhängigkeit unter das dem Reichsrat verantwortliche Ministerium. Mit der Errichtung eines konstitutionellen Staates war es nunmehr unvereinbar, dass ein Mitglied der regierenden Habsburger das Amt eines Statthalters bekleidete und dadurch einem Minister unterstand. Das hatte logischerweise den Rückzug Karl Ludwigs von diesem Posten zur Folge.[2]
Er interessierte sich wie sein jüngster Bruder Ludwig Viktor, dem er auch persönlich nahestand, sehr für Kunst und Theater und stand vielen Künstlervereinigungen als Protektor vor. Für seinen Bruder Kaiser Franz Joseph gab er aus Anlass von hohen Staatsbesuchen, aber auch für die Familie und Freunde, häufig Bälle und Benefizveranstaltungen. Nach dem Tod Kronprinz Rudolfs im Jahr 1889 wurde er Thronfolger der österreichisch-ungarischen Monarchie, nach seinem Tod ging der Titel an seinen ältesten Sohn Franz Ferdinand über, der aber auch nicht Kaiser wurde, sondern erst Karl, der Enkel Karl Ludwigs und Neffe des Erzherzog-Thronfolgers.
Karl Ludwig war wie alle Mitglieder der Kaiserfamilie sehr gläubig, was ihn letztlich sogar das Leben kostete. Als er bei einer Reise nach Ägypten und Palästina als tiefgläubiger Katholik Jordanwasser trank, das verschmutzt war, starb er nach einigen Monaten schweren Leidens an den Folgen einer Infektion.
Ehen und Nachkommen
Erste Ehe, 1856: Prinzessin Margarete von Sachsen (1840–1858), Tochter König Johanns I von Sachsen und Prinzessin Amalies von Bayern
Zweite Ehe, 1862: Prinzessin Maria Annunziata (1842–1871), Tochter König Ferdinands II beider Sizilien aus dessen zweiter Ehe mit Erzherzogin Therese von Österreich
- Erzherzog Franz Ferdinand (1863–1914) ⚭ 1900 Gräfin Sophie Josephine Albina, Tochter von Graf Bohuslaw Chotek-Chotkova und Wognin und dessen Ehefrau Gräfin Wilhelmine Kinsky von Wchinitz und Tettau
- Erzherzog Otto Franz Joseph (1865–1906) ⚭ 1886 Prinzessin Maria Josepha, Tochter König Georgs von Sachsen und dessen Ehefrau Infantin Maria Anna von Portugal
- Erzherzog Ferdinand Carl Ludwig (1868–1915), (später: Ferdinand Burg) ⚭ 1909 Berta Czuber, Tochter des Universitätsprofessors Emanuel Czuber
- Erzherzogin Margarete Sophie (1870–1902) ⚭ 1893 Herzog Albrecht von Württemberg, Sohn Herzog Philipps von Württemberg und dessen Ehefrau Erzherzogin Marie Theresia von Österreich
Dritte Ehe, 1873: Prinzessin Maria Theresa von Braganza[3] (1855–1944), Tochter Herzog Miguels I/Michaels I von Braganza und Prinzessin Elisabeths von Thurn und Taxis
- Erzherzogin Maria Annunziata (1876–1961), Äbtissin in Prag
- Erzherzogin Elisabeth Amalie (1878–1960) ⚭ 1903 Prinz Alois, Sohn Prinz Alfreds von und zu Liechtenstein und dessen Ehefrau Prinzessin Henriette von Liechtenstein
Vorfahren
Populärkultur
Im Film Sissi (1955) wird Karl Ludwig von Peter Weck verkörpert und als Verehrer der jungen „Sissi“ dargestellt.
Siehe auch
Literatur
- Karl Ludwig Joseph Maria Erzhg. von Österr.. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 3, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1965, S. 240.
- Constantin von Wurzbach: Habsburg, Karl Ludwig. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 6. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1860, S. 395–397 (Digitalisat).
- Oscar Criste: Karl Ludwig. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 51, Duncker & Humblot, Leipzig 1906, S. 53–56.
- Gabriele Praschl-Bichler: Kaiserliche Kindheit. Aus dem aufgefundenen Tagebuch Erzherzog Carl Ludwigs, eines Bruders von Kaiser Franz Joseph. Wien, München 1997.
- Alfred von Lindheim: Erzherzog Carl Ludwig 1833–1896. Ein Lebensbild. Wien 1897.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Gabriele Praschl-Bichler: Kaiserliche Kindheit. Aus dem aufgefundenen Tagebuch Erzherzog Carl Ludwigs, eines Bruders von Kaiser Franz Joseph. Wien, München 1997.
- ↑ Alfred von Lindheim: Erzherzog Carl Ludwig 1833–1896. Ein Lebensbild. Wien 1897, S. 91.
- ↑ Prinz Wilhelm Karl von Isenburg: Stammtafeln zur Geschichte der europäischen Staaten. Band 2. Berlin 1936.
Personendaten | |
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NAME | Karl Ludwig von Österreich |
ALTERNATIVNAMEN | Karl Ludwig Joseph Maria von Österreich (vollständiger Name); Carl Ludwig von Österreich |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Erzherzog und Thronfolger |
GEBURTSDATUM | 30. Juli 1833 |
GEBURTSORT | Wien-Schönbrunn |
STERBEDATUM | 19. Mai 1896 |
STERBEORT | Wien-Schönbrunn |