Evelyn Richter

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Evelyn Richter (* 31. Januar 1930 in Bautzen; † 10. Oktober 2021 in Dresden) war eine deutsche Fotografin.

Leben

Evelyn Richters Vater besaß ein Sägewerk in Neukirch (Lausitz).[1] Um sie vor der NS-Ideologie zu schützen, schickten die Eltern sie auf eine Schule der Herrnhuter Brüdergemeine.[2] Nach einer Ausbildung als Fotografin in Dresden bei Franz Fiedler und Pan Walther von 1948 bis 1951 arbeitete Evelyn Richter als Laborantin bei den Vereinigten Gewerbestätten Dresden und als Fotografin an der TU Dresden. 1953 begann sie ihr Studium der Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig (HGB) bei Johannes Widmann, Professor des Instituts für Fotografik. 1955 wurde sie exmatrikuliert, den Hochschulfunktionären waren ihre Kommilitonen-Porträts zu defätistisch. Fortan arbeitete sie bis 1980 freischaffend als Werbe- und Theaterfotografin sowie Bildredakteurin für Messen.[3]

Sie lehrte ab 1981 an der Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB) in Leipzig,[4] wo sie von 1991 bis 2001 eine Ehrenprofessur innehatte. Von 1990 bis 1991 nahm sie auch einen Lehrauftrag für Fotografie an der Fachhochschule Bielefeld wahr. 1992 wurde Evelyn Richter mit dem Kulturpreis der Deutschen Gesellschaft für Photographie und am 18. März 2006 mit dem Kunstpreis der Landeshauptstadt Dresden geehrt. Das Leonhardi-Museum in Dresden zeigte Anfang 2010 eine Ausstellung anlässlich ihres 80. Geburtstags.

Im Museum der bildenden Künste Leipzig ist seit 2009 das Evelyn-Richter-Archiv beheimatet. Es enthält das im Sommer 2009 von der Ostdeutschen Sparkassenstiftung erworbene Hauptwerk der Fotografin. Insgesamt wird ihre künstlerische Tätigkeit anhand von über 730 Fotografien dokumentiert, fast nur in schwarz-weiß.

Zuletzt arbeitete sie in Neukirch (Lausitz).[5] Ihre letzten Fotografien entstanden 2012.[5] Sie lebte seit einem Schlaganfall in einem Pflegeheim in Dresden.[6] Zum 90. Geburtstag zeigte das Albertinum in Dresden ihr Lebenswerk. Am 10. Oktober 2021 starb Evelyn Richter im Alter von 91 Jahren[5] in Dresden.

Ausstellungen (Auswahl)

Auszeichnung

Als erste Preisträgerin erhielt Evelyn Richter 2020 den von der Stadt Düsseldorf alle zwei Jahre für ein Lebenswerk ausgelobten Bernd-und-Hilla-Becher-Preis mit 15.000 Euro.[9]

Literatur

  • Anke Scharnhorst: Richter, Evelyn. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 2. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
  • Evelyn Richter. In: Dietmar Eisold (Hrsg.): Lexikon Künstler der DDR. Neues Leben, Berlin 2010, ISBN 978-3-355-01761-9, S. 762.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Franziska Springer: Jörges Erben. SZ-Online, 6. Juni 2019, abgerufen am 13. Oktober 2021.
  2. Freddy Langer: Die doppelte Verneinerin. In: www.faz.net. 30. Januar 2020, abgerufen am 31. Januar 2020.
  3. Süddeutsche Zeitung: Chronistin der DDR: Evelyn Richter ist tot. Abgerufen am 16. November 2021.
  4. Rein in die Dunkelkammer! - Porträt Evelyn Richter in Kreuzer-Leipzig
  5. a b c Evelyn Richter: Fotografin des DDR-Alltagslebens ist tot. In: Der Spiegel. 12. Oktober 2021, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 12. Oktober 2021]).
  6. Klassiker aus der Jungzeit. SZ-Online, 18. Januar 2018, abgerufen am 14. August 2019. (archivierte Version)
  7. Kunst kommt nicht von Künstlichkeit in FAZ vom 1. August 2016, Seite 15.
  8. Focus Evelyn Richter. Staatliche Kunstsammlungen Dresden, abgerufen am 25. Januar 2020.
  9. Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 4. April 2020, S. 13.