Eve teasing
Mit dem Euphemismus Eve teasing (englisch Eva necken) wird in Indien, Pakistan, Bangladesch und Nepal die sexuelle Belästigung von Frauen auf öffentlichen Plätzen bezeichnet. 1998 wurde der New Delhi Prohibition of Eve Teasing Act verabschiedet, wodurch die sexuelle Belästigung erstmals eine Begriffsbestimmung erfuhr. Einen eigenen Straftatbestand stellt Eve teasing in Indien nicht dar.[1]
Vorgehen
Eve-teasing reicht von anzüglichen Andeutungen, über Grapschen bis zu Drohung.[2] Weiterhin fallen Handlungen wie das Nachpfeifen und unerwünschte Berührungen darunter.[3][4] Täter sind Einzelpersonen sowie Gruppen.[5] Zeitweise wurde insbesondere in Indien auch Stalking darunter einbezogen, was erst spät ein eigener Straftatbestand wurde.[1] Einige Fälle steigerten sich bis in Vergewaltigung und Mord.[1]
Entwicklung und Gegenmaßnahmen
Erste Versuche, das Problem auf juristischem Wege in den Griff zu bekommen, fanden keine Resonanz, obwohl das Phänomen seit den 1970er Jahren bekannt ist. Eine erste gesetzliche Regelung (und juristische Definition) fand 1984 seitens der Provinzregierung von New Delhi statt.[1]
1990 forderte eine Gruppe von Angestellten eine Mitfahrerin während der Busfahrt auf, entweder auszusteigen oder vergewaltigt zu werden.[6] Nach dem Tod Sarika Shahs aufgrund eines Angriffs verkündete die Regierung des indischen Bundesstaates Tamil Nadu 1998 die Tamil Nadu Prohibition of Eve-teasing Ordinance.
Der Großraum Delhi ist eine besonders stark betroffene Region.[7][8] Dem Problem wurde auch im Vorfeld der Commonwealth Games 2010 in Delhi versucht beizukommen, da man eine negative Wirkung auf ausländische Gäste befürchtete.[9] In Bombay wurden unter anderem spezielle Zugabteile für Frauen eingerichtet. Die Anzahl von (auch allein) reisenden Frauen hat sich seit 1995 verdoppelt.[10] Entsprechende Ladies Special-Abteile sind seither in vielen Regionalzügen Indiens wie auch in der Metro von Delhi eingerichtet worden.[11]
Besonders extreme Ausschreitungen, so die Gruppenvergewaltigung in Delhi 2012, machten weltweit Schlagzeilen und lösten in Indien Großdemonstrationen und Proteste und verschiedene Ansätze zu Gegenmaßnahmen aus. Dabei hatten Fahrgäste und Fahrer eines Busses ein mitfahrendes Paar zusammengeschlagen und die Frau vor den Augen ihres Freundes brutal mehrfach vergewaltigt. Die Tat wurde auch zum Anlass genommen, den Euphemismus durch einen zutreffenderen Begriff zu ersetzen.[12] Bekannt wurde auch der Fall einer TV-Reporterin, die vor dem Krankenhaus von dem Geschehen berichten wollte, und dabei selbst von drei Männern aus einem Auto heraus belästigt wurde.[13]
NGOs gegen das Eve teasing sind unter anderem Nirbhaya Karnataka („Furchtlose Karnataka“), bei der unter anderem das Blank Noise Project in Bangalore mit engagiert ist.[14] Entsprechende Aktionen gibt es auch in Mumbai.[15]
Siehe auch
Literatur
- Shobha Saxena:Crimes Against Women and Protective Laws.Deep & Deep Publications, 1995 (englisch).
- Alison M. Thomas, Celia Kitzinger:Sexual Harassment: Contemporary Feminist Perspectives.Open University Press, 1997, ISBN 0-335-19580-6 (englisch).
- Clare Brant, Yun Lee Too:Rethinking Sexual Harassment.Pluto Press, 1994, ISBN 0-7453-0838-4,Sexual Harassment In India: A Case Study of Eve-Teasing in Historical Perspective, S. 200 (englisch).
Weblinks
- B. Jyoti Kiran: Eveteasing In India And Tortious Liabilities. LegalServiceIndia.com.
Einzelnachweise
- ↑ a b c d Vgl. K. Jaishankar, Megha Desai und P. Mahava Soma Sundaram: A survey of stalking victims in India. In: Natti Ronel (Hrsg.): Trends and Issues in Victimology. Cambridge Scholars, Newcastle 2008, ISBN 1-4438-0069-4, S. 284.
- ↑ Vgl. Carol E. Henderson: Culture and Customs of India. Greenwood, London 2002, S. 127.
- ↑ Vgl. Jyoti Puri: Woman, Body, Desire in Post-Colonial India. Narratives of Gender and Sexuality. Routledge, London 1999, ISBN 0-203-90662-4, S. 81.
- ↑ Vgl. Sheila Mitra-Sarkar und P. Partheeban: Abandon all hope, Ye who enter here. Understanding the Problem of „Eve Teasing“ in Chennai, India. In: Women’s Issues in Transportation. Summary of the 4th International Conference Bd. 2, ISBN 978-0-309-16083-4, S. 75.
- ↑ Vgl. K. Jaishankar and Debarati Halder: Cyper Bullying Among School Students in India. In: K. Jaishankar (Hrsg.) Cyper Bullying Among School Students in India. Cambridge Scholars, Newcastle 2009, ISBN 1-4438-0198-4, S. 594.
- ↑ Vgl. Sheila Mitra-Sarkar und P. Partheeban: Abandon all hope, Ye who enter here. Understanding the Problem of „Eve Teasing“ in Chennai, India. In: Women’s Issues in Transportation. Summary of the 4th International Conference Bd. 2, ISBN 978-0-309-16083-4, S. 75.
- ↑ Elizabeth Chatterjee: Delhi: Mostly Harmless: One woman’s vision of the city. Random House India, 2013, ISBN 978-81-8400-510-3 (Google Books [abgerufen am 21. Januar 2016]).
- ↑ National Crime Records Bureau, India (Memento vom 8. Januar 2013 im Webarchiv archive.today)
- ↑ Ketaki Gokhale: Delhi Versus 'Eve Teasers': a Race Against Time. In: The Wall Street Journal, 14. September 2009.
- ↑ Mumbai’s Ladies Special train leaves the commuter sex pests behind. In: Times Online, 14. Oktober 2009.
- ↑ Women get exclusive coach in Delhi Metro. In: Hindustan Times, HT Media Limited, 2. Oktober 2010. Archiviert vom Original am 16. Dezember 2014 Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. . Abgerufen am 9. Februar 2015.
- ↑ Nidhi Dutt BBC News, Mumbai: Eve teasing in India: Assault or harassment by another name. In: BBC News. Abgerufen am 21. Januar 2016.
- ↑ Headlines Today reporter faces eve-teasing while reporting on Delhi gangrape case : North, News – India Today. In: indiatoday.intoday.in. Abgerufen am 21. Januar 2016.
- ↑ Not just eve-teasing!. In: Deccan Herald, 7. März 2009. Archiviert vom Original am 9. Februar 2015 Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. .
- ↑ Join the fight against eve teasing in Mumbai. In: www.rediff.com. Abgerufen am 21. Januar 2016.